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Jahrg L tNockei-ne 6et>äuse Luverlöllige p/ei-lie d>> lVichrjährige scbriitliclic Osrantie - - llei^eiicle dlculiciteii >: Orollc /Kiscvabl kmaile-porti-oil-Sckmuclt lisch jeder kUiowgriigliic icusrukülirc-ii (fugenlos) gesetrlicl, gestempelt » > IllN d llniii- 10 bis 35 !Vi. llraviercmg gratis Kuüvlf Witzle 8eützi»»ig IVotliner 8tiiwe 12, im'I'ivoli ümlelinii gulettet 1'srnsgr. 15979 vom sinsgodstsn dis tsinstsri Lsnrs 8ps?.is1-pvl<i7V!»i'6n- unä zii'UssngssotUIkl Orosäon-lZ.., liiagstrrws 29 Nsparatursn und UsusrifsrtiAungsn Porzellan Steingut Läuigl. tloklwkorant Olas Kristall ^nKÄUSer Oodraucks- u. ^lergexenstiinUe König-,luharm-Ltrstzo. Weihnachtsferien Am 25. November sind die Neichsboten zur ersten Sitzung nach der fünfmonatigen Sommerpause zusammen- getreten und am 12. d. M. haben sie bereits ihren ein monatigen Weihnvchtsurlaub angetreten. Der kurze Tagungsabschuitt des Reichstages, der jetzt hinter uns liegt, hat einen wider Erwarten erregten und stürmischen Verlauf genommen, ja man kann sagen, das; es im Neichs- tagsgebäude noch nie so leidenschaftlich hergegangen ist wie in diesen Dezembertagen. Aber der Reichstag hat in den 18 Tageil doch eine ganz ansehnliche Arbeit getan, und auch die unvorhergesehenen heftigen Debatten wegen der Vor gänge in Zaberu haben gut gewirkt, auch sie waren Pflicht des Reichstages. Es ist allerdings wahr, was der Abgeord nete Erzberger vor einigen Tagen sagte, das; die Zaberner Affäre einem allmählich zum Halse herauswachse, aber es war doch gut und tat not, das; unsere Volksvertretung fast einmütig zum Hüter von Recht und Gesetz und zum Schützer der wahren Autorität sich aufgeworfen hat; dem Ansehen des Parlamentes und des deutschen Volkes ist dadurch ein großer Dienst erwiesen worden. Allerdings können wir den ganzen Hergang und die Behandlung der Zaberner Vorfälle ruhiger und bedachtsamer beurteilen, denn es hat sich inzwischen doch gezeigt, das; Recht und Gesetz im Deut schen Reiche auch bei den berufenen Stellen sich noch in guter Hut befinden, und man darf es schließlich auch dem Kanzler nickt allzu sehr verübeln, das; er im Anfang die Zaberner Sache mit wenig Geschick vertreten hat: auch ein Kanzler hat außerbernfliche Sorgen, deren er sich nicht immer im dringenden Laufe der politischen Geschäfte erwehren kann. Man braucht jedenfalls nicht vor dem ersichtlichen Bemühen des Kanzlers am letzten Donnerstag, Mißverständnisse und Falschdeutungen aufzuklären und seine llebereinstimmung in der Beurteilung der Zaberner Angelegenheit mit den bürgerlichen Parteien darzutun, die Augen zu verschließen. Wenn die Zaberner Affäre etwas Gutes gezeitigt hat, so möge es für alle die überzeugungstreue Erkenntnis sein, daß „nick; Roß, nicht Reisige sichern die steile Höh', wo Fürsten stehn: Liebe des Vaterlands, Liebe des freien Mann's gründen des Herrschers Thron, wie Fels im Meer". Außer den Zaberner Interpellationen wurden de»; Reichstage auch die Interpellationen über die Arbeitslosigkeit, den Arbeits- willigenschntz. die Dienstbotenversicherung, den „abgelehnten" Dr. Liebknecht zur Beratung gestellt. Für eine reichsgesetz liche Regelung der Arbeitslosenfürsorge hält die Negierung den Zeitpunkt noch nicht für gekommen: Eingriffe in das Koalitionsrecht der Arbeiter zur Verhütung seines Miß brauchs lehnt die Regierung ab, will aber im neuen