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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G, Hartmann. 185« Preis für da» Vierteljahr 1^ lhalrr. Insertion»'Gebühren für den Raum et»r gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. "M/B Erscheint mit «»«nähme der Sonn. «/US IUH und Festtag, täg.tch «b.nd» und ist Mrttwochp den 17. September durch alle Postanstalten zu beziehen. Amtlicher Theil. Dresden, 16. September. Sein« Majestät der König und Te. König!. Hoheit der Kronprinz haben Sich gestern früh '^7 Ühr nach Dahlen begeben und sind Abend» ^7 Ut)r wieder hier eingetroffen. Dresden, 8. September. Dem Schlosiermeister Anton Gottlob Jahn in Borna ist für die von ihm am 30. Juni diese» Jahre«, mit muthvoller Entschlossenheit und eigener Lebensgefahr bewerkstelligte Errettung eine» in dem Wyhra- flusie verunglückt gewesenen siebenjährigen Kinde» vom Tode de« Ertrinken», die LebensrettungS - Medaille in Silber vrr- liehen worden. Verordnung*), die Einführung deS neuen MilitärstrafgesehbuchS betreffend, vom 12. September 1856. Nachdem durch Verordnung der Ministerien der Justiz und de» Innern vom 3. September 1856 der erste October 1856 al» der Zeitpunkt festgesetzt worden ist, von welchem an das allgemeine Strafgesetzbuch vom 11. August 1855 in Kraft tritt, so wird in Beziehung auf das unter demselben Tage erlassene Militärstrafgesetzbuch In Gemäßheit der wegen besten Bekanntmachung unterm 13. August 1855 ergangenen Ver ordnung §. I., hiermit bekannt gemacht, daß daS gedachte Militärstrafgesetzbuch nebst den in der angeführten Verordnung enthaltenen Vorschriften ebenfalls vom ersten October 1856 an in Wirksamkeit treten soll. Dresden, den 12. September 1856. K r i e g s. M i n i ft e r i u m. v. Rabenhorst. Eckclmann. *) Diese Verordnung wird demnächst auch im Gesetz- und Ver- vrdnungsblatte erscheinen. Nichtamtlicher Theil. Nedersicht. Tagksgtschichte. Dresden: Königliche Gaben für Adorf. Freiherr v. d. Pfordken durchpassirt. KreiSdirector v. BurgS- dorff zurück. —> Wien: Eine Weinausstellung. Die Räumung der Donaufürstenthümer noch nicht in naher Aussicht. Herr v. Offenberg. Die Kaiserin zurückgekehrt. — Prag: Zu der Versammlung der Land- und Forst- wirthe. — Berlin: Der Trousseau der Prinzessin Louise. Bevorstehende Rückkehr der Majestäten. Graf Hatzfeld bleibt in Paris. — AuS Kurhessen: Zur VerfastungS- angelegenheit. — Karlsruhe: Rücktritt d,S Herrn v. Wechmar. — Frankfurt: Vermischtes. — Paris: Ein Brief Manin'S. Stiergefechte. Der Aufenthalt deS Kaisers in Biarritz abermals verlängert. Vermehrung der Einwohnerzahl. Verfolgung der Diebe der Nordbahn- actien. Prinz Napoleon. Einfuhr d,S Jahres 1855. — Madrid: Ernennungen. Ruhe. — Schwyz: Eine schweizer Beurtheilung der Neuenburger Vorgänge. — Turin: Geschenke de» Sultans. Eisenbahnangele- qenheiten. Ein neuer Conflict mit Toscana. — Stockholm: Der neue Minister de« Auswärtigen er nannt. — St. Petersburg: Kaiserliches Handschreiben an General Murawieff. Näheres über das kais. Gnaden manifest vom 7. Sept. Scheremetieff, Minister der Do mänen. Vermischtes. — Moskau: Beendigung der Krö- nungSfeierlichkeiten. — Erzerum: Die Uebergabe von Kars. Unsicherheit. Local - und Provinzialangelegenheiten. Dresden: Polizeiliche Ueberwachung der Steinkohlendefraudationen. Abänderung des Bauregulativs. — Leipzig: Die Frage wegen Aufhebung der Brodtaxe. — Wilsdruff: Die Jungviehschau. Feuilleton. Vermischtes. Inserate. Tageskalender. Börsennachrichten. Tagesgeschichte. Dresden, 16. September. Se. Maj. der König haben bei Allerhöchstihrer Anwesenheit in Adorf den dortigen Brand- calamitosen die Summe von 200 Thlrn. auszahlen lasten und von Ihrer Maj. der