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Dresdner Nachrichten : 24.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188805241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18880524
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18880524
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-05
- Tag 1888-05-24
-
Monat
1888-05
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 24.05.1888
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Nacht-Telcftkamme. lSl„r i» encrm Tstrilr der Aiitlaic.) Prr > t».23 Mal. Da« «tatirr« »aar i>idr Mchiintto«« ONInlOPNn. «richlolirnrin Woarn von Lhar- loitriivurn »ach Prrlin nn» wnrd« hi« juvriud drnrststt. Berit».23 Mai. Da»«aller» »aar kclnir 8 »>>r l» Ml», »ach Liiarloltriibnraznriist. »achvrm hem «ro»v>i»zr»WiN,rli» u»0 vemüron« vrin;r« vo»c'!>iristr»Ia»V l»> «töntst- liche» 26,loste. laivle dem Pitnzrn »»« walr» »uv dein Grostsstrstr» t Selaln» Mtiuiir ovarllatlrl uiorde». l Berlin. 23. Mal. lie Priii» jklil» grrur uni 8 lllie 1.0 Ml», an« dem vliariatteiiburaer Vahnliolk. ei», ivotrlvll die «alleelu ml« de» l Piinzestinnr» Idchter». das »ran» piiinrovanr »nd Prinz ^elnrlch an- « rM M I vnsero ^vnoneon-Iihcpeditjon to-tlndot siel« ^ 4S a««« 4S 33 JtlhrgtlNg. I! (nvbell der Dresdner Lanlc und vis-a-vis Uotel xoldner Lnzzol). l- II«--. Aufl.46.lW0 Cxempl. L Voj;I«»7, Dresden. Dresden, 1888. ivelcnd ivare». Ile liahen i'crr- lchalicn Ininrn miler e,,tl,»iiaiNIchc„ »»»dnebnngen de» zal,l»cichc» gn« lchauermriine dnrch die felllich nr- ichmiilslr» Llrallk». l» denen die »lieaer- »nd Inrnverrinr Lpalier dildele», imch de», Lchloile. Mailand. 23. Mal. Dei dem «laitcr von Brallitcn lind die Lost- I»n»nae> lchrinnnae» arich»»i»de» »ttd die kriille nrliinc» ;». dom ili ntcich- nialil ivelarninl! vorsta»«c». Bredia». 2:t. Mai. /Gclrcidc. morlt». Sviriino i». »'" Llr. 100 ' „ kiel. 00 M. liir>i>ra»ch>.abaade v>r Pioi-ffnni dl/-'», ffnni Jnlt dl,6», Änanst Sehi la.30. 7» Mk. Mai- Juni 31,7", Tiua.-Lldl. , . Oion- »e» vrr Mot ffuni >28,0", ff»»i-gui> , 128.00. Srvll'> .<711. >30,"". Muli», locaü.Nal-^ni.!«'».' '. ?e»I.-^ci 18,00, Zinl »mialilo-'. POriirr: Liston, «ormLlln IuuK, Hrrok-urä I-liUsur. slg Lüolz >lokL0ii-8trL88S 19. MW 8es1ssIisLti-u.k>- ii'iscrkunAsxsll'Snk, «rnroi»t bet lluitev, H»1«,lir»ntt- detten, Lti^eu- i». IlMlllll« In Oloriblltrl-k'uetiLlvin b. ksrtsbaö. ßloritr LIisiKner, S OIl-«! W - Itrngsvi,, AInn«oI»« ttvn, 11»izini8v1«, F neueste L'it^ons. K s 4H. Iv ^ U IVäselie-rabi Ilc u. «xn8»1l»ttn»88-tie8eki!ist, slartt-nstr. 5 K ^ und l'ortlens, pni-t. und l. titx. TolvZ'Iian 1382. «mptiestlt rur I-illiMi und prillcti.««:!,»» Deine Livii«-W «iirnl^i - a>8 Unieum der I.ni,!>itissltoit, ttolidnüb und Ki'ssunr. <»rü«!>it< von H «i;v!