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Sächsische Schweiz Tastcszeuunst für die Londstcmcinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleiiiycnilcrs- dvrf, Krippen, Lichtcnham, Mtilelndors, Ostrau, Porschdorf, Posielwitz, Profsen, Raihmannsdors, Rcinhardtsdors, Schmilka, Schöna, Waltersdorf, Wendtschfährc, sowie für das Gesamlstcbict der Sächsischen Schweiz. Druck und Verlast: Sächsische Elbzcilmist Alma Hieke, Inh. Waller Hieke. Verantwortlich: Walter Hieke. Anzcistcnprcis <tn RM.): Die 7stcspaltcnc 3', nun breite Pctitzeile 20 Psst., für auswäriistc Anstrastgcbcr 25 Psst., 85 mm breite Rcklamczcile 80 Psst. Tabel larischer Sah nach besonderem Taris. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt. Anzeigenannahme für in- und ausländische Zeitungen. Ständige Wochenbeilaaen: "^erhaltung und Wissen«, „Das llnterhastungMatt«, „Das Leben im Bild" ' — - " »Oie Frau und ihre Welt«, Illustrierte (Sonntagsbeilage: L chterschcincn einzelner Runnncrn iusolgc höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung berechtigt nicht zur Vezugsprelskürzung oder zum Anspruch aus Liescrung der Zcitimg Dr. 2S4 Bad Schandau, Freitag, den 28. Oktober 4932 T6. Jahrgang Tageblatt für die Enthält die amtlichen Bekanntmachungen für den Stadtrat, das Amtsgericht, das H.'iiptzollamt Bad Schandau und das Finanzamt Sebnitz. — Bankkonto: Stadlbank Bad Schandau Nr. 12. — Postschcckkonlo: Dresden 33 327. Fernspr.: Bad Schandau Nr. 22. — Drahtanschrifl: Elbzcittmg Bad Schandau. Erscheint täglich nachmittags 5 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. «-ezugspreiS: sret Haus monatlich 1,85 RM. «cinschl. Trägcrgeld), siir Selbst "wmttlich 1,05 RM., durch die Post 2,00 RM. zuzügl. Bestellgeld. — t..inzcliiuminer 10, mit Illustrierter 15 Psg. — Bei Produktionsvcrlcuerungcn, vryohungen der Lohne und Malcrialteuprcisc behalten wir uns das Recht der Nachfordcrnng vor Ergebnis der Woche Herbststürme. Ein unfreundlicher, molkenvcrdecktcr Himmel spannt sich rlber Deutschland. Stürme der Parteileidenschaften rüttelni an Türen und Herzen. Es ist schwer, der Sonne der Ver-l nunft einen Durchblick zu geben. Wir stehen jetzt mitten im Wahlkampf. Wahlzeiten waren niemals solche der Ver kündigung eines Evangeliums. Man wendet sich in der Hauptsache an die politischen Leidenschaften, nicht an die überlegende Vernunft. Paradiese werden dem deutschen Volk wieder versprochen. Man stelle einmal die Wahlauf rufe der einzelnen Parteien zusammen und bilde sich daraus ein Bild von Wollen und Fordern. Dann nehme man die Lage, wie sie sich uns wirklich darstcllt und vergleiche, was Warte versprechen und Taten beweisen Der: Wahlkamps ist mehr und mehr zu einem Anreibermarkt ge worden. Wenn alles das, was in den letzten Jahren wäh rend der Wahlkämpfe verheißen wurde, hätte durchgeführt werden können, dann hätten wir bestimmt das Paradies! aus Erden. Ist das aber ein Paradies, in dem wir uns heute befinden? Es wäre zur Entgiftung unserer Partei-' Politik wahrlich angebracht, wenn alle Parteien sich bei ihren Versprechungen vorher gewissenhaft prüften, ob das, was sie dem Wähler zulagen, auch nach Lage der Dinge durchführbar ist. Wir haben es aber immer erlebt, daß vor den Wahlen große Begeisterung über dieses oder jenes Parteiprogramm herrschte, und daß nach den Wahlen die große Enttäuschung kam, dann nämlich, wenn die Einlösung der Versprechungen auf sich warten ließ. Es ist oft der Versuch gemacht mor den, politisch nahestehende Gruppen zusammenzufassen, um zunächst einmal dem deutschen Erbübel parteipolitischer Zer splitterung ein Ende zu bereiten. Ein kleiner Erfolg scheint zu verzeichnen zu ein: nicht 35, sondern „nur" 21 Wahlvorschlägc sind beim Reichswahlleitcr eingegangen! Von diesen 21 ist ein gutes Duzend noch zu viel. Muß es uns