Suche löschen...
Dresdner Journal : 21.06.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186006218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-06
- Tag 1860-06-21
-
Monat
1860-06
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 21.06.1860
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
142 - — Iw tritt kv»e a»ä »ckt»^ tliar». Iboaaemenivpnisr: : L Lb'.r. 1y Xxi io „ 10 ., „ „ ^nn^Uctr i» Vr«li»v: IS öixe »iorvlvs Kunxiivro: 1 öt^r. Inseratenpreise: t'Lr ä«o 8»uiil sioer -«»palteueo 2«i1«; 1 8?r. I7ut»r ,,Lü>x«»»liat" sie 2eils: 2 öt^r. «rschetnrn: 1'IxIIed, «it Fa,a»dwe ärr 8v»u u»ä ksiortNF«, ^d«d<t» für »«o kolx«o<i«n Donnerstag, den 21. Juni. ->>»- ...... . . — . . .. DreslmrrIom ml. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 1860 »llseralraanaahme auewärl,: LsipriF^ k'«. S»L»o«r»rr»>, 6ommi»»ivllNr äe» vr««iii«r 4ouro»I»; «d^i,.l»»«Ii»»r: tt. Ui!»»»»! 1iL^»r»srLi» L Lvrlia: Ouvi'ie-'slbe Lu»:l0>., Nrr»»t:r»« L Uni.!»»; Lr»ll>«o: ll. 8cKl.oe^r.; pr»oil«utt ». >: » ttuctiksuckluii^, K»Ii>: Xvvi.r ttxv««,»; k»ri,: v. t.6»r»i'»-l.» ^28, rav <ie- von» «ukso»); kr»x: i «. tioaiio«'» kixltUonäluutx. . Herausgeber: Nönixl. Lipeäitioo äs» vresäu«r ckouraal», Ilre-äen, >1»rien«er»»»« öir. 7. Amtlicher Theil. Drktbni, 2Ü. Juni. HkM. Majestät der ksNia find heute früh 7 Uhr von Baden-Baden wieder hier etngetroffen. - Dresden, 20. Juni. Heute Vormittag 11 Uhr empfing die neugeborene Prinzessin durch den Bi schof Korwerk die heilige Taufe, in welcher HSchstderselden di« Namen: Marie, Johanne, Amalie, Ferdinande, An tonie, Louise, brigelegt wurden. Da- Befinde« der Hohen Wöchnerin und der jungen Prinzessin ist da» erwünschteste. Dresden, 11. Juni. Sc. Königl. Majestät haben dem Or. m«ä. Christian August Sonnenkalb zu Leip zig auf Anlaß seine» stattgcsundenen KVjährigen Doktor jubiläum» da» Ritterkreuz vom Albrechtorden zu ver leihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Ueberficbt. Telegraphische Nachrichte«. Zeitvugöschau. (Ostdeutsche Post. — Donau-Zeitung.) Tagesgeschichte. Dresden: Taufe der neugebornen Prinzessin. Bülletin. — Wien: Aufhebung der Wu- chergrsetze. Voranschlag der Staatseinkünfte.—Triest: Stockung auf der Südbahn gehoben. — Venedig: Emigrantcnrückkehr. — Berlin: Herr v. Schleinitz nach Baden-Baden. Französische» HandelSvcrtragsan- erbirten. — Lindau: Hoher Besuch. — Baden: Vom Fürstencongreß. — Ko bürg: Turnfest. —Pa ri»: Amtliche». Römische Klagen über Sardinien. Gesandtschaften von Marokko und Madagaskar. An leihe. Archäologische Mission. —'Turin: Tagesbe richt. Rundschreiben Cavour'». Grenzbestimmung.— Neapel: Commandantrn der bereit gehaltenen kolon- nen. Garibaldi'» Lager. Trapani verlassen. Ex pedition gegen da» Festland. Vermischte 'Nachrichten. — Madrid: Statistik. AntwortSadrefle. Gerüchte. — Kopenhagen: König nach Schweden. — St. Pe tersburg: Großfürstin Konstantin entbunden. — Belgrad: Neue Heeresorganisation. — Amerika: Neueste Post. Eraeunuvgen, Versetzungen rc. im öffe«tl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Pirna. Königstein.) Gerichtsverhandlungen. (Zittau. Bautzen.) EingesandteS. Statistik und BolkSwirthschaft. Keuilletvn. LageSkalevder. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch 2V. Juni. Der BannS von Kroatien, Feldmarschalllevtnant Graf Eoronini- Cronbera, ist auf sein Ansuchen, unter Verleihung drS VroßkreuzeS des StephanSordrnS, penfionirt vorder». An seine Stelle tritt der bisherige Lan- detgeneralcommandavt und Gouverneur deS teme- ser BaaatS und der serbischen Wojwodina, Keld- «arschallleutnant Sokscevitsch. Lade«-Baden, Dienstag, IS. Avni, Mittags. Gestern hat eine abermalige zweistündige Berathuna der anwesenden Könige und des Herzogs von Na^ sau beim Könige von Bayer« stattgefunden; die- selb« ging der Conferrnz der Fürsten im Schlosse, i« welcher der Prinz-Regent die bereits gemeldete Ansprache gehalten hat, voran Der Großherzog von Darmstadt war schon gestern Morgen 1Ü Uhr abgereist. Der Herzog von Sachsen-Koburg-Gotha ist gestern Abend, dre Könige von Sachsen und Hannover find heute Morgen All Uhr, der Her zog von Nassau ist heute Morgen 12 Uhr ab gereist. Au» Frankfurt a. M., vom 19. Juni, wird uns durch Wolff'» telegr. Büreau in Berlin gemeldet: Lei der gestern im großherzoglichen Schlosse zu Baden-Baden stattgefundeurn Fürstenconferenz hatte der König von Württemberg im Namen der deutschen Bundesregierungen dem Prinz-Regenten den Dank ausgedrückt für Prenßen« patriotische Vertretung der Interessen Deutschlands, und den Wunsch nach einer Verständigung Preußens und Oesterreichs aus gesprochen, für welche dir Negierungen ihre guten Dienste anbirtrn. Die Negierungen (der hier an wesenden Souveräne 0 seien mit dem Entwurf einer Militäreonvention beschäftigt, welche sich den Vor schlägen Preußens bezüglich der Nefor« der Bun- deSkriegSverfaffuug möglichst annähere. Die Ne gierungen erwarteten ihrerseits, Preußen werde in der deutschen Politik andere und annähernde Schritte thun. — Darauf bemerkte der Grvßherzog von Ba den, diese Erklärung könne nicht im Namen sämmt- lichrr Bundesregierungen abgegeben werden, da mehrere und wichtige Negierungen bei den betref fenden Berathuugrv nicht betheiligt gewesen seien. Baden werde fick den angedeuteten Schritte« keines wegs anschließen. Die Antwort deS Prinz-Negen- teu ist in dessen bereits mitgetheilter Ansprache enthalte». Wie wir gestern bereits in Bezug auf den aus Ber lin telegraphisch gemeldeten Inhalt der Ansprache Sr. königl. Hoheit de- Prinz-Regenten Zweifel hinsichtlich der Richtigkeit und Vollständigkeit desselben ausgesprochen haben, die wir heute als wohlbegründet bezeichnen dür fen, so müssen wir gleichen Vorbehalt in Bezug auf obige» Telegramm machen, dessen Relation in mehreren Punkten richtig, in andern dagegen e» weniger sein dürfte. In Marseille am Dienstag, IS. Juni, ein gegangene Nachrichten au« Neapel vom 16. d. M. melden, daß der sardinische Gesandte die beiden weggruommenen Schiffe, auf welchen 866 Passagiere an Bord waren, reclamirt habe, weil fie i» Besitz« von Pässen nach Malta wären. Der englische Ge sandte, Elliot, unterstützt die Forderung auf Her ausgabe derselben. Turin, Montag 18. Juni. Mazzini hat die Reise nach Sicilien (die an sich nicht recht glaublich erschien) angeblich deshalb unterlassen, weil er dort keine gute Aufnahme zu finden erwartete. Aus Rom wird vom 16. Juni bestätigt, daß die piemontefische Armee sich bei Ferrara concrutrire. London, Dienstag IS. Juni, Abend«. In der heutigen Sitzung des Unterhauses theilte Lord John Russell mit, die angekündigte officielle