->8i»ii«« vte. Nr. 145. Spiegel: Wirthschastlichvr Heldzua neuen Nukland, Lcullche in Irnnkreich. Bvulminiiliiche Bewenunn- Ja!irinink!e. Plivnlichullehreitag, Mv>d nuf der L>lltichnuslmk;e, Fremdwort und Lelinwort, GerichtSvelliandlunnen. Drei Puttos. il,m cni deulsch-russiichcc ^.iMstusstr-Ws M. 4 (»»«nr eli; DölUlerstiiA, 24 Mai. Ur »ei. Mal Ziliil werden NbonncmcntS auf die „Dresdner Nachrichten" für DreSbe» in der Exvcdition, Marienstratze Nr. IS» zu 90 Pfennigen, für auswärts bei den Kaiser!. Postanslaltcn im Deutschen Reichs gebiete zu 02 Pfennigen, in der Oeslerr.-Ungar. Monarchie zu 77 Kr. exci. Agio-Zuschlag angenommen. Abonnenten, die die „Dresdner Nachrichten" nach den Bädern oder nach anderen Kur- oder Aufenthaltsorten nachgcsandt wünschen, haben die erforderliche UcbermeisungSgebühr tim 1. Monat deS Kälender-BleitcllahrS 60 Pfennige, i»i 2. Monat 40 Pfennige und ini 3. M»»at 20 Pfennige) nebst etwa noch zu entrichtendem Abon nement vorher an uns cinzuschicken. Monatliche Reise-Abonnements (Kreuzband-Sendungen bis SO Gran»») im Deutschen Reiche, Oesterreich und Ungarn zu 2 Mark 40 Pfennigen, sowie nach den Landern im allgem. Weltpostverein zu 3 Mark mit täglicher Ablenkung werben von Unterzeichneter Crpcdilion gleichfalls cntgegcngcnommen. 1-xpcdition der „DreSVucr Nachrichten". lg,ramwi>rN>chcr Slcdaklcirr llir Pvlttlscheö-vr. Smil Biere» in Dresden Welches die lichten Ziele der dentschrn Neichspvlitik bei dem wirchichasllicheil Feldzüge gegen Rußland sind, darüber tapp! wohl alle Well im «unter». Fürst Bismarck kan» dabei politische, er kann auch rein wirthichasllicbe Zwecke im Auge haben. Gegen die Bcrgtiickmig beider Tinge, namentlich aber gegen das Beifaliren, wirthschafiliche Borlheilc durch Inbewegungsehen der Politik zu erreichen oder uni- gekchrt, politische Zwecke auf dem Wege wirthichafllscher Kämpse dirrchznnchcn, hat sich Bismarck früher einmal mit aller Schärfe ausgesprochen. In der Thai ist an dem Handelsvertragsverhältnitz, in welchem Tcutschland zu dem ihm politisch so feindseligen Frankreich steht, »och nie gerüttelt worden, obwohl die Meistbegünstigungs- ktauscl desselben Frankreich große Vvrtheile gewährt. Andererseits bat die herzliche politische Freundschaft, die Dculschland mit Oester reich verbindet, nicht im Mindesten den Zollvcrhältnissen beider Reiche zmn Borllicii gedient. Tie russischen Zeitungen suchen da her aus einer falschen Spur, wenn sie angesichts der von Deutsch land lbcils geplanten, thcils schon bewirltcn wiilhschafllichen Maß regeln die Frage auswerscn: „Was hat denn Rußland verbrochen, um von seinen gute» Freunden in solcher Weise behandelt zu werden ?" Tic dculschgcschricbcne Petersburger Zeilnng. ein hervorragend deutschfreundliches, de» Fürsten Bismarck hochverchrendes Blatt, stellt obige Frage und bemerkt noch: „Ter auswärtigen russischen Politik kan» lei» gerechtfertigter Borwurf gemacht werden. Die russische Politik wartet: eine vorwurfsfreiere, stillere und anspruchS- loicre Ncschästignng laßt sich nicht denken." Man braucht die be hauptete Uuthätigkeit Nicht gerade wörtlich zu nehmen und kann doch zugcben, daß Nichland augenblicklich uns keinen Grund zu be sonderen politischen Bcschwnchcn