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WMatt und Anzeiger. Amtsötatt für dir Königlichen Kcrichtsämtcr sninie die Stadtrithc zu Riesa and Strehla. Redaction und Verlag von E. F. Grellmann tn Riesa. 8. Vrrttag, den 26. Januar 1872. . Diese« Blatt „Eldedlatt and -lnzeiger" erscheint >n Riesa wöchentlich zweimal, Dienstag« und Freitag«, und kostet vierteljährlich lü Ngr. — Bestellungen werden bei jeder Postanstal in unstren Erpeditioncn tn «lieja und Strehla sowie von allen unscrn Boten entgegen genommen. — Zu Annahme von Annoncen find ferner bevollmächtigt Haasenstein und Vogler in Hamburg-Altona, Leipzig und Frankfurt a. M., H. Engler in Leipzig, F. W. Saalbach in Dre«den und Eugen Fort in Leipzig. Bekanntmachung. Sm 4. und 17. dieses Monats hat sich ein in den vierziger Jahren stehender Mensch von blaßer Gesichtsfarbe und mit dunllem Haar in verschiedenen Dörfern der Amtsbezirks als Getreide- und Viehhändler aus Mehltheuer auSgegeben und dabei aus den Küchen Zinnteller entwendet, war Bebus« der Ermittelung dieses Unbekannten, der mit braunem, abgetragenen Rocke, lichtgrauen Beinkleidern und einer schwarzen Mütze bekleidet war, und beziehendltch Einlieferung desselben hierdurch veröffentlicht wird. Riesa, den S4. Januar 1872. Dar Königliche GertchtSamt. Uibrig. Bekanntmachung. Die OrtSrichter der hiesigen Landgemeinden werden in Gemäßheit der Ausführungsverordnung, die Aushebung von Pferden für den Bedarf der Arme« betr., vom 18. April 18S8 hiermit aufgesordert, die in ihrem Orte vorhandenen gesammten Pferde nach Maaßgabe des der gedachten Ver ordnung beigedruckten Schema» unter I, von welchem die erforderlichen Exemplare auf Ansuchen von dem unterzeichneten Gerichtsamte verabreicht werden, genau und speciell aufzuzeichnen und dieses Verzeichniß längstens bis zum 2. Februar 1 8 ? 2 bei Vermeidung einer Strafe von 1 Thlr. —- -- hier einzuretchen. Königliches Gerichtsamt Riesa, am 26. Januar 1872. Uibrig. AaaesaeseUiökte. Riesa, 23. Januar. Der Leichnam drs, Wie bereUS in vor. Nr. gemeldet wurde, in Dres den verstorbenen großherzogl. weimarischen Kam merherrn und Familien-Senior Wilhelm Eberhard Ferdinand von Pslugk auf Bischheim, Strehla a. d. Elbe rc. wurde heut« Vormittag '/,11 Uhr feierlich mittelst vierspännig b»spannten Leichen wagens vom hiesigen Bahnhofe nach Strehla zum Begräbniß übergesührt. Bei Ankunft des Wagens und während der Aufnahme des Sarges in den Leichenwagen spielte das Musikchor des Herrn Bruchholz die Melodie des Liedes: Nach einer Prüfung kurzer Tage rc. Hatte sich schon am hiesigen Bahnhofe ein iir 15 Equipagen fah rendes Gefolge Trauernder angeschloffen, so wuchs diese Zahl in Strehla selbst außerordentlich. Am Gasthofe zum Schiffchen daselbst ordnet« sich der Trauerzug folgendermaßen: I) Lehrer und Schul jugend von Strehla; 2) die Geistlichkeit von da und Umgegend; 3) das Musikchor, bis vor die Stadt Trauerchoräle blasend, von da ab ab wechselnd Musil und Gesang der Kinder; 4) die dortige Schützengilde; 5) der Letchenconduct; 6) die Herren vom GerichtSamte, vom Stadtrathe und den Stadtverordneten, sowie di« zahlreich ver tretene Bürgerschaft Strchla'S; 7) die Feuerwehr, al» Schluß des Zuge«. Am Schloßhofe