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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks «LLSSL W-ch-nbla« str WUSdmft u Um,-S-Nd tiin Änjpruch Lui Licierung Lei Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Siulüsendung^ringesandler Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückpono deilicgl. Anzeigenpiers: di- I spaltige Willimeterzeile <48mm breit) 7Rpsg., die 2spolligc Millimelerzeiftkei amtlichen Dekannl«« mochungen bei direkter Auftragserteilung N Sipfg. ohne Nachlaß, die I spallige Tcrt-Willimcterzeile <Svmm breit) M Rpsg^ Nachweisungs . Gebühr: 20 Rpsg. Borgefchrieden^ Erfcheinungsillge u.Plah. Fernsprecher : Amt Wilsdruff Nr? 6 Vorschriften werden nacA MLglichkeii berücksichtigt. > ^Anzeigen - Annahme di« vormittags lo Uhr Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine G -währ. Jedes? Siadattonspruch.crlifcht, wenn der Betrag durch Klage eingczogcn werden muß oder dec^Austraggeber in Konkurs gerät) Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des^Städl-s rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 108 — 93. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 11. Mai 1934 Kreuz und quer durch den Reichshaushalt. Die endlosen Kolonnen des Reichshaushalts pflegen in der Regel kaum sehr reizvoll zu wirken. Bisher waren ste es auch schon deswegen nicht, weil ihre Lektüre wirk- W nicht sehr erfreulich war. Jahr um Jahr wurden dis Zahlenreihen kürzer, die Ziffern niedriger und die End ergebnisse trostloser, bis dann endlich die Abrechnung über den Reichshaushalt 1932/33 den Tiefstand anzeigte, auf den Deutschland finanziell heruntergerutscht war. Die Ausstellung des Reichshaushalts für das neue Jahr au33/34 ersolgte darum mit der allergrößten Vorsicht; denn wenn man auch darauf hoffen durfte, daß es mit Wirtschaft wieder aufwärtsgehen würde, so konnte da» natürlich nicht ruckweise geschehen. Diese Hoffnung da> sich erfüllt, das Gesamtaufkommen an Steuern über schreitet das des Vorjahres um 147 Mil lionen und den Voranschlag selbst, der auf 6,842 Mil- barden Mark angesetzt war, auch noch um 2 Mil - «tonen. Wandert man nun ein wenig durch die Zahlen dieser vmchsabrechnung, so sieht man, daß bei allen Ein- «ommen steuerarten ein allerdings geringfügiger --ichrertrag hereingekommen ist. Am charakteristischsten, sie die Entwicklung der Wirtschaft fehr schnell an- wirkt dabei der Ertrag der L o h n ste u e r. Sie hat, . man bei ihr die Steuererleichterungen usw. ab- dn einen Mehrertrag von 50 Millionen gegenüber Vorjahr erreicht, nachdem sie bereits im Dezember trotz jener Erleichterungen das Aufkommen im - uchcn Monat des Vorjahres überschritten hatte. Noch e» erfreulicher aber ist der diesjährige Ertrag bei der genannten Körperschafisst euer, die gleichfalls °°m Wirtschaftscrtrag ganz unmittelbar abhängig ist; ne brachte nämlich über 100 Prozent mehr ein, als selbst ""Voranschlag angenommen hatte! Und als dritte in feiern Kreise ist die U m s a tz st e u e r zu nennen, die von vornherein höher als im Vorjahr veranschlagt war, dar- u noch etwas hinausgegangen ist, und zwar, ob wohl bereits im Oktober 1933 diese Steuer bei der Land- 5"«lchaft auf die Hälfte herabgesetzt war. Im Vergleich Mn Vorjahr hat sie überhaupt, trotz jener Perminderung, "neu Ertrag gebracht, der um 16 2 