liefert. Rußland fehlt cs eben an Geld, uni Krieg zu sichren oder sein altes Handwerk deS Unruhc- sti'keus in großem Maßstabe zu treiben. Jedenfalls kann cs sicher nicht die Ausgabe der deutschen Politik sein, den Staatkkredit Rußlands zu kräftigen. Deutschland hat die Aufnahme einer neuen großen russischen Anleihe in Berlin verhindert; es bat, indem cs die ruisochen SiaalSvapicre von der Bclcihbarkcit der NeichSbank und der vrcnßischcn Sechandlnng anssrhloß. dem russischen Staats kredit einen schweren Schlag verseht, lvdaß er auch außerhalb Tcupchlands keine Anleihe nntcrzubiingen im Stande war. Endlich hu Teupchland einen Thcil seines übergroße» Besitzes an russischen Weichen abgrstvßcn. Unter allen Umständen darf nicht mittelst dcupchcn Kapitals der Credit eines Reiches gestärkt werden, das im gegebenen Falle unser Gcgncr auf dem Schlachtsclde ist. Tie neuerlichen Maßregeln aber, die man ankündigt, die Zoll- zuschlägc von 60 Prozent auf alle Waaren russischen Ursprungs, müsse» die Creditsähigkeit Rußlands noch weiter erschüttern. Wo mit soll cs schließlich die Zinsen seiner Staatsschulden bezahlen, wenn cs für seine Erzeugnisse den Absahmarlt in Deutschland cin- biißt? Man versichert zwar, das russische Getceide würde sich seinen Weg nach Tcutschland auch über die höchsten Zollschranken hinwcg- bahncir; aber cs stellt doch nur die Hälfte der russische» Einfuhr nach Deutschland dar. Jedenfalls ist der Wunsch berechtigt, daß darüber bald Gewißheit wird, ob Tcutschland wirklich die russischen Erzeugnisse mit einem Zuschlag von 60 Prozent treffen will oder ob e§ mir damit droht? Die Ankündigung der Maßregel allein hat eine wilde Spekulation entfesselt. Der Berliner Gclrcivchandcl sucht an russischem Getreide noch soviel hercinzubckoinmen, als er kriegen kann, bevor der Zuschlag cintritt. Unterbleibt er aber, so ist rum Schaden unserer Landwirthschaft mst künstlichem Wege eine llebrrschweiiimung mit russischem Getreide erzielt worden, die sonst nicht cnigetrcten wäre. Glaubt die Neichsregiernng sich zu der Maßregel b-rcchtigt, so gebe sie damit entschlossen auf ihre eigne Vciantwortlichkeit vor. Ist sie sich darüber zweifelhaft, so schädigt sie mit der bloßen Drohung wcrthvolle Interessen. Unsre, nach Rußland einführende Industrie wird in ihren solidesten Berechnungen lahm gelegt, wenn sie befürchten iiiilsi, daß Rußland mit einer gänzlichen Grcnzspcne antwortet. In Erwartung einer solchen, die vielleicht gar nickst enstritt, weil der deutsche 60-proicntige Zuschlag ausvlcibt, nisterläßt der deutsche Fabrikant Geschäfte, nach Ruß land, die er sonst recht gut gemacht hätte. Auch die Existenz der in Rußland lebenden Deutschen wird der Ungewißheit preisgcgcben. sobald solche Zollmaßregeln angeküiidigl werden, ohne daß Jemand bestimmt weiß, ob cs auch zu thrcr Ausführung kommt. Uebcr die Sache selbst enthalte» wir unS vorläufig jeden Unheils. Es kann ja sein, das; Bismarck für nölhig hält, sehr scharfe, ja einschneidende Mittel