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Dresdner Journal : 02.07.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185907026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1859
-
Monat
1859-07
- Tag 1859-07-02
-
Monat
1859-07
-
Jahr
1859
- Titel
- Dresdner Journal : 02.07.1859
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dritte. lOle'sse. iol—ibM». 1 lm »«n—ck« 1 „ 10 ., „ „ i tritt t'ott - u»<1 No»»llioti in vr—s» 1Ü Xze. I 8t«wp«I,o- Llor-Iv« Kummer»; 1 l>rr. 1 »ekl»^ iüoeo. »irs«Attn»rrkfr: Ur s,n L»»m «i»»r e«»p«Itenen Lrlkl 1 K^r. vil-r Li« Leit«: 2 Kzr. DresdmrIomMl. Urptzekimt: mit änruodm« Ler Sonn- nnä itdeock» kiir Len foixenLen r»x. Verantwortlicher Redakteur: I. G Hartmann. Saseratenannahmc answö'ris: 1>«iprl^: k». lixinverrrii n, n'ir Le» t>r«»Loer.louiuul«; «t>eoL»r«i>>»t: tl. Ilu«»»:«; itttonL: iix.asn »ii;;:, k Vool.«n; LerUn: On»> I> > Iiu^I>! ., lit.uxi vou, » Iture»u; Iremru: t'. k><:ni.ori»:; kreukturr L dl »««'»ek« SueiiilunL!.; L»nuover: >1; iii rxbrri:«'» I'u- ro»u; KSt»; ^nol-r tixniixo n; k»ri,: -,-. (28, rus L«!8 do», kraz: !'». liniil.tou'» 8uel>k«»LIunx. Herausgeber: LLoixl. LrpeLitiou Lc» OrerLnor ttou>i:»I«, Vreden, ök«iieu»liu!,6<! Ke. ?. Amtlicher Theil. Brktmutumchimg. Nachdem bereits vor cinigrr Zeit den Directienen dcr- jcnigci» sächsischen Eisenbahnen, auf welchen k. k. öfter icichischc Truppen durch Sacksen befördert worden, für die dabei getroffenen zweckmäßigen Veranstaltungen im Alsaadtschastlichen Weg« der Dank der kaiserl. Regierung zu erkennen gegeben worden war, ist neuerdings eine Note interimistischen kaiserl. königlichen Geschäftsträgers ein- Atzangen, der zufolge die Nachrichten von dem Empfange, welcher den Truppen von allen Clafscn der Bevölkerung in den, von dem Durchzuge berührten Städten deS Kö nigreichs bereitet worden, auf Seine Majestät de» Kai ser und auf daS österreichische Heer den erfreulichsten Ein druck hervorgebracht haben. In ganz Oesterreich sei die Freude über die Beweise edler Svmpathie für eine ge rechte Sache und vaterländischer Theilnahme an dem vom Keiserstaate ausgrnommcnen Kampfe allgemein und tief empfunden worden und habe die freundschaftlichen Gefühle des österreichischen Volkes für das stammverwandte Sack'- sen neck erhöht. Einem von Verona eingetrofsenen Auf trage Seiner Majestät des Kaisers gemäß hat der genannte k. k. Geschäftsträger nochmals dem Gefühle inniger Er kenntlichkeit bei der diesseitigen Regierung Ausdruck zu rerleihen, auch den Wunsch damit zu verbinden, daß den Ähördcn, Eorporationen und überhaupt Allen, die zu der gastlichen Aufnahme österreichischer Truppen mitgewirkt, der Dank Seiner Majestät des Kaisers und der kaiser lichen Armee öffentlich ausgesprochen werde. Allerhöchster Entschließung zufolge wird Vorstehendes hiermit zu allgemeiner Kenntniß gebracht. Dresden, den 3V. Juni 1859. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. Artzr. ». Venst. Dresden, t. Juli. Seine Königliche Majestät haben dem zeithrrigen Director des Bezirksgerichts Augustus burg Alerander Eduard von Mücke unter Belassung keines Titel», bi- auf Weiteres die Verwaltung deS Gr richtsamts Werdau, und dem zeithrrigen Gerichtsrathe bei dm genannten ^zirkSzepicht Alerander Emil Römisch du Stelle eine» GerichtSamtmanns bei dem GerichtSamte Natzeberg zu übertragen gnädigst geruht. «Wmcklicher Theil. «-»»»sicht. relttz«chtzische Rachrichte« Aeitnngtfcha«. (Allgemeine Zeitung — Frankfurter Postzeitung.) T-yeSßeschichte. Wien: Regelung der staatsbürger lichen Verhältnisse der Israeliten vorbereitet. Gaben für die Verwundeten. Kurst Metternich. Graf Grünne's Gehaltverzicht. — Prag: Barmherzige Schwestern nach Italien. Patriotische Gaben. — Berlin: Mili tärische" ErinnerungSseicr. Graf Schwerin. Bevor stehende Abreise des Grafen Bernstorfs. Vermischtes. München: Verordnung bezüglich der Freizügigkeit. — Lindau: Transitbesörderung auö dem Zollvereine nach Italien. — Eisenach: Dir Kirchenconfrrcnz eröffnet. — Koburg: Neue Gesche. Versammlung thüringischer Landwirthe. — P a r i s: Nachrichten aus Italien. Un terstützung Verwundeter. Nachruf für General Cvttc. Bericht über die Sparkaffe. Kanonenboote nach den italienischen Binnengewässern. — Bern: Proklamation an die Italiener. — Florenz: Ulloa des Oberkom mandos enthoben. — London: Gäste des Hofes. — St. Petersburg: Rüstungen. Ernennungen, Versetzungen rc. i« -ffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Proninzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Plauen. Mittweida.) Lissrnschaft, Knust und Literatur. Statistik und LolkSwirthschaft. Börsennachricht««. Inserate. La-eskalender. Telegraphische Nachrichten. Vern, Donnerttaa, SV. Juui, Nachmittags. Z« Etnverstäudni- »ttt de« kriegführende« «ach te» hat der v««de»rath beschlösse«, diejenigen Lor»» »der einzelne Galdate«, welche a«f schweizerische« v»d« uderaetrete« stad, gegen da» verspreche« der betreffenden Regierungen, dieselbe» iw gegenwartige« Kriege »tcht «ehr zu verwend«», t» ihr« Heimattz z» nrtlaffe«. Die denselbr« abße»o««e«e «»«itioa und »affe« »erde« «ach vee»diau»g de« Kriege» zuräckgegebe» u»d die VeryflegungSkoste« derGchweiz Vofitia« VaÜeagio wurde occuyirt. Die Franzose« stelle« di« va« de« znrückgegaugene« Oesterreicher« zerstörte« Brücken wieder her. London, Donnerstag, 30. Juni, RachtS. DaS Parlament hat heute in Anwesenheit der neue« Minister seine Sitzungen wieder aufgenooune«. Im U«terHanse zeigt« Lard Palmerston zuvorderst daS Zustandekommen de» »e«en Sadinet» an, für Wal- che» er da» Zutrauen de» Sause» erbat. Ueber die auswärtige Politik äußerte sich derselbe folgen dermaßen: Für England eristire, soweit «eusch- liche» Urtheil reiche, keine »eraulassnng, sich am Kriege z« betheilige«, wohl aber die Pflicht, bald möglichst eiaen ehrenvolle« Frieden auznbahueu. — Die Einbringung einer Reftrmbill inr Laufe dieser Sesfio« bezeichnete er al» «nthuLlich. Ob ei»e Herdstsesfion stattfiade« werde, sei «och unentschieden. Im Oberbause gab Lord Granville ähnliche Er klärungen av, indem er biuzufügte, England dürfe seine« Einfluß al» vermittelnde Macht, gleichviel ob in Gemeinschaft mit ander« Staaten oder allein, nur dann zur Geltung bringen, wenn Aussicht auf Erfolg vorhanden sei. Der Herzog von Newcastle vertheidigte Lord John Russell wegen de» ihm vom Herzog von Rutlaud gemachten Vorwurf» frau- zösischer Sympathien. Lord Malmesbury rechtfer tigte die Politik de» abgetretenen Ministerium» als eine auf die strengste Neutralität gerichtete. Lord Stratford wird am 8. Juli im Oberhaus«, Lord Slcho am IS. Juli im Unterhause da» ita lienisch« Blaubuch