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Nummer 167 — 28. Jahrgang Urfchetni Sma> wschentl. mit den illuslr. Gratisbeilagen ,Di» Veit' un! der Kinderbeilage .Frohmut', >owie de» Lerlbetlagen ,«t. Benno.DIalt'. .Unterhaltung und Wtflen', .Die Welt der Frau', Aerztlicher Ratgeber', Da» gute Buch'. .Ftlmrund- schau'. Monatlicher Bezugspreis 3 MI. elnlchl. Bestellgeld. IktNjelnnmmer IO 4 Sonnabend- u. Konntagnummer ts« s HauptlchrtttleUer- De. t«. TeSezhk. Dresden. SächMe Sonnlag» den 21. Juli 1S2S Verlagsortr Dresden «uzelgenprett», Die igeibaltrne Petttzetle »0 ^.Familien» anzeigen ».Stellengesuche »«Z. DtePetttreNamezeil«. 83mm breit. 1 Für Anzeigen auherhalb des Verbreitungsgebiete» 4«^, dtePetilrellamezetiel.»«»-». Drtesgeb.»»^. ImFall« hdherer «-Walt erltscht iede Verpflichtung aus Lieferung sowie Srsilllung v. An,eigen, «uslrflgen u. Leisfling v. Schadenersatz, «eschflstlicher TeUt Artur Lenz. Dresden. volksseuuns «eschäftsstellr, Druck «.Verlag - «ermania. sür Verlag und Druckerei,FUtaie Dresden, Dresden.«, t. Polierslratzel?. FernnitlllvlS. PoltschecklontoDresden r?0». Bankkonto- Stadtban» Dresden Nr. «lll« Für chrtslliche Politik und Kultur Redaktion der Sächsischen Volkszettuna >t 1. Polierstraße t7. F«nrus 2MU Dresden-AUstadt und rivlL Amerika wM vermitteln Gemeinsame Schrille der Grotzmächle in Moskau un- Nanking Optimismus i« Washington Neuyork, 20. Juli. Staatssekretär Stimson teilte mit, bah >>ie Regierung der Bereinigten Staaten die Verbindung mit den Botschaftern Eng lands, Frankreichs und Japans ausgenommen habe, um einen gemeinsamen Schritt der Mächte zur Verhinderung eines russisch-chinesischen Krieges herbeizusithren. Stimson er klärte. Rußland und China hätten den Kelloggpakt unterzeich net. Die Ansprüche beider Völker seien solcher Natur, daß sie einem Schiedsgericht zur Lösung unterbreitet werden könnten. Staatssekretär Stimson beabsichtigt, die Vermittlung so einzuleiten, daß Frankreich den ersten diplomatischen Schritt bei der Sowjetregierung unternimmt, da Amerika mit ihr keine diplomatischen Beziehungen unterhält. Dagegen wird Amerika den Vermittlungsschritt bei der Nankinger Regierung selbst unternehmen. Infolge dieser Regelung unternehmen also die beiden Schöpfer des Kolloggsmktes, Frankreich und die Ver einigten Staaten, den Friedensschritt. Vorausgesetzt, das; China und Rußland sich mit dem Vermittlungsschritt einverstanden er klären, sollen an der eigentlichen Lösung des Konflikts alle die jenigen Staaten teilnehmen, die an Ostasien interessiert sind und zu den Hauptmächten des Kelloggpaktes gehören. London. 20. Juli. „Times" meldet aus Washington: Auf die soeben erfolgte DemarchederBereinigtenStaatenin dem russisch chinesischen Konflikt werden hier große Hoffnungen ge fetzt. Falls es gelingen sollte, dem Ausbruch der Feindselig keiten vorzubeugen, so wird, wie man hier glaubt, die am Bekanntgabe nSchste Woche London. 20. Juli. Reuter meldet aus Paris über die gestrige Unterredung zwischen Briand und Lord Tyrrell, es heiße, daß die britische Regierung einer Stadt auf dem Kontinent als Zv- samnienkunftsort zustimme, jedoch unter der Bedingung, daß sie nicht so weit von London entfernt sei wie Luzern oder Lau sanne. Die französische Regierung ziehe zwar immer noch eine Stadt in der Schweiz vor, sei aber zu einer Vereinbarung mit der britischen Regierung gelangt. Es werde in Paris ange nommen. daß Briand und Tyrrell einen Vorschlag vereinbart haben, der den anderen interessierten Mächten unterbreitet werden soll. Sollte dieser Vorschlag angenommen werden, so würde es möglich sein, den Zusammenkunstsort Anfang näch ster Woche bekanntzugeben. Vorläufig wird der Name der ge wählten Stadt geheimgehalten. Poincares krankes Kabinett Paris, 20. Juli. Der sozialistische „Populaire", das offizielle Organ der sozialistischen Partei, stellt heute die Frage: „I st Poincarö krank oder sein Kabinett?". Unter dem Himveis darauf, daß Poincarö trotz seiner Unpäßlichkeit gestern vormit tag dem Präsidenten der Republik einen Besuch abgestattet habe, sagt das Blatt: „Ist nicht seit einigen Tagen das Gerücht im Umlauf, das; die Lage des Kabinetts nicht sehr glänzend ist? Behauptet man nicht sogar, einige Minister und besonders Briand und Barthou seien der Ansicht, daß das Kabinett klug tun würde, zurückzutreten und daß eine Abstimmung der Regierung im gnstigsten Falle nur eine ziemlich schwache Mehr heit bringen könnte? Vielleicht hat Poincarö dem Präsidenten der Republik über diese Einstellung seiner Kollegen unterrich tet und Präsident Doumergu« hat zweifellos Poincarö ersucht, am Ruder zu bleiben. Man wird erklären, das seien einfach Vermutungen, aber man wird auch zugeben, daß dies« Ver mutungen nicht aller Wahrscheinlichkeit entbehren." 