De pesche der französischen Regierung betreff« der Annexion Savoyen« sei noch nicht eingrtroffen, werde aber in dieser Woche erwartet. Unmöglich sei e«, die Krage zu beantworten, ob ein Congreß in der schweizer Angelegenheit stattfinden werde. Dresden, 20. Juni. Die „Ost-Deutsche Post" giebt heute aus dem Voranschläge der österreichischen Staatseinkünfte für das Jahr 1861 einen Auszug über die Erträgnisse der directen Steuern (vergl. Wien unter „Tages geschichte"), welchen sie mit folgenden Worten schließt: „Im Ganzen kann das Finanzministerium mit der Ent Wickelung der Steuerkrast de» Lande- zufrieden sein, da, von dem Krieg»zuschlag abgesehen, Notz der Ausscheidung einer der reichsten und steuersährgsien Provinzen — zahlte doch die Lombardei 18S8 mehr als 11 Millionen Gulden, also nahezu H der gesammten directen Steuern — der Entgang nur 4'/h Millionen Gulden beträgt, zu welchem Resultat freilich die ohnedies am drückendsten, weil ein seitig wirkende Gebäudesteuer allein nahezu 3'/, Millionen Gulden Mehrertrag beigcsteuert hat. Wir wollen hoffen, daß der Verzicht auf die Einführung einer Reform der directen Steuer für daS Jahr 1861 kein Verzicht darauf im Allgemeinen ist. Wo Mängel im Steuerwesen so offenkundig da liegen und so nachteilig auf die Ent wickelung de» Wohlstandes der Nation rückwirken, daß selbst die Organe der Regierung die Normen der bestehen den Besteuerung als durchaus den gegebenen Verhält nissen nicht mehr entsprechend und deshalb als unhaltbar und gemeinschädlich bezeichnen mußten, dort kann nicht rasch genug Hand an'» Werk gelegt werden. Und wenn auch die Reform der Grundsteuer kein Werk ist, das sich im Laufe weniger Monate durchführen läßt, so steht doch dem Einführen gesunder und gerechter Principien in der Besteuerung des Gebäudeertrags und der Gewerbethätig- keit keine erhebliche Schwierigkeit entgegen. Insbesondere aber ist die Reform der Erwerbsteuer dringlich; begreifen wir doch überhaupt nicht, wie die Gewerbefreiheit und das bestehende auf Concesfionswcsen beschränkte Erwerbs gebiet und OrtSbedarf basirte Erwerbstcuerpatent sich ver einen lassen. War früher schon Willkür in der Bemessung der Erwerbstcuer an der Tagesordnung, so fehlt jetzt über haupt jeder gesetzliche Halt. An dem Reichsrath wird es sein, bei Berathung des Budgets auf Beschleunigung diesfälliger Vorlagen hinzuwirken." Die „Donau-Zeitung" bespricht in Folgendem eine seltsame Manifestation italienischer Sympathien mit deutschen Nutzanwendungen, welche unlängst von der guten deutschen Stadt BreSlau ausgegangen ist und die wenigstens beweist, daß gewissen deutschen Parteien nicht Unrecht gethan wurde, wenn man ihnen die Absicht zutraute, die italienischen Wirren der Neuzeit copirrn zu wollen. Eine Anzahl von Breslauern hat sich näm lich die Ehre gegeben, an den „erlauchten italienischen Nationalverein" in Turin eine Zustimmungsadresse zu richten, aus dem spcciellen Anlaß, daß es bekanntlich 383 Einwohner von Breslau waren, die durch eine Ein gabe an das preußische Abgeordnetenhaus dort eine große Kundgebung italienisch gestimmter Sympathie hervorriefen, und daß ihnen für diese patriotische Dienstleistung rin höchst schmeichelhaftes Dankschreiben von Seiten deS Tu riner Nationalvereins zu Theil geworden ist. In Er widerung desselben ist