nicht bange werden, wenn wir an das Ergebnis der Wahlen vom 6. November denken? Es wird keine Partei in der Lage sein, die Mehrheit der Stimmen auf sich zu vereinigen. Diese Lehre haben wir aus den Juli-Wahlen ziehen müssen. Wenn man verfassungsmäßig, parlamentarisch regieren will, dann kann es nur auf dem Wege einer Parteiverbindung geschehen. Wer heute den Wahlkampf beobachtet, muß zu der Ueberzeugung kommen, daß auch eine Parteiverbindung eine Mehrheit nicht erbringen kann, weil die Grundauffas- sungcn und die Ziele der Parteien strahlenförmig auseinan dergehen. Leipziger Allerlei. Der verfassungsmäßige Streit über das Vorgehen des Reiches gegen Preußen hat am Dienstag die mit Spannung erwartete höchstinstanzliche Entscheidung gefunden. Man kann nicht behaupten, daß mit diesem Urteil die Lage klarer geworden wäre. Es ist kaum möglich, festzustcllen, welche Faktoren heute in Preußen regieren: der Ncichskommissar, das alte preußische Kabinett, der Landtag, dessen Zusammen setzung nicht identisch ist mit der Zusammensetzung der Regie rung, der Ncichsrat, der Staatsrat und wer weiß, wer noch. Eist das staatsmännischer Weisheit letzter Schluß, daß den Paragraphen Genüge getan wird, dem Volke aber Pein und Verwirrung bleibt? Das Leipziger Gericht hat juristisch entschieden, ohne sich der politischen Verwicklung bewußt zu sein, die sich aus seiner Entscheidung ergeben muß. Die beiden streitenden Parteien, die Neichsregierung auf der einen, die alte preußische Regierung auf der an deren, haben bisher kaum erkennen lassen, wie sie sich die Weiterentwicklung der Dinge denken. Die letzte Entschei dung will man offenbar dem Reichspräsidenten überlassen. Er soll wieder in die Bresche springen, wo po litische Einsicht und weitverzweigtes Paragraphenwerk ver sagt haben. Es ist wahrlich kein schönes Bild, das unsere Parteien, unsere Regierungen dem deutschen Volk und dem Ausland bieten. Wie soll sich da »in Aufbau ermöglichen, eine Wiedererstarkung Deutschlands zu ausschlaggebender Macht im Nate der Völker herbeiführen lassen? Um die Führung in Europa. Gewiß, auch die anderen Länder haben ihre Gorgen. 6i» haben aber das eilte vor Deutschland voraus, daß sie, ab gesehen von rein finanziellen Erscheinungen, ihre Entscheidung gen glauben treffen zu können auf Kosten Deutschlands. Wenn die europäischen Länder ihre Grenzen gegen auslän dische Einfuhr sperren, dann vermag Deutschland kaum etwas dagegen zu setzen. Drosselt aber Deutschland aus Gründen der Lebensmöglichkeit seiner Landwirtschaft seine Einfuhr, dann greift man sofort zu Repressalien. Ein lei denschaftliches Ringen hat sich in der Abrüstungsfragc ent wickelt. Immer deutlicher tritt der Kampf um die Füh rung in dieser Frage hervor. In Europa war es vor allem MacDonald, der die in Versailles festgelegte allgemeine Ab rüstung gewissermaßen zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat. Das ließ den eitlen Herriot nicht ruhen, bis er seinem eng lischen Ministerkollegen mehr uno meyr oie Trumpfe aus der Hand gewunden hatte. In den letzten Tagen hat aber Mussolini ein so deutliches Wort gesprochen, das kaum noch Zweifel darüber läßt, daß er in der Frage der allgemeinen Abrüstung die europäischen Länder unter leinen Willen zwingen will. Das Lebensrecht der Völker. Vor 200 000 Menschen hat Mussolini die Gleichberechti gung Deutschlands als zwingend bezeichnet. Er hat in einer anderen Rede prophezeit, daß in zehn Jahren Europaein anderes Gesicht haben werde. Sein Hinweis daraus, daß gegebenenfalls „das gesamte italienische Volk in ein Heer verwandelt" und überall und gegen jeden eingesetzt werden könne, läßt über den Ernst der Lage kaum einen Rweikel. In Paris Hal Herriot einen ernsten Kamps mit dem Obersten Kriegsrat ausfechten müssen, weil General Weygand keiner Regelung zustimmen