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Sächsische Erscheint bis auf weiteres am 25. eines jeden Monats. Alle Einsendungen Inserate betr. sind nur zu richten an: Robert Weniger, Leipzig, Hohestr. 48. — Nachdruck von Original-Artikeln, soweit nicht ausdrücklich verboten, nur mit genauer Quellenangabe »Sächsische Rad- u. Motorfahrer- Zeitung* gestattet. — Rad- u. Motorfahrer-Zeitung Organ für Radfahrer, Motorfahrer, Automobilisten Zeitung des Sächsischen Radfahrer-Bundes, e.V. O Anzeigen-Preis: die viergespaltene Petitzeile 50 Pfg., bei größeren Auf trägen und Wiederholungen entsprechenden Rabatt. — Schluß der Schriftleitung: 8 Tage vor Erscheinungstag. Schluß der Anzeigen-Annahme: Dienstag vor Erscheinungstag. Nr. 8. Leipzig, den 31. Mai. 1918. XXVII. Jahrgang. j 41. Kriegsnummer, j j j^* Das Wehrfahren. Nachdruck verboten. Es war diesmal ein herrliches Pfingstwetter, so recht eigentlich geschaffen zum Wandern zu Fuß und zu Rad. Sonst im Frieden schwangen wir uns voll Freude und Stolz auf§ Stahlroß und eilten in die lachende, im Frühlingsgrün prangende Natur hinaus, jetzt müssen wir bis auf die Wenigen, denen die Gummibereifung belassen blieb, auf Schusters Rappen Gottes schöne Welt bestaunen. Hoffentlich wird im nächsten Jahre im Frieden uns wieder unser geliebtes Rad zu solchen Wantierungen zur Verfügung stehen. Der Verwen dung des Fahrrades schreibt der Krieg und noch mehr tlie Zeit nach diesem neue Bahnen vor, darunter das Wehrfahren. ■c.tEs war in der Sportsitzung am 24. Februar d. .1. im Caf«; „Thomasring" zu Leipzig, als unser Obmann für Jugendpflege, Herr Oberlehrer Baumann, ausführ lich über Jugendpflege referierte und erstmalig das Wort „Wehrfahren“ prägte, ein Zukunftszweig des Ratj- fahrsports. Daß er damit das Richtige getroffen, er gaben die zustimmenden Schreiben aus dem Kreise unserer Mitglieder, und auch der Deutsche Radfahrer bund äußerte in Nr. 5 seiner Bundeszeitung seine un verhohlene Freude hierüber und scheint dem Wehr fahren seine Sympathie entgegenzubringen. Freilich blieb bisher dies Wort nur ein leerer Be griff. und wir wollen in Nachstehendem ihren Inhalt zu geben versuchen. Bisher gab es nur ein sogenanntes Wehrturnen, das außer dem Turnen. Sport (Schwimmen) und mili tärische Übungen einschloß. Wir brauchen beim Wehr fahren einen solchen Berg nicht aufzunehmen, sondern können einzig und allein das Wehrfahren aus dem Rad fahrsport herauswachsen lassen. Unter Wehrfahren verstehen wir alle Rad fahrveranstaltungen des männlichen Ge schlechts. sowohl der Jugendlichen, sowie der Sportkameraden in reiferen Jahren, zur Wehr- haftmachung und Erhaltung der Wehrtüch tigkeit unseres Volkes. Kräftigung des Körpers, Stählung der Muskeln und Nerven. Schärfen der Sinne. Stärkung des Mutes, der Entschlossenheit und Aus dauer bilden den Zweck dieser Übungen. Der Rad fahrsport befaßte sich bisher mit Korso-, Reigen- und Kunstfahren. Radpolospiel, Rennfahrern auf dem Zement. Zuverlässigkeitsfahren und Wettbewerben auf der Land straße, einschließlich Distanzfahren und dem wich tigsten Gebiete, dem Wanderfahren. Von allen diesen Sparten kommen für das Wehrfahren nur das Wander fahren. das Wettfahren und Distanzfahren auf den Straßen und Wegen, sowie die Zuverlässigkeitsfahren in Betracht. Von dem Wehrfahrer muß man schon als Jungmann fordern, daß er sieh ein scharfes Gesicht aneigne und zum bewußten Sehen im Gelände kommt. Entfernungsschätzen, das Abwägen von Höhen und Tiefen, die Ausbildung des Gehörs bei Tag und Nacht, sicheres und schnelles Zurechtfinden im Freien. Umgang mit Kompaß, Kartenlesen und Kartenverständnis, ins besondere der Generalstabskarten und der Radfahrer profilkarten sind unerläßlich notwendig. Ortssinn, Ortskunde, Schleichen und Spähen, freiwillige Anstren gungen und Entbehrungen bei Bewältigung gestellter Aufgaben im Gelände. Gehen, Laufen. Kriechen, Sprin gen und Steigen, Überwindung von natürlichen und künstlichen Hindernissen müssen in freudigem Wett eifer geübt werden. Vor allen Dingen stelle man nie zu hohe Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Jungmannen und richte auf die Hygiene des Rad fahrens größte Aufmerksamkeit. Auch gebe man für Sanitätsradfahren die nötige Zeit. Überall, wo es an gängig. halte man Geländespiele ab und veranstalte bei passender Gelegenheit zweckentsprechende Wettkämpfe im Laufen. Springen und Klettern. Inwieweit man die Jungmannen zu Straßenwettfahren und Distanzfahren zulasse, hängt nach vorheriger Untersuchung durch einen Arzt der Gesundheit des Herzens und der Lunge ab. .Nach geschehener Übung schätze man den Körper vor Erkältung, nehme ein laues Vollbad oder reibe den Körper überschlagen ab und wechsele dabei die Wäsch-. Es ist wohl kaum nötig, zu erwähnen, daß zu Führern beim Wehrfahren nur Personen ausgewählt werden, die neben reifem praktischen Verständnis auch ein Herz für die Jugendlichen haben. Nach dem Kriege werden uns hierbei die zurückkehrenden Sportkamoraden wert volle Helfer sein. In allererster Linie wende man sich an die radfahrende Lehrerschaft: denn der Lehrer ist und bleibt infolge seiner .Vor- und Durchbildung <l‘* r berufene Führer in der Jugendpflege und damit zu gleich im Wehrfahren. Willige Herren, die ein \ <*r- ständnis für die ideale Seite des Wohrfahrens besitzen, wird es sicher geben, pur mute man ihnen nicht zu. alle und jede Arbeit unentgeltlich zu verrichten. Jedet Arbeiter ist seines Lohnes wert, und für solch«' Zwe« k ’ ausgeworfene Summen werden reichlich Zinsen bring«**’- Damit der Führer im Wehrfahren seine immerhin