Königin sind zu gleichem Zwecke heute 80 Thlr. dorthin abgegangen. — Gestern Abend ist Se. Ercellenz der königl. bayrische Ministerpräsident Freiherr v. d. Pfordken nebst Gemahlin auf der sächsisch-schlesischen Slaatseisenbahn hier eingetroffen und im „Hotel Bellevue" abgestiegen. Derselbe wird heute Abend über Leipzig nach München abreisen. — Herr Kreisdirector v. Burgsdorff ist nach Beendigung der in Karlsbad gebrauchten Eur in Dresden wieder einge- troffen und wird sich sofort von hier nach Leipzig begeben, um dort sich vom 19. d. M. an wieder an die Spitze der Geschäfte zu stellen. : ma : LLien 14. September. Die Naturforscher treffen nach und nach aus allen Weltgegenden in unsrer Residenz ein. Während der Anwesenheit dieser Herren wird hier eine eigenthümliche, vielleicht in ihrer Art einzige Ausstellung statt finden. Ein Pesther Doctor veranstaltet nämlich in den Sälen der hiesigen k. k Gartenbaugesellschaft eine vollstän dige Ausstellung aller ungarischen Trauben-Sorten, Tafel- und Weinreben. Diese Sammlung wird 90 Sorten in 700 Exemplaren aufweisen und für die Freunde der Wein- cultur großes Interesse bieten. — Daß die völlige Räumung der Donaufürstenthümer durch unsre Truppen noch nicht in naher Aussicht steht, beweist die vom heutigen „Fremd,nbl." mitgetheilte Nachricht, daß das dortige österreichische General kommando den Befehl erhalten hat, vier Baraken errichten zu lasten, in welchen 200 Mann untergebracht werden kön nen , ferner wird eine Batterie Kanonen von Pitatschi in Bukarest erwartet, und auch dem dortigen Magistrate ist dieser Tage die Herbeischaffung deS Proviants für das österreichische Militär während 6 Monaten auf dem Licitationswege überlasten worden. — Herr v. Offenberg, kaiserlich russischer Commistar zur Regelung der freien Donauschifffahrt, ist seit einiger Zeit hier. Die andern Mitglieder dieser Commission, die bekannt lich anfangs hier tagen wird, werden binnen kurzem hier erwartet, um ihre Arbeiten zu beginnen. LLicn, 15. September. sW-Z.) Ihre Maj. die Kaiserin ist gestern von Gratz nach Schönbrunn zurückgekcmmen. — Se. k. k. apostolische Majestät ist, wie wir hören, am 14. d. M. von Gratz nach Brandhof zu einem Besuche Sr. k. k. Hoheit des Erzherzogs Johann abgereist. !>1 Prag. 14. September. Ueber die hier stattgefundene 18. Versammlung deutscher Land- und Forstwirlhe bleiben noch einige Details nachzutragrn. Zuvörderst die Verhand lungen zur Frage über die Zusammenlegung der Güter. Uebereinstimmend mit dem Einleiter derselben, Herrn Kind, sprach der Hauptredner, Herr Knopf aus Sachsen, gegenwär tig Lehrer an der Forstschule zu Weißwaster, sich für die In tervention der Regierungen bei der Zusammenlegung aus. Als Muster wurde Sachsen vorgeführt, wo daS Gesetz über die Commastation schon 1834 erlassen und diese schon bei 463 Gemeinden durchgeführt wurde. Man sei dabei streng nach den Grundsätzen der Billigkeit verfahren, und habe immer darauf gesehen, daß entweder Güter von gleichem Ertrage eingetauscht wurden, oder voller Ersatz deS etwa dem einen Theile entsprießenden Nachtheiles geleistet werde. Die Folgen seien sehr wohlthätig und empfiehlt der Redner die Commastation auch in andern Ländern. Der Vortrag fand großen Beifall und fand eigentlich nur durch einen Redner aus Böhmen Widerspruch, der die Zusammenlegung der Gü ter speciell vom österreichischen Standpunkte aus angeblich der großen Kosten wegen für nicht durchführbar erklärte. Im Resums entschied Graf Noftitz dennoch für keine der beiden Meinungen, und zwar wohl nur aus dem Grunde, aus wel chem er früher eine gründliche Durchbrechung der Frage be fürwortet hatte, weil nämlich in Oesterreich die Frage der Commastation