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Etbeblatk für Riesa, Gtrebla und deren Umgegeud. 10. DI«»-»», di» d März Der Tod des Kaisers Nikolaus, Lange hat der Telegraph keine so wichtige und so erschütternd« Nachricht gebracht, als diejenige gewesen, welche meldete, daß Kaiser Nikolaus nach kurzem Krankenlager am 2. März Mittags 12 Uhr 1V Minuten an einer Lungenentzündung «er« schieden ist. ES wäre dies schon an sich und in Zeiten des Friedens und der Ruhe «in wichtige« Ereigniß gewesen, unter den gegenwärtigen Umständen aber wird t- zu einem solchen, dessen Tragweite und Folgen sich gar nicht bemessen lassen. ES kann daher auch keineSwege» unsere Auf gabe sein, hier un» über die Wirkungen auszu sprechen , welche der unerwartete Hintritt dieses mächtigen Monarchen auf die Gestaltung der po litischen Dinge auSübrn wird, sondern wir begnü gen unS damit, nur auf einige Gesichtspunkte auf- merksam zu machen, welch« bei der Betrachtung diese» Ereignisse» im Auge zu behalte» sein wer den. Mr halten dm Glauben fest, daß der Ein- gelne, wie 'die Staate» und all« Völker der Erde dem unrrsvrfchlichen Rathschlusse Gottes unterlie ge». Krieg und Frieden, gute und böse Tage machen nicht die Menschen, sondern sie werden un» aus Gotte- Hand gegeben. Ei» weiser Wille lenkt die großen und die kleinen Schicksale und nfügt über das Leben der Kaiser und Könige. Gott ist SS, der den Beherrscher von K5 Mil lionen Menschen aus dem Zeitlichen abgerufen hat in -einem Momente, welcher zu den bedeutungS« «vollsten der Weltgeschichte gehört, und -in welchen, ganz Europa mit fieberhaft ängstlicher Spannung der Entscheidung über Krieg und Frieden entgegen «harrt. ES war Kaiser Nikolaus,, welcher den eisten Anlaß zu den kriegerischen Verwickelungen -gab, unter welchen Europa seit zwei Jahren schon-so -viel gelitten hat, und -welche jetzt auf einen-Punkt gekommen sind, wo ein allgemeiner Krieg sast.ua« -vermeidlich erscheint. In Wien -sind die Abge- «ändten der betheiligtsn Mächte versammelt und m Begriff, noch einmal, «he Man zu dem Neußer- ten areift, Berathmig zu pflegen, ob nicht «eine rtednche Ausgleichung «möglich sei. Mus der un- drrn Seite find die Kriegsrüstungen in Oesterreich, in Frankreich und in England aus das Höchste go- bracht worden, und der perstorbrne. Kaiser Meolau» hat kurz vor seinem Tode die russische Reichtmi- ljz, diese furchtbare Macht, unter di« Waffen ge- Men; vor Sebastopol aber sieht man mit jede« Tage einer «nischeidenden Action «utgegen. I« diesem verhängnißvokkn und ereignißschwr- ren Momente — mitten in der Ausführung setuer gewaltigen Pläne und während da» ungeheure Reich bi» an die äußersten Steppen Asien» in kriegerische Bewegung gesetzt worden ist — mit ten in der Vorbereitung zu gewaltigen HeeveSzn- gen ruft Gott den Kaiser Nikolau», in dessen Willen da» Schicksal «Europa» lag, von dem Sch«, platze seiner Thaten üb. Wer wollte verkennen, daß hier der unersorschliche Will« -Gotte» gewalkt bat? — Wir find nicht im Stande zu sagen, ob der Tod des Kaiser» Nikola«» der Wiederherstellung friedlicher Zustände in Europa sördorsam sein wird oder nicht. Wenn man bedenkt, daß in «in«m absoluten Staate der Wille de« jedesmalig«»-Herr scher» in allen Dingen di« letzt« und einzige Ent scheidung auSübt und wenn es gewiß ist, daß bSi der bekannten WiüenSfestigkeit de» -verstorbenen Kaiser» an ein Nachgeben in wesentlichen Punkten bei dem gegenwärtigen Kriege nicht zu denken ge wesen wäre, so sollte man fast meinen, daß jetzt in der That mehr Aussicht auf di« Wiederherst«- lung des Friedens vorhanden wäre, als früh««. -Hierzu kommt noch, daß «ran von dem Thronfol ger Alexander behauptet, daß er keineSwege» die kriegerischen Neigungen seine» Vater» theile, «äh rend -die» mehr von dem Großfürsten Konstantin gesagt wird. Wir wollen wünschen, daß eS so -kommt; al lein auf der andern Seite -sind eine Menge an« derer Umstände in Betracht zu ziehen, welch« diese Hoffnung al» eine ifchr »ngewiffeSache erscheinen lassen. Einmal weiß man noch nicht, wie sich die Thronfolge in Rußland gestalte» «wird, indem ja der Großfürst Alexander zu Gunsten de» jünger», kriegerisch gesinnten Bruder» Konstantin auf die Thronfolge Verzicht leiste» könnte, wie die» vor her in Bezug auf «den Kekiser «Nikolaus feiten de» Großfürsten Konstantiu geschehen «ar. Aber auch abgesehen -hiervon, so -wird -dm» -neuem EM«, .selbst, wenn er wollte, lkaum möglich sein, Hieimr- limiale und religiöse Bewegung, -in ,welche hand in Bezug ruf den segruwärligem Kri-fg »e»- setzt moiden -ist, wieder vückg-ngig qu Macho».