zur Sprache dringe«. Dresden, 1. Juki. In der „Allgemeinen Zeitung" befindet sich ein Aufsatz, welcher gegenüber gewissen neuerliche« Ausstreu ungen über die „Mäßigung" der franco sardischen Pläne, denen zufolge nur das „für Deutschlands Interesse ganz unwichtige" mailändische Gebiet bis zum Mincio Oesterreich genommen werden solle, die militärische, mer kantile und politische Wichtigkeit deS Mailändischen für Deutschland erörtert. ,,Wo lieg«» — heißt cS darin — die Hauptpässe von Italien nach der Schweiz und Deutsch land? Sie selbst oder ihr Ausgangspunkt liegen gerade in dem mailändischen Gebiete. Wer jenes Gebiet besitzt, kann jene Pässe nach Belieben öffnen unh perschliehen. Neh men wip an, es sei dies ein Feind Deutschlands — und eine andere Annahme ist wohl nicht zulässig, möchte Sar dinien oder Frankreich der Nachfolger Oesterreichs im Be sitze werden — so hätte er über Len St. Gotthardt, den Lukmanier, den Splügen, den Septimcr und Jnlier stets offenen Zugang in die Rhcinstraße und nach dem Bo densee. Wenn französische Heere an und über den Rhein vordringen, könnte ein französisches und italienisches Corps, welches über die Alpen rasch durch die Schweiz herunter käme, den deutschen Heeren eine gefährliche Diversion in ihrem Rücken machen. Bade», Württemberg, Bayern wür den, ehe sie cs sich versähen, einen feindlichen Stoß von Süden her erhalten, der ihnen zu schaffen macht«. Aber die Schweiz ist ja neutral, erwidert man, eS läßt sich nicht so frei durchs Schweizerland hindurchspazicrcn. Gerade, um Lieser Neutralität sicher zu sein, muß Oesterreich die Lombardei behalten. Verliert Oesterreich die Lombardei, so verliert die Schweiz ihre Neutralität. Sie ist dann von zwei Setten von französischer Macht umklammert. Bis jetzt hat Sardinien nur Len St. Bernhard- und den Sim- plonpaß nach der Schweiz, und beide Pässe führen nur ins umschlossene Rhonethal — hüten wir uns, den Franco- Sarden die uralten Pässe nach Italien und die Beherr schung der Schweizersüdgrenze in die Hände zu geben. Würde Oesterreich auf die Lombardei verzichten, so öffnete cs seinen Feinden noch zwei andere Pässe, welche in das Herz von Tirol und Oesterreich führen, es sind das der Malojapaß und ferner der höchste und schönste Uebergang über die Alpen, Len Oesterreich mit schwerem Geld gebaut hat, wir meinen die vortreffliche Straße über das Worm ser- oder Stilfscr Joch. So viel vom militärischen Stand punkt, den hier auch ein Laie begreift. Steht es dann besser von Seiten der Freiheit und Förderung unsers Han dels und Verkehrs nach Italien und dem mittelländischen Meere? Die Hälfte des Po-Landesan Frankreich-Sardinien überantworten, hat für Süddeutschland zunächst und sodann für ganz Deutschland dicselbenFolgen, welche für Norddeutsch land zunächst und sodann für ganz Deutschland eintreten wür den, wenn die Hälfte Dänemarks anRußland überantwortet würde. Ist cS denn nichts, wenn unsre uralten Handelsstraßen nach Mailand und Venedig, nach Genua, Florenz und Nom in den Händen feindlicher Nachbarn sind, welche unfern freien Verkehr dort durch Zölle und Fesseln und Plackereien aller Art nach Belieben stören können? Und würde dieser fremde Einfluß sich nicht auch hemmend und herrschend über unfern Verkehr auf dem adriatischen Meer erstrecken, wenn Oesterreich von