anzriwenden, nm Rußland zum endliche» Auigcbcn seiner Zollabspcrruog oder doch zu einer besseren Behandlung der wirth- schaillichen Interessen DculsihlandS zu »öthigen. Er wird eS aber nickst Jedermann ans die Nase binden, ob ihm em deunch-russncher Deutsche» Botschaft altachirte Wasserbau-Ingenieur hat sich gut- Zollvcrtrag als Preis und Ende des wirtlnchasllichen Kriegs vor-j aclstlich über das Projekt der Uebcrbrnckuiig des Kanals La Manche schwebt. Ui» die Grundlage eines solchen ZollvcrtrageS zu teicliai-! dahin geäußert, daß d„S Projekt a»s>übrbar sei, aber das Doppelte scn, müßte freilich Rußland leine ganze WnlhschuftS-und Zollpolitik der Koste» beanspruche, welche die Urheber des Projektes veran- vou Grund ans iinigestultcn. schluglcn. Tie nusrciindliche Behandlung, welche die Franzosen seit Langem ! Berlin, Die Strasverfolgnng der freisinnigen „Neuruppiner deutschen Reichsangchörigen zu Theil werden lassen, ist nr dem Fall > Ztg." crfolgle nicht nur wegen Beleidigung der Kaiserin Victoria Littauer besonders grell hervorgetretcn. Benno Lsttaner, ein jüdi- ^ durch den bekannten Artikel, sondern auch wegen Beleidigung Bis- scher Schriftsetzer aus Schlesien, wurde, obwohl er »n Besitz eines marck's und Putlkamcr's. Die „Neuruppiner Zig." hatte der Re produktion des Artikels die Überschrift gegeben: „Was die amtlichen Krcisblätter sich unter dem Ministerium Bismaick-Puttkamcr für eine Sprichc gegen unser Kaiserhaus erlauben dürfen." Tie Be leidigung der Minister wild außerdem ni einer Schlnßbcmerkung gut Betreten Frankreichs znrückaewicscn. Nach seiner Angabe wollte er eine kranke Schwester in Ebalons besuchen. Tic sranzäsnche Ne gierung war zuletzt bereit, ihm den Zutritt zu gestatten, wenn er sich einen Ha»sir!chein liste. Ob dies nur yn Boiwand der sranzv- sischen Behörden war, uni ei» dem Betressenden ziigefsigles Unrecht wieder gut zu machen, oder ob Benno Litlancr den Eindruck eines HausircrS machte und eine dcsiallsige Absicht zu erkennen gab, er hellt ans den Akten nicht. Die Wahrscheinlichkeit spricht für das Ersterc: in dem Eisinden von Scheingründc» zur Bcinäiitelung reckstswidrigcn Verhaltens gegen deutsche Ncichsangehörigc sind die , , Franzosen nicht leicht zu übcrtrcffen. Es versteht sich von selbst, i trnmsverlreter iür Köln, ist im Alter daß dem Benno Lsttaner, wie jedem Neichsangehllligen, iein Neckst cnlzündung gestorben, werden muß und wir sind ganz damit einverstanden, daß er von den deutschen Behörden unterstützt wird. Die „bescheidene" Persönlich keit dc§ jungen Menschen erlebt die Freude, daß sein Name einige Tage lang in der Presse zweier Völker genannt wird. Aehnlichc Reibereien sind leider a» der denlschen Ottenze nichts liiigcwöl^ili gefunden, die in noch viel drastischerer Weise Bismarck und Putt- kamcr mit dem Artikel in Zniammenhang bringt. — Die Ersatz wahl für den verstorbene» NnchSlagsabgeordncten v. Waldvw in Oeitcmberg ist auf den I. Juni cmberanmt worden. Eonservaliver- seits kandidirt