Straf gesetzbuch die Selbstbestimmung des Individuums nach drücklicher zu schützen versuchen: eine Hinausschiebung des Inkrafttretens der in der Neichsversicherungsordnung vor gesehenen Dienstbotenversicherung hielt Staatssekretär Dr. Delbrück nicht für nötig, und die sozialdemokratische Inter pellation wegen der Beanstandung des Abg. Liebknecht als Mitglied der Rüstnngskommission verlief wie das Horn berger Schießen, die geplante Staatsaktion der Herren Ge nossen fand nirgends Anklang, wie sie sich auch allein be funden hatten, als sie im Anschluß an das dem Kanzler er teilte Mißtrauensvotum Acnderungen in der Verfassung herbeiznführen versuchten. In erster Lesung beriet der Reichstag weiter den Spionagegesetzcntwurf, der einer Kommission von 21 Mitgliedern überwiesen wurde: der Gesetzentwurf betr. die Erhöhung der Sachvcrständigen- gebühren wurde nach Beratung in erster Lesung einer Kom mission von 14 Mitgliedern überwiesen: der Gesetzentwurf über die Wiederaufnahme im Disziplinarverfahren gegen Neichsbeamte wurde gleichfalls nach erster Lesung an eine Kommission von 21 Mitgliedern weitergegeben: die Ge- wcrbcordnungsnovelle über Hausierhandel und Wander lager ging nach Beratung in erster Lesung an eine Kom mission von 28 Mitgliedern. Das Handelsvertragsgcsctz mit Großbritannien wurde in dritter Lesung angenommen, während der Entwurf über die Errichtung eines Kolonial, gerichtshofes nach erster Lesung einer Kommission von .21 Mitgliedern überwiesen und der Gesetzentwurf über die Anstellung von Hilfsrichtern bei den Senaten des Reichs- gerichts in erster und zweiter Lesung ohne Debatte ange- nommen wurden. Der Abg. Kölsch legte sein Mandat nieder und die Wahlen der Abg. Kuckhoff (Ztr.) und Haupt (Soz.) wurden für ungültig erklärt. Deutsches Reich Dresden ven 15. Dezember 1913 -s- Tie „Tägliche Rundschau" lehnt die ihr von uns gesandte Berichtigung ab und zwar mit einer ganz windigen Begründung. Das sieht der Täglichen Rundschau voll, kommen ähnlich. Erst wird verleumdet und dann nicht be richtigt. Wir tonnten das Blatt nun gerichtlich zwingen, unsere Berichtigung aufzunehmen. Wir verzichten jedoch aus Reinlichkeitsgründen darauf. — Der Evangelische Bund, so sollte man denken, müßte gegen die Ktrchenaustrittsbewegung alle Minen springen lassen. Den großen Worten von evangelischer Treue und patriotischer Liebe müßten in dieser Not Taten folgen, daß die Funken stöben. Von einer „zweiten größeren Reformation" hatten die Konfessionslosen ge- sprachen. Klingt das nicht wie Blasphemie im Ohre eines überzeugten Bundesbruders? Wie haben sie gegen die Barromäus-Enzyklika gerast, die sattelfesten Lutheraner, und nun? Wir lesen in der letzten Nummer des „Neuen Sächsischen Kirchenblatts" einen Beschluß des Zentralvorstandes vom 25. November, worin es heißt: „Namentlich für Berlin wurden besondere Maßnahmen in Aussicht genommen, um den vielfach nichtswürdigen An- griffen auf die evangelische Kirche, den Protestantismus und die Religion überhaupt in möglichst wirksamer Form entgegcnzutreten." „Besondere Maßnahmen in Aussicht genommen!" Das wurde beschlossen am 25. November, aber von den beson deren Maßnahmen und von der „möglichst wirksamen Form" der Verteidigung hat man aus dem Munde des redseligen Evangelischen Bundes und seiner Dienstbeflissenen nichts Weiteres gehört. Auch das „Neue Sächsische Kirchen- blatt" scheint nichts vernommen zu