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Dresdner Journal. - . ' . I! ' Verantwortlicher Nedacteur: I. G. Hartmann. -M^ Erscheint mit Ausnahme der Sonn. P«t» ba« Vierteljahr Isü lhaler. -M L7> /WA D R.D und Festtage täglich Abend« und ist T0UNNV0NH, V0V 24. Jusertt,n«.Srb»hren für den Raum D M V M.E^« ^unch nlle WsßMßnlwn zu dezteden. einer-espnftiW, Zeile I Reugroschen. U « Amtlicher Theil. Dresden, 23. Januar. Seine Majestät der König und Ihre Königl. Hoheiten der Kronprinz und derPrin^z Georg haben Sich heute früh halb 7 Uhr nach Jahnis hausen begeben. Nichtamtlicher Theil. Nedersicht. Tagesgrschichte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Vom königl. Hofe. — Wien: Enthusiastischer Empfang der Majestäten in Mailand. Di« Minister zu- > rückrrwartel. Die Unterzeichnung d»S MünzvertragS nahe bevorstehend. Die OrdreS zur Räumung der Donaufürstrn- thümer abgegangen. Umschlag in der Volkstimmung in der Lombardei. — Berlin: Zur Neuenburger Angelegen heit. — Paris: Das Befinden des kats. Prinzen. Colo- nisation in Algerien. Die Telegraphenverbindung zwischen Dover und Calais wiederherg,stellt. Verger. Baron v. Brunnow abgereist. Cardinal Morlot zurück. Der russische und der sardinische Gesandt« nach Nizza. — Neuenburg: Die Freilassung der Gefangenen. — Bern: Stimmung. Klapka. Dr. Kern wieder nach Paris ab gereist. — Turin: Buoneompagni auf seinen Posten nach Florenz zurückgekehrt. — London: Der p«rsische Krieg und die Zusammensetzung der englischen Expedition. Die bevorstehend« Eröffnung des Parlaments.— St. Pe tersburg: Sebastopol in seiner jrtzigen Gestalt. Local- und Proviuztalangelegeuhrtteu Dresden: DeS Loulsenstift in Königsbrück und die Maltzanstiftung in Dresden. Armenunterstützung. Localveränderung d«S Elephanten. — Leipzig. HadilitationSdiSputation deS UniversitätspredigerS v. Aezschwitz. — Freiberg: Ein Kirch,ndiedstahl. Oeffentliche Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Verzeichniß der im Departement derKinanzen er folgten Ernennungen und Versetzungen. Feuilleton. Vermischtes. Inserate. Tageskalender. BSrseanachrichten. Lagesgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, 23. Januar. Aus Konstantino pel find Nachrichten vom 20. Januar hier einge gangen. Die Schlußconferenz wegen Redaktion de» EinberufungSfermanS für die Diwans der Donau- fürstenthümer hat stattgefunden. ES ist beschlossen worden, die früher» fünf Kategorien beizubehalten, auch die frühere Autonomie zu gewährleisten. Die Engländer sollen Bender-Buschir (am per- fischen Golf) ohne starken Widerstand genommen haben. Paris, Freitag, 23. Januar. Der heutige „Mo- niteur" schreibt: Durch Freilassung der Neuenburger Gefangenen hat die Schweiz einen ehrenvollen Act vollführt. Frankreich, auf vertraulichem Wege von den versöhnlichen Gesinnungen Preußens in Kenntniß gesetzt, ließ der Schweiz die Tragweite dieses ActeS erkennen. Hätte die Schweiz abqelehut, so hätte Frankreich die Anwendung von Waffengewalt nicht abwenden können. Durch die Annahme feiten der Schweiz ward Frankreich verbunden, für eine fried liche Lösung einzutreten. Heute ist die Schweiz im Stande, ihre Truppen zu entlassen. Preußen hat augekündigt, daß eS bereit ist zu unterhandeln. Mau darf hoffen, daß daS Abkommen den Interessen und der Würde der Parteien entsprechend sein werde. (Vgl. unter Berlin.) London, Donnerstag, 22. Januar Abends. Der „Globe" dementirt die Nachricht des „Herald" über eine Bereinigung Palmerston'S mit den Peeliten und die infolge dessen im Cabinet angeblich bevorstehenden Berandciiingkn. - Admiral DundaS hat mit seine«Geschwader Lissabon am LS. Januar verlassen. Kopenhagen, Donnerstag, 22. Januar. Wie „Faedrelandet" meldet, soll in der gestrigen Sitzung des StaatSrathS die Antwort auf die Noten der deutschen Großmächte festgestellt worden sein; dieselbe enthalte eine