Italien Nichts mehr be säße, als das venetianischc Stück südlich der cadorischen und kärnthner Alpen? Wer am Mittclmrcr und am Orient Theil haben will, muß an Italien Theil haben. Wenden wir uns schließlich zur politischen Seite der Frage. Auch sic verdient sehr ernste Erwägung. Würde Oesterreich genöthigt, seine köstliche Mailänder Perle seinen Feinden hinzuwerfen, so wäre da- die stärkste Ermuthigung all seiner Feinde, rS wäre der laute SirgeSjubrl aller Re volutionäre von Italien bi» zur Donaumündung. Am Po hätte sich Oesterreich doch keine Ruhe erkauft, nur um so rastloser und siege-gewiffer würde da- Sturmlaufen wer den, um ihm auch den Rest seine- italienischen Besitzthums zu entreißen, nur um so gewisser würde unS daö ver rückte Geschrei wieder in die Ohren gellen: Triest sei eine italienische Stadt, und der Brenner sei die italienische Grenze. Längs der ganzen Donaultnie aber würde der Aufstand lodern, in Ungarn und Galizien würde Alle-, was die deutsche Herrschaft haßt, wieder da» Haupt erhe be«. Und dann die russischen Plane! Die Lombardei ist das Feld, welche? Oesterreich siegreich behaupten, oder mit seinen blüttgen sinkenden Fahnen bedecken muß. Wenn aber Oesterreich sich dort zum Tod erschöpft, wäre das denn ein Gewinn für Deutschland"? Wenn übcrS Jahr oder über zwei Jahre der Tanz am Rhein losgeht, würden dann nickt die österrcickischen Kanonen schweigen im blu tigen Concert? Einen Ausweg gäbe cS freilich für Oester reich, wenigstens einen Theil der schlimmen Folgen abzu wenden, welche unfehlbar daö Ausgcben der Hälfte seiner italienischen Lande hcrdchzicht. Und wer steht uns dafür, daß e» im Nothsall diesen Weg nicht ergreift? Der Sin kende, der Verlassene Lenti nur an seine eigne Rettung. E- könnte zu. Deutschland sprechen: Laßt ihr mick bluten, sollt ihr auch dafür mitbczahlen. Und was meint man wohl in Deutschland, wieviel Louis Napoleon dafür bc-- zahlen, an der untern Donau oder von: übrigen Italien gern preisgrden würde, wenn er für seinen Verbün deten die Lombardei bis zum Mincio, sür sich selbst Savoyen und freie Hand am Rhein bekäme? Ja, Oester reich trete nur ab das Land zwischen dem Ticino und Mincio, und es kann sich daraus verlassen, daß der französische Kaiser sich bei dem näckftrn europäischen Gange, den er belieben wird, ebenso freundlich zu Oester reich stellt, wie er sich heut zu Tage freun^ich zu Ruß land stellt. Äahrlick, nur Kurzsichtige können daran den ken: wenn Oesterreich gezwungen werde, die Hälfte seines italienischen Gebiets zu räumen, mit andern Worten vom Ticino bis auf den Mncio zurückzuwcichcn, so würde dar aus Frieden und Ruhe für Deutschland, Glück und Frei hcit für Italien folgen. Das Aufgeben der Ticinolinie, das Zurückwcichcn Oesterreichs aus die Miuciolinie heißt für Deutschlands militärische Stellung die Offenlegung seiner Südgrenze — heißt für den süddeutschen Verkehr gerade so viel, als für den norddeutschen die Ueberliefc- rung deS halben Dänemarks in russische Hände bedeutet — heißt für Oesterreich kämpfen bis zur tödtlichcn Er mattung, oder durch egoistischen Vertrag mit seinen Fein den Ersatz suchen auf Kosten Derer, welche ihm nicht halfen — heißt für Italien die mehr oder weniger despo tische und kostspielige Herrschaft Frankreichs und unauf hcrliche Unruhe — heißt endlich