der jetzige LnndlaaSabgeordnete Landrciih Bohß. Tie Freisinnige» prokiamircn den Stadtrath Witt ans Ckarlvtten- burg als Kandidaten. — Ter LanotagSabgeoidnete Mund«, Cen- von 72 Jahren an Lungcn- arenre chc-S. Noch viel ärger ist den deutschen Stuoenten neulich in Bel- sort mstgespiclt worden. Auch hier ließe» cs die Franzosen an jeder Entichnldiguug oder auch nur »» einer Ansklärnng leisten. Diese sich häutenden Fälle haben bewirkt, daß Deutschland den Paßzwang für Reisende aus Frankreich cinaesnbit hat. Tic Franzosen werde» wegen ocr damit verbundenen Plackereien Ach und Wehe schreien. Sic selbst aber haben sich diese Scherereien zugczogrn. ES wird ihnen ans eine sehr handgreifliche Weise klar gemacht, daß Elsaß- Lothringen zu Deutschland gehört, was sie vergessen zu haben scheine». Obwohl cs in der letzten Zeit auffällig still von Boulangcr ge worden ist. io würde man doch irren, wollte man annchmcn, daß die bonlangistttche Bewegung zurückgetrele» sei. Der Beschluß der Monarchisten, sich des Programms Bvnlanger'S zu bemächtigen, alio aus schleunigste Auflistung der jetzige» Kammer, Ausschieibung von Neuwahlen und Ak>ändcnina der Verfassung z» dringen, führt dem ehrgeizigen General neue Massen zu. Zwar muß der ZurnttDerer, welche die Wiederherstellung der Monarchie fordern, rinn den An hang zahlreicher Republikaner koste», welche dieses Endziel des Bvulangismns verabscheuen, aber auch dieser Widerspruch thnt ibm in der Hauptsache ebensowenig Abbruch, wie der Umstand, daß er im Grunde genommen eine erbärmliche Persönlichkeit ist. Seine Flach heit und Unbedeutendheit, seine große Geistesarmut!! wie seine Ver logenheit schaden ihm in den Auge» seiner Landsleute iognt wie gar nicht. Zwar wunder» sie sich, wie em Mann, den die Natur so sttesinntlerlich inst Geistesanlagen behandelt hat, io schnell z» hoher Bedeutung empvrriickcn konnte, aber gcmde darin erblicken sie den Beweis s-incr „Sendung." Boulanger hat noch keine emsige Schlacht gewonnen, den Krieg gegen Deutschland hat er in nnbe- dentcnder Stellung niitgrmacht. und ohne daß er Gelegenheit fand, Nutn» zu erwerben: gleichwohl sehen seine Landstenle in ihm den knisttigrn Besieger DentichlnndS! Das Geheimnis; von Boulanger'S Eri»lg ist die Tbatsache, das; er in der rickstigen Zeit gekommen ist, d. h. zur Zeit, da die Republik der großen Mehrzahl des Volkes langweilig zu werden beginnt. Unmittelbar nach dem Kriege war das Land lo matt und abgespannt, daß cs sich selbst die tolle Advo- katenhernchast der Gambetta, Fcrry re. gefallen ließ. Nunmehr aber sichnk sich das Volk wieder nach Prunk und Hrrrlichlcit. nach einem glänzenden Hofstaat, welcher nickst blos der nationale» Eitelkeit dient, sondern auch Handel und Wandel belebt. Ta nun Boulangcr gegen diese verhasste Parlamentt-wirlhschast anstritt, so hat er die Maste» für sich. Man schwärmt keineswegs tür die Periönlrchkcit des Ge nerals, sonder» bloS iür sei» Ziel, welches sich in jedem Kopie andcis ansmalk. Würde Banlanger