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Wkißeritz-ZeitW Nr. 124. Dienstag, den 20. Oktober 1891 57. Jahrgang Verantwortlicher Redacteur: Däul Ikhnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhaltnngsblatt." Mit land, und hauSwirthschaftlicher ManatSbeilage. DU „Weifieritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: DienStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 28 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Posian- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein list' dw Rletüei'tb-'üetlttlta" nehmen an: in Dippoldiswalde: die Expedition, — in Altenberg: Buchbindermstr. Schütze, — in Frauenstein: Nadlermstr Hardt. AUslltttl sttl Vll mann, — in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert, —in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theuerkauf. ^nierate, welche bei d« bedeutenden Auflage des Maltes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. dre Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg- Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nach einer „Feuerpause" von reichlich 3 Jahren 4 Monaten erschallten am ver gangenen Sonnabend, Vormittags kurz nach '/i lO Uhr, Vie Feuersignale in unserer Stadt. Auf bisher noch unermittelte Weise war im Dachraume des zur Schmiede eingerichteten Hintergebäudes des Herrn Schmiede meisters Bliemel am Oberthorplatze ein Schaden feuer ausgebrochen, das durch die daselbst lagernden Stroh- und Heumassen, die noch vom Manöver her rühren sollen, reichlich Nahrung fand, so daß es großer Wassermengen bedurfte, um oas Feuer zu dämpfen. Den zahlreich und rasch herbeigeeilten Löschmannschaften der beiden hiesigen Feuerwehren gelang es, wenn auch das Nachbargebäude des Herrn Schuhmachermeisters Richter stark in Gefahr war, das Feuer aus seinen Heerd zu beschränken, so daß nach etwa zweistündiger Arbeit jede Gefahr beseitigt war und die Feuerwehren abrücken konnten. — Von auswärtigen Spritzen er schienen rasch die von Reinholdshain und kurz daraus die von Oberhäslich, doch kamen beide nicht in Thälig- keit. Die Spritze von Ulberndorf soll unterwegs ge wesen, doch wieder umgekehrt sein. — Infolge dieses Feuers ward die Uebung der Pflichtfeuerwehr am Sonntag natürlich nicht abgehalten und wurden nur die erschienenen Mannschaften verlesen. — Zu dem Theater-Extrazuge, der nächsten Freitag auf unserer Bahnstrecke abgelassen wird, wird das Altstädter Hoftheater geschlossen sein, während im Neustädter „O.'hello" gegeben wird. — Am Sonnabend früh V«9 Uhr fuhr Se. Excellenz der Finanzminister Herr v. Thümmel mit dem fahr planmäßigen Zuge nach Kipsdorf, begab sich hierauf über Altenberg nach Geising und kehrte auf der Müglitz- thalbahn wieder nach Dresden zurück. — Es kommt vor, daß Inhaber von Koupons- büchern auf einen Koupon Gepäck aufgeben lassen, ohne die Reise selbst gleichzeitig anzutreten. Auf solche, mit dem Gepäckaufgabestempel versehene Koupons muß die Reise jedoch noch am Tage der Gepäckausgabe an getreten werden; das Fahrpersonal hat die fraglichen Koupons bei späterem Reiseantritt als ungiltig zu be trachten und zu entnehmen. — Das Sitzen auf steinernen Bänken, Schwellen, Treppenstufen rc. im Frühjahr und Herbst hat große Gefahren bei Kindern und Erwachsenen zur Folge. Darm- und Magenkaiarrh, Brechruhr, Unter leibsentzündung, rheumatisches Fieber rc. können durch kurzes Verweilen auf einem solchen Steinsitz hervor gerufen werden. Also Vorsicht! — Die Zimmerheizung. Wiederum ist die Zeit gekommen, in welcher der Ofen seine Pflicht an tritt, und dürste es daher angebracht sein, auf die Nachtheile hinzuweisen, welche eine zu starke Zimmer heizung auf den menschlichen Organismus hervorbringt. Eine bekannte Autorität aus hygienischem Gebiete, Professor Reclam (Leipzig), äußert sich hierüber wie folgt: Wer