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Dresdner Journal : 20.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189607203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960720
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-20
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 20.07.1896
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sivor tack N«P«e1 e si «eich». Snleih, » rr 784!, Una- mittag« Umsatz on und an '/.. ruvaev '/^ bis b« ovembn Xzember Januar 1, Apnl- abtud« Regln- Sühn- 0 Lagt) -chskl au, tzsel «uj Topeka r»adi«u. ic-Lktie« raul-Nkt lle und »rk Lale itralbatzu -d 1«^, Phü^ »d«. 28, bereinigte Silber, gS träge, dulteu, lös M. ,en loco afer loco trf., flau «er loco dultea. «., PI r. 139,00 >., scstcr. per Juli !0 M. G., Haftr !t 192,00 »., still, per Juli OM.» M per Juli 88,90 M. still. okK ät. lebt». ru. l^runt, i«. >11 riciik), lI>»iiI,I,U veru,«»ret«: Für Dresden dirrteljährllch 2 Mart »0 Pf., bei den »ai,er lich demichen Postanstalten vierteljährlich 3 Mark; außer halb de» Deutschen Reiche« Post- und Stempelzuschlag. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fernspr-Anschluß: Nr.1S«5. AnkünötgungSgrbühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Ps. Unter „Eingesandt" die Zeil« so Ps. Bei Tabellen- und Zisternsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition deS Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr 2V. Fernspr Anschluß: Nr 1295. ^166. Montag, den 20. Juli, abends. 180«. Diejenigen Dezieyer unseres Atattes, welche dasselbe von hier aus nach einem andern Aufenthaltsort nachgesendet zu haben wünschen, bitten wir, mit der bezüglichen Bestellung gleich zeitig die an die Post zu entrichtende Über weisungsgebühr einsenden zu wollen. Die selbe beträgt im ersten Monat eines Viertel jahres 60 Pfg., im zweiten Monat 40 Pfg. und im dritten Monat 20 Pf. Auf ausdrückliche» Wunsch besorgen wir die Nachsendung unter Kreuzband. Die Ge bühren hierfür richten sich nach dem Gewicht der einzelnen Sendungen. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 20. Juli Ihre Kaiser!, und König!. Hoheiten die Frau Großherzogin von Toskana und die Erzherzoginnen Maraarcta und Ger mana sind heute Vormittag 1! Uhr 25 Min. nach Schlackenwerth abgereist. Dresden, 18. Juli. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Direktor des Großen Gartens zu Dresden, Carl Friedrich Bouch«, den Titel Obergartendireklor mit Hofrang in der 18. Ab stufung der IV. Klasse der Hofrangordnung zu ver leihen. Dresden, 17. Juli. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Bausteiger bei der fiskalischen Halsbrückner Hütte Karl Louis Krauße das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Bekanntmachung. Das Ministerium des Innern hat dem Dresdner Renn verein auf Ansuchen Erlaubniß zu einer Ver- loosung von Pferden sowie von zur Pferdezucht und Pflege geeigneten kunstgewerblichen und gewerblichen Gegenständen, im Anschlusse an die am 6. December dieses Jahres allhier beabsichtigte Pferdeausstellung, und zum Vertriebe der Loose im Bereiche deS König reichs Sachsen unter der Bedingung ertheilt, daß die Nummern der gezogenen Gewinne alsbald nach der aus den 7. und 8. desselben Monats anberaumten Ziehung im Dresdner Journal und in der Leipziger Zeitung zu veröffentlichen sind. Dresden, am 12. Juli 1896. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Gebhardt. Nichtamtlicher Teil. Bon den auswärtigen Dingen läßt sich wenig berichten. Entschieden ungünstig ist der Verlauf, den die Ereignisse wieder einmal in Kreta genommen haben. Wieder ist es zu heftigen Zusammenstößen der Auf ständischen mit den türkischen Truppen gekommen, und die Veranlassung zu diesen die Leidenschaften ans beiden Seiten immer mehr anfachenden Kämpfen scheint offenbar jetzt auf der Seite der türkischen Truppen zu suchen zu sein. So ist denn wieder das übliche erbauliche Schauspiel im Gange, daß die Bot schafter der europäischen Großmächte auf die türkische Regierung „einzuwirken" und die Abgabe von allen Kunst und Wissenschaft. Aus Südwestafrita. Der allgemeine Verein für deutsche Litteratur in Berlin, der in den letzten Jahren bei seinen Veröffentlichungen die Bilder von Land und Leuten, die Reiseberichte, die zugleich ein Stück Erlebnis in sich schließen, bevorzugt hat, läßt soeben unter dem Titel „Südwest-Afrika" Kriegs- und Friedensbilder aus der ersten deutschen Kolonie (Berlin 1896) erscheinen, deren Verfasser der Privatdozent der Geographie an der Berliner Universität vr. Karl Dove ist. Dove sagt in seinem Vorwort, daß er die für Peter manns „Geographische Mitteilungen" vorbehaltenen Ergeb nisse seine fachmäßigen Forschungen von diesem für Be lehrung und Unterhaltung eines größeren Publikum« be stimmten Buche getrennt habe, gleichwohl für die strenge Wissenschaftlichkeit der geographischen Darstellung ebenso wie für die Wahrheit der eigentlichen Reise- und KriegS- bilder voll einstehen könne. Seine Darstellung hat vom ersten bis zum letzten Blatt den vollen Reiz des persön lichen Erlebnisses, der persönlichen Beobachtung Der Verfasser legte die Reise von Hamburg zur Wallfischbai am Bord des kleinen Dampfer« „Agnes" zurück, den die deutsche Kolonialgesellschaft von einem Hamburger Reeder gechartert hatte Die Fahrt währte etwas über einen Monat, vom 16. Juni bis 19 Juli. Nachdem die Rei senden zwei und eine halbe Woche weder einen Felsen noch ein Segel zu Gesicht bekommen hatten, rief sie die Nachricht an Deck, daß sie in kurzem südwestafrikanisches Land erblicken würden „Gegen Mittag brach die Sonne durch", erzählt Dove, „die verhüllende Wand löste sich in einzelne flatternde Wolkenstreifen auf, und vor un« lag die Küste unsre« afrikanischen Deutschland, zunächst allerdings eine öd«, gelbe Landschaft, welche nach dem Innern zu langsam möglichen „Versprechungen" zu erlangen suchen, die selbst verständlich mit der größ en Bereitwilligkeit abgegeben aber mit noch viel größerer Selbstverständlichkeit nun und nimmermehr gehalten werden. Und im Grunde ge nommen kann man cs der Türkei gar nicht so sehr verargen, wenn sie die „einmütigen" Vorst» llungen der Botschafter, Konsuln u. s. w. nicht allzu tragisch nimmt. Denn so schlau ist man am goldenen Horn mindestens noch, um zu wissen, daß es im Ernstfälle mit der Einmütigkeit der Mächte recht bös auSsehcn würde. So verlangt man in England jetzt immer stürmischer und einmütiger die Einverleibung Kretas in Griechenland. Die türkische Regierung aber läßt sich ob dieser englischen Wünsche schon um deswillen kein einziges graues Haar wachsen, weil sie weiß, daß Rußland aus Bangigkeit, eine solche Einverleib ung könne schließlich doch nur dem englischen Ein flüsse zu gute kommen, sich den englischen Vorschlägen gegenüber vollständig ablehnend verhalten wird Bei diesem allgemeinen Durcheinander darf man auch der Nachricht nicht allzuviel Gewicht beilegen, die an sich geeignet sein könnte, Hoffnungen auf eine bessere Gestaltung der Tinge zu erwecken, der Nach richt nämlich, daß der türkische Militärgouverncur auf Kreta, Abdullah Pascha, von seinem Posten abberufen worden sei. Nicht nur war in der Person dieses kriegslustigen Paschas offenbar ein gewichtiges Hin dernis für die Beruhigung der Insel zu erblicken, sondern es war auch die Aufhebung des Amtes eines Militärgouverneurs eine der Hauptforder ungen des sogenannten kretensischen Reformkomitees. Ob nun die Abberufung Abdullah Paschas die Erfüllung dieser Forderung bedeutet, oder ob er nur durch einen anderen Pascha ersetzt werden soll, das geht aus den bisherigen Nachrichten noch nicht mit Deutlichkeit hervor. Auch darauf kommt wenig an, wer in den fortwährenden Metzeleien Sieger geblieben ist oder wenigstens sich den Sieg zuschreibt. Die Hauptsache bleibt, daß die Kretenser unter den obwaltenden Umständen natürlich nicht die geringste Veranlassung haben können, den türkischen Versprech ungen nur irgend welches Vertrauen zu schenken. Daher werden die Dinge auf der unglücklichen Insel für absehbare Zeit auch so bleiben, wie sie jetzt sind. Zu wünschen ist nur, daß das Feuer, welches dort unten glimmt, auf seinen Herd beschränkt bleibt, und dazu ist ja erfreulicherweise, vorderhand wenigstens, alle Aussicht vorhanden. Die Miuisterkrisis in Italien ist insofern immer noch nicht völlig beendet, als die Annahme des Portefeuilles des Auswärtigen durch den Marquese Visconti-Venosta zur Zeit noch nicht definitiv erfolgt ist Allerdings wird die Annahme in nahe Aussicht gestellt. Offenbar will sich der neue Minister ganz bestimmte Garantien für die Unterstützung seiner Politik durch seine Ministerkollegen verschaffen. Tie hier und da aufgetauchten Befürchtungen, es müsse als ein Kennzeichen dieser Politik das Hinarbeiten auf ein Abrücken Italiens von Österreich-Ungarn und Deutschland und eine weitgehende Annäherung an Frankreich angesehen werden — eine Perspektive, über die Deutschlands größter Politiker und Ge schichtskenner, Hr. Liebknecht, geradezu in Verzückung geraten war — können wohl jetzt schon als erledigt angesehen werden. Ganz still ist es über den englischen Feldzug nach dem Sudan geworden. Hitze und Cholera machen hier ihren Einfluß geltend. Aus dem andern Kriegsschauplätze, den die Erde jetzt, abgesehen von Kreta, noch aufweist, auf Cuba, wild, wie wir fchon erwähnten, ebenfalls unter besonders un günstigen Umständen weiter gekämpft, denn das gelbe Fieber breitet sich dort immer mehr aus. Den moralischen Zustand der dort fechtenden spanischen anzusteigen schien. Am Nachmittag passierten wir einen Vorsprung, Kap Kroß, auf dessen Ufern sich damals noch das Kreuz erhob, welches die portugiesischen Entdecker vor nunmehr vierhundert Jahren zur Erinnerung an ihre Großthaten und zum Zeichen der Macht ihre« Königs an dieser Stelle aufgerichtet hatten Plötzlich verändert sich die Landschaft. Kaum liegt die Brandungslinie des Kaps ein wenig zurück, da erscheint hoch über den Dünen ein riesiger Tafelberg, dessen rötliche Wände von der tiefer stehenden Sonne hell beleuchtet werden. Aufs höchste er staunt frage ich mich, was dies für ein Berg sei, denn die Karte giebt in sichtbarer Entfernung von der See nur niedrige Höhen an Da ruft (der Missionär) Rautanen dem Lieutenant Stoß (einem Sachsen) zu, er möge sich schnell die herrliche Luftspiegelung betrachten Noch ragen die schroffen Wände in den Hellen Himmel, so