überhaupt eine» ganz bestimmten Grundsatz vcikörpern, so wäre cs ja nickst möglich, daß sich unter seinem Banner so viele eistgegengcicßte Richtungen ziisainmensindcn. Die Anhängerschaft Boulangei's besteht ans de» »'genannten masso» Uattantes, d. h. jener großen Anzahl von Staatsbürgern, die eigent lich keine feste Gesinnung haben und jedem ausgehenden Stern zu- jnbeln. Diese Leute haben der Reibe nach LouiS Napoleon, Gam- bctta und Boulangcr auf die Schulter gehoben, nnd man muß nur versiehe», sich ihrer zu bedienen, nm die Stufe zur Macht cmpor- znstcigcn. Die Bonavarlstlen sind der leste» Uebcrzeugnng, das; General Boulanger nicht selbst zur Macht gelange«^ sondern bloS dahin streben wird, die Republik nikderzuwerien. So ott aber in Frankreich die Rebiidlik nicdrrgeworscn wurde, fiel daS Land einem Napoleon in die Hände. Achtzehn Jahre habe» die PvnapartcS ans den Augenblick gewartet, da das französische Volk, des Treibens in der Pariser Advokalen-Kammer müde, wieder nach einem einzigen Manne rnst. Ter Augenblick ist min gekommen und wird stir die Napolcon's nicht unbenutzt vorüberzichr». Flankccich wiist sich nickn in die Arme eines neuen rrpublikaiistchcu Diktators, sondern i» die Arme eines dritten Kaisers. Boulangcr arbeitet nur für die Bouapartcs. Nrntste Telegramme ver..Dresdner Nacdr." vom 23.Mai. Berlin. Der Kaiser hatte eine gute, dnrch Husten nnd Answurs wenig gestörte Nacht, machte Vormittags eine Rundsahr« im Parke, nahm den Vortrag Allicdyll's entgegen nnd empfing Mittags de» General Slosch und später die zur Vcrinählnng eingetrossencn Fürstlichkeiten. Nachmittags nahm der Kaiser den Vortrng des Grasen Stollbcrg entgegen. Für den späteren Nachmittag war eine Ansfahrt nach Berlin zum Besuche der Kaiserin Augnsta geplant. Bei der morgende» Galatafcl wird der Kaiser durch den Kronprinzen vertreten sein. — Der Prinz von Wales und der Prinzregeist Albreclst von Braunschweig nebst Gemahlin sind gestern Abend, der Großfürst und die Gioßstirslin Sergius von Rußland, sowie der Kronprinz von Griechenland heute früh cingettofsen- — Die Kaiserin Angiista cinpsing gestern Abend de» japanischen Ge sandten behusS Entgegennahme eines Geschenkes der Kaiserin von Java».—Ter NeichSanzciger meldet die Verleihung des Rothen Adlerordcns 2. Klasse mit Stern und Eichenlaub an dm Geh. Mrdiiinalrntk Pros. Dr. Virchow. Die „Frest. Ztg." batte gcstcm Ahcnd nock dctr. der über die Freisinnigen verhängten Ordciislpcrrc gespottet, und Pros. Virchow als einen der Gesperrten bczeichnel.j — Der Nachricht, das; die Königin Victoria von England die Prinzessin Irene auSacstattet habe, wird widersprochen. Die Königin Victoria habe der Prinzessin^, Irene kostbare aestattet habe die Prinzessin ihr Gcicheiike Vater. — verehrt. aber a»s- Varster Wien. Das öffentliche Absingen der „Wacht am Rhein" ist bei Geldstrafe bis 100 Gulden oder Arrest bis zu 14 Tagen ver boten worden. — Die Grazer Bnischcnichafl „Francvnia" ist ans- gclöst worden, weil sie ihr