Milliwnen höher Ähnliches gilt für die gesamten Besitz- und Ver- "hrssteuern. . Nun einen zweiten Blick auf die Zölle und Ver - vrauch s steuern. Bei ihnen liegt die Sache zum -"st etwas ungünstiger, weil nämlich ein merkbarer Rückgang bei den Zöllen eingetreten ist. Das entspricht nur der bedauerlichen Tatsache, daß die Einfuhr er- vebuch eingeschränkt werden mußte aus den uns be- mnntcn Gründen, weil hier weniger finanzielle als wirt- jMtspolitische Gesichtspunkte maßgebend zu sein hatten. luch die Erträge bei den großen Verbrauchs- ''euern aus Tabak, Bier und Zucker, erfolgte ein Rück- lMng gegenüber dem Vorjahr; das fand aber einen Aus- Mich dadurch, daß die neue Fettsteuer, die im ver- llangenen Finanzjahr nur elf Monate bestand, nicht bloß uoer den Voranschlag weit hinausging, sondern daß vor Ertrag über 200 Millionen betragen hätte, wenn kben diese Steuer bereits am 1. April 1933 eingesetzt batte. Mit diesem Auskommen ist die Fettsteuer an die vierte Stelle der großen Verbrauchssteuern gerückt. Kurz zusamengefaßt: das Ergebnis der erstjährigen mnanzgebarung des nationalsozialistischen Staates läuft voraus hinaus, daß zum erstenmal seit langen, langen v-ahren der Verschlechterung bei den Steuererträgen ein beachtenswerter Schritt nach oben erfolgt ist. Und wrner: Das, was man durch die vorsichtige Aufstellung vcs Voranschlages ins Auge faßte, wurde völlig erreicht, -"lcht bloß England darf sich also rühmen, einen aus- gralichenen Haushalt zu haben. Und drittens sei wieder voll, was am Anfang gesagt wurde: Immer hängen die ^'eucrerträge in letzter Linie vom Ergehen der Wirt- ab; daraus läßt sich nun angesichts des vorliegenden gcbnisses über die Steuererträge für das erste Jahr der nationalsozialistischen Staatsführung auch der Schluß »when, daß in diesem Jahre nun endlich der Wirtschaft oas langersehnte Aufwärts beschieden war. Dr. Pr. Barthou reist am Sonntag nach Genf Paris, 9. Mai. Außenminister Barthou verläßt Paris n Conntag, um am 14. Mai an der Sitzung des Völkcr- nwsrales teilzunehmen, der sich mit der Frage der Abstim- vvg >m Eaargebiet beschäftigen wird. q. ergänzend zu den Ausführungen Barthvus vor dem uswactigen Ausschuß der Kammer verlautet, wies der Mi- 'r-!. h'"' b°ß Frankreich niemals eine Aufrüstung ^ulichwnds anerkennen könne, die gegen den Wortlaut der Mrage durchgeführt worden sei. Die französische Regie- e Esen Standpunkt auch in Genf vertreten. Augcn- > auch nehme man eine abwartende Haltung ein und warte l 'aus, datz auch die anderen Mächte ihren Standpunkt dar- Gerechtigkeit siir MM-. Offene Worte eines belgischen Politikers. Der ehemalige Ministerpräsident Poullet äußert sich in dem Organ der Löwener Studenten, „L'Avant-Garde", das sich durch eine große Aufgeschlossenheit internatio nalen Fragen gegenüber auszeichnet, in bemerkenswerten Ausführungen über den Kurs Belgiens in der Ab rüstungsfrage. Poullet setzt sich für die in der bekannten Senatsrede des Ministerpräsidenten de Brocquevilles vor gezeichneten Linien ein und erklärt offen, datz die ehe maligen Alliierten sich i« der Rüstungsfrage mit Deutschland ver ständigen müßten. Nach einem Hinweis, datz von feiten Deutsch lands keine Schwierigkeiten mehr zu er warten waren, und datz Reichskanzler Adolf Hitler sich zu einer Friedenspolitik bekannt