aber, daß man die einzelnen Vorsprünge und Abgründe deutlich zu erkennen meint Mit einem Male geht em tiefer, schimmern der Riß durch die Erscheinung, der sich erweitert, je mehr das Schiff nach Süden vordringt Noch eine Viertelstunde und nur zwei schmale Säulen heben sich in den Abend himmel, und ehe die Sonne in dem wieder aus dem Meere steigenden Nebel untertaucht, ist die Fata Morgana verschwunden, die uns anmutet wie ein geisterhafter Gruß aus dem alten Wunderlande, dessen Boden wir morgen betreten werden " Die Wirklichkeiten der Landung und der ersten Eindrücke werden knapp, aber anschaulich geschildert Noch vom Schiffe aus beobachtet Dove die ersten Exemplare der rätselhaften gelben Raffe der Hotten totten, hört die wunderlichen Schnalzlaute ihrer Sprache, erreicht auf den Schultern der Hottentotten das Land, findet die ersten Abwechslungen auf dieser öden Küste und in der kleinen Hasenniederlafsung in Spaziergängen an dem von Zehntausenden von Vögeln (Flamingo«, Pelikanen, Tauchern) belebten Strande und bei der An- Soldatcn wird es auch kaum besonders stärken, wenn sie hören, daß ihre Mutter in der Heimat gegen die Absendung von Truppen „Protest" erhoben und eine regelrechte Agi tation gegen die Regierung eingeleitet haben. Auch dieses Vorgehen der spanischen Heldenmütter hat bezeichnender Weise den vollen Beifall des „Vor wärts" erzielt, der die betreffende Nachricht eine wunderliche und „erfreuliche" Kunde nennt. Aus Belgien geht der „Kreuz-Ztg." folgende anschauliche Darstellung über die Lage nach den Wahlen zu: Tic schwer,' Niederlage der radikal,sozialisiischcn Koalition bei den belgischcn Parlament-Wahlen vom 12. Juli hat sehr erheblich zur Ernüchterung derjenigen bürgerlichen Kreise bci- getragen, die bisher die revolutionäre Sozialdemokratie untcr- hühNn Einer der einflußreichste» radikalen Partciiührer, der frühere Abgeordnete Acron, liest heute im radikalen Partei organ „La Resorme" seinen bisherigen sozialistischen Bundes genossen gehörig den Text, indem er ihnen vorwirst, durch die systematische Hnvorruftmg der ärgsten Skandale in der Kammer und durch ihre Brandreden in den öffentlichen Bersammlnngen eincn großen Teil des liberalen Bürgertums ins klerikale Lager getricbcn zu haben. Diese Anklage ist nach jeder Richtung hin gerechtfertigt Die Regierung ließ knapp vor den allgemeinen Parlamentswahlcn alle Redcn und Aussprüche der oekanntcsten sozialdemokratischen Partei führer des In- und Auslandes untrr dem Namen „Die rote Bilanz" »Iv »ilan rouszei zufammenstcllen und in vielen Hunderttauftndcn von Exemplaren unter alle Wähler des Königreichs verbreiten Die letzteren erfuhren daraus eine Menge wissenswerter Tinge üb»r den sozialdemokratisch» n Zukunslsstaat So hatte der Lütticher Abg Smeets, eine der Leuchten der Partei, seine Vorstellung von der Regelung de» Privateigentums im Staate dahin geäußert, die Sozialisten würden, zur Herrschaft gelangt, einfach alles Privateigentum zu Gunsten des Kollektivismus ohne jede Entschädigung kon fiszieren. Man begreift, daß eine derartige Aussicht die be sitzenden Wähler, deren e? doch in Belgien noch eine ganze Menge giebt, nicht sür die Sozialdemokraten einnchmen konnte. Tic rote Bijan« enthielt ferner die denkwürdigen AuSsprüche deS Lütticher Abg Tcmblon, in denen dieser seltsame Volksver treter den König der Belgier unter dem Schutze der parla mentarischen Immunität in unerhörtcr Weise beleidigt und die Pariser Kommune verherrlicht Tie Offenheit, mit welcher die belgische Sozialdemokratie ihre Grundsätze darlegt, hat ihr bei den Wählern geschadet. Sie besitzt die diplematiiche Ve»heiml>chung«kunst etcn nicht in demselben Grade, wie z B. die deutsche Sozialdemokratie, die im wesentlichen dieselben Um sturzpläne verfolgt, aber der bürgeilichen Wähler wegen, die man zur Stunde noch nicht entbehren kann, dies nicht offen «-»gestehen will Aufrichtiger ist die belgische Sozialdemokratie also jedenfalls, und nach der eilittcncn N.cderlage teilt sie mit ihren wahren Tendenzen erst recht zu Tage. Ihr vornehmstes Organ, ,Le Peuple", führt wiedcr eine ganz aufrührerische Sprache und predigt täglich in scinen Leitartikeln den Klassen- kamps, die Ausrottung des Bürgertums, den Sturz der Monarchie und dergleichen schöne Dinge mehr Gleichzeitig hat der General rat der Arbeiterpartei beschlossen, niemals wieder ein Wahl bündnis mit irgend welcher noch so vorgeschrittenen Bürger- Partei abzuschlicßen. sondern ganz allein den Kampf gegen alle besitzenden Klassen, ob klerikal, liberal oder radikal, auszu- nehmen Die Radikalen, welche im Schatten der revolutionären Sozialdemokratie etliche parlamentarische Mandate erhaschen zu können glaubten, sind alio jetzt wieder gründlich an die Luft gesetzt und sehnen sich schon wieder nach den Fleisch töpfen des Liberalismus zurück Mit vielem steht es aber so schlecht, dast die Radikalen sich an ihn anklammern können, wie ein Ertrinkender an einen Strohhalm Wie die Liberalen, so sind auch die Radikalen in Belgien im vollsten Zerfall begriffen, und mehr als jemals stellt die katholische Partei derzeit die einzige konservative Partei dar, welche noch die Befähigung bc sitzt, das Königreich vor dem gefährlichen Experimente einer sozialdcmokratischen Gewaltherrschaft zu bewahren Was dem belgischen Katholizismus fehlt, ist ein ausgesprochen konservativer Charakter. Vielleicht wird ihm der gemäßigt liberale Zuzug, der sich bei den jüngsten Parlamentswahlcn auf seine Seite ge stellt hat nnd wohl dauernd in seinem Lager verbleiben wird, diesen konservativen Chara'tcr und damit zugleich die dauernde Herrschaft über den belgischen Staat verschaffen. Unterdessen schickt sich das Ministerium Dcsmel de Nacyer an, den Liberalen sür die Unterstützung, die sie der Regierung im Kampfe mit der Sozialdemokratie gewährt haben, feinen Denk ab^ustatten. Der Minister des Jnne-n, Schollaert, ernannte nämlich den Führer der liberalen Partei in Antwerpen, Jan van Ryswyk, einen der populärsten Männer seiner Balcrstadt. kunfl von Öchsenivagen aus dem Innern. Der einem rollenden Hause gleichende, mit weißem Zelt aus starkem Segeltuch versehene, von 12 bis 20 zu zweit unter je einem Joche vorgelegten Ochsen gezogene un geheure Wagen der alten holländischen Bauernkolonisten ist für Südafrika eines der wichtigsten Kulturmittcl ge worden, und Dove hat im Verlauf seiner Reise reichliche Gelegenheit gesunden, sich mit dem mächtigen, alle Hinder nisse des Bodens überwindenden Gesährt vertraut zu machen Die Fahrt nach Otjimbingue, dem Hauptort der Lva-Hcreros, erfolgt im Lchsenwagen Vor allen andern Völkern der deutschen Kolonie zeichnen sich die Hereros durch das Ebenmaß ihrer Glieder und ihren vollendeten Körperbau au« Nicht wenige vermöchten herrliche Modelle sür einen Bildhauer abzugeben und die dunkle, von wirklichem Schwarz bis zu bronzefarbenem Braun wechselnde Hautfarbe dient um so mehr dazu, die Leute wie Statuen erscheinen zu laßen Man muß ihnen übrigen« nachsagen, meint Dove, daß auch die europäische Tracht, die der Kleidung der südafrikanischen Buren entspricht, ihnen nicht schlecht steht „Die Herero« sind in erster Linie Viehzüchter. Für ihre Rinder leben und sterben sie und wa« beim Afrikaner noch mehr sagen will, für ihre Rinder arbeiten sie sogar Dabei hängen sie an den Tieren mit derselben Anhänglichkeit, die der Europäer einem geschätzten Pferde widmen würde — In den Thalern der größeren Flüße treiben sie auch etwas Feld- oder richtiger Gartenbau, allein derselbe tritt gegen die Beschäftigung mit dem Vieh vollständig zurück." Sie zerfallen in eine Anzahl von Häuptlingfchaften, doch ist, nach Dove, der Einfluß ihrer Oberhäupter nicht ent fernt mit dem der Sulukönige oder der despotischen Fürsten von Matabeleland zu vergleichen Von Otjimbingue brach Tove immer mit einer Anzahl von Ochsenwagen, wenn auch persönlich einen Teil de« Wege» zu Pferde zurücklegend, nach Windhoek auf. Unter- zum Bürgermcister Vvn Antwcrpcn, trotz der Opposiiion, welche der klerikale Abgeordnete CorcmanS und feine Genossen dieser Ernennung entgegensetzten Coremans, ein persönlicher Gegner van Ryswyls, forderte unür Au bietung feines ganzen ge- walttgen Einflusses die Ernennung eines klerikalen Bürger meisters, obwohl die Liberalen in dem Antwerpener Gemeinde rate die absolute Mehrheit besitzen, und wußte cs auch durch- zusctzen, daß die große belgische Handelsstadt acht Monate lang ohne Bürgermeister blieb Das Verhalten der liberalen Wählerschaft in den Wahlbezirken Brüssel, Nivelles und Phllippcvillc hat nun den Ministerrat bewogen, den Liberalen durch die Ernennung Jan van RyswykS zum Bürgermcister von Antwerpen die erste Gcnugthuung zu gewähren, die wohl nicht vereinzelt bleiben wird. In der That bildet sich jetzt ein besseres Verhältnis zwischen der katholischen Regierung und den Liberalen heraus, eine Thatsache. die man im Interesse deS belgischen Staates nur mit Freuden begrüßen kann. Belgien ist mit dem Abschlusse der ParlamcntSwLhlen vom 12. Juli aus der Wahlperiode noch nicht herausgckommcn. Am 26. Jnlr finden nämlich im ganzen Königreiche die Provinzialratswahlen statt, denen schon deshalb eine große politische Bedeutung zukommt, weil bekanntlich nach der neuen Verfassung von 1891 die neun Provinziallandtage 27 Senatoren zu wählen haben Bon den Provinziallandtagcn besitzen d.rzcit sieben eine klerikale Mehrheit, nämlich Brabant, Antwerpen, Ost- und Westflandern, Namur, Limburg und Luxemburg, wogegen die beiden sranzösischen Provinzen Henne gau und Lüttich eine radikal-sozialisti che Mehrheit auszuweisen haben Den Hauptcinsatz des bevorstehenden muen Wahl kampfes, der an Heftigkeit dcn Parlamentswahlcn nicht nach steht, bildet der Besitz der Mehrheit im Brabanter Landtage, in welchem die Klerikalen nur eine Mehrheit von fünf Stimmen zählen Aller Voraussicht nach wird es den vereinigten Liberalen, Radikalen und Sozialisten gelingen, die von ihnen seit Jahrzehnten behaupten Mehrheit im Brabanter Landtage wiederzugewinncu, wodurch ihnen vier Scnatsmandatc zusallen werden In dcn übrigen Provinzial andtagen ist eine Ver änderung nicht zu erwarten. Tagesgeschichte. Dresden, 20. Juli. Sc. Majestät der Kaiser haben am 11. Juli d. I. Sr. Majestät dem Könige das nachstehende Handschreiben durch den General der Infanterie v. Winterfeld, Generaladjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und