VcrmiSlvkal mit schwarz-weiß-rothen ,zahne» dekorirt hatte. — Im hiesigen Arsenale fanden Probe» mit der neuen Marine-Kanone statt. Der Kaiser wohnte den Vor stellungen bei. Tic Wirkungen sollen ciitiejzlich iein. — Der Krakauer „Czas" meldet ans Nnisiich-Podolim. dag längs der Bahnstrecke bei Jn»r»nce Mililarbaracken) narb österreichischem Muster ausge stellt werden. In podotischen Ortschaitcn kündige» Plakate wegen der bevorstehenden Manöver nahe der galizischen Grenze Znsammen- zichungen und Verschiebungen rnstiiLcr Truppen an. Paris. Lcgrcmd, der von Wilion Orden gekauft nnd dersel ben verlustig erklärt wviden Zwar, will Wilion ans Rückerstattung der Beträge verklagen, die er an diesen für Vermittelung der Orden gezahlt hat. Die Berliner Börse eröstnete matt in Folge matter Wiener Noiirungcn und Enstührnug der Paßpslicht an der deutsch-französi schen Grenze. Bald trat indcß Befestigung ci», die von Russen und deutschen Bahnen ausgniaen. Man bezweifelt, daß mit den Maßnahmen gegen den nümchen Getreide-Import Ernst gemocht wird. Diese Zweifel veranlaßt;'» CvnrSslcigerimgen für Marien- tmrger und Ostpreußen, auf die allerdings der Verkehr beschränkt blieb. Für fremde Bahne» bestand geringes Interesse. Duxcc waien scsi Von Banken erfuhren Eoinmnnoit-Antheile und Han- delsgcsellfchaft leichte Besserung. Bergwerke warm still, Russen fest, andere fremde Renten schwach behauptet. Im Kassavcrtehre waren deutsche Bahne» ziemlich lest, östeilcichische schwächer, Banken ruhig. Industriell belebt und lest, Tenlichc Fonds fest, österreichische Pnoritätcn kaum verändert. Privaldiskvut 1 V-c Prozent. ff r a » k s il r « a, M„ L!. Mai. Nre«» r'L.',2.>. SlaolS»-!!,,, I87.U0. L»m- barrcn «0,2-. Nali.cicr —. ttsSZ'tcr iio.Sli. Lvroc. U»»ar. <jjiNi>r«»>e —, Diüionio ISi,9!>. Dresd«. B«. —. Haudclsg. —. Laura —. Brliauptct. wir», 23. Mai. Srcdl« 276.«>', Klaak«daim —Lowdarde» —. iüordwcg». —. L'iarkuoic» . Nna, Gold 96,Ld. GeschSftSloö. Pari?. 23. Mai. >«ililud.i airnic «2.89. Nnlridc 0>ä,62. Iiaileicrr 97.72.' Slaaidboini 170,0-, Lomdardr« 170,70, da. Briorititicu —. Sdanirr 89".„ »audtcr 102,81. Liiomauru 021,2Ü. »irue Nnleilic —. Türrcii —. BcOauzuri. Loudou. 23 Mai. vormiit. » lldr 40 M»!. czoasoio 98"/„. I.Mcr Nuiicu 91-/,.. glaiienci 96-,. Lomdardi» 6>V„. Uonv. Illrrcu IN/,. Idror. iundirir licnrrNancr 129. c«roc. iUiaor. Goldreme 77-/,. Ocftrrr. Golt.» irnir 87. dreuß. liouioi« 106. EaUiner 19°/,,. g.'tiic Eauincr 100'/,. Garanl. aauiiirr IOi'1,. Licomaiid»»« 10'/,. Surc-Aclirn 83c, Leanier e,9'/„. 8" „ goiik. Mcxil. ä„s,err 'Nnl. 6'/. Slaio. Ncuc 1',»/» GgYIN, Nnlcilic — Proc. Agio. — SNinmuna Siubig. Wrlicr: Prachtvoll. Paris iProd » kien >. 23. Piai. <Schl»h.) Wrizcn vcr Mat 21.88. zur VkPt.-Dcc. 21,30, bcl>a»p!rt. EviriNiS vrr Mai 13,vl>, per Scvl.-Tcc. 11,20, rulitg. Mübül per Mai 00,Oo, pcr Lrvtcml'cr lccrmbcr 07,70, sictnru». III» n e r d a »1, 23. Mai. Produkten rDchluk!. Weizen vrr Mai —, vrr 9!o»cmbcr 207. Roaar» vcr Mai 100, vcr Lclodcr >10. London. 