wollte, die die Schlagfertigkeit des französischen Heeres in ihrem jetzigen Ausmaß irgendwie beeinträchtigen könnte. Allmählich wird man auch in Frankreich schon unruhig. In einigen Blät tern der Linken ist mit ernster Sorge daraus hingemiesen worden, daß der Status guo in Europa sich nicht länger aufrechterhalten lasse, wenn man Deutschland nicht in die Verzweiflung treiben wollte. Wenn man Herriot nach sei nen jüngsten Reden beurteilen wollte, müßte man glauben, daß er sich auch zu einer besseren Einsicht bekennen will. Aber auch hier gelten nicht Worte, sondern Taten. Was diese uns in der Vergangenheit bewiesen haben, kann uns nicht hoffnungsfroh stimmen. Wenn man diese durch neue Taten wahren Friedens ablösen wkll, dann soll man dem Willen auch die Erfüllung folgen lassen. Kabinett Papen V mit neuem Arbeitsbefchaffungsprogramm? Berlin. Im Zusammenhang mit der amtlichen Versiche rung, wonach Reichskanzler v. Papen nach wie vor das volle Vertrauen des Reichspräsidenten besitze, bringt das Blatt der christlichen Gewerkschaften „Der Deutsche" eine Informa tion, wonach in Ncgicrungskrciscn der Gedanke, den Reichstag immer wieder anfzulöscn, wegen der etwaigen schwerwiegen den Folgen ausgcgebc» worden sei. Anscheinend wolle die Rcichsregicrung jetzt andere Wege cinschlagen. Wie verlautet, werde sie ein neues Ar b c i 1 s b e scha f f u » g s p r o - gram in beschließen und neue Ncsormplänc. Darübcrhinaus scheine man gewisse Veränderungen im Kabinett zu planen. Einige Minister sollen ersetzt werden durch Männer, die bei gewissen Parteien des Reichstages ans ein stärkeres Vertrauen rechnen könnten. Fehlgriffe bei der letzten Notver ordnung scheinen bei diesen Plänen eine Rolle zn spielen. Es sei also mit einem neuen Program in der Negierung Papen zn rechnen. Man glaube, daß es aus diesem Wege mög lich sei, ein Mißtrauensvotum im Reichstag zu vermeiden und die Zustimmung einer Mehrheit zu einer Art Bewährungsfrist zu erhalten, nm das neue Arbettsbcschaffungsprogramm durchführen zu können, Reichskabinett und Preubensrage Vor wichtigen Beratungen Berlin, 28. Oktober. Das Ncichskabinett wird am heutigen Freitag zusnm- mentreteu, um die politischen und rechtlichen Fragen zu be sprechen, die sich aus dem Leipziger Urteil ergeben. Es ist selbstverständlich, daß dabei auch die Unterre dung, die Ministerialdirektor Brecht als Vertreter des Preu ßischen Staatsministeriums mit Staatssekretär Meißner hatte, mit in die Erörterungen einbezogen wird. Im wesent lichen dürfe es sich für das Ncichskabinett zunächst darum handeln, Klarheit über die Abgrenzung der Zuständigkeiten zwischen dem Reichskommissar und dem Preußischen Staatsministerium zu gewinnen. Für eilige Leser. * Staatssekretär a. D. Graf v. P o s a d ow s k y - W e h - u e r wurde auf dem Alten Friedhof in Naumburg beigcsetzt. Der Beerdigung ging eine Trancrfcier im Dom voraus, au der zahlreiche Vertreter von Behörden und Organisationen teilnahmcn. * Der kirchlich-soziale Kongreß sand seinen Nusklang in einer von rund 10 000 Personen besuchten Volks- kuudgcbung in der Stuttgarter Stadthalle, bei der Pastor O. le Se u r-Eisenach zu der sozialen Not des Tages in sei ner Ansprache Stellung nahm. * Der frühere Neichstagsabgeordnete der KPD. Buch mann ist auf Grund eines Haftbefehles des Reichsgerichtes bei einer Sitzung der Bezirksleitung der wiirttcmbergischen KPD. in Stuttgart fest st e n o m in e n worden. * In der Mühlhausenstraße in H amburst zertrümmer ten Kommunisten 25 Fenster von Wvhnunsten, in denen Natio nalsozialisten wohnen. Es stclang, fünf der Täter fcstzunch- men. * Der amerikanische Gesandte hat bei dem österreichischen Unterrichlsminister dafür Genugtuung verlangt, daß vier Ame- rikncr bei den Zusammenstößen in der Wiener Univer sität verletzt wurden. * Der argentinische Landwirtschaftsminister hat den Vorschlag gemacht, daß die Regierungen Argentiniens, Kanadas, Australiens und der Vereinigten Staaten aus der Wcltwirtschaftskonscrenz den Gedanken prüfen, die Broigc- treidcanbaufläche für mindestens zwei Jahre zu begrenzen. Es ist anzunehmen, daß dabei auch die Fragen der preußischen Ve r w a l t u n g s r e f o r m eine Nolle spielen. Ein Berliner Abenblatt will wissen, daß eine Be schleunigung der Verwaltungsreform geplant sei, die seit langem vorbereitet wird, aber noch nicht praktisch verwirk licht wurde, weil die Neichsregierung erst das Urteil ab warten wollte. Das Blatt geht so weit, die bevorstehende Herbeiführung einer Personalunion zwischen Reich und Preußen anzukllndigen, die der eigentlichen Neichsreform den Boden bereiten soll. Einige preußische Ministerien sollen nach dieser Darstellung mit den korrespondierenden Ncichs- ministerien zusammengelegt, andere ausgelöst und einzelne Ministerien erhalten bleiben. Der Reichskommissar, so wird weiter berichtet, leite aus dem Spruch des Staatsgerichtshos« das Recht ab, diese Veränderungen in der preußischen Ver waltung nach eigenem Ermessen vorzuneh>n^-, und da, Blatt glaubt, daß hierfür auch bereits die Zustimmung de Reichspräsidenten vorliege. Dazu ist zu bemerken, daß es ja kein Geheimnis ist daß Neichsregierung und Ncichskommissar sich bereits sei längerer Zeit mit der preußischen Verwaltungsreform bo schäftigen. Das Urteil des Staatsgerichtshofes, das den Reichskommissar alle Vollmachten der Exekutive zuerkenm bildet seit dieser Entwicklung nach Auffassung politische. Kreise auch keineswegs ein Hindernis. Politisch und sachlicl kommt hinzu, daß auch Ministerpräsident Braun in dai Pressekonferenz einer vernünftigen Lösung der Preußenfrag» durch Zusammenlegung von Ministerien das Wort geredet hat. Der Reichskanzler über selne Ziele. London, 28. Oktober. „Morning Post" veröffentlicht ein Interview, das der vormalige britische Stabschef bei den arabischen Streitkräften mährend des Krieges, Oberstleutnant Stirling, mit sei nem damaligen Gegner, dem jetzigen Reichskanzler von Papen, gehabt hat. Einleitend sagte der Verfasser: So lange der Reichskanzler die Ordnung im Lande aufrecht erhalten kann und seinen Landsleuten sagt, was sie zu tun haben, und wie urzd wann sie es zu tun haben, so lange wird Deutschland ns, großen und ganzen mit der Herrschaft von Papens und seiner Gruppe einverstanden sein, obwohl sie keine Unterstützung im Parlament oder bei den Parteien haben. Der Reichskanzler habe erklärt: Das Ergebnis der letzten Neichstagswahlen entsprach ungefähr meinen Erwar tungen. Es gab keine Partei mit einer genügenden Mehr heit, um eine neue Regierung zu bilden, und die Parteien waren nicht in der Stimmung, sich zusammenzuschließen, wenn dies auch später vielleicht erfolgen mag. Ich bin überzeugt, daß eine einheitliche Kontrolle die einzige Me thode ist, Deutschland aus seinen Schwierigkeiten herauszu- hclfen. Das deutsche Volk hat es satt, von Parteien be herrscht zu werden, die, wie sich während der letzten beiden Jahre parlamentarischer Negierung zeigte, häufig ihre eigene Interessen den Interessen der ganzen Nation vorangestellt haben. Auf die Frage, welche Haltung er gegenüber den Nationalsozialisten, der Eisernen Front und den Kommuni sten einnehmen werde, bzw. ob er Unterschiede zwischen ihnen mache, erwiderte Herr von Papen: Die erste Pflicht meiner Regierung ist es, die Autorität des Staates zu wahren. In dieser Hinsicht ist die Rcgiernng entschlossen, die notwendigen Maßnahmen zn treffen und sie jedem gegenüber, der die öffentliche Rnhc stört, anzuwen- den ohne Rücksicht auf seine Person oder feine Parteizuge hörigkeit. Meine Regierung steht über allen Parteien und wird keine Unterschiede niaclic». Deutschland braucht Frie-