haben, es hätte sonst statt des altbackenen BundesbcoteS seinen Lesern gleich die frische, kräftige Ware serviert. Ja. der „liebe evangelische Bund"! Kampf gegen Rom und die Römischen — das ist sein „gutes Recht". Ein ultramontanes Wöitlein — und die ganze Phalanx der Schwertritter ist mobil gemacht. Bundesboten auf fliegen den Rossen. Bundesredner am sausenden Schleifstein! Vorwärts, wider Nom! — Aber wider die Konfessions losen? Nur immer langsam voran! „Kommsts heute nicht, kommste morgen!" „Eine Ueberschätzung (des Kirchenstreiks) ist nicht am Platze." Austrittsziffern — häufig irrig, sehr stark übertrieben! Wir wollen die Aufmerksamkeit der mehr als 3000 Zweig vereine des Bundes in ganz Deutschland auf diese Agita tion lenken — aber, so hört mau es zwischen den Zeilen gähnen, wenn's gegen die Römischen ginge, es wäre uns tausendmal lieber. — „Der Evangelische Bund ist eine Notwendigkeit, wenn noch kein Evangelischer Bund vor- Händen wäre, so müßte er geschaffen werden." So hieß es 1904 in Dresden. Oder gibt der Bund das Rennen auf, wenn er cs je begonnen hat? Am Sonntag nach Pfingsten dieses Jahres haben, wie wir in derselben Nr. 60 des „Neuen Sächsischen Kirchenblattes" lesen, in den 68 evangelischen Kirchen Berlins von 1805 854 Gemeindemitgliedern nur etwa 20 000 am Gottesdienste teilgenommen. Oder ist dem Bund ein Ahnen gekommen, daß Gedanken und Zeiten nicht aufzu- alten sind, nicht zu hemmen „der Fortschritt der Geschichte". Die Macht der Hierarchie gebrochen, die Dogmen des pro- testantischen Konfessionalismus überwunden und — dritter Akt: Die Religion zertrümmert. — „In 20 Jahren wird Gott leichte Arbeit haben." „Der Evangelische Bund ist eine Notwendigkeit. Aller dings! Ein Bund zum Schutze des Evangeliums, des alten Glaubens, des Glaubens an Christus, den Sohn des lebendigen Gottes. Ein solcher Bund ist — vom „Deutsch-Evangelischen Volksbund" abgesehen — nicht vorhanden. Wer aus den Evangelischen Bund weisend sagt: Doch! der kennt weder das Evangelium, noch den nach ihm, auf dem Papiere, genannten Evangelischen Bund. — Der Kaiser hat den württembergischen Oberlandes gerichtsrat Kreß zum Reichsgerichtsrat ernannt. — Dem Rechtsanwalt beim Reichsgericht Justizrat Dr. Wild- Hagen in Leipzig lvurde der Charakter als Geh. Justiz rat, den Rechtsanwälten bei dem Reichsgericht Brückl- me: er und Professor Dr, Ganz daselbst der Charakter eines Justizrates verliehen. Die Kammergerichtsräte Niederstein und Arndt sind zu Neichsgcrichtsräten ernannt worden. — Das Kaiserpaar hat gestern die Reise zum Besuch des Münchener Hofes angetreten. — Ter deutsche Kronprinz ist in den Generalstab der Armee versetzt worden. — Deutsch-französische Vcrständigungskonscrcnz. Wie der „Vorwärts" mitteilt, hat am 9. Dezember im Reichs tage eine Sitzung von Abgeordneten stattgefundcn, um den durch die Berner Verständignngskonferenz eingesetzten Aus schutz zu vervollständigen und zu konstituieren. Von den deutschen Neichstagsabgeordneten wurden in den Vorstand gewählt die Herren Dr. Beizer vom Zentrum, Dr. Bollert von den Nationalliberalen, Hnase von den Sozialdemokraten, Haußmann von der Fortschrittlichen Volkspartei und Dr. Nicklin von den Elsässern. Zum Vorsitzenden wurde der Abg. Haußmann bestimmt. Dem Ausschüsse selbst gehören außer den Genannten noch folgende Mitglieder der bürger lichen Parteien an: Fischbeck, Gothein, Haegy, Liesching, Dr. v. Liszt, Tr. Müller-Meiningen