angekom men, bildete letztgenannte Corporation Spalter, so daß leider Vielen die eindringliche Red« des Herrn Oberpfarrer Thiele, welche den Text Jesaia» 57, 2: „Die richtig gewandelt haben, kommen zum Frie den, und ruhen in ihren Kammern," behandelte, verloren ging. Nachdem der Sarg bis vor die Gruft, welche im dortigen Schloßgarten sich befindet, geschafft war, wurde dieselbe erst eingewetht und alsdann die Hülle des Ent schlafenen eingesenkt. Eine klein« Rede de» Herrn Pastor Förster von Bischheim bildete den Schluß. An den Verblichenen aber, den Gott bi« an'« Lebensende mit Kraft gesegnet, verliert da» Va terland einen seiner eoelsten Ritter, die Unter- tbanrn der gedachten Herrschaften beweinen ihren liebevoll sürsorgenden Herrn und vielen Snbern wird nun ein wahrhafter Retter in der Roth feh len I Da« Andenken diese« Edlen bleibt tn.Segen! Riesa, 24. Januar. Wir wir bören, wird unmittelbar nach dem Maskenball« di« Schau- sptelergrsellschaft de» Herrn Mehfarth von Großenhain hier rtntresfen, um im Saale de» Gasthofes zum Wettiner Hof einen ChcluS Theater- vorstellungrn zu eröffnen. Strehla, 24. Januar. Gestern Abend fand in den Saalräumen des Rathskellers der Mas kenball, veranstaltet von der Boule-Gesellschaft daselbst, statt. Hierbei muß noch bemerkt werden, daß sich diesmal die Landbevölkerung sehr zahl reich betheiligte. In Großenhain ist kürzlich ein sehr zett gemäßes, wichtiges Institut, ein Schiedsgericht, ins Leben gerufen worden, das alle die Arbeits verhältnisse betreffenden Streitfragen zwischen den Fabrikbesitzern in Großenhain und Naundorf und den in den Fabriken derselben beschäftigten Arbei tern schiedsgerichtlich entscheiden und durch ver söhnliche Mittel seinen Einfluß anwenden soll, um alle entstehenden Streitigkeiten beizulegen. Das Schiedsgericht besteht nach seinem, 21 Paragra phen enthaltenden Statut aus fünf Arbeitgebern und fünf Arbeitnehmern, und je 2 Ersatzmännern, welche im BehinderungSsalle der eigentlichen Schiedsrichter einzutreten haben, und alternirt der Vorsitz in den Sitzungen zwischen einem Fab rikbesitzer und Arbeiter. Die Sitzungen sollen im Stadtverordnetenzimmer abgehalten werden und kann das Gericht bei Fragen von allgemeinem, nicht persönlichem Interesse die Veröffentlichung seiner Protokolle und Resolutionen beschließen. Dresden, 23. Jan. Das heutige „DreSdn. Journ." schreibt: Die „Constitutionelle Zeitung" vom 20. dss. Mir. berichtet unter Bezug auf die „D. R. C", die Verordnung der Ministerien des Innern und der Justiz vom 5. ds». Mts., wonach die ohne Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte erkannten Zuchthausstrafen tn einer Abtheilung der Strafanstalt Zwickau verbüßt werden sollen, sei durch eine vom BundeScanzleramte erlassene all gemeine Verfügung veranlaßt worden. Diese Be hauptung ist unbegründet, eine Verfügung der Art existirt nicht. Obige Anordnung hat vielmehr ihren Grund in der etngetretenen Nothwendtgkeit, eine gefährdende Ueberfüllung der Strafanstalt Wald heim abzustellen, einerseitr, andererseits in der naheliegenden Erwägung, daß für eine solche Aus scheidung einer TheilS Her zu Zuchtbau» Verur- theilten die Nichtaberkennung der bürgerlichen Ehren rechte ein in jeder