kommandieren der General des Gardccorps, überreichen lassen: „Durchlauchtigster Großinächtigster Fürst, freundlich lieber Vetter und Bruder! Die fünfundzwanzigjähriqe Wiederkehr des Tages, an welchem mein in Gott ruhender Groß vater Ew. Majestät in dankbarer Erinnerung an die ihm in großer Zeit geleistete ruhmreiche Unter stützung als Heerführer zum Generalfeldmarschall ernannte, giebi mir und meiner Armee den erfreu lichen Anlaß, Ew. Majestät zu diesem Gedenktage die herzlichsten Glückwünsche auszusprechen und die Versicherung unserer dankbarsten Verehrung für alle Zeit zu erneuern. Möge Ew. Majcstät noch ein langes segens reiches Wirken durch Gottes Gnade beschieden sein. Genehmigen Ew. Majestät die Versicherung der vollkommensten Hochachtung und wahren Freund schaft, womit ich verbleibe Ldde, an Bord meiner Jacht „Hohenzollern", den 6. Juli 1896 Ew. Majestät sreundwilliger Vetter und Bruder Wtlhelm. k. An deS Königs von Sachsen Majestät." Se. Majestät der König haben hierauf folgendes Schreiben an Se. Majestät den Kaifer gerichtet: „Durchlauchtigster Großmächtigster Fürst, freundlich lieber Vetter und Bruder! Für die mir durch den General v. Winterfeld am 11. Juli überbrachten Glückwünsche Ew Majestät und Ew. Majestät Armee zum 25 jährigen Gedenk tage meiner Ernennung zum Generalfeldmarschall, sage Ew. Majestät ich meinen allerherzlichsten und tiefgefühltesten Dank. ivegs wurde ihm eine erfreuliche Begegnung zu teil. „Am folgenden Morgen", erzählt er, „hatten wir kaum einige Kilometer zurückgelegt, als Pferdegelrappel ertönte und uns die Ankunft des nach der Sivakobmündunq reisenden kaiserlichen Kommissars verkündete Gleich darauf schimmerten durch das staubige Grün der Steppenwaldung Uniformen der Truppe, die Wagen hielten und ihr Führer machte die vorqeschriebene Meldung Hauptmann von Francois, den ich bereits vor zehn Jahren während seines Aufenthaltes in Göttingen kennen gelernt hatte, ließ absatteln und be nutzte die folgende Stunde dazu, mir bei einer Flasche vaterländischen Weines ein Bild seiner ausgedehnten Reisen im Schutzgebiete zu entwerfen Nachdem er mich noch seiner Bereitwilligkeit, meine Untersuchungen zu sördern, versichert hattr, nahmen wir Abschied voneinander, und während er mit seiner kleinen Begleitung seinen Weg nach der Küste fortsetzte, zogen unsere Gespanne von neuem an und wieder rollten unsere Wagen flußaufwärts, dem Hochlande entgegen." Höchst lebendig und interessant sind Doves Schilderungen der Mondnacht, in der er zum ersten Male da» Gebrüll de« Löwen hört, des Hottentottischen Riedtanzes, der Versammlung der deutschen Kolonisten, die Dove einberief, um der Kolonialgefrllfchaft über ihre Wünsche und Forderungen berichten zu können und die naturgemäß eine höchst bunte und gemischte Gesellschaft darstellte. Der Derfaßer charakterisiert im Anschluß hicran die ältere deutsche Schutztruppe, deren Mannschaften sich jetzt längst als Ansiedler im Lande zerstreut haben Er rühmt der Mehrzahl dieser Leute nicht geringe Erfahrung, große Selbständigkeit und starkes Vertrauen auf die eigene Kraft nach und glaubt, daß diefe Eigenschaften sie im Fall der Not zu den gleichen Erfolgen besähigen werden, wie sie die zähe Ausdauer holländifcher Bauern im Süd osten deS Weltteil- errang Der Aufenthalt m dem be festigten Windhoek gab I>r Dove auch Gelegenheit, die Arbeitsleistungen der Schutztruppe kennen zu lernen
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