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deutungen einer ernsteren Stimmung ein wenig getrübt — bestimmt den Charakter des ersten Satzes (Allegro). Der kurze langsame Mittelsatz in fis-Moll mit seinem elegischen Siciliano-Thema bildet einen ausgesproche nen Kontrast zu den beiden Ecksätzen: schmerzliche Klage, ja Resignation spricht aus der ergreifenden, verinnerlichten Haltung dieses wunderbar innigen Musikstückes. Im Finalrondo (Allegro assai) herrschen dann wieder’ sonnigste Heiterkeit, liebenswürdige Ausgelassenheit — alle Bedrängnis der Seele wird gelöst und überwunden. Von zahllosen geistreich-witzigen Einfällen nur so funkelnd, beschließt der graziöse, helle Satz in virtuoser Brillanz das Konzert. Vieles in der Musik Franz Liszts, dieser bedeutenden, weithin wirkenden und ihrer Epoche unendlich viel Anregungen vermittelnden Persönlichkeit, erscheint uns heute recht zeitgebunden und in seiner Wirkung fernerge rückt — doch darf nicht verkannt werden, daß der Komponist trotz starker Betonung des virtuosen Elements, trotz der großen und häufig etwas äußer lich-pathetisch anmutenden Klanggebärde stets bestrebt war, seinen Wer ken einen geistigen Gehalt zu geben. Zu seinen bekanntesten Schöpfungen gehören fraglos seine Ungarischen Rhapsodien (für Klavier bzw. Orchester), die Liszt als schöpferische Ergebnisse seiner folkloristischen Studien be wertet wissen wollte. Daß er die jenen Werken zugrunde gelegten Themen, die er durch das Spiel ungarischer Zigeunerorchester kennengelernt hatte, für altes Volksgut hielt, war freilich — wie sich Zoltän Kodäly ausgedrückt hat — sein „unsterblicher Irrtum“, denn es handelte sich größtenteils um ungarische volkstümliche Kunstmusik seiner Zeit. Dennoch sind Liszts Rhapsodien gültige musikalische Dokumente seiner Vaterlandsliebe wie ausgezeichnete Beispiele künstlerischer Bearbeitung ungarischer Themen. Die Ungarische Fantasie für Klavier und Orchester, ursprünglich als „Fan tasie über ungarische Volksmelodien“ betitelt, stellt eine Vorform der ersten Orchesterrhapsodie F-Dur dar, die ihrerseits der 14. Klavierrhapso die entspricht. Freilich fehlen in dieser Fassung noch einige Teile. Dessen ungeachtet ist die Fantasie ein blutvolles, wirkungssicheres Stück, das im wesentlichen auf drei beherrschenden, charakteristischen Melodien aufge baut ist, die rhapsodisch, improvisatorisch und immer musikantisch mit einander verknüpft sind. Der erste, in e-Moll beginnende Teil der Kompo sition ist in kadenzartigen Partien des Soloinstruments mit den fantasie renden Motiven des sogenannten Rakoczi-Liedes bereichert. Einen weiten Weg hat der schlichte Gastwirtssohn, Dorfmusikant und Organist Antonin Dvorak zurücklegen müssen, ehe er — neben Smetana — gefeierter tschechoslowakischer Nationalkomponist wurde. Die Neue Welt, Amerika, hatte ihn angezogen (hier entstand 1894 seine popu lärste, bedeutendste Sinfonie „Aus der neuen Welt“), doch kehrte er bald wieder nach Prag zurück, wo er Direktor des Konservatoriums wurde. Er hatte das seltene Glück, Zeuge seiner internationalen Anerkennung zu wer den. Die Universitäten Prag und Cambridge verliehen ihm die Würde des Ehrendoktors. Wie Smetana schöpfte auch Dvofäk in seinen bedeutenden Kammermusik- und Orchesterwerken, in seinen Opern (von denen in Deutschland vor allem „Rusalka“ bekannt wurde) aus dem unerschöpflichen Born der tschechischen Volksmusik. Dem feinnervigen Smetana, aber auch Beethovens, Brahms’ und Schuberts Schaffen hat Dvofäk, ein urwüch siger Vollblutmusiker, viel zu danken. Dvoraks Tschechische Suite D-Dur, op. 39, fällt — nach seinem Biographen O. Sourek — „mit ihrer Entstehung in die sogenannte ,slawische’ Periode seines Schaffens und damit in die unmittelbare Nähe der ersten Reihe der ,Slawischen Tänze*. Diesen reiht sie sich übrigens dicht auch durch den Charakter ihrer Tanzsätze an, in denen die gleichen kennzeichnenden Typen tschechischer Volkstänze zur idealisierten Darstellung gelangen: die Polka, die ländlerartige Sousedskä und der tschechische Sondertypus Furiant. Mit Recht also hat Dvofäk das Werk mit dem Titel .Tschechische Suite* überschrieben.“ Es ist eine sehr feinsinnige Arbeit von kammer musikartiger Intimität des Ausdrucks. Für kleines Orchester geschrieben, verbindet sich das Streichorchester in jedem der fünf Sätze mit einer anderen Gruppe von Blasinstrumenten und fallweise auch mit der Pauke. Der Einleitungssatz ist ein zartgehaltenes, pastorales Präludium, das sich aus einem einzigen Thema über Orgelpunkten und ruhigen Ostinato-Schrit- ten entfaltet. Anmutig, aber auch schwermütig angehaucht ist der zweite Satz, eine poetische Verfeinerung der Polka, deren Trioteil sich fröhlich bewegt gibt. Ein schaukelnder tschechischer Ländler (Sousedskä) folgt an dritter Stelle. Im zarten, melancholischen Dialog zwischen Flöte und Eng lischhorn entfaltet sich der vierte Satz der Suite, eine Romanze mit Noc- turnocharakter. Beschlossen wird das Werk von einem rhythmisch sehr feurigen, zündenden Furiant mit reizvoller Vermischung des zwei- und dreiteiligen Rhythmus. Im Trio klingt ein tschechisches Volkslied herein („Bauer, Bauer, Bauer, noch einmal Bauer“). Dr. Dieter Härtwig/Urte Härtwig Vorankündigung: 25./26. 4. 1964, jeweils 19.30 Uhr 12. Außerordentliches Konzert Dirigent: Gerhard Rolf Bauer Solist: Boris Gutnikow, Leningrad L. v. Beethoven Violinkonzert D-Dur J. Brahms Violinkonzert D-Dur Freier Kartenverkauf! Steinsaal Deutsches Hygiene-Museum Dienstag, 28. 4. 1964, 19.30 Uhr 4. Kammermusikabend der Kammermusikvereinigung der Dresdner Philharmonie, Anrecht D und Freiverkauf! Werke von: P. Kurzbach, B. Bartok und J. Brahms 11. AUSSERORDENTLICHES KONZERT 1963/ 64 III 9 14 EMZ J64 2 k-G 009/21/64