nächstens im legislativen Wege entschieden werden soll. Bei der Frage über die wechselseitige Einwir kung der Land- und Forstwirthschaft aufeinander, die, wie be reits berichtet, Herr Oberforstrath Freiherr v. Berg einleitete, erlitt die vom Herrn Forstrath Liebich vertretene Methode der Durchforstung eine große Niederlage. Die gewichtigen Worte, welche schon früher Herr v. Pannewitz dagegen gesprochen, wurden in verstärktem Maße wiederholt und die betreffenden Ansichten von der Versammlung beifällig adoptirt. — Am Schluffe der Versammlung waren 1864 Mitglieder officiell angemeldet, darunter 174 — also nahezu der zehnte Theil — aus Sachsen. — Am 13. d. M. wurden noch zahlreiche Exkursionen und davon mehrere unter persönlicher Leitung unsrer ersten Magnaten, Schwarzenberg, Nostitz u. A., vor genommen. Am meisten Mitglieder zählte die nach Tetschen, wo Graf Franz Thun (wie in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet) die Gäste in Person auf da« Zuvorkommendste empfing und bewirthete. H Berlin, 15. September. Die heute Montag, be ginnende Ausstellung des TrousteauS Ihrer k. Hoheit der Prinzessin Louise wird bis Mittwoch in den Stunden von 11—3 Uhr geöffnet sein und unfehlbar einen höchst impo santen Eindruck auf die Damenwelt hervorbringen. In drei Sälen des ersten Stockes im k. Schlosse, den Gemächern der Königin Elisabeth (Gemahlin Friedrich's des Großen) und später der regierenden Königin von Bayern als Prinzessin von Preußen, sind die sämmllichen zur Ausstattung gehö renden Gegenstände ausgestellt. Im ersten Saal befindet sich die Leibwäsche und das Reisebett, im zweiten das Tischzeug rc., die Schuhe und Handschuhe. Hier bemerkt man unter Anderm auch ein zierliches Körbchen, das mit einer mit Pelz verbrämten Sammeldecke bedeckt und zur Aufnahme des SchooßhündchenS Ihrer k. Hoheit der Prinzessin - Braut bestimmt ist. Da» Hauptinteresse dürfte der dritte Saal gewähren, in welchem auf doppelter Estrade 33 Kleider aus den reichsten Stoffen, ferner Mäntel, Umhänge, Mantillen aus Sammet, AtlaS, Seide, Spitzen, Kanten in Hermelin sich befinden. In der Mitte deS SaaleS, an der links vom Eingänge liegenden Längenwand, prangen jene Braut- und Cour-Roben und daS Brautkleid; davor ist auf einem mit weißer Marmorplatte bedeckten Tische aus Polyxanderholz mit reicher Bildhauer arbeit in Rococostyl da» Toilettensilber aufgestellt, ebenso der Brautschmuck: ein prachtvolles Diadem aus Diamanten, Broche rc. aus dem Atelier von Jean Demesieur auf be- sondcrn Tischen ausgelcgt. An der Spitze der Umhänge Feuilleton. Sin Stiergefecht auf der Mission DoloreS. Von Fr. Verstä'cker. *) Auf der Mission war ein Fest. Von Ean Francisco auS wateten Hunderte von Menschen durch den gelben Sand der „MisfionSstraße" dem etwa drei englische Meilen entfernten Dolore« entgegen. Hügel auf und ab keuchten sie die beschwerliche, ermüdende Bahn und rasteten gewöhnlich erst auf dem letzten mit Zwergeichen und Lorbeeren bewachsenen Hange, der einen freien Ueberblick über da« kleine vyH^hnen auSgebreilete Thal gewährte. ES war ein lebendige« Bild, dem selbst,die nackten, den Hintergrund formenden Bergs «inen eigenthümlichen Zauber nicht nehmen konnten. Link« weit hinan« dehnte sich die hier und da von nirderm Weidicht begrenzte Misston«bucht der Bai von Ean Franci«co zu, deren schimmernder Wasserspiegel au» dem fahlen Grün der Hänge frisch hervorblitzie; recht« zog sich rin schmale«, unbebaute« Thal in die Hügel hinauf, an deren westlichem Fuß die Brandung de« stillen Meere« schäumte, und in der Mitte lag dir kleine Gruppe Häuser, die ihren Namen dem alten wettergrauen Gebäude verdankte, welche« die westliche Flanke der Ansiedelung bildete. Di« Mission