energische Bertheidigung des dänischen Verfahren» in der holsteiu-laueuburaischeu Domänen verkaufsaugelegenheit. In der Verfassungsfrage soll die bisherige Politik festzuhalten beschlossen worden sein. Dresden, 23. Januar. Wie uns mitgetheilt wird, ha ben Sr. Majestät der König in Begleitung AllerhöchstihreS Flügeladjutanten, Majors Freiherrn v. Fritsch, vergangenen Dienstag die Lehr- u. Erziehungsanstalt des Schuldirektors 0r. Krause mit einem Besuche zu beehren geruht. Seine Majestät nahmen während einer mehrstündigen Anwesenheit mit großem Interesse Theil an dem Unterrichte in mehrern Klaffen, besichtigten die Schulhalle, die Schlaf- und Wohn zimmer der Pensionäre und verweilten einige Zeit unter den Zöglingen während d,S MittagSeffenS. Die huldvolle Herab lassung und freundliche Ansprache Sr. Majestät gegen den Direktor, die Lehrer und mehrere Zöglinge werden der Anstalt für immer in dankbarster Erinnerung bleiben. — LLten, 21. Januar. Di« aus den italienischen Provinzen eingehenden Nachrichten stimmen sämmtlich darin überein, daß der Empfang, welcher den k. k. Majestäten bei ihrem Einzüge in die Lombardei feiten der Bevölkerung zu Theil wurde, ein überaus enthusiastischer gewesen ist; na mentlich wird der Jubel, welcheq die Majestäten in Mailand fanden, als alle Erwartungen übertreffend geschildert, ebenso der Glanz und die Pracht, mit welcher die ersten Kreise daselbst die Anwesenheit deS Kaiserpaares zu feiern be müht sind. — Die Rückkehr der in Mailand anwesenden Minister (Graf Buol, Freiherr v. Bruck u. Freiherr v. Bach) wird in der nächsten Woche erfolgen. — Die Münzconfe- renz hält täglich Sitzung. Wie ick auS zuverlässiger Quelle vernehme, sind die Bedenken, welche von einer Seite her ge gen die getroffenen Vereinbarungen erhoben worden waren, als völlig beseitigt zu betrachten, so daß man in den näch sten Tagen mit Sicherheit der Unterzeichnung deS Münzver- trageS entgegensehen darf. -— Heute sind die betreffenden OrdreS zur Zurückziehung der k. k. Truppen auS den Do- naufürstcnthümrrn nach Bukarest und Jassy abgrgangen. Di« Räumung soll in den ersten Tagen deS MonatS März beginnen. Wien, 21. Januar. Di« „Oest. Corresp." enthält heute einen Bericht auS Mailand über di« Feier der Anwesen heit der kaiserlichen Majestäten, an welchen folgende Betrach tungen geknüpft sind: „Jeder nur oberflächliche Beobachter wird weiterhin zugeben, daß in der Volkstimmung hier eine mächtige Umwandlung eingetreten ist; denn wenn nicht in Abrede gestellt werden kann, daß die Interessen der Bevölke rung deS lombardisch - venetianischen Königreichs mit denen deS großen österreichischen Kaiserstaats zusammenfallen, so traten doch in gewissen Kreisen particularistische Ansichten und Gefühle diesem Verständnisse hemmend in den Weg, und eS ist darum in höchstem Grade erfreulich, daß eS jetzt in den weitesten Kreisen sich Bahn zu brechen beginnt mit einer Kraft, wie sie nur der vollen Wahrheit inne wohnt- Man erkennt jetzt hier, daß die Phantasie weder Staaten erbaut, noch zusammenhält, und man beginnt die großen historischen Gesetze, auf welchen der Bestand und die Ent wickelung der Mächte beruhen, nach .Gebühr zu würdigen. Man verkennt nicht mehr, daß abstracte Ideen, mögen die selben mitunter auch einem recht schätzbaren Gefühle ent sprungen sein, gleichwohl weder die Kraft noch die Berechti gung haben, die Herrschaft der durch Recht und Gesetz ge heiligten Thatsachen zu durchkreuzen. Die Erfahrung lehrt zur Genüge, wohin gouvernementale Programme führen, die, über den Standpunkt der selbstständigen und gesicherten Exi stenz eines bestimmten Staates hinau-gehend, auch propa gandistische Tendenzen in sich aufnehmen. Die Unmöglich keit ihrer Durchführung schlägt meist zum Verderben ihrer Urheber au«, während solche Regierungen, die sich darauf be schränken, ihre vertragsmäßigen Rechte nach