für den französischen Ap pctit nach der Rhcingrrnze so viel wie d'r Caviar vor dem Braten." Die „Frankfurter Postzeitung" beantwortet sich die Frage: welche politische Richtung das neue eng lische Ministerium einnchmcn wird? folgendermaßen: „Es ist gewiß, daß England immer die Verbindung mit einer großen Wacht auf dem europäischen Fcstlandc sucht und aufrecht hält, welche im Stande ist, seine Interessen mit einer starken Militärkraft zu unterstützen. Seit dem orientalischen Kriege war dies Frankreich. Die Ereignisse, welche Las englisch-französische Vündniß herbciführten und aufrecht hielten, zeige» uns aber, daß cs von England wenigstens nicht freiwillig gesucht wurde, sondern daß man hier nur der Notwendigkeit nachgab und in einem Bunde mit Frankreich das einzige Mittel erkannte, eine- tbeils sich denjenigen Einfluß in Europa zu bewahren, den man bis dahin unbeschränkt ausgcübt hatte, an- derntbeils den Machthaber in Frankreich, der mit eiserner Conscquenz einem bereits klar ihm vorgezeichne ten Ziele cntgegenstrebte, eine beschränkende Fessel anzu legen. Beides haben die englischen Staatsmänner, welche das Bündniß mit Frankreich schlossen, nickt erreicht. Ihr Einfluß in Europa schwand in dem Maße, in welchem der Kaiser der Franzosen den seinigcn vergrößerte und erweiterte. Englands Einfluß in der Türkei, der früher all mächtig war, ist auf Null hcrabgcsunken. Wie ge ring fein Einfluß in den übrigen europäischen Ange legenheiten ist, hat sich während feiner Vermittelung zwischen Frankreich und Oesterreich am ausfallendsten ge zeigt. Lord Cowley hat eS selbst cingcstandcn, daß er auf die gröblichste Weise von den französischen Ministern hintergangen wurde, und wie wenig Gewicht Kaiser Na poleon auf die englische Vermittelung legte, bewies er dadurch, daß er von Rußland den Vorschlag cincS Con- greffcs dazwischen schieben ließ, womit jene sich beseitigt fand. Das Alles kann den englischen Staatsmännern nicht verborgen geblieben fein. Wie geringe Sympathien das französische Bündniß unter dem englischen Volke hat, zeigt jedes Meeting, in welchem die auswärtige Politik der Regierung besprochen wird. Mit jedem neuen Siege der französischen Waffen in Italien muß die „Sympathie" in England geringer werden; denn gewinnt Napoleon die Oberhand, so erscheinen die englischen Interessen im Mittel meere mehr gefährdet. Mögen Glieder der bonapartistischen Familie die durch sardinisch-französische Einflüsse bereits er ledigten Throne von Toscana, Parma und Modena ein nehmen, oder diese Staaten unter die Obhut Sardiniens treten, immer wird der französische Einfluß in Italien dominiren, — Las Mittclmeer zu einem französischen Bin nensee werden. Nach unsrer Ansicht stehen dem Ministerium nur zwei Wege offen, dieser unangenehmen Lage zu ent gehen : entweder eS wird sich fester an Frankreich anschlie ßen, um den Krieg in Italien wirklich zu localistrcn und einen baldigen Friedcnsschluß zu erzielen, in dem cs eben falls sclne Interessen zu wahren vermöchte, oder es wird sich enger mit Deuschland zu verbinden suchen, um die drohende Verbindung zwischen Frankreich und Rußland zu neutralistren. In dem erftrrn Falle ist für England der jetzt kaum mehr geläugnete Vertrag zwischen Frankreich und Rußland ein kaum zu besiegendes Hindcrniß. Dieser Vertrag beweist