24. Juli stattfindende Feier des Inkrafttretens des Kellogg paktes eine Bedeutung erhalte», die ihr sonst wohl versagt ge blieben wäre. * Der Kellogg-Pakt wird nach der Zustimmung des letz ten Erstunterzeichners, Japans, am 24. Juli feierlich pro klamiert werden, ist also formaljuristisch vorläufig noch nicht in Kraft. Im übrigen enthält der Kriegsächtungs pakt keinerlei Aussührungsbestimmungen über Schritte gegen einen Brecher des Paktes, gibt vielmehr für diesen Fall allen Unterzeichnern freie Hand. Auch hat Kellogg wohl gewußt, warum er in dem Wortlaut des Paktes auf eine Definition des Angreifers verzichtet hat, der mandschurische Zwischenfall ist ein Schulbeispiel dafür, daß diese Feststellung fast nie eine rechtliche, sondern eine politische ist. Hat China durch seine Enteignung oder aber Rußland durch den Abbruch der Beziehungen den ersten kriegerischen Schritt unternommen, und wer wird der An greifer sein, wenn in einem Erenzzwischenfall am Amur das erste Blut fließt? Die Spuren des Juli 1914 schrecken, dessen leidenschaftserhitzte Tage sich eben jetzt zum fünf zehnten Male jähren. Was den Wortlaut der chinesischen Antwort betrifft, dke erst jetzt bekannt wird, so ist dieser weniger scharf und ablehnend, als der russische Auszug erwarten ließ. Gewiß enthält derselbe keine ausdrückliche Zustimmung zum russi schen Konferenzvorfchlag, ermächtigt aber ausdrücklich den chinesischen Geschäftsträger zu Unterhandlungen. Er ver langt ferner die Freilassung der verhafteten Chinesen nicht in ultimativer Form und stellt fSr den Fall der Ent haftung die Freilassung der gefangenen Sowjetbeamten und die Freigabe der Sowjetbüros in Aussicht. Vielleicht hätte sich an diese Not« doch ein weiterer Meinungsaus tausch anknüpfen lassen, wenn nicht den Russen offensichtlich daran gelegen gewesen wäre, den Chinesen eine deutliche Lektion zu erteilen. Das Wortgefecht in -er Kammer Paris, 20. Juli. In der Kammer trat im Verlauf der gestrigen Nachtsitzung der Abgeordnete Fougüre sLinksrepublikanerj für die Rati fizierung des Schuldenabkoinmens ein. Frankreich, England und Italien würden durch Anivendung des Aoung-Planes soli darisch werden und Frankreich müsse seine volle finanzielle Unabhängigkeit wiedererlangen, um die Initiative für die Wirt- sel-aftliche Wiederaufrichtung Euro;ias ergreifen zu können. — Der dibgeordneie Franklin Bouillon bedauerte, das; die von ihm angeregte Demarche bei den Bereinigten Staate» in einer Weise durck-geführt worden sei. daß ein Erfolg ausblei- den muhte. Wäre man energisch vorgegangen, dann iväre das Ergebnis ein anderes gewesen. Er hätte gewünscht, daß eine parlamentarische Mission nach Amerika entsandt worden wäre. — Minister des Auswärtigen Briand protestierte und fragte, ob man hier nach der ausgiebigen Debatte und nachdem alle Welt wisse, daß Frankreich sich in keiner besonderen Lage be finde, sondern diese mit 13 anderen Nationen teile, durch ein derartiges Vorgehen das Gewissen der Kammer beunruhigen wolle. Die Kammer müsse jetzt die Verantwortung iiebrnchmeii und Ja oder Nein sagen, aber nicht Ja und Nein. Wenn der Abgeordnete Franklin Bouillon glaube, besseres in Amerika erreichen zu können, solle er doch die Regierung vor die Tür setzen. Um Mitlernacht wurde die Sitzung aufgehoben, nachdem ein Antrag des radikalen Abgeordneten Francois Albert, di« Generaldebatte zu schließen, durch Handaufhebeu abgelehut worden war. Heute vormittag 10 Uhr wurde die allgemeine Aussprache fortgesetzt. * Für den 10. Rhön-Segelflug-Wettbewerb hat Reichs präsident von Hindenburg einen silbernen Becher als Ehren preis gestiftet. * Hinrichtung von Anhängern Aman-Ullahs. Nach den letzten Nachrichten aus Kabul Hai Habib Ullah de» Halbbruder Aman Ullechs, Hidagat