Richtung zweckmäßiges Unter scheidungsmerkmal darbietet. In Dresden hat sich in den letzten Tagen «ine Aktiengesellschaft mit 500,000 Thlr. Capital gebildet, welch« da» Etablissement von Daniel Beck in Döbeln al» „Sächsische Leder-Industrie- Gesellschaft" fortsühren wird. Fretberg. Der „F. A." berichtet: Am IS. Januar, dem Jahrestag« der Schlacht bet St. Quentin, ging von Sr. Maj. dem König Johann dem hiesigen Jägerbataillon, welches an dieser Schlacht so ruhmreichen Antheil gehabt, folgende» Telegramm zu: Dem l. Jäger-Bataillon entbiet« Ich Meinen Gruß zu seinem heutigen Ehrentage, dem Jahrestage von St. Quentin. Johann." Am 21. wurde in Berlin das alljährliche Krönung«- und OrdenSfest begangen. Kaiser Wil helm nahm indeß nur an einem Theile der Feier Thcil, wegen Unpäßlichkeit zog er sich bald zurück und wohnte weder dem Gottesdienst, noch der Tafel bei. Statt seiner nahm die Kaiserin-Köni gin die Vorstellung der mit Orden Decorirten ent gegen. Der „Staatsanzeiger" enthält mehrer« Seiten voll Ordensverleihungen und Armeebeför derungen. Berlin, 22. Januar. Der „R.-A." bringt heute an der Spitze seines amtlichen Thetles nach stehenden, vom 20. d. datirten Erlaß Sr. Maje stät de» Kaisers an den Reichskanzler: „Zur Erinnerung an die am 18. Januar 1871 erfolgte Annahme der «aiserwürde find Mir au« vielen Orten inner und außerhalb de« Reich« von Seiten deutscher Patrioten tele graphische nnd schriftliche Glückwünsche zugegangen. Ich habe diese wohlthuenden Beweise von Liebe und Anhänglichkeit mit sreudigem Herzen entgegengenommen und fühle Mich ge drungen, sur dieselben allen Betheiligten Meinen freundlichsten Dank zu erkennen zu geben. Ich veranlasse Sic, dies alsbald zur öfientlichen llcnntniß zu dringen. Wilhelm." Berlin. Da» fünftägige Interregnum ist zu Ende, Herr vr. Falk ist zum CultuSminister ernannt! Der Präsident des Abgeordnetenhauses, Herr v. Forckenbeck, empfing heute nachstehenveS amtliche Schreiben, das sofort unter di« Abge ordneten verthetlt wurde: „Berlin, 23. Januar 1872. In «erfolg der Mittheiluna vom 18. d. M. beehre ich mich Ew. Hochwohlgeboren anliegend beglaubigte Abschrift der allerhbchsten Ordre vom heutigen Tage, wonach de« Königs Majestät den Geheimen Ober-Justiz-Rath vr. Falk züm Minister der geistlichen ic. Angelegenheiten zu ernennen geruht haben, unter dem «nhciinstcllen der gefälligen Mittheilung an da« Hau« der Abgeordneten ganz crgebenft zu übersenden. Der Präsident de« Staatiwinifteriums. v. Bismarck." Die betreffende königliche Ordre lautet: „Dem StaatSministerium mache Ich in «erfolg Meine« Erlasse« vom 17. d. M. hierdurch bekannt, daß Ich den Geheime» Ober-Justizratb >r. Falk zum Minister der geistlichen, Unter richt«- und Mcoicinal-Angelegenheiten ernannt habe. Berlin, 22. Januar 1872. (gez.) Wilhelm, (gegj.) Fürst von Bismarck. An da» Slaal«ministerium." Auch der heut« ausgegebene „Staatsanzeiger"' meldet: Se. Majestät der "König haben aller- gnädigst geruht, den Geheimen Ober-Justiz Rach Vr. Falk -um Minister der geistlichen, Unter richt«- und Medictnal-Angeleaenhettm zu ernen nen." — Dir Ernennung, welche am 22. Abend» vollzogen wmdr, hat schwer« Kämpfe erfordert; sie erfolgt«, nachdem sich tn der Sitzung de»