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Jährlich 16 Hefte (einschließlich 4 Spezialnummern). Abonnementspreis pro Halbjahr (inkl. der Beiblätter): für Deutschland u. Österreich-Ungarn Jl 8,—, für alle übrigen Länder: a) bei direktem Bezug unter Streifband Jl 10,50 (inkl. Porto), b) bei Bezug durch die Buchhandlungen oder Postämter Jl 9,—. JSpezial-Xummer. Insertionspreise: x /i Seite J4 120,—, x /, Seite Jl 60,— , x /, Seite Jl 40,—, x /< Seite Jl 30,—, x / t Seite Jl 18,—, x / lt Seite Jl 12,—, x / lt Seite Jl 9,—, x /„ Seite Jl 4,50. Bei Jahresaufträgen (16 Einschaltungen) 25 °/ 0 Rabatt. n für die Moll-, jjaumwoll-, Seiden-, leinen-, }(anf- und Jute-3ndustrie sowie für den Textil-JYIaschinenbau; Illustriertes Fachjournal Spinnerei, Weberei, Wirkerei, Stickerei, Färberei, Druckerei, Bleicherei unö Appretur. Redaktion, Expedition u. Verlag: Leipzig, Brommestraße 9, Ecke Johanuis-Allee. Herausgegeben von Theodor Martins Textilverlag in Leipzig. Fernsprech-Anschluß: No. Telegramm-Adresse: Textilschrift Leipzig. Organ der Organ der Sächsischen Textil-Berufsgenossenschaft. Norddeutschen Textil-Berufsgenossenschaft. Organ der Vereinigung Sächsischer Spinnerei-Besitzer. Spezial-Nummer II Nachdruck, soweit nicht untersagt, ist nur mit vollständiger Spezial-Nummer II des XXIX. Jahrgangs. Quellenangabe gestattet. des Jahrgangs 1914. Der jJaumwoUwarenhanöd und -Export in Deutschland und Ennland. [Nachdruck verboten.] • • iu — (Onginalbeitrag von 0. E.) Verfolgt man die jetzigen Berichte der deutschen Baumwollindustrie, so liest man fast nur Klagen über den schlechten Geschäftsgang. Viele Spinne reien und Webereien hatten allerdings noch einen günstigen Abschluß durch die in der ersten Hälfte 1913 hereingekommenen Orders, aber gegen Ende des Jahres ließen die Aufträge nach oder blieben auch ganz aus. Dies ist zurückzuführen auf meh rere ungünstige Zwischenfälle, welche auf die ganze Industrie von böser Rückwirkung waren. Da nun die Maschinen Geld kosten und, um Geld zu verdienen, gefüttert werden müssen, so ver sucht ein Fabrikant den andern im Preise zu unter bieten, um eine Order von einem Inlandgrossisten zu erlangen. Das ist das Resultat des deutschen Konservatismus, an den alten Systemen festzuhalten und nur für das Inland zu arbeiten. Die Welt und die Kundenzahl da draußen ist groß und ver wendet ebenso gern deutsche Baumwollwaren als englische. Es kommt aber darauf an, auf den verschiedenen Überseemärkten den richtigen Artikel zu bringen und diesen dann auch preiswert, um mit England konkurrieren zu können. England gibt uns so viele gute Beispiele in dieser Beziehung, wir müssen uns diese nur zu nutze machen. So war es England, welches als tonangebender Baumwollverbraucher auf dem Weltmarkt den ersten Schritt getan hat, um Baumwolle in den eigenen Kolonien zu kultivieren, um durch Ausdauer und finanzielle Unterstützung einen großen Teil des Verbrauchs aus dem eigenen Garten zu holen. Zu diesem Zwecke bildete sich im Jahre 1902 die „British Cotton Growing Association“, unter stützt von der gesamten Baumwollindustrie Eng lands und mit großem Interesseanteil der Re gierung. Von allen Teilen wurden die Bestrebungen der British Cotton Growing Association finanziell unter stützt, und erst im vorigen Jahre garantierte die englische Regierung für eine Summe von 60 Mill. zwecks Kultivation des Sudan, unter ganz besonderer Berücksichtigung der Baumwollkultur. Hier haben wir einen Beweis, wie England mit praktischem Sinn die Lage und die Offensive ergreift, und es sind die Bemühungen von stets wachsendem Erfolg begleitet gewesen, veranschaulicht durch die folgende Auf stellung über die Ergebnisse der kolonialen Baumwollkultur der British Cotton Growing Association: Ba’len 1905 1906 1907 1908 1909 1910 1911 West Afrika Gambia . . . 300 — Sierra Leone 200 150 100 —. — —— — Gold Küs e . 200 200 250 200 300 200 200 Lagos .... 3 200 6000 9 500 5 500 12000 6000 5500 Süd Nigeria . 150 150 250 200 300 300 400 Nord Nigei ia Ost Afrika 500 1000 1500 500 1000 500 500 Uganda . . . Ost Afrika 300 500 2000 5000 7 000 10000 16000 Brit. . . . 