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»MG ß ß Naunhofer Uachrchten Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden DienStag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden Tage?. Schluß der Anzeigenannahme: Vormittags 11 Uhr am Tage deS Erscheinen-. Mittwoch, den 16. Dezember 1914 35. Jahrgang Nr. 149 Das Neueste von den Kriegsschauplätzen lW. T. D.) Geiste beseelt. Amtliches Istel s Aus Ostpreußen nichts Neues. Die deutsche von Soldau über Mlawa in Richtung Ciechanow oorgedrungene Kolonne nahm vor überlegenen Feinden ihre alte Stellung wieder ein. 3n Russisch-Polen hat sich nichts Wesentliches ereignet. Die ungünstige Witterung beeinflußt unsere Maßnahmen. Oberste Heeresleitung. (W. T. B.) Meldung aus Wien, 15. Dezember. Nicht amtlich. Vom südlichen Kriegsschauplatz wird amtlich gemeldet: 15. Dezember. Die durch das not wendig gewordene Zurücknehmen des eigenen rechten Flügels geschaffene operative Lage, ließ es ratsam erscheinen, auch Belgrad zunächst aufzugeben. Die Sladt wurde kampflos geräumt. Die Truppen haben durch die überstandenen Strapazen und Kämpfe wohl gelitten, sind aber vom besten AnkuNdigunge«: Für Inserenten der Amt-Hauptmann- schäft Grimma 12 Pfg. die fünfge- spaltme Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 15 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. Amtlich, Großes Hauptquartier 15. Dez. vormittags. Die Franzosen griffen gestern au mehreren Stellen vergeblich an. Ein Angriff gegen unsere Stellungen südöstlich Ppres brach unter starken Verlusten für den Gegner zusammen. Ein feindlicher Borstoß aus der Gegend nordöstlich Suippes und ebenfo wie ein feindlicher Angriff nordöstlich Ornes nördlich Verdun wurden unter schweren feindlichen Verlusten abgewiesen. In der Gegend von Ailly Apremont südlich St. Mihiel versuchten die Franzosen in viermaligem Ansturm unsere Stellungen zu nehmen. Die Angriffe scheiterten. Ebenso mißlang ein erneuter feindlicher Vorstoß aus Richtung Flireh (nördlich Tonl). In den Vogesen sind die Kämpfe noch im Gange. Bei der Rück- croberungdes Dorfes Tteinbach(westlSennheim)machtenwirSOO Gefangene Österreich, aus freien Stücken oder auf Anlaß Deutsch lands, geneigt sein sollte, das Trentino an Italien ab- zugeben, märe für Mißstimmung gesorgt; dann hätte das schlimmere Österreich nur d s Trentino angeboten, nicht aber auch Istrien und Triest, was die Heißsporne in Italien doch auch begehren. Die Schiebung ist also nicht ganz unklug ausgetüftelt, indessen hat die deutsche Regie rung dem vergifteten Speere von vornherein die Spitze abgebrochen. Sie hatte dazu noch besonderen Anlaß, da offenbar die Nebenabsicht bestand, zwischen Deutschland und Österreich Mißtrauen zu säen. Im übrigen zeigen die Nachrichten aus Italien, daß die vernünftigen Leute die Oberhand haben. Die englische Flotte sorgt durch Drangsalierung des italienischen Handels, z. B. Beschlagnahme von Schiffen, die mit Lebensmitteln aus Argentinien kommen, dafür, daß Italien unter der übermächtigen Seeherrschaft Englands ebenso leidet wie andere Neutrale, da kommt die Freundschaft bald zu kurz. Sogar Blätter der französischen Schweiz, die durchaus nicht deutschfreundlich sind, erhalten jetzt römischeMeldungen, die besagen, daß an ein Aufgeben der Neutralität Italiens nicht zu denken sei, und daß Schreier wie Federzoni und Musolino nichts zu bedeuten hätten. Geradezu peinlich muß es aber den Franzosenfreunden in Rom sein, daß der verrückte Futuristenhäuptling Marinetti, dessen übergeschnappte Bilder weder in Rom noch in Berlin ein Mensch ansehen wollte, sich auf ihre Seite gestellt hat. Auch in der Politik gilt das alte Wort Gellerts: Wenn deine Kunst dem Kenner nicht gefällt, so ist es schon ein böses Zeichen, doch wenn sie gar des Narren Lob erhält, dann ist es Zeit, sie — auszustreichen!" Unter diesen Umständen können wir dem Fall Hodeida keine große Bedeutung beimesssn. In dem arabischen Orte Hodeida am Roten Meer sollen die Türken den englischen Konsul festgesetzt haben, trotzdem er sich in das italienische Konsulat geflüchtet hatte. Daraus wird von feiten der Gegner ein großer Zwischenfall gemacht. Man bedenkt dabei gar nicht, welche Übergriffe sich Franzosen, Engländer und Russen gegen Deutschlands Konsuln er frecht haben, in Marokko, in Persien und in England selbst. Man hat sie kurzweg gefangengesetzt, ausgewiesen, deportiert, einen sogar zum Tode verurteilt. Es muß zunächst einmal festgestellt werden, was wirklich in Hodeida vor gegangen ist, denn vielleicht ist die ganze Geschichte über haupt erlogen, wie jo vieles — und dann bleibt noch die Gegenfrage, warum denn der italienische Konsul gerade an dem englischen Kollegen solchen Anteil nahm. Falls wirklich eine Verletzung der italienischen Rechte vor gekommen ist, wie das in einem solchen Kriege leicht möglich ist, wird natürlich die Türkei, nach ihrer bisherigen Haltung, gern Genugtuung gewähren. Für viel wesentlicher halten wir, daß die Getreide börse zu Mailand, sowie andere Körperschaften, Handels kammern und Vereine von Getreidehändlern bei dem Minister Sonnino um energische Schritte vorstellig ge worden sind, die sich auf die Zurückhaltung italienischer Frachtdampfer in Gibraltar, Malta, Nizza usw. beziehen! Da können die französischen und englischen Jtalienfreunde einmal zeigen, wie gut und ehrlich sie es mit Italien meinen. Bezugspreis: Frei inS HauS durch Austräger M. 1.20 vierteljährlich. Frei inS HauS durch die Post Mk. 1.30 vierteljährlich. Mtk ei«er vierseitige« Politilcke Kunälckau. Veutlcke» Kelek. 4 Zu den Verleumdungen des belgischen Gesandten in Kopenhagen, der behauptet hatte, er habe Beweise dafür, daß die Deutschen in Belgien barbarische Grausam keiten verübt und u. a. Kinder verstümmelt hätten, meldet W.T.B. amtlich: Die Kölnische Zeitung meldet aus Berlin: Nach Mitteilungen der „National Tidende" hat der bel gische Gesandte in Kopenhagen zur Begründung seiner Verleumdungen gegen die deutschen Truppen in Belgien sich nicht auf neue Dokumente, sondern auf die bekannten Berichte der sogenannten belgischen Untersuchungskommission gestützt. Diese niedrige Schmähschrift mit ihren unbe wiesenen und unbeweisbaren Behauptungen ist längst als verleumderisches Machwerk erkannt. Der belgische Ge sandte ist somit tastächlich außerstande gewesen, für seine Tettelungen in K.om. Noch ist Fürst Bülow, der in diesen schweren Zeiten bas gute Verhältnis zu Italien aufrechterhalten soll, nicht in Nom eingetroffen, und schon versuchen unsere Gegner, ihm Steine in den Weg zu werfen. Sie spielen mit der Idee, daß der Fürst Bülow den geheimen Auftrag habe, den Italienern für die Erhaltung ihrer Neutralität das Trentino anzubieten. Das Trentino ist bekanntlich der Teil des südlichen Tirol, in dem di« Stadt Trient liegt, und auf den ein großer Teil der italienischen National partei schon lange die Augen gerichtet hat. Das Trentino und die große Hafenstadt Triest sind die Striche, welche die italienische „Jrredenta" von Österreich mit demselben Eifer beansprucht, wie Nizza, Savoyen und Korsika von dem westlich benachbarten Frankreich. Wenn sitzt die Franzvslinge damit spielen, daß Fürst Bülow das Trentino im Koffer mit nach Rom bringe, so ist der Sinn der Zettelung klar. Was man hat, kann man zur Not verschenken, wenn die Gegenleistung stark genug dafür erscheint; aber das Trentino gehört uns gar nicht, wir könnten den Italienern ebensogut das Innere von Brasilien anbieten. Wird also von dem minder- gebildeten Teile Italiens das Gerücht geglaubt, so muß notwendigerweise eine Enttäuschung folgen, und das ist der Sinn der Zettelung. Dann hat eben Deutschland etwas versprochen, hat jedoch sein Versprechen nicht ge halten, und die Entrüstung ist groß. Aber selbst für den Fall, der ganz unsinnig ist, daß nämlich Anmeldung zur Landsturmrolle. Nachdem auch die in den Jahren 1869 bis 1875 ge borenen Angehörigen des unausgebildeten Land sturms aufgerufen worden sind, haben sich die in Naunhof mahnenden Landsturmpflichtigen unter Vorzeigung etwaiger Milstärpapiere in der Zeit vom t6. bis 20. Dezember 1914 im Meloeamtszimmer des hiisigen Rathauses zur Land sturmrolle anzumelden. Naunhof, den 15. Dezember 1914. Der Bürgermeister. Orts blatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. für Maunkok unck iUmZeßsnck. Den kleläentock kür unser sckwer beckrolites Vstcrtanä erlitten im beinäesianck ^Idln ^ueks aus Ztaucitnitr unci Unteroffizier ttvrfurtk aus Threna. Verlag und Druck: 8ü«z är Eule, Naunhof Redaktion: Elektrische Leitung. Die Firma Licht und Kraft, G. m. b. H. in Leipzig hat angezeigt, daß eine große Anzahl von Störungen in ihrem Leitungsnetze darauf zurückzufühlen sei, daß Baum zweige in die Leitungen hiueiuwachsen oder bei stürmischen Welter in diese hineinfallen over schlagen. Es seien daher Ausästungen unbedingt nötig. Bei dieser Arbeit aber hätten ihre Angestellten stark mit dem Widerstande der Grundstücksbesitzer zu kämpfen. Es wird hierdurch ausdrücklich darauf aufmerksam gemach«, daß das Ausästen der Bäume unbedingt nötig ist, und daß es im eigensten Interesse der Bevölkerung liegt, zur Vermeidung von Störungen beizutragen. Naunhof, am 15. Dezember 1914. Der Bürgermeister. Freiherr v. der Goltz über die Kriegslage Wien, 13. Dezember. Der Korrespondent der .Neuen Freien Presse" in Sofia hatte eine Unterredung mit Generalfeldmarschall Frhr. v. d. Goltz, der u. a. erklärte: Die Lage in Belgien ist vollkommen normal. Die belgische Bevölkerung überzeugt sich davon, daß die Deutschen alles eher als grausam sind. Aus dem westlichen Kriegsschauplatz befinden sich die reichsten französischen Provinzen in deutschem Besitz. Die französischen und englischen Truppen Kämpfen todesmutig, aber die Deutschen gewinnen allmählich Terrain, un- Behauptungen irgendwelche Beweise aufzubringen; sein Auftreten stellt sich als schwerer Mißbrauch des Gastrechts in einem neutralen Staate dar. 4- Ein Kriegsausschuß für Konsumenteniuterefsen ist in Berlin ins Leben getreten. Die Gewerkschaften und Arbeitervereine aller Richtungen, die großen Verbände der Konsumvereine und die meisten Privatangestellten- verbände, die größten Beamtenorganisationen haben bereits ihren Beitritt erklärt. Schon heute stehen hinter der Be wegung Verbände mit über sechs Millionen Mitgliedern, die mit ihren Angehörigen mindestens 15 Millionen Konsumenten darstellen. Als nächste Aufgabe hat sich der Ausschuß gesetzt: eine Sammel- und Auskunftstelle für alle Fragen der Volksernährung und des Massenbedarfs zu errichten und gegen Preistreibereien sowie gegen Kriegswucher in jeder Form aufzutreten LuManä. x Die Erneuerung des Balkanbundes, die Rußland in den letzten Wochen mit großem Eifer betrieben hat, darf als gescheitert gelten. Selbst russische Blätter er klären, es beständen zwischen Serbien, Bulgarien, Griechen land und Rumänien in verschiedenen Dingen so scharfe Gegensätze, daß eine freundschaftliche Vereinigung aus geschlossen erscheint. Rußland hat auch infolgedessen seine Verhandlungen abbrechen müssen. In letzter Zeit glaubte man in Petersburg, dem störrischen Bulgarien sozusagen die Pistole vor die Brust setzen zu können. Man wollte Serbien, Griechenland und Rumänien in einem Bunde vereinigen und dieser sollte dann Bulgarien ein Ultimatum stellen. Aber an der Gebietsabtretungsfrage scheiterte alles. Man wollte dann Rumänien und Italien für die Vermittlung gewinnen, aber auch hierin täuschten sich Lie russischen Diplomaten. OUrkel. X Der Empfang des Freiherrn v. d. Goltz in Kon stantinopel gestaltete sich äußerst feierlich. Eine große Menschenmenge begrüßte mit nicht endenwollettben Hoch rufen den Marschall. Sämtliche Blätter begrüßen Frei herrn v. d. Goltz mit herzlichen Worten. Sie heben die wachsende Herzlichkeit der deutsch-türkischen Beziehungen hervor, würdigen die Persönlichkeit des Feldmarschalls und geben ihrer Dankbarkeit Ausdruck, daß die Wahl Kaiser Wilhelms auf diesen Mann gefallen ist. Der halb amtliche „Jkdam" erinnert an die Ansätze zu einem türkisch preußischen Bündnis im achtzehnten Jahrhundert und ge denkt der durch die erste preußische Militärmisfion unter dem Grafen Hellmut o. Moltke der Türkei erwiesenen Dienste. — Freiherr o d. Goltz wurde in feierlicher Audienz vom Sultan empfangen, der sich sehr begeistert äußerte. Marschall o. d. Goltz stattete nach der Audienz dem Scheich ul Islam und anderen hohen Würdenträgern Besuche ab. Japan. x Die Ansprüche Japans in der Südsee scheinen bereits der Gegenstand von Verhandlungen zwischen den Verbündeten zu sein. Der japanische Minister des Äußeren hat in der Kammer auf eine Anfrage erklärt, daß die Besetzung der deutschen Südseeinseln so lange aufrechterhalten werde, als das Interesse Japans eS erfordere. Andere Ansprüche, die ebenfalls geltend ge macht worden seien, könnten erst bei der kommenden Friedenskonferenz geprüft werden. — Die russische Presse erklärt die Ansprüche Japans auf Gebietszuwachs in der Südsee für vollkommen begründet. Außer Rußland werde Frankreich diese Ansprüche unterstützen. Man darf indessen gespannt sein, ob auch England und die Vereinigten Staaten sich zustimmend äußern werden.