habe, erklärt der ehemalige Ministerpräsident: „Hitler kann im Namen der öffent lichen Meinung in Deutschland sprechen, ohne zu be fürchten, datz er desavouiert werde. Das war niemals zur Zeit Stresemanns oder Brünings der Fall. Diese befanden sich niemals in Übereinstimmung mit der ge samten deutschen Meinung. Hitler kann die Handlungen, für die er die Verant wortung übernimmt, auch durchführen." Zum Schluß bekennt sich Poullet zu der Politik des Ministerpräsidenten de Brocqueville, die auch die Politik der belgischen Regierung sei. Belgien dürfe nie mals gegen Deutschland marschieren, wenn nicht England auf seiner Seite stehe. Diese offenherzige und in ihrer realpolitischen Nüchternheit an die große außenpolitische Senatsrede de Brocquevilles erinnernden Erklärungen stammen von einem belgischen Politiker, der als früherer Minister präsident und ehemaliges Mitglied des jetzigen Kabinetts wohl befugt ist, ein maßgebendes Wort über die grund sätzliche Orientierung der belgischen Außenpolitik zu sagen. IeutWlilldr euWWe; Ber-ienst. Dr. Goebbels empfängt südslawische Pressevertreter. Reichsminister Dr. Goebbels empfing unmittel bar nach ihrer Ankunft in Berlin die Vertreter der südslawischen Presse zum Abschluß ihrer Deutsch landreise. Der Reichsminister betonte, ohne Frage hätten sie auf ihrer Deutschlandreise gesehen, daß hier der ernst hafte Versuch gemacht werde, eine schwere Krise zu über winden. Die Mittel hätten dem Grad der Krise ent sprechend außerordentliche sein müssen. In dem Augenblick, als der Nationalsozialismus die Macht übernahm, hättL die Macht auf der Straße gelegen; ebensogut wie der Nationalsozialismus Hätte sie auch der Kommu nismus aufnehmen können. Was aber ein kommunistisches Deutschland für Europa bedeutet hätte, sei wohl jedem einzelnen klar. Hier glaube der Nationalsozialismus nicht «ur ein Ver dienst für das eigene Land, sondern für ganz Europa sich erworben zu haben. Die nationalsozia listische Revolution habe der Herrschaft der aso zialen El em e n t e in der Politik, der Kultur und der Wirtschaft ein Ende gemacht. Eine Gruppe von Männern regiere nicht für sich und nicht gegen das Volk, sondern genieße die uneingeschränkte Sympathie des Volkes, wie der 1. Mai bewiesen habe. Das Volk stehe nicht neben der Regierung, sondern arbeite aktiv mit ihr zusammen. Niemals habe in Deutschland ein Kaiser oder ein König so viel Vertrauen genossen, wie Adolf Hitler. Der Reichs minister betonte am Schluß feiner Rede mit tiefem Ernst, datz er alleine schon das Reden von einem Krieg füv verbrecherisch halte. Pommern mir- Mieder Anernland. 30000 Bauern auf der Kundgebung in Starkow. Der Bauerntag von Starkow wird in der Geschichte des revolutionären Vormarsches des natio nalen Sozialismus einen bedeutenden Grenz stein bilden. Denn hier wurde zum ersten Male in nicht- mißzuverstehender Weise durch den Reichsbauernführer Darrö die erschreckende Bilanz der vergangenen Agrarpolitik eines ost elbischen Großgrund besitzes gezogen. Weit über 30 000 Bauern, darunter 10 000 Jungbauern und Angehörige der Hitlerjugend aus Pommern, waren aus den östlichen Grenzgebieten und von der Wasserkante in Starkow, dem im Mittelpunkt des Interesses stehenden uralten germanischen Siedlungsdorf im Kreise Stolp, zusammengeströmt, um, verbunden mit der