150 200 200 300 300 500 500 Nyassaland . 1500 2 200 2 300 1500 2500 5 000 6 000 RhoJesia . . 50 100 200 300 300 500 500 West Indien 4 000 5 500 6500 7 000 6000 6000 7000 Scind .... 500 1000 1800 2000 2500 3 000 3 000 Sudan .... — —. . — / —— 12000 Verschiedene 150 200 300 500 600 1 500 3 000 Total .... 11200 17 200 24 900 23000 32 800 33 500 54 600 Aus diesen Zahlen ist zu ersehen, daß die eng lischen Bestrebungen erfolgreich sind. Von dem Ausfall und der Qualität der verschiedenen Kulturen habe ich mich selbst überzeugt und kann man mit den Resultaten wohl zufrieden sein, besonders mit Uganda und Sudan. Sehr erfreulich ist es, daß wir Deutschen uns (allerdings spät, und in kleinerem Maßstabe), eben falls erinnert haben, daß wir auch Kolonien haben. Besonders in den letzten 2 Jahren hat man sich in Deutschland bemüht, die Baumwolle in Togo, Kamerun und Deutsch-Ostafrika zu kultivieren. Und was haben unsere Bemühungen gezeitigt? Er folge, wenn auch nicht in dem Maßstabe wie Eng land, aber doch immerhin ansehnliche und erfreu liehe Ergebnisse, denn za. 15000 Bll. sind bereits ein Quantum, wenn auch diese Summe verschwin dend klein ist gegen den Verbrauch Deutschlands von annähernd 2 Mill. Bll. Hier gehört Ausdauer dazu und die Unterstützung der Industriellen sowie vor allen Dingen der Regierung. In England wurden sogar öffentliche Sammlungen im ganzen Reiche für die Association veranstaltet mit einem sehr guten Ergebnis, würde man in Deutschland vielleicht einen ebenso guten Erfolg bei der um za. 20 Millionen größeren Bevölkerung haben? Oder wird man diesem Vorwärtsstreben von Handel und Industrie in der deutschen Nation kein Verständnis entgegenbringen? Warum wird für eine solch wich tige Angelegenheit keine Propaganda gemacht? Ich bin überzeugt, daß unter 100 Arbeitern oder Ange stellten der deutschen Baumwollindustrie keine 10 sind, welche überhaupt eine Ahnung von deutscher Baumwollkultur haben. Fragt man in England 10 Arbeiter, so kann man sicher sein, daß man von 8 sichere Antworten und Daten der Association er hält, daß man sofort das große Interesse bemerkt, welches auch bis in den kleinsten Teil der Industrie übergegangen ist. Die ganze Industrie fühlt wie eine Eamilie und ist bestrebt, die ernährende Mutter- Industrie weiter auszudehnen und zu reformieren. So weit ich mich selbst durch vorliegende Muster überzeugen konnte, steht die deutsche Muansa- Baumwolle (Deutsch-Ostafrika) der engl. Uganda nicht nach und hat ein schönes fleischiges, volles Gefühl, ist nicht besonders unrein und von ver sprechendem Stapel, nur ist dieser etwas unegal. Hier ist also nun ein Schritt, den Deutschland zu machen hat, und zwar vorwärts und nicht rück wärt, eine gute Zukunft ist vorhanden, und rückt diese bei nötiger Unterstützung näher. Hoffentlich wird durch die vor kurzem erschienene Baumwoll denkschrift*) der deutsche Ehrgeiz und das Inte resse mehr angeregt. * * * Der Vorsprung, den England infolge des all gemein bekundeten Interesses vielleicht auch in Bezug auf seine koloniale Baumwollkultur gegenüber Deutschland hat, zeigt sich auch in dem Anteil Englands am Baum w oll waren-Wei thand el. Im folgenden seien zunächst einige englische Handelsmarken und besonders gangbare Exportartikel in der Baumwollindustrie angeführt: Baffetas = ein leichter Stoff in Kalikobindung entweder gebleicht oder blau gefärbt. B r i 11 a n t e = ein leichter Baumwollstoff mit ein gewebten Brokatflguren und mit einer nainsook-Ap- pretur. Gewebt auf Dobbystühlen mit 6 — 12 Schäften. Calico und Muslin und Cambrics, Checks, Chintz = ein bedruckter Baumwollstoff, mit grellen und sehr bunten Variationen bedruckt. Crimps = ein einfaches Kalikogewebe. Die Kette ist geteilt und auf 2 Bäumen gewickelt, der eine Baum gebremst und der andere ohne Bremse, so entstehen beim Weben die gestreiften Crimps. Dem in = ein 4schäftiger Kettköper, mit brau- *) Vergl. hierüber den Leitartikel in Nr. 9, Jahrg. 1914, der Wochenberichte der „Leipziger Monatschrift für Textil-Industrie“.