nun die Adresse ergangen, die wir in öffentlichen Blättern abgedruckt finden; dieselbe lautet, wie folgt: „An die erlauchte italienische Nationalgrsellschaft in Turin. Die Ldresse an dir 383 Einwohner von Breslau, welche die Pe tition an die Drputirten von Preußen zu Gunsten der italienischen Freiheit und Unabhängigkeit unterzeichnet haben, spricht Ihre Dankbarkeit aus- Diese 383 Bittsteller sind Mitglieder unsrer Gesellschaft, welche geglaubt hat, in der preußischen Deputirten- kammer die Svmpathien zu erwecken, welche sie selber für die Italiener und die italienische Nationalität fühlt. Erfreut über di« von uns erlangten Srgebniff«, sinken wir im Feuer d.« natio nal italienischen Enthusiasmus ein kostbares Beispiel für Deutsch land in Bezug auf dessen einheitliche Bestrebungen. Preußen und Deutschland haben eine sehr traurige Periode von zehn Jahren durchgemacht. Die vom Hause Habsburg ausgehende reaktionäre Sonne hat nicht blos Italien, sondern ganz Deutschland über schwemmt. Dieses Veuischland ist Preußen dankbar, da« aufs Neue sein Genie zeigt; dem Prinz Regenten, der «in Ehrenmann, ein Mann von Wort ist; Deutschland freut sich der Wiederer- stchung des italienischen Volk«, und diese verheißt uns dos Wie dererwachen des Nationalgeiste«. Er erkennt, daß Oesterreich der Feind der Einheit, der Grdße und der Ehre von Deutschland ist Preußen bereitet die Lösung der deutschen Rationalfrage vor, die ser großen Idee, welche alle liberalen Deutschen vereint, und die nun eine Wahrheit und eine Thatsache sein wird! Preußen wird an der Spitze von Deutschland sein. Die großen Völker haben die Kraft, sich zu regenrrircn, und di« vernunftgemäße Anwrn düng dieser Kraft siegt stel«, sowohl gegen di« Unehrlichkeit des Auslands, wie gegen die Falschheit im Innern. Diese Wahr heit ist an der edeln italienischen Nation dargclhan worden: hoffen wir, daß auch die deutsche Nationalität sich erhärten werde. E« giebt somit jetzt zwei große Volker, die über die ewigen Ll- pen hinweg sich brüderlich di» Hand reichen, und gegeaseiklg da« einheitliche Italien, da« einheitliche Deutschland ausrufen! Bres lau, 9 Mai 1860 (Unterschriften-)" „Wie man ficht — sagt die „D.-Z." — ist da» Haupt verdienst dieser Adresse, daß fie so ganz offen mit der Sprache herauSgeht. An kleinen Unvollkommenheiten des Ausdrucks darf man sich dabei nicht stoßen. So klingt eS z. B. ein wenig seltsam, daß eine reaktionäre Sonne Deutschland überschwemmt haben soll: denn eine Sonn«, die daS Land überschwemmt, gleicht einem Platzregen, der eS auftrocknet, oder einem Sturmwinde, der die Luft in Ruhe erhält. Genug, Oesterreich ist der Feind der Einheit, der Größe und der Ehre vsn Deutschland, und folglich muß auch eine Sonne überschwemmen können. Es geht Alles miteinander in den Kauf; da- Eine steht und fällt mit dem Andern. ,Wenn die sardinische Politik ein kostbare» Beispiel für Deutschland ist, an dessen Spitze Preußen tret n wird, so muß die Hingebung an ein solches Muster natürlich eine unbedingte sein; sie darf nicht zurückschrecken vor dem geringfügigen Neben umstände, daß die angepriesrne Mustrrpolitik nur unter dem Patronate Frankreichs und vermittelst der Abtretung italienischer Landestheile möglich war. WaS verschlägt DaS? Nein, ein so bewunderungswürdiges Muster muß ganz