Ehrung der seit 300 bis 400 Jahren auf ihren angestammten Höfen sitzenden Bauern, die Rede ihres Reichsbauernführers zu hören. Inmitten üppiger Fluren bot die grüne Anhöhe von Starkow mit ihren begei sterten Bauern massen, ihrem reichen Flaggen- fchmuck, den Ehrenabordnungen der SA., SS., der Hitler jugend und des Freiwilligen Arbeitsdienstes ein Bild fest licher Freude. Zunächst sprach der pommersche Gauleiter Karpen - stein über die Aufgaben dieser Ost Provinz. Nur wer die ehrliche Begeisterung der Bauernsöhne Niedersachsens und Westfalens in ihrer Tiefe erlebte, kann das Ausmaß der Gefolgschaftstreue der pommerschen Bauern ganz ermessen. Karpenstein schilderte den Einfluß eines einstmals blühenden Bauerntums auf die Lage von Arbeiterschaft und Mittelstand in der gesamten Provinz und betonte, daß die Bauernpolitik der Reichsregierung auch in Pommern wieder ein gesundes Bauerntum aus freier Scholle schaffen und erhalten werde. — Die grundsätzliche Rede des Reichsbauernführers Darrö wurde immer wieder von minutenlangem Beifall des wirklich schaffenden Land volkes unterbrochen. Im Anschluß an die Kundgebung wurde den 130 alt eingesessenen Erbhofbauern aus Starkow nnd dem übri gen Pommern vom Reichsbauernführer eine holz geschnitzte Ehrentafel überreicht. Nach der Besichtiauna einzelner Bauernhöfe Starkows fetzte dann der Reichsbauernführer dis Reise, die ihn durch ganz Pommern geführt hat, nach Schlesien fort. Bauerntum oder Großgrundbesitz? Wichtige Ausführungen Darres auf dem ostpommcrschcn? Bauerntag. ' Auf dem ost pommerschen Bauerntag iw Starkow hielt der Reichsbauernführer und Reichs minister für Ernährung und Landwirtschaft, Darrs, eine Rede, in der er u. a. ausführte: Wenn die Ehrung von seit Jahrhunderten altein gesessenen Bauerngeschlechtern weit über die Grenzen Pommerns hinaus die allgemeine Aufmerksamkeit aus gelöst hat, so ist dieses Interesse in erster Linie durch die manchem Nichtpommern unbekannte Tatsache begründet, daß es in Ostpommern noch ein Dorf mit einer so großen Zahl von Altsitzern gibt. Seiner heutigen Struktur nach ist Pommern zusammen mit Mecklenburg im wesentlichen ein Land des ausge sprochenen Großgrundbesitzes. Agrarische Strukturwandlungen, wie sie gerade Pommern aufzu weisen hat, sind nur möglich, wenn es das geltende Recht erlaubt. Die Gesetze der Wirtschaft allein sind niemals imstande, Veränderungen in der Bodenbesitz- Verteilung auszulösen. Ostelbien ist ursprünglich ein Bauernland gewesen wie die anderen Gebiete Deutschlands auch. Ursprünglich war genau wie in Süddeutschland das Verhältnis der größeren Besitzungen zu den bäuerlichen Höfen durchaus gesund. In diese Entwicklung griff zu nächst, von Mecklenburg ausgehend und dann auf Schwe disch-Pommern übergreifend, eine Vorstellung nm sich, nach der der Besitzer eines großen Gutes durchaus das Recht habe, zur wirtschaftlichen Vervoll kommnung seines Besitzes das Land der ihm ver waltungsmäßig zur Betreuung zugewiesenen Bauern an - zu eignen. Da der adlige Gutsbesitzer gleichzeitig der Gerichtsherr der Bauern war, konnte sich der Bauer praktisch nicht gegen seine Legung zur Wehr setzen. Diese Entwicklung sollte aber besonders reißende Fort schritte machen, als nach der Bauernbefreiuna des Jrei- herrn.vom Stein die von Hardenberg begünstigte W i r t-