die Zimmerwärme über 15 Grad erhöht, wird bald bemerken, daß sein Wärmebedürfniß sich stets steigert und werden ihm bald 17, ja 20 Grad nicht mehr genügen. Der Grund hiervon ist folgender: Bei andauernd starkem Heizen trocknen die Wände, sowie die in dem Zimmer befindlichen Gegenstände aus. Je mehr sie ihre Feuchtigkeit verlieren, umso mehr saugt die trockene Luft die Feuchtigkeit da auf, wo sie dieselbe fast nur noch allein findet, nämlich beim — Menschen. Die unmerkliche Ausdünstung der Haut und der Lunge wird gesteigert. Da nun die Ver dunstung von Feuchtigkeit uns viel Wärme entzieht, so wird durch die gesteigerte Ofenwärme allmälig auch das Wärmebedürfniß gesteigert; der Ofen erscheint uns dann als der beste Freund, ist in Wirklichkeit aber unser ärgster Feind, denn in der erhöhten Zimmer wärme dünsten auch alle anderen Gegenstände mehr aus und die Luft wird verschlechtert. In der warmen Luft athmen wir unser nothwendigstes Lebensbedürf- niß, den Sauerstoff, weniger ein, der Stoffwechsel wird dadurch langsamer und geringer, der Appetit mindert sich, es tritt mürrische Stimmung ein, der Schlaf wird kurz und unruhig, alle Verrichtungen des Körpers lasten zu wünschen übrig. Da haben wir das betrü bende Bild der meisten Menschen im Winter. Nur Diejenigen, welche ihrem Ofen niemals gestatten, die Lust über 15 Grad zu erwärmen, sind diesen Leiden nicht unterworfen. — Im Walde des Gutsbesitzers Hesse in Börn chen bei Glashütte hat sich am 14. d. M., des Mit tags zwischen 11 und 1 Uhr, der 70jährige Hausbe sitzer Pfanne von Börnchen strangulirt. Derselbe war schon seit langen Jahren mit Bruchleiden behaftet und zeigten sich in letzter Zeit bei ihm Spuren geistiger Störung. — Am Sonnabend, den 17. d. M., des Abends gegen 7 Uhr, wurde eine dem Gutsbesitzer Herrn Christian Gottlieb Schmiedel in Waltersdorf bei Lieb stadt gehörige Strohfeime von unbekannter Hand vor sätzlich ungebrannt. * Reichstädt. Am 16. d. M., des Nachmittags in der ersten Stunde, wurde in einer Kammer des Scheunengebäudes der 66 Jahre alte Schuhmacher, Haus- und Feldbesitzer Karl Friedr. Zönnchen von hier erhängt aufgefunden und Hai sich zweifellos in einem Anfall von Schwermut!) selbst entleibt. * Nassau. Am Vormittag des 15. d. M. erhing sich hier der Korbmacher Karl Heinrich Thiele. Der selbe ist 36 Jahre alt, verheirathet und Vater dreier Kinder. Dresden. Die Vermählung des Prinzen Fried rich August mit der Prinzessin Louise von Toskana findet bekanntlich am 21. November in der Hofburg kirche zu Wien statt. Es schließen sich hieran große Gratulationskour, sowie Bankett in den Paradesälen der Wiener Hofburg, worauf dann am 24. November, soweit bis jetzt Bestimmung getroffen wurde, der fest liche Einzug des jungen Paares in der Residenz Dres den erfolgen soll. Für die damit zu verbindenden Ovationen dürften die Vorbereitungen bald ihren An fang nehmen. Es steht, soviel hierüber im Allgemeinen verlautet, eine Huldigung ganz besonders solenner Art zu erwarten. — Um eine Verminderung der in Dresden gehal tenen Hunde herbeizusühren, war vom Rathe der Stadt Dresden die Erhöhung der Hundesteuer von 9 M. auf 15 M. jährlich für jeden Hund in Aus sicht genommen worden. Die betreffende Nathsvorlage wurde jedoch von den Stadtverordneten abgelehnt und zur Erwägung anheimgegebe», ob nicht der zweite und jeder weitere Hund mit je 20 M. zu versteuern sein möchte. Der Rath hat daraufhin beschlossen, den An trag der Stadtverordneten abzulehnen, weil durch ein Vorgehen in der angegebenen Richtung der mit der Erhöhung der Hundesteuer verbundene Endzweck nicht erreicht wird. Es bleibt daher beim Alten, worüber natürlich die vielen Dresdner Hundesreunde und Hunde- reundinnen sehr erfreut sind. Der Uebelstand ist nicht wegzuleugnen, daß in Dresden das große Publi kum durch das