nachgeahmt werden oder gar nicht. DaS Beispiel in Italien liegt vor uns; die „Eopie" in Deutschland muß natürlich die Eopie sein. Nachdem man einmal das Princip angenommen hat, ergiebt sich das Uedrige von selbst. Und wenn in der Kopie etwa BreSlau die Rolle von Nizza zu spielen hätte, das bei der italienischen Musterpolitik unglücklicher Weise in die Lersenkungsfugen gerieth, (es ließe sich ja denken, daß z. B. auch Rußland mit zu Gevatter stände, wenn die gerühmte Einheit mit Hergcben anfängt,) — was läge daran, sofern nur „das Princip richtig" ist? Die „Kölnische Zeitung" ihrerseits geht nicht ganz so weit, daß sie den Italienern, welche mit Frankreich marschiren werden, die Hand über die ewigen Alpen reichen will, während Frankreich die seinig« nach dem Rhein auSstreckte; ihre bisherige Sympathie scheint bereits bei einem Haltepunkt angekommen. Bis an den Fuß der Alpen zog sie gemüthlich mit; jetzt aber fragt sie der „Esperance" gegenüber, welche die Rhein länder kurzweg über die Annerirung an Frankreich ab stimmen lassen will, was denn daS jetzige Frankreich außer seiner Despotie zu bieten vermöge, und antwortet sich selbst: „die materielle Zerrüttung und die Entsittlichung." Ein anderes gotbaisches Blatt, die „Süddeutsche Zeitung" setzt sich in directen Gegensatz mit dem Breslauer Schrift stücke, dessen Echtheit sie bezweifelt, oder in dem sie, fall» eS dennoch echt sein sollte, nur einen Brwei» dafür sieht, daß man in der schlesischen Hauptstadt mit den Bestrebun gen des Turiner Vereins nicht genügend bekannt ist. Ein hübsches Kompliment für die Breslauer Abtheilung deS sogenannten Nationalvereins, wenn sie nach der großen Demonstration, die sie im preußischen Abgeordnetrnhause hervorrief, nunmehr in den Verdacht grrathen soll, prst in die Welt hinauSzuschreien, ehe sie sich „genügend" unterrichtet! Die „Süddeutsche Zeitung" hat nämlich jetzo entdeckt, was andere Leute schon von 1848 her wuß ten, daß das einheitliche Italien auch die Einverleibung deutscher Bundesgebiete verlangt, wie Triest und Wälsch- tirol, und dies geht weiter, als sie zu billigen vermag. Daß übrigens noch vor wenigen Monaten die „Süd deutsche Zeitung" ganz in demselben Sinne sprach, wie jetzt die von ihr mißbilligte Breslauer Adresse, ist bekannt genug. Auch von andern gothaischcn Blättern gilt das Gleiche. Alles zusammengehallen., scheint die Breslauer Adresse nur etwas konsequenter in einer Richtung vor zugehen, welche früher die gemeinsame des Gothaismus war und von der jetzt ein Theil desselben sich abwendet. Tagesgeschichte. / Dresden, 20. Juni. Nach der heute Morgen 7 Uhr erfolgten Rückkehr Sr. Majestät des Königs aus Baden- Baden, Allerhöchstwclcher Sich vom Bahnhofe direkt zu Feuitl eto u. K. Hostheater. Mittwoch, den 20. Juni. Bei der gestern erfolgten Aufführung von Meyerbeer'S „Di- norah'' trat Frau Jauner-Krall in dieser Partie mit großem Beifall auf. Eine sauber und graziös be handelte, correcte und musikalisch geschmackvoll phrasirte Ausführung zeichnete ihren Gesang eben so sehr aus, wie ein warm empfundener, fein nüancirter Vortrag. Mit lebhaft erregtem Ausdrucke markirte die Künstlerin vorzüglich di« rasch wechselnden Stimmungen der Wahn sinnigen, und ein damit geeinigtes, bewegtes und höchst lobcnSwerth durchgebtldeteS Spiel unterstützte