außen mit Be harrlichkeit und Kraft zu wahren, gerade in solcher Mäßi gung ihrer Wünsche und Absichten «ine unverwüstliche Stütze finden. Während nun eben die Beispiele für die Wahrheit dieser Behauptung nicht« weniger al« ferne liegen, ist e< er hebend, wahrzunehmen, daß solche Anschauungen und Grund sätze hier mit einer Raschheit, die der intelligenten und leich ten Auffassung deS lombardischen Volke« zur Ehr, gereicht, zur Geltung kommen. Ein große« Werk ist hier mit durch greifendem Erfolge begonnen worden! Möge eS in ruhiger Au-dauer und mit derjenigen weisen Besonnenheit, welche alle Acte der kaiserl. österreichischen Regierung charakterisirt, weiter geführt werden. Die österreichische Monarchie ist «in polyglotter Staat, allein eben darum Ist dessen Regierung darauf angewiesen, allen Nationalitäten nach Gebühr und Möglichkeit gerecht zu werden. Alle erfreuen sich ihres Schutze« und ihrer Berücksichtigung in gleichem Maße, und von allen hat wohl die italienische am wenigsten Ursache zu klagen. Die volle Freiheit, welche allen Strömungen de« nationalen Geistes, der sich unläugbar durch die vortrefflich sten Eigenschaften in Fülle auSzeichnet, hier, so weit e« nur Recht und Gesetz gestatten, offen gelassen ist, muß der Be völkerung de« lombardisch - venetianischen Königreich« al« »in Beweis dienen, daß die kaiserliche Regierung da« hiesige na tionale Element anerkennt und auch richtig schätzt und daß ihr Wunsch nur dahin gerichtet ist, dessen Richtungen mit den großen weltgeschichtlichen Aufgaben, welche dem Gesammi- staatr zur Lösung überwiesen sind, im Einklänge zu sehen.' M 8 Berlin, 22. Januar. Die anfängliche Absicht der gefangenen Neuenburger Royalisten, nach ihrer Befreiung auf einige Zeit nach Berlin zu gehen, ist aufgegeben wor den; die Mehrzahl derselben wird in Frankreich ihren einst weiligen Aufenthalt nehmen, und eine Anzahl geht von dort nach Rom. Die Beschlüsse der eidgenössischen Bundesver sammlung, welchen der Friede gefolgt ist, sind unsrer Re gierung durch daS französische Cabinet notificirt worden; hiermit hat da« Pariser Cabinet zugleich die Anfrage ver bunden, ob Preußen nunmehr für die in Aussicht gestellten Unterhandlungen geneigt sei. Al- Antwort erfolgte eine un ter dem 17. d. M. ergangene und an sämmtlich« Mitunter zeichner deS Londoner Protokolls gerichtete, sowie andern be freundeten Mächten zugesandte Circulardepesche, worin die diesseitige Regierung sich bereit erklärt, in Unterhandlungen wegen endgiltiger Regulirung der Neuenburger Frage auf dem Wege europäischer Conferenzen einzutreten. Wie man Feuilleton. Hoftheater. Donnerstag, 22. Jan. Zu Lessing'« Geburt«, tag-feier: Nathan der Weise. Dramatische« Gedicht in fünf Acten von G. E. Lesflng. (Reu einstudirt.) Diese« didaktisch, dramatische Meisterwerk, welch,« un« bie reinste Moral, die dem göttlichen Willen und Gebot nachstrebende höchste Trkenntniß und Ausübung de« Guten und so den wahren Abel und Werth im Menschen, unabhängig von den Parteiungen und irdischen Satzungen der Zeiten und dem historischen Ver lauf, in geläuterter und versöhnender Humanität darftellt, wurde zwei Jahre nach Lessing'« Tode, 1783 zuerst in Berlin (unter Döbbelin) gegeben. E« fand damal« kein Verständniß und keine warme Aufnahme; erst um ein Menschenalter später gewann e« Beide«. Doch wird diese« Werk stet« die exclusive Eigenschaft besitzen, nicht zu veralten, denn die echte Weisheit, fromme Güte und Reinheit de« Herzen«, welche darin ihren edelsten Au-druck findet, wird der menschlichen Gesellschaft stet« zur Lehre und Empfängniß nothwendig und willkommen bleiben. Der Wunsch der Direktion, da« Drama in möglichst vor züglicher Besetzung vorzuführen, konnte nicht vollkommen er- füllt werden, da Fräulein Berg leider durch Krankheit an der llebernahme der Daja verhindert wurde und diese Partie daher Frau Huber