Ullah, und drei andere Anhänger des frühere« Königs durch den Strang hinrichten lassen. Oesterreich Von Dr. Ignaz Seipel. Oesterreichiscl-er Bundeskanzler a. D. Das heutige Oesterreich ist ein Land, das durchaus um die Donau gruppiert ist. Dieses österreichi sche Land Hai keine natürlichen Grenzen. Diese Eigen schaft teilt Oesterreich mit dem großen Deutschland, das sich ja auch von den anderen europäischen Ländern da durch unterscheidet, daß es keine natürlichen Grenzen hat, keine geographische Einheit ist. Oesterreich ist durch diese geographische Eigenart zum Durchzugsland be stimmt gewesen und ist dieses Durchzugsland noch immer. Dadurch ist das österreichische Land vorbestimmt gewesen, in der Geschichte ein Produkt der Völkerwanderungen zu werden, die durch dieses Land hindurchgehen mußten. Oesterreich wurde hierbei ein gleichsam dem Meer der Völkerwanderung abgerungenes Land. Das deutsche Volk in Oesterreich hat die Auf gabe gefunden, der Lehrer und Erzieher der anderen zu sein. Keines der Völker, das einmal mit den österrei chischen Deutschen in staatlicher Gemeinschaft lebte, braucht sich beleidigt zu fühlen, wenn wir sagen, wir seien ihre Erzieher geworden. Wir waren eben die älte ren in der Kultur, wir haben früher von anderen emp fangen und uns eigene Kulturgüter erarbeitet, die wir weitergeben konnten. Weil es in der Geschichte keinen Zufall gibt, ist es auch kein Zufall, daß durch mehr Jahr hunderte als irgendein anderes deutsches Land Oester reich, das Stammland der römischen Kaiser deutscher Na- tion gewesen ist. Dieser Umstand hat eine eigentümlich^ Erscheinung gezeitigt. Im ersten Augenblick kann es para dox klingen, wenn ich sage: Wir sind durch diesen Test unserer Geschichte der Demokratie nühergeführt wor den, als andere deutsche Stämme. Es hat nämlich ein Zwischenglied gefehlt: Der Landesfürst, der Territorial herr und der Kaiser wawn eine Person: es war um einem Herrn weniger. Freier, weil dem Kaiser näher, haben sich aber nicht nur die Herrengeschlechter gefühlt. Dies gilt vielmehr vom ganzen Volk in Oesterreich. Große Freiheiten haben früh die Städte in Oesterreich genossen. Es ist nicht etwa ein Grundsatz der neuesten Zeit und der Republik, son dern ein Grundsatz des alten Kaiserreiches gewesen, daß die freie Gemeinde die Grundlage der Freiheit de» Volkes ist. Auch unsere Bauern haben ihren demokrati schen Sinn aus der langen Gewohnheit weitgehender Selbstverwaltung geschöpft, die Länder entbehrten nie ganz der Schulung zur Demokratie. Weil wir Oesterrei ster von der Demokratie so viel im Blute haben und weil wir so viel von der Demokratie wissen, deswegen kriti sieren wir so stark die Demokratie, wir durchschauen so leicht eine Scheindemokratie, wenn sie sich breit zu machen versucht. Die österreichische Geschichte hat nicht aufgehört, auch nicht mit dein Jahre 1918. Wir finden in dieser Geschichte gewisse Bruchstellen. Die'eine Bruchstelle war das Jahr 1806, in dem das Römische Reich Deutscber Nation, das für Oesterreich als das Stammland des Kaisers ain mei sten bedeutete, zu bestehen aufgehört l>at. Der Oesterrei cher hat es damals erlebt, daß auf einmal aus dem römi schen Kaiser deutscher Nation nurmehr ein mit dem Kai sertitel ausgestatteter österreichischer König übrig geblie ben war. Die zweite Bruchstelle war das Jahr 1866. Diese Bruchstelle, die das deutsche Oesterreich vom Deutschen Reiche losgelöst hat, das ohne und neben Oesterreich ein deutscher Nationalstaat wurde, bedeutet für alle deutschen Oesterreicher eine schmerzliche Erinnerung, über die sie nicht mehr weggekommen sind. Den dritte» großen Bruch brachte das Jahr 1918, in dem auch das Uebrige, mit dem Oesterreich in Lebensgemeinschaft war. wcggebrochen wurde, so daß jenes Oesterreich übrig blieb, von dem in einem großen Nachbarlande einmal gesagt wurde, es sei eben, was es ist. Dazu hätte es das Jahr 1918 allein nicht machen können: 1866 war die Voraussetzung dafür. Es wäre im Jahre 1918 trotz dem Zusammenbruch im Weltkriege den Siegern unendlich schwerer geivesen, das deutsche Oesterreich vom übrigen Deutschland loszureißen, Keule: Unterhaltung und Wissen. Die Welt lIIIustrierte Wochenbeilage) Turnen. Sport und Spiel Fllmrundschau Einigung über -en Konserenzorl