Dolore«, in alten Zeiten durch die Jesuiten ge gründet, zog zuerst die benachbarten Indianrrstämme zu sich, welche den Mönchen nicht allein ihr Gebäude aufrichten, sondern *) Aut dessen „Salifornische Skizzen". Leipzig bei Aruold. auch später ihr Feld bestellen und ihre Rinder hüten mußten — dafür wurden sie civilifirt. Nach und nach fiedelten sich dann später Californier auS den südlicher gelegenen Städten oder au» Verba buena (Pfcffermünzkraut), dem jetzigen San Francisco, dort an, und Straßen entstanden, über deren niedere Häuser hinweg da« graue Dach de« MisfionSgebaude» noch immer hoch und düster hinüberschaute. Da kam da« Gold und mit ihm, wie mit einem Zauber schlage, verwandelte sich da« ganze Land; da« Misfionsgebäude wurde, wenigsten« theilweise, zu Schenken benutzt, die Indianer zogen, von einzelnen Californiern geführt und Christenrhum wir Mission hinter sich lassend, in die Berge, und »ine regsamere Bevölkerung, au« Deutschen, Amerikanern und Franzosen ge mischt, fing an, dir alten, halb verfallenen und theilweise ver- lassenen Gebäude zu bewohnen. Der Priester blieb allerdings noch in seiner Pfarre, aber die Mission selbst bestand nur dem Namen nach, und wenn die kleinen Glocken Morgen- an geschlagen wurden, die fromme Schaar zum Gebete zu rufen, so waren eS nur Wenige, sehr Wenige, welche dem Rufe folgten. Selbst dir Indianer kümmerten sich nicht mehr um den feier- lichrn Laut, der sie sonst in die Nähe de- neuen Gotte» gerufen — der eine Theil grub nach Gold in den fernen Bergen und der kleine Theil der auS dem einen oder andern Grunde Zurück gebliebenen trieb sich um dir Echenlstände der Europäer herum, dem Feuergeiste deS Alkohol- zu dienen und seine Adern dem betäubenden Gift zu öffnen. Die vielen Schrnkstände der Mission verlangten aber auch dann und wann rin« Ertra-Anregung, ihren Besitzern in der Geschwindigkeit so viel Gold einzubringen, al- diese in den Minen glaubten erwaschen zu können — denn war da» nicht der Fall, so sahen ihre Besitzer gar nicht ein, weShalb fit nicht lieber in die Berge gingen, gutes Gold zu graben, al- hier im stachen Lande schlechten Branntwein auSzuschenken. Zu diesem Zwecke genügten aber keineswegs die Indianer, die gar kein baareS Geld hatten, und nur höchst unvollkommen die Be wohner der Mission selber, wie einzelne Besuche von Ean Fran cisco. ES bedurfte eines stärker» Reizmittel», als ihr Cognac oder selbst die umliegende freundliche Gegend war, ihnen Kunden in Massen zuzuführen, und zu diesem Zwecke wurden Pferde rennen und Fandangos, Wettspiele und Kämpfe und Golt weiß waS sonst noch für Festlichkeiten arrangirt, den Schau- und Trinklustigen eine Veranlassung zu bieten, ihr Gold durch den Sandstaub herauSzuschaffen und gegen ein wilde», oft widerliche» Schauspiel wie eine wüst durchschwelgte Nacht rinzutauschen. Ein Stierkampf war diesmal die Veranlassung, und die Arena, eine >m Mittelpunkte de» Orte- errichtete starke Um- zäunung, um die her eine Art von erhöhten Sitzen angebracht war, den Entree Zahlenden doch einigermaßen Entschädigung für da- gewöhnlich nur höchst mittelmäßige Schauspiel zu bieten. Die Wirihe der Mission schienen übrigen» bewiesen zu haben, wie richtig sie ihre Nachbarschaft kannten, die wirklich immer nur auf eine Gelegenheit wartete, ihr Geld, sei e» für wa» e- wolle, zum Fenster hinauSzuwerfen. Schaarrn von Menschen füllten die breiten Straßen de» kleinen Orte», drängten um die Barribre und zankten um ihre Plätze, oder rummelten ihre Pferd« vor dem MifflouSgebäude, auf dessen Veranda die ganze schöne Welt versammelt schien und manche» dunkeläugige holde Mädchen gesicht auf die kühnen Reiter hinübrrblitzte. (Iorts»t,uaz folgt.)