verbleiben mußte. Frau Bayer.vürck ver schönte indeß die Aufführung, um jenem Wunsche nachzu kommen, in dankenSwerther Gefälligkeit nochmal« durch die Darstellung der Recha. Die Leistung de« Herrn Porth (Nathan) war eine höchst lobenSwerthe durch ruhige Würde de« Au-druck«, klare« Verständniß, innere Durchbildung und Ab rundung, Herr Qu an ter charakterifirt die fromme Einfalt und schüchterne, aber stichhaltige Bravheit de« gehorsamen Kloster bruder« meisterhaft. Die jugendlich aufbrausende, derbe, aber doch edle und weiche Natur de« Tempelherrn wurde von Herrn Liebe mit einer Wahrheit, Wärme und Ungezwungenheit ge zeichnet; Talent und Fleiß hatten an dem Gelingen dieser Auf gabe gleichen Antheil. Herr Dawison hatte da« ruhrlo« wilde und königlich freie Bettlernaturell de« Derwische« zu einem geistreich frappanten, höchst originellen Bilde erhoben; doch wird fich dem Künstler wahrscheinlich ergeben haben, daß die drastische Wirkung desselben durch rin stark aufgetragene« Colorit zu sehr au« der gemessenen, ruhig, ernsten Haltung diese« Drama« herauüfällt und ein Refigniren darin der Harmonie de« Ganzen von Bortheil sein wird. Den Saladin spielte Herr Walther sehr befriedigend; Frau Mitterwurzerdie Eittah. Die Gr- sammidarstellung erfreute durch löblichste« Gelingen. Sobald da« stet« wache und thätige Bemühen der Direktion, eine talentvolle Darstellerin für erste jugendliche Partien in klassischen Dramen zu erwerben, mit Erfolg gekrönt sein wird, kann Lesflng'« „Nathan" in einer Vollendung seltenster Art be setzt werden. Eine Vertreterin der Recha angenommen, welche Frau Bayer-Bürck darin zu ersetzen vermöchte, so würde dann diese Künstlerin dir tzittah übernehmen, natürlich mit Her stellung der Rolle nach dem Original; Fräulein Berg, wie schon bestimmt war, sähen wir al« Daja, und die Herren Dawison und Porth würden durch Vertauschung ihrer Rollen diese Muster besetzung vollenden. E- Ba n ck. * Leipzig, 21. Januar. Durch mannichfachr Behinderungen find wir adgrhaltrn worden, unsre Berichte über da« hirfige musikalische Leben und Treiben in Stetigkeit und Regelmäßigkeit in diesem Blatte zu liefern, und wir müßten in der Thal ziemlich weit zurückgreifen, wollten wir die Lücke zwischen unserm heutigen und unserm letzten Referate auSfüllen. Damit wäre aber dem Leser, der gern etwa« Reue« wissen und erfahren will, schlecht gedient, und wir gehen daher, al« Ausgangspunkt für unfern heutigen Bericht, nur bi« zum 1. Januar zurück. Don da ab bi« heute haben zuerst drei GewandhauS.Concerte (da« elfte, zwölfte und dreizehnte) stattgrfunden, in denen, neben schöner und schön auSgeführtrr Orchestermufik, auch schöne Einzelnleistungen durch Frau Clara Schumann, Herrn Kammer virtuosen Lauterbach au« München, Herrn Pauer au« London und Frau Riffen «Ealoman geboten wurden. Ueber Frau Clara Schumann brauchen wir nicht viele Worte zu machen; ihre Mristerhaftigkeit steht über, allen Zweifel und fie begeisterte im elften und zwölften Concerti alle Hörer durch ihre Wiedergabe von Mozart'« v-moll-, Schumann'« >ä-moII-Conckr1, Beetho ven'« La-ckur-Dariationen (op. 3L) und noch einigen kleinern Pibcen von Mendelssohn, Schubert und Schumann. — Herr Lauterbach hat stch un« schon früher al« Violinspieler von her vorstechender Fähigkeit gezeigt; wenn er aber bei seinem ersten Auftreten hier in Leipzig mehr oder weniger nur einen »nccöa hatte, so errang er fich diesmal einen wahren »ucvö, sou. In der That war auch sein Vortrag de« fünften Concert« von de Böriot mit allen Vorzügen eine« reizenden Tone«, einer hohen Reinheit der Intonation, einer perlenden Fertigkeit und eine« frisch. natürlichen und doch dabei warm em pfundenen AuSdruck« auSgestattet. — Herrn Pauer'« Clavier- spiel ist höchst fertig und vollendet in allen technischen Bezieh ungen und wirkt wohlthuend durch Gesundheit und naturwüchfige