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31. Oktober 1854. M 85. Berantwortlicher Redacteur. Carl Jehne in Dippoldiswalde. - Inserate werden mit 8 Pf. für die Zeile berechnet tchu. in alle« pedittonen an- genommen. Dienstag. Erscheint ;; WWeikerih-Ieitung ten. Preis pro <> Quart.IONgr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Sandmann. Tagesgefchichte. Dresden, 26. Oct. Der Bau der AlbertS- bahn schreitet rasch vorwärts nnd würde eS noch mehr, wenn es, was merkwürdig genug ist, nicht an ' Arbeitern gebräche. Der Unterbau ist auf der gan zen Strecke bis Tharand größtenlheils fast fertig, die Viaducte an der Weißeritz hin ebenfalls, die Pfeiler der Brücken über diesen Fluß ragen selbst schon theil- weise drei Ellen über den Wasserspiegel, so daß man, bei fortdauernder günstiger Herbstwitterung, noch im Laufe dieses Jahres die Brücken zu vollenden hofft, was bei den hohen FrühjahrSfluthen des Bergwassers höchst rathsam erscheint. Eine einzige kurze starre Strecke hinter der bekannte» Restauration, der „Hege reiter", am Eingänge des Plauenschrn Grundes, unter bricht zur Zeit noch daö Begehen der ganzen Bahn, da erst der Widerspruch beS dortigen Adjacenten be seitigt sein muß, was im Lause dieser Woche geschehen bürste. Uebrigens herrscht durch diesen Bahnbau im ganzen Thalgrunde ein wunderbar reges Leben, das schon jetzt der ohnehin so industriellen Partie einen noch hohem Reiz gewährt. Uebrigens wird die Bahn einst keineswegs den schönen, weltbekannten Plauen- schen Grund entstellen, sie wird ihn vielmehr nur noch lebendiger und angenehmer -machen. Die Direktion der Bahn entwickelt bei diesem Bau eine eben so große Festigkeit wie Umsicht, und ihr Werk wird sich den schönsten Bahnen an die Seite stellen können. Berlin. Der Magistrat von Berlin hat beschlos sen, eine Anleihe von I Mill. Thlr. auözuschreiben. Die Anleihe ist nur dazu bestimmt, daö vorhandene Deficit der Stadtkasse zu decken und die Mittel für- wichtige in Aussicht genommene Bauten, als: ein neues Rathhaus, Waisenhaus, Siechenhaus, Arbeits haus ic., zu beschaffen; eS wird aber keineswegs be absichtigt, mit derselben laufende Ausgaben zu bestrei ten. Daö Deficit ist wesentlich dadurch entstanden, daß in Folge des neuen Polizeigesetzes die Ausgaben der Commun für das Polizeibudget sehr wesentlich gesteigert worden sind und daß bei den TheuerungS- verhältnissen der letzten Zeit die Communalfonds höher in Anspruch genommen wurden als dies bei mäßigen LebenSmittelpreisen der Fall gewesen sein würde. Außer dem hat die allgemeine Theuerung der Lebensbedürf nisse auf die Steuereinnahmen der Stadt nachtheilig eingewirkl; denn diese find im letzten Jahre nicht, wie sonst nach der bisherigen Erfahrung zu erwarten stand, gestiegen, sondern haben sich nur auf den Stand punkt des vorhergehenden Jahres gehalten. Nament lich stellt sich gegenwärtig heraus, daß die kleinern Wohnungen gesuchter sind als früher, und daß die Inhaber größerer Wohnungen jetzt kleinere beziehen, so daß denn auch unverhältnißmäßig viel große Woh nungen unbewohnt sind. Daß hierdurch die MiethS- steuereinnahme eine merkliche Beeinträchtigung erfah ren muß, liegt auf der Hand. München, 26. Octbr. Die Königin Therese, die vor einigen Tagen von einem leichten Unwohl sein befallen wurde, das gar keine Gefahr zu bieten schien, sich aber verschlimmerte und zur raschen Ab nahme der Kräfte führte, ist heute Morgen 3 Uhr verschieden. *) *) Königin Therese Charlotte Louise Friederike Amalie, Tochter des am 29. Sevtcmbcr 1844 verstorbenen Herzogs Friedrich von Sachsen-Altenburg, war geboren am 8. Juli 1792. Sie vermählte sich am 19 Ortober 1819 mit dem Kronprin zen Ludwig, nachmaligen König von Baiern. Aus dieser Che stammen 8 Kinder, nämlich 2 regierende Könige, Märtmiliarh- König von Bayer», und Ott», König »on WriechetNand,-ferner Matbilde, Großherzogin von Hessen-Darmstadt, Prinz Luitpold, Adelgunde, Herzogin von Modena, Hildegarde, Gemahlin des Erzherzogs Albrecht von Oesterreich, Prinzessin Alexandra und Prinz Adalbert. Wien. Man schreibt über den Verkauf der österreichischen Eisenbahnen an eine PariS- Wiener Gesellschaft: Dieser Verkauf gibt dem Staat» in drei Jahren 200 Mill. Fr. in die Hände. Dafsir hat man verkauft: die Eisenbahn von Bodemach (sächsische Grenze) über Prag und Brünn bis Ol- mütz, die bei böhmisch-Trübau sich scheidet, so daß ein Weg nach Wien, der andere nach Olmütz führt, ferner die ungarische Eisenbahn von Wien nach PreS- bürg bis Pesth und im temeswarer Banat (Militär grenze), die Bahn von Orawiza (Gespanschaft Kra- schowa» bis Barkasch an der Drau, nebst den Kohlen gruben bei Brandeis (an der Eisenbahn von Prag nach Brünn); 30-40 Quadratkilo vom Kohlenbecken bei Fünfkirchen, südwestlich von Pesth, und im temes warer Banat die gesammten Staatsbesitzungen, Koh- lenbergwerke, Eisenwerke, Maschinenwerkstätten, Ka nonengießerei, 120,000 Morgen Waldung und Boden, dies Alles mit 30jähriger Abgabenfreiheit, fünfjähri ger zollfreier Einfuhr ausländischer Schienen, zollfreier Einfuhr eines bestimmten Theils der andern TranS- portnnttel, wogegen das Gouvernement der Franzo sen 5 Proc. Interessen garantirt, selbst jedqch die in drei Jahren zugehende Summe ohne Interessen an nimmt. Die Eisenbahnconcessionen sind auf 90 Jahre, die Bergwerke und der Grundbesitz auf alle Zeit ver kauft. Die ungeheuer«,Geldmittel, welche Oesterreich Neben den großen Streitkräften aufhäuft, beweisen wol hinlänglich, daß Oesterreich den Krieg für UN»