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Diese« Blatt erscheint täglich Lbrnd« »ad ist d»rch alle Post- ankalten de« 3a- »ad Au«lande« j» btjiehen. Dresdner Journal. Pre,« f-r da« Biertelladr Thlr. Zaser1ion«aeb»b. reu für den Raum einer gespaUrnr» Zeile » Vf. Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redigirt von Karl Biedermaua. Anzeigen aller Art für da- Abends erscheinende Blatt werden bi- 14 Uhr Mittag- angenommen. Inhalt. Bedenkliche Anzeichen aus Sachsen. — Die sächsische Link« in Frankfurt. — Lagesgeschichte: Dresden: Absendung dreier Aerzte nach Berlin; die Privatwaldungen Sachsens. Chemnitz: Lurnvereio. Zschopau: Feuersbrunst; Rückkunft des Abgeordneten Metzler aus Frankfurt. Aus dem Doigtlande: Die Einkommensteuer. Berlin. AuS SchleSwig-Hvlstein. Frankfurt. München. Wien. Oraricza im Banat. Lombardei. Rom. Neapel. Schweiz. Paris. — Feuilleton. — Eingesendetes. — GefchLftSkerlender. — OrtSkaleoder. — Angckommene Reisende. Bedenkliche Anzeichen aus Sachsen. Frankfurt, den 26.August 1848. Die Abberufung Todt's von hier und seine Ersetzung durch den Geh. RegierungSrath Ko hl schütter aus Dresden hat unter den bisherigen Kollegen Todt's und unter den sächsischen Abgeord neten zur Nationalversammlung große Verwunderung erregt. Man glaubt darin das Anzeichen eines bedenklichen Meinungswechsels auf Seiten des sächsischen Ministeriums zu finden, einen Rückschritt von der seit den Märztagen verfolgten rückhaltlosen Volks- und Einheitspolitik zu einer der alten bureaukratischen und diplomatischen sich annähernden. Als die sächsische Regierung ihren früher» BundestagSgesantzten, v. Nostitz, zurückberief und sich durch den ehemaligen Führer der ständischen Opposition am Bunde vertreten ließ, da erkannte man hierin das aufrichtige Bestreben, den Strömungen der neuen über Deutschland aufgegangenen Zeit sich völlig hinzugeben, das offene Zugeständniß der Souveränetät der Nation, die durch ihr Organ, das Vorparlament, eine solche frei sinnigere Vertretung gefordert hatte. Und jetzt, gerade in dem Augenblicke, wo es gilt, das Verhältniß der Einzelregierungen zur Eentralgewalt festzustellen, wo von mehrer» Seiten her dieses Ver hältniß in einer mit der Einheit Deutschlands und der Souveränetät der Nation miverträglichen Weise aufgefaßt wird, wo Preußen als Bevollmächtigten einen Mann hierhersendet, von dem bekannt ist, daß er das schöne Wort: „Preußen solle in Deutschland aufgehen" in sehr eigenthümltcher Weise versteht, wo Baiern zögert und dem Vernehmen nach seinen früher» durchaus freisinnigen Gesandten Herrn v. Closen nicht wieder senden will, — in diesem Augenblicke beruft die sächsische Regierung den Mann wieder ab, den sie früher, zum Aeugniß und Unterpfand ihrer volksthümlichen Richtung hierher entsandte und giebt ihm zum Nachfolger einen Mann, der, wie tüchtig er auch sein mag, doch unmöglich als Vertreter und Produkt der neuen Zeit angesehen werden kann, da er ein Beamter aus der ulten Schule ist, aufgezogen in dem alten bureaukratischen Systeme, gehegt und befördert von dem alten Regimente Falkenftein u.Kons.