23, Piai. iProduklcnt Scklus,, ffeicrta^Smarkt. Getrcid» rnliia, srcmdrr Wrizr» b>, Gnnslru ikäusrr. Mais Inapv, Hascr r»I,ig, stetig, rnssischrr i'afcr wiuigcr, Urdrigrs z» Gunstcn ikauser. — Prachiwclirr. Lokales nnv Sächsisches. — Die ursprünglich beabsichtigte Tlicilnahmc Sr, Majestät des Königs Albert an den Verinählniigsieierlichketten in Berlin scheint anfgcgeben zu sein: ZvenigsleiiS suhlt die Zugordnung bei der Ver mählung unseren König nicht aus. — Se. Exc. der Herr Kriegsminister Gral v. Fabrice batte sich sämmtüchen Fcicrlichkeilen und Glückwünschen ans Anlaß seines gestrigen 70. Gebulislagstestes entzogen, indem er seinen Aufent halt bei seiner Tochter, der in Jena lebenden Fruu Gräfin Henkel von Tonncrsmarck, bis heute ausgedehnt hat. Tic Rückkehr Sr. Exc. steht heute Abend bevor. — Reisende, welcvc bäusig England besuchen, bcstäligrn die Erfahrung, daß das Meißener PorzrIla n, d. h. die Erzeug nisse der Könlgl. Porzellamiiannsactnr. seine alte Beliebtheit behalten bat, soviel auch anderes Porzellan dort auf den Markt kommt. Ja. die Nachfrage nach echtem Meißner Ist in den feinen englischen Familien so stark, daß Nachahmungen desselben ans Absatz rechnen dürfen. Ter Engländer bcvor.zugt außerdem nicht etwa die billige GcbrmichSwaare, Teller und Schüssel» und anderes Geschirr mit dem Zwicbelmustcr, sondern bezahlt sehr gern die werthvvlleren kunstreichen Gegenstände. Es wurde daher den Absatz unserer König!. Porzellan-Manniaetnr wesentlich erleichtern, könnte sich dieselbe entschließen, in London selbst eine eigene Verkaufsstelle cinzunchten. Eine solche Filiale der König!. Porzellan-Manusactnr würde ausgezeichnete Geschälte machen und die Enmchtiings- und Nnlcrhallungstosten reichlich decke». Es ist der Mühe nicht un wert!), diesen Vorschlag einer Prüfung zu unterziehen. — Der erste allgemein» Deutsche Privatschnllehrer- t a g fehle gestern trüh halb 8 Uhr in HelbigS Etablissement seine Berathnngen fort und zwar in gleichzeitig stattsindcndrii Seciions- sitznnae». I» der Sektion für Knavenschule» führte Herr Direktor Dr. Barth-Leipzig de» Vorsitz. An das gründliche Referat des Herrn Tircctor Tr. Pieisser-Jena schloß sich eine rege Debatte, bis die Thesen des Ncierenlcn in folgender Fassung Annahme fanden: Tie Pcivalschnlen haben vollständige Gleichberechtigung mit den gleicharligen Gcmcindc- und Staatsschulen zu erstreben. Zu dem Zwecke beantragen sie: 1) daß sie von den Landesregierungen je nach ihrer Organisation als ProgMimasic», Nealprogwmiasiui. Real- und höhere Bürgerschulen anerkannt werden. Die dergestalt von der Landesregiciung anerkannten Schulen werden von den Behörden „Privatichulen mit Lefscntlichkeilsrechtcn" genannt. Jede derartige Anerkennung wird amllich veröffentlicht; 2) die an ihnen angestcllten Lehrer gelten als mittelbare Staatsbeamten und 'asssaigag vnu ovsrniips -w; pnn asrzolzxrumns 'kl MuM 'ESN 2 EISUIgSZ 'egOf
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