Ueberhandnehmen der Hunde, nament lich der großen Hunde, sehr belästigt wird. — Ueber Saatenstand und Ernte im König reich Sachsen, Ende September bis 12. Oktober, be richtet die „Sächs. landw. Zeitschrift": „Die außer ordentlich schöne und warme Septemberwitterung kam der, besonders im Gebirge und im Vogtlands, noch größlentheils ausstehenden Ernte sehr zu statten, so daß dieselbe bis auf etwas Hafer bestens geborgen werden konnte. Infolge der verspäteten Ernte ist aber die Herbstbestellung um 8—14 Tage zurück, doch ist die herrschende Witterung derselben sehr förderlich, so daß der Rückstand sehr bald eingeholt sein dürfte/ nur fehlt in einigen Bezirken die nöthige Feuchtigkeit zum Aufgehen der jungen Saaten. Die bereits aufge» gangenen Saaten zeigen schönen Stand und befriedigen allgemein, zumeist auch der Raps. Die Kartoffelernte ist säst allenthalben im vollen Gange und deren End- ergebniß je nach Sorte, Boden und Lage sehr ver schieden. Mancherorts ist der Ertrag wider Erwarten besser, aber auch öfter schlechter ausgefallen als im Vormonate vorauszusehen war. Doch allerorts stimmen die Ergebnisse darin überein, daß die rothe sächsische Zwiebel zumeist den geringsten Ertrag bei größtem Prozentsatz an kranken Knollen ausgiebt, während NaZnum douum in erster Linie, dann Champion und Reichskanzler die höchsten Erträge liefern und sich am widerstandsfähigsten erweisen. Sehr reichlich ist die Grummeternte ausgefallen, welche bei günstigstem Wetter geborgen werden konnte. Der Stoppelklee steht zu meist sehr schön, doch wird über das Ueberhandnehmen der Feldmäuse in demselben sowie auf den jungen Saatfeldern vielfach geklagt, welch' letztere überdies in einigen Bezirken durch Schneckenfraß zu leiden haben. Ebenso wird der Ertrag an Kohl und Kraut in einigen Distrikten durch Raupenfraß ziemlich geschmälert wer den. — Die Nossener Gegend wurde am 4. September von einem starken Hagelwetter heimgesucht und die Umgegend von Lommatzsch, Mügeln und Oschatz am 21. September von wolkenbruchartigen Niederschlägen betroffen, welche die Ernte und Bestellarbeiten mehrere Tage verhinderten. Der erste und einzige Nachtfrost im Berichtsmonat trat am 24. in Theilen der Amts hauptmannschaft Bautzen , Kamenz und Chemnitz auf, ohne jedoch wesentlichen Schaden zu verursachen. — Der Elbgausängerbund wird sein nächstes Gesangsfest am 7. und 8. August 1892 in Neustadt b. St. abhalten. Die Vorarbeiten dazu sind bereits im Gange. Moritzburg. Das am Mittwoch abgehaltene Teichfischen in Dippelsdorf hatte wiederum ein über aus zahlreiches Publikum angelockt. Die Ausbeute des Teiches entsprach den Erwartungen der Unter nehmer und war überaus reich. In den Vormittags stunden wurden nur Engrosgeschäfte, in ganzen und später auch in halben Centnern abgeschlossen. Die Waare fand reißenden Absatz. Karpfen und Hechte wurden mit 75 Pfg. das Pfund, Schleie mit 1 M. bezahlt. Die kleinen 10 bis 15 em langen Fischchen kosteten die Metze 1 M. Meißen. Die Weinlese hat am Donnerstag auf dem Rathsberg ihren Anfang genommen. Die warmen Tage der letzten Wochen sind selbstverständlich für die Güte der Trauben nicht ohne Einfluß geblieben. Gar zu große Hoffnungen darf man aber hieran nicht knüpfen, da die Blüthe des Weines überaus verspätet war und die Temperatur der Sommermonate unter dem Mittel stand. „Was im Juli und August nicht gerathen, lasten September und Oktober ungebraten", dürste sich auch in diesem Jahre bewahrheiten. Ab gesehen von einigen besonders guten Weinbergen dürfte die Ernte bezüglich ihrer Güte eine Mittelernte bleiben, als welche sie sich schon vor einem Monate andeutete. AuS der Lausitz. In verschiedenen größeren Dörfern des südlausitzer Jndustriedistriktes werden Wochenmärkte eingerichtet, um die Einwohnerschaft, namentlich aber den Arbeitern besseres Angebot in