— Kohlschütter galt zwar als einer der verhältnißmäßig freisinnigen Beamten im Ministerium Falkenstein, allein diese verhältnißmäßige Freisinnigkeit stand doch immer auf dem Boden des alten Systems, vertrug sich mit dem alten Systeme, hat sich niemals, so viel bekannt, in principielle Opposition mit jenem Systeme gesetzt. So freisinnig wie Kohlschütter war ungefähr auch Herr v. Nostitz, und doch fand man für nöthig, diesen durch einen andern der neuen Richtung offenkundig angehörenden Mann zu ersetzen. WaS hat sich denn seitdem geändert, daß man diese Nothwendigkeit jetzt nicht mehr fühlt? Hält man eS dermalen für gleichgiltiger als früher, ob Sachsen in Frankfurt in aufrichtig freisinnigem, Volksthümlichem und nationalem Ginne vertreten sei oder nicht? Ich glaube, niemals war DieS weniger gleichgiltig als eben jetzt; denn der alte Bundestag that ja doch weiter Nichts, als was das Vorparlament, der Fünfzigerau-fchuß und die Nationalversammlung wollte und beschloß und ein Wider stand einzelner Gesandter gegen diese Richtung wäre ohnehin wirkungslos gewesen. Die Bevollmächtigten der Einzelregierungen bei der Centralgewalt dagegen werden weit eher in dem Falle sein, zwischen der Souveränetät der Einzelregierungen und derjenigen der Centralregierung die feine Grenze ziehen zu müssen, und da kommt es gar sehr darauf an, ob sie Dies mit aufrichtiger Hingebung an die Einheit des Bundesstaats und die Stärke der Bundesregierung oder mit allerlei Hintergedanken für die Eigenwilligkeit der Einzelstaaten, ob sie eS im Sinn und Geist der neuen Bewegung oder aber von dem alten dynastisch bureaukratischen Standpunkte aus thun Am Erklärung dieses Personenwechsel- kann nur etwa Da dienen, daß, dem Vernehmen nach, Todt zu wichtigen Gesetz gebungsarbeiten im Ministerium des Innern zugezogen werden soll, und daß Kohlschütter, als bisheriger Rath in der gewerblichen Abteilung des Ministeriums vielleicht zugleich die Bestimmung hat, bei den bevorstehenden Verhandlungen der Nationalversammlung über die allgemeinen deutschen Gewerbeverhältnisse die Interessen deS sächsischen Gewerbewesens zu wahren und einschlagende Auskünfte über die dortigen Lckalverhältnisse zu vermitteln. Wir wollen gern diese ErklärungSgründe, die einzigen, die wir ausfindig machen können, alS wahr annehmen, da eS uns zu schmerzlich sein würde, ein Ministerium, welches die Märzbewegung ans Ruder gebracht hat, schon nach wenigen Monaten wieder aus der vollen Strömung dieses Bewegung ausbiegen und in eine Bahn einlenken zu sehen, ' deren weiterer Verfolg das Volk leicht zu dem unhaltbaren Stand punkte des alten Systems zurückführen möchte. Leider ist der erwähnte Vorgang nicht der einzige, der an der fortdauernden entschiedenen FortschrittSpolitik der sächsischen Regierung irre machen könnte. In unglücklichem zeitlichem Zu sammenhänge steht damit der Eintritt deS Generalmajor Buttlar ins Ministerium. Man gedenkt hierbei deS Gerücht-, daß Buttlar schon bei der ersten Bildung des jetzigen KabinetS in Frage gewesen sei, daß aber damals die übrigen Minister sich entschieden gegen diese Kollegenschaft erklärt haben sollen, weil sie nicht das Erbtheil der unglückseligen Erinnerungen des 12. August 1845 auf sich und ihre junge, ohnehin mit genug Schwierigkeiten umgebene Wirksamkeit laden mochten. Hält man diese Schwierigkeiten derzeit für so geebnet, daß man jetzt wagen zu können glaubt, wa- man damals nicht wagte? Oder hätten überhaupt jener Weigerung nicht sowohl innere, in der Sache selbst mhende Gründe, al- vielmehr nur äußerliche Rück sichten auf den damaligen Ungestüm der BolkSstimme untergelegen, Rücksichten, die verschwunden wären zugleich mit jenem Ungestüm? Ich kann und mag e- nicht glauben, daß unsere Minister sich jemals in ein solche-, bloS äußerliche- und unfreie- Verhältniß -ur öffentliche«