mindesten- so viel, daß Napoleon IN. den eng lischen Sympathien kein vertrauen mehr schenkt, daß England- Unterstützung ihm für seine umfassenden Pläne von keinem erheblichen Nutzen erscheint, und daß die ge heime oder offene Mitwirkung Rußlands ihm größere Vortheile, namentlich eine freiere Bewegung zusichcrt, als er von England erwarten darf. Er wird zwar die größere Annäherung der englischen Staatsmänner nicht von der Hand weise«, ihnen aber keinen wesentlichen Einfluß aus seine Handlungsweise gestatten. Wie der Pariser Friedr von 18V6 ganz gegen Englands Interesse abgeschlossen wurde, so dürste auch der jetzt zu erwartende Friedens schluß nickt sonderlich die englischen Interessen verucksich- tigcn. ES bliebe also für England nur ein engerer An schluß au Deutschland und Preußen. Ein solches Bünd- niß wäre weder neu noch ungewöhnlich. Von Zeit zu Zeit hat England deutsche Bündnisse gesucht, wenn ge meinsamc Interessen Vorlagen oder cS sonst seinen Vor theil dabei sand. Von dieser Art waren die Bündnisse gegen Len ersten Kaiser der Franzosen. Oesterreich war damals der einzige Staat, welcher, trotz wiederholten Niederlagen, immer von Neuem den Kamps gegen den größten Kriegsmeistcr des Continents aufnabm und da durch England selbst Gelegenheit gab, in Spanien und Portugal diesen Kampf fortzusetzcn und zu unterhalten. Oesterreich ist auch in der neuesten Zeit dieser Politik treu geblieben. Mit unbesiegbarer Zähigkeit trat eS dem immer weiter um sich greifenden, die Unabhängigkeit der europäischen Staaten gefährdenden EulstusscNapoleon'-UI. entgegen. Bis jetzt hat Preußen einen so festen und selbstständigen Anhaltepunkt für ein ausuäniges Bund niß nickt dargeboten; vielniehr förderte cS seit dem Pariser Frieden theils stillschweigend, theils thätig eingreifend die Politik Napoleon'-, begünstigte das Einverständniß deS übcrrhcinischcn Nachbars mit Rußland und zeigte auch in der jüngsten Verwickelung nickt freie Hank genug. Seit der Mobilmackung nun ist ein anderer Weg an gebahnt, auf welchem Preußen auch eher Alliirte finden wird. Die Welt schlicht sick leicktter dein Starten an, der mit Sclbstbewuhtsein aufttilt, als dem Sckwantenden, der selbst erst einen Anstoß von außen erwartet. Eine entschiedene, die Rechte und Interessen von ganz Deutsch land vertretende Politik wird noch am ekeften eine Mit Wirkung Englands zuwege bringen; denn aus die Länge kann England Loch nickt blind genug sein, um müßiger Zuschauer bleiben zu wollen in einem Kampfe, der um die wichtigsten Interessen Europao gesübrt wird. Die Sache ist nur die, daß die englische Politik selb» eine unsichere ist: sie bedarf eines festen Anbatlcpuntteo; sie wird nickt eine Initiative geben, sondern sie empfangen." Tagrsgeschichtd. Wie«, 30. Juni. Die heutige „Wien. Ztg." schließt einen Artikel, in welchem das umlaufende Gerückt, Laß an dem Erfordernisse der kreiSamtlichcn Bewilligung zur Schließung einer giltigen Juden Ehe mit verschärfter Strenge festgehaltcn werde, und daß alle in den letzten Jahren ohne die gedachte Bewilligung geschlossenen Ehen von den Behörden als ungiltig betrachtet werden wür den, für unbegründet erklärt wird, mit folgenden Werken: „Mögen die Israeliten Oesterreich- und ibrc Glaubens genossen außerhalb des Kaiscrstaates darüber beruhigt sein, Laß die Regelung