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Großenhainer Unterhaltungs- und An^eigeblatt. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke. M 75 Mittwoch, den 19. September 1849. Tagesnachrichten. Preußen. Das provisorische Bundesschieds- gcricht in Erfurt ist jetzt damit beschäftigt, gesetzliche Vorschläge über die definitive Einsetzung und Or ganisation Les künftigen Reichsgerichts zu entwer fen und zu berathen. — Die in der Kammer an genommenen Paragraphen der revidirten Verfassung, das Gerichtsverfahren betreffend, lauten: „Die Verhandlungen vor Lem erkennenden Gerichte in Civil- und Strafsachen sollen öffentlich sein. Die Leffentlichkeit kann jedoch durch ein öffentlich zu verkündendes Urtheil ausgeschlossen werden, wenn sie der Ordnung oder guten Silke Gefahr droht. Bei den mit schweren Strafen bedrohten Verbrechen, bei allen politischen Verbrechen, sowie bei denjenigen Preßvergehen, welche in den Gesetzen bezeichnet find, erfolgt die Entscheidung über die Schuld des Angeklagten durch Gcschworne." — Von Baiern ist die Erklärung eingegangen, daß es dem Drci- königsbunde definitiv nicht beitrete. — Die Armee wird, wie es heißt, in der nächsten Zeit so weit verringert werden, daß ein Bataillon statt der jetzi gen 1002 Mann nur 802 haben wird. Die Land wehrregimenter dürfen bis auf ihre Stammcom pagnien entlassen werden. — Den 13. September ist der Belagerungszustand von Posen aufgehoben worden und es ist somit derselbe in der ganzen Monarchie nicht mehr vorhanden. — Der Stadt- rath zu Köln hat sich selbst aufgelöst. Der dor tige Erzbischof hat gedroht, gegen alle Geistlichen, welche demokratische oder preußenfeindliche Gesin nungen an den Tag legen, mit unnachsichtlicher Strenge zu verfahren. Zu Liebau in Schlesien ward am 30. August die der Gemeinde von dem Gustav- Adolph-Verein gebaute schöne Kirche unter einem Zusammenfluß vieler Menschen eingeweiht. Sachsen. Dem Vernehmen nach wird Prinz Albert Stadtcommandant von Bautzen. — Das Ministerium des Innern befindet sich seit dem 13. September in dem Hause Nr. 11 an der Ecke der Seegasse zu Dresden. — Die Cholera nahet in Leipzig ihrem Ende. Die Zahl Ler Erkran kungen betrug in den letzten Tagen nur 2 bis 4 täglich. — Die Regierung hat das Geheimniß einer neuen Art Kriegsraketen angekauft, als deren Er finder der Commisfionsrath Kühn in Meißen ge nannt wird. Dieselben haben keinen Stab und reichen sehr weit. — Der als Volksredner, Frei- heitsschriflsteller rc. bekannte Student Julius Schanz sitzt dermalen in Auerbach, weil er durch Trützschler- sche Todtenfeiern neue Strahlen zu seinem Ruhme sammeln wollte. — Dem Vernehmen nach wird der Lberhofprediger Di-, v. Ammon nächstens sich in den Ruhestand zurückziehen. Er steht bereits im 84. Lebensjahre. Als sein Nachfolger wird von vielen Seiten der Professor vr. Harleß in Leipzig genannt. Baiern. Am 10. September hat die Eröff nung des Landtages stattgefunden. Den 12. ward zur Feier der Anwesenheit der Königin von Grie chenland in München große Heerschau abgehalten. Baden. In dem Beamtenstande hat die Re gierung eine Menge Ausmerzungen vorgenommen. — In Rastatt ward am 11. September das zehnte Todesurtheil vollstreckt. Bei einem Versuche, den neun Gefangene machten, um durchzubrechen, wur den vier erschossen, während fünf glücklich entka men. — Die Cholera ist in Mannheim noch im Wachsen. Großherzogthunr Hessen. Die Stellver tretung beim Militär ist bis auf Weiteres beibehalten. Schleswig. Das Betragen der Dänen seit dem Waffenstillstand besteht aus einer Reihe von Schandthatcn, Wortbrüchigkeiten und ehrlosen Ge meinheiten. Am 9. d. M. Nachmittags wurden die Blockhäuser, Pulverschuppen, Bivouakhütten, Schanzkörbe rc. bei den Düppler Schanzen von dänischem Gesindel, welches von Alsen herüber- gckommen war, an mehreren Orten angezündet, und was nicht verbrannte, gestohlen und nach Son derburg und Düppel weggeführt. Der Zustand im ganzen Lande ist ein höchst trostloser; die deutsche und dänische Partei stehen sich schroffer gegenüber als je, und der dänische Pöbel hat schon mehrmals gezeigt, daß er keinem andern an Gemeinheit nach- stcht. Frankfurt. Am Sonntag, den 9. Septem ber, Abends wurde an zwei Soldaten, welche in einer Droschke ruhig nach Hause fuhren, eine em pörende Mißhandlung verübt. Während der Fahrt sahen sie sich plötzlich von mehreren Personen über fallen und ihrer Waffen beraubt. Sie wurden dann durch dieselben so zugerichtet, daß sie lebens gefährlich verwundet aufgefunden wurden. Ursache