und Dr. Pfeiffer. — Kurze Anfragen. Den; Reichstage liegen wieder mehrere kurze Anfragen vor. Abg. Werner lW. Vg.) erklärt, das; sich in einem Teil der mittleren Postbeamtenschaft Be strebungen auf Aenderung in der Beförderung bemerkbar machten. Er fragt, ob es bei einer etwaigen Aenderung der Personalordnung mit der Verwaltungspraris vereinbar sein würde, die bereits vorhandenen aus der Zivilanwärter laufbahn hervorgegangenen Assistenten in eine höhere Dienststellung zu befördern, die aus der Militäranwärter laufbahn hervorgegangenen Assistenten von dieser Ver günstigung dagegen auszuschließen, und ob eine solche Rege lung der Beförderungsverhältnisse zuungunsten der In haber des Zivilversorgungsscheins nnt den Bestimmungen der vom Bnndesrat erlassenen, hierauf Bezug nehmenden Grundsätzen im Einklang stehen würde. — Von sozialdemo kratischer Seite wird gefragt, ob es dein Reichskanzler be kannt sei, das; einem jungen Mann namens Walter Stoecker in Köln der Berechtigungsschein für den einjährig-frei willigen Militärdienst uiit der Begründung entzogen wor den ist, daß sich Stoecker als Sozialdemokrat „in besonderem Maße in staatsfeindlichem Sinne agitatorisch betätigt" habe. Ferner fragen sie, ob der Reichskanzler gewillt sei, den ge schädigten Walter Stoecker wieder in den Besitz der von ihm ordnungsgemäß erworbenen Berechtigung zu bringen. — Z»m K.rankcnkasscnkonflikt. In einer Versammlung der Vertreter der vereinigten Krankenkassenverbände über den bevorstehenden Aerztestreik wurde festgestellt, daß Eini- gungsverhandlttngen zwischen den zentralen Verbänden der Aezte und Kassen nach Lage der Sache völlig aussichtslos seien, zumal der Leipziger Verband wiederholt betont habe, von seinen Hauptforderungen nicht abgehen zu können. Im übrigen seien an vielen Orten die Kassen und Aerzte völlig einig: der Friede wäre auf der ganzen Linie gesichert, wenn der Leipziger Verband den Vertragsabschluß freigäbe. Tat sächlich winden vielfach Verträge von Aerzten trotz des Ver botes geschlossen. Gegenüber der angedrohten völligen Ein stellung der Behandlung der Versicherten bei den Kassen, die von den ihnen nach dem Gesetz, nach den Beschlüssen des Bundesrates und der preußischen Minister Anstehenden Schutzmaßregeln Gebrauch machen, würden die Kränken fassen die entsprechenden Gegenmaßnahmen treffen. — Dir Heilbehandlung der doppelt Versicherten. Nack Blättermeldungen hat der Ständige Ausschuß der Landes- versichcrungsanstalten mit der Reichsvcrsicherungsanstalt für Angestellte Grundsätze über die Heilbehandlung der doppelt Versicherten vereinbart, welche die schleunige Ein leitung erforderlicher Heilverfahren soweit als möglich sichern. Es besteht die bestimmte Erwartung, daß die ein zelnen Landesversicherungsanstalten dem Abkommen bei treten werden. — Ein Lob des Volksberrins. Ter „Vorwärts" schreibt am Schlüsse einer Betrachtung über die Arbeit des Volks vereins: „Oft werden die Wahlerfolge des Zentrums nur darauf zurückgeführt, daß diese Partei in den katholischen Geistlichen ein Riesenheer unbezahlter Agitatoren besitzt, die nicht nur mit der Bevölkerung ihres Wirkungskreises be kannt und verwachsen sind, sondern auch infolge ihres geistlichen Amtes sich einer besonder» Autorität erfreuen. Das ist sicher zum großen Teil richtig: doch muß anerkannt werden, daß sich die Zentrumspartei daneben im Volksverein