da» inter essant Charakteristische ihrer Erscheinung. In dieser Hin sicht etwa» zu Viel zu gebe»», in ein zu unruhige» Spiel zu vekfalleir und dabei auch die Gesangaccente zu scharf zu halte«, ist lockend, und Fcau Jauner-Krall sei auf diese Gefahr aufmerksam gemacht: der anmulhig idyllische Ton der Partie leidet dadurch leicht Schaden. — Als Ho«l gastirte Herr Zoktmrier vom Hamburger Stadt theater, der eine sehr klangvolle, markige und durch Gleich mäßigkeit sich auSzeichnende Baritonstimme besitzt. Diese vortrefflichen, jugendlich frischen Mittel würden die Mühen einer gediegenen musikalischen Ausbildung mit bestem künstlerischen Erfolg lohnen, während fie jetzt nur eine löblich routinirte Ausführung der Partie mit ihrer natürlichen Wirkung unterstützten. C. B. Reifesktzzen au» Serbien und der Türkei. III. Die Tochter de» Schkipetaren. Fons, au« Nr. l«l > „Am zweiten Tage kam also Helenr wirklich zum Brunnen?" fragte ich weiter. „Allerdings mit Zittern und Zagen," antwortete mir Mar, „ich erlaubte mir durchaus keine Freiheiten gegen sie und brachte sie dadurch zu immer vertraucnsvollern Acußerungen gegen den „fremden Hckim-Baschi", wie sie mich nannte, der ich ihr gesagt hatte, daß ich auch Arzt sei. Ihr kindliches, engelreines Gemüth habe ich in der kurzen Zeit unsrer Bekanntschaft immer mehr lieben gelernt, und auch bei ihr ist eine leidenschaftliche Zuneigung für mich vorhanden. Da aber ihr Inneres vor Angst vor Entdeckung unsrer Freundschaft durch ihren Later oder Bräutigam gepeinigt ist, und da sie mit quälender Unruhe dem Augenblicke entgegensieht, der sie von mir reißen und in die Arme des rohen Jeffrem werfen wird, so ist sie viel zu befangen, um die Wärme ihrer Empfindung frei zu zeigen. Ich schenkte ihr vor zwei Tagen ihr von mir ausgeführtes Bild; die Ähnlich keit desselben mit dem Originale mußte sehr groß sein, deNn sie erschrak fast davor. Ich erbat mir zum Lohne dafür einen Kuß. Sie zitterte wie das erste Mal, als sie mir entfliehen wollte, ließ ihr Köpfchen auf die Brust sinken, und als ich sanft mit der Hand ihr Kinn faßte, um ihr in» Gesicht zu schauen, so perlte eine Thräne auS ihrem schönen Auge auf meine Hand. Dabei ent wand sich ihrer Brust ein tiefer Seufzer der Angst und Beklemmung, und scheu blickte sie hinter die Gebüsche, wo sie immer befürchtete, ihren lauernden Bräutigam oder Vater zu sehen. Ich suchte sie zu trösten, so gut ich konnte, aber unsre von beiden Seiten bisher beobach tete Zurückhaltung war dahin. Ich zog die kaum noch Widerstrebende an mein Herz — meine Liebe schien sie sogar zu beruhigen; sie fühlte sich durch mich geschützter. Als ich mich erst spät von ihr kennte, warf sie sich mir nochmals schluchzend an die Brust, voll Klage und Pein über mein Scheiden. Ich suchte sie, selbst aufS Tiefste erregt, so viel mir möglich, zu trösten und kehrte endlich zurück, wo ich mich in verzweifelnder Stimmung auf mein Lager warf. „Helene hat mir mitgetheilt, daß ihr Bräutigam morgen oder vielleicht an diesem Abend noch zu ihrem Vater kommen würde; dennoch hat sic mir versprochen, wenn ich alle Tage um die bestimmte Stunde am Brunnen sein würde, sich dort, sobald es ihr unbemerkt gelingen könne, einzufinden. Urtheile nun selbst, lieber Freund," schloß Mar seine Mittheilung, „ob man mehr Wahrheit, Hingebung