ihrer staatsbürgerlichen Ver hältnisse, für welche bereits die nöthigcn Vorarbeiten geschlossen sind, in nicht ferner Zeit und in jenem Geiste ' des Fortschrittes und der Humanität erfolgen werde, wcl eher die Gesittung unsers Jahrhunderts kennzeichnet. Mögen sie insbesondere darüber bcrukigl sein, daß die kaiserliche Regierung in dem Augenblicke, wo sie mit den Arbeiten zur definitiven Regelung dieser Angelegenheit ernstlich beschäftigt ist, nicht mit einer Erneuerung oder gar einer Verschärfung veralteter, dieselben cinseilig be schränkender Bestimmungen vergehen werde." — (W.Bl.) Von Ihrer Majestät der Kaiserin isi in den jüngsten Tagen eine Sendung von mehr als 200 Eimern Wein für die Verwundeten in Verona ein getroffen. Die Erzherzogin Charlotte hat 1000 Fl., der Erzherzog Rainer ebenfalls 1000 Fl. dem patriotischen Hilfsvercinc gespendet. — Ein gestern aus Verona cin- qclangtcs Telegramm dringt die traurige Gewißheit, daß Ober Fürst Windischgrätz den Tod auf dem Schlacht felde zu Cavriana gefunden. Die fürstliche Familie hat gestern die Trauer angelegt. (So meldet die „Autogr. Correjpondenz".) — Fürst Richard Metternich ist wieder > nach Verona abgcreist. — Der erste Gcneratadjulant Sr. Majestät des Kaisers, Feldmarschallleutnanl Karl Graf v. Grünne, hat laut abgegebener Erklärung für die ganze Dauer des gegenwärtigen Krieges den Betrag von alljährlich 6000 Fl. als ihm zukommende Gebühr den StaatSfinanzcn zur Verfügung gestellt. 6K Prag, 30. Juni. Dieser Tage ist von hier wieder eine Anzahl barmherziger Schwestern nach Italien abgcreist, um sich der Pflege der zahlreichen Verwundeten in der österreichischen Armee zu widmen. Auf Anregung eines Privaten ist hier eine Sammlung von Cigarren veranstaltet worden, um die österreichischen Reeonvalesecn ten in den Spitälern der kaiserlichen Armee mit diesem Rauchrequisit zu versehen. Wie wir hören, wurden gleich in den ersten Tagen an 10,000 Stück bcigcsteucrt. Berlin, 30. Juni. (B.Bl.) Sc. königl. Hcbeit dcr Prinz-Regent gab heute zur Erinnerung an den Fcld- zug in der bayrischen Pfalz und in Baden ein Tiner an eine größere Anzahl solcher Offiziere aller Grade, welche an demselben Theil genommen kaben. Dcr heu tige Tag ist dazu gewählt, als dcr zehnjährige Jahrestag des Gefechtes bei Kuppenheim, durch welches die Ent scheidung des Feldzuges hcrbeigcsührt wurde. Außer vor bezeichneten Offizieren haben Einladungen erhalten: der Fürst von Hohcnzollern, dcr Prinz von Baden, der königl. bayrische General v. d. Tann, der königl. hannoversche General v. Sichardt, dcr königl. württcmbergische General v. Wiederhold, der grobherzoglich badische Major Graf Sponeck, der königl. sächsische Major v. Fabricc, der kur fürstlich hessische Hauptmann v. Heß, der königl. neapo litanische Gesandte Graf Ludolph, der kaiserlich russische General v. Buturlin, der kaiserlich russische Ccremonicn- meister Graf Potocki, der Generalleutnant v. Herrmann, der Generalleutnant v. Moltkc. — Graf Schwerin ist gegenwärtig hier anwesend. Seine Hicrherberufung wird von der „N. Pr. Z." mit Unterhandlungen wegen Ucber- nahme deS Ministeriums des Innern in Verbindung ge bracht. Graf Schwerin wurde heute Vormittag vom Prinz Regenten empfangen. Wir die „Pr. Z." hört, begicbt
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