und Kraft einer Aufopferung bereiten Liebe finden kann; vergleiche damit die meisten unsrer sogenannten gebildeten Damen daheim, vergleiche diese Puppen voll Ziererei und Berechnung mit diesem Naturkinde, das so rein, wahr und aufrichtig mir zu- gethan ist, und sage mir dann, ob ich noch Anspruch auf den Namen eines Mannes von Ehre machen dürfte, wenn ich erbärmlich genug wäre, sic so ganz ihrem Schicksale zu überlassen?" Leider sah ich, daß hier eine Antwort schwer sei, da ich Beide von heißer Leidenschaft bereits erfaßt fand. „Du thust mir herzlich leid," antwortete ich, „und eben so jenes arme Mädchen; allein gleichwohl begreife ich nicht, abgesehen davon, ob Du nicht bei kühlerer Stim mung einen ernsten Schritt hierin bereuen würdest, was Du überhaupt thun willst, da ich Dir nicht erst zu sagen nöthig habe, wie schwerlich der Albanese, Helenens Vater, sich dazu verstehen würde, sein Kind einem Giaur zu geben." Mar antwortete nicht, sondern starrte in Gedanken versunken vor sich hin; er erkannte nur zu wohl die Unerreichbarkeit seiner Wünsche, war aber von der Leiden schaft für jene» Mädchen zu sehr hingerissen, als daß er nicht auf Mittel gesonnen haben sollte, sie zu besitzen. Ich warnte ihn vor der Rachsucht der Albanesen und empfahl ihm, wenn er nun einmal und durchaus Helenen sehen wolle und müsse, di« größte Vorsicht; ich selbst sah mich außer Stande, ihm zu Helsen, und da ich über haupt nicht bis zur wahrscheinlich entfernt liegenden Entscheidung dieser Sache in Prisrendi verweilen konnte, so beschloß ich wenigstens, das Haus von Helenens Vater aufzusuchcn und diese einmal zu sehen. Schon am folgenden Tage machte ich mich dazu auf den Weg; Mär war, ohne davon zu wissen, nach dem Brunnen geeilt. Gegen die Nordwcstseite der Stadt hin fand ich am Gebirge bald jenes Gebäude heraus, in welchem der Albanese wohnte. Ich näherte mich an scheinend unbefangen dem Hause und setzte mich einige Schritte davor unter eine dickbelaubte Ulme, wie um dort Ruhe oder Schuh vor den Strahlen der Sonne zu suchen. Es war noch sehr hoch am Tage und daher sehr heiß, und lange hörte ich vom Hause her und aus dessen Hofraum weder Stimmen schallen noch sonst ein Geräusch, was mir die Anwesenheit von Menschen kundgethan hätte. Stunden waren bereits vergeblich verflossen und ich begann schon daran zu zweifeln, die schöne Helene heute zu sehen, als sich auf einmal — es mochte Wohl gegen halb vier Uhr sein — die mit hölzernen Riegeln versehene kleine Hofpforte öffnete und, den steinernen Krug auf dem Kopfe tragend, ein Mädchen heraustrat, die ich alsbald für Helene erkannte. Sie blickte scheu um sich, als ob sie fürchte, von Jemandem verfolgt zu werden, und ohne mich zu sehen, da der dicke Stamm der Ulme mich verdeckte. Sie besaß eins der schönsten edelsten Mädchengesichter, die ich je gesehen, und zeigte jene natürliche Anmuth in den Bewegungen, die den albanesischen Mädchen an geboren zu sein scheint. Die auffallende Blässe ihres Gesichtes zeugte von tiefer Gemüthsbewcgung, wodurch aber der Ausdruck ihres dunkeln Auges noch mehr er höht ward. Jedenfalls trieb die Sehnsucht nach Mar das Mädchen nach dem Orte ihrer Zusammenkünfte, und sie hatte, wenn Jeffrem sich wirklich schon in ihrem Hause
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite