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Ar. 87. Weißerih-Ieitung verantwarllicher «edacteur: Carl Zehne in Dippoldiswalde. Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. 6. November 1868. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die i Spalten-Zeile Postanstalten. ' - 8 Pfg. Amts- und Meige-Mt der Königlichen Gerichts-Ämter und StadtrSthe zu Dippoldiswalde und /rauensteiu. Lagesgeschichte. Dippoldiswalde. „Zur Grundsteuer-Re form-Frage in Sachsen;" so ist der Titel emer Broschüre, in welcher Hr. I)r. Schulze-Hausdorf seine Ansichten über die sächs. Steuerverhältnisse niederlegt. Der Verfasser verneint die Frage, ob eine totale Revision der sächsischen Steuerverhältnisse nothwendig sei. Der -Landmann könne nur die Beibehaltung der gegenwär tigen, ihn gar nicht drückenden Grundsteuer wünschen. Der früher bereits steuerpflichtige Grundbesitz werde durch die Grundsteuer fast gar nicht betroffen. Der früher steuerfreie Grundbesitz erleide dagegen durch die Grundsteuer allerdings eine Besteuerung, aber nur eine sehr geringe, indem derselbe trotz der erhaltenen Entschädigung nur 1 bis 2 Pf. pro Steuereinheit gegen früher zulegen müsse. Deshalb sei es nicht zu recht fertigen, wenn die Grunvsteuer auf Kosten der Gewerbe steuer herabgesetzt werde. Der Verfasser wendet sich hierauf zu der Frage: ob innerhalb des jetzigen Grund- steuercatasters Reformen sich als wünschenswerth dar stellten. Bei Beantwortung dieser Frage weiset er darauf hin, daß die seiner Zeit bei Aufstellung des Catasters vollständig gerechtfertigte Eintheilung des ganzen Landes in 46 nach den Roggenpreisen geord neten Bezirken, in denen der Scheffel Roggen von 2 Thlr. 12i/s Ngr. bis 3 Thlr. 2^/, Ngr. im Preise variire, gegenwärtig nicht mehr angemessen erscheine, und befürwortet die Berechnung nach Steuereinheiten mit festgesetzten Normalpreisen. Auch die Holzpreise sollen von Neuem ermittelt und im Cataster umgerechnet werden. Endlich wünscht der Verfasser auch eine Nach schätzung der seit Aufstellung des Katasters in Kultur übergcgangenen Hutungen. Diese Reformen würden dann die jetzt laut werdenden Klagen verstummen machen. — Bei dieser Gelegenheit »vollen wir nochmals darauf zurückkommen, daß unlängst von der k. Staats regierung eine Kommission Sachverständiger niederge setzt ist, welche die Frage wegen der Steuerregulirung zu berathen und der Staatsregierung resp. dem künf tigen Landtage ihre Vorschläge zu unterbreiten hat. Dresden. Am 3. Novbr. ist nach Beschluß der Generalversammlung der Aktionäre die Tharandter Eisenbahn an den Staat übergegangen. Es wurden 590 Stimmzettel abgegeben; dieselben repräsentirten 1533 Actien, wovon 1347 mit „Ja" und 186 mit „Nein" stimmten. Wurzen. In dem Denitzer See, zu dessen Ausbeutung sich eine Aktiengesellschaft constituirt hatte, hat man nichts als 14/r Ctr. Fische und einige Baum stämme gefunden. Bon der vermutheten Kriegskasse hat sich keine Spur blicken lassen. DaS Auspumpen soll übrigens ivegen des fortwährend nachdringenden Mnldenwassers bedeutende Schwierigkeiten gemacht haben. Die Kosten deö Auspumpens belaufen sich auf 300 Thlr., der Erlös aus den Fischen beträgt 50 Thlr., die Aktionäre haben also ein schlechtes Geschäft gemacht. — In Bautzen erschien eine Broschüre: „Zur böhmischen Frage", in welcher mit einer Revolution, ähnlich jener in Spanien, gedroht wird. Berlin. Die Eröffnung beider Häuser des Landtages hat am Mittwoch Mittag im Weißen Saale des königl. Schlosses stattgefunden. In der Thronrede heißt es u. A.: „In Folge des Zusammen wirkens verschiedener ungünstiger Umstände sei eS noth wendig gewesen, zur vollständigen Deckung der Staats ausgaben, obwohl dieselben thnnlichst beschränkt worden seien, außerordentliche Einnahmen in Ansatz zu bringen. Die dauernde Stockung des Verkehrs und die Folgen einer nicht günstigen Ernte hätten die sonstige naturge mäße Steigerung der Einnahmen mit der unvermeidlichen Zunahme der Staatsbedürfnisse nicht gleichen Schritt halten lassen. Die Thronrede schließt: „Die Gesin nungen der Souveräne und das Friedensbedürfniß der Völker begründen die Zuversicht, daß die fortschreitende Entwickelung des allgemeinen Wohlstandes nicht nur keine materielle Störung erleiden, sondern auch von jenen Hemmungen und Lähmungen wird befreit werden, welche grundlose Befürchtungen und deren Ausbeutung durch die Feinde des Friedens und der öffentliche» Ordnung ihr nur zu oft bereiten. Möge der Landtag durchdrungen von jener Zuversicht an seine Friedens arbeit gehen!" — Zu den ersten Petitionen, welche dem Abge ordnetenhause nach seinem Zusammentritt werden über reicht werden, wird diejenige der vereinigten Buch druckereibesitzer Berlins zählen, wegen 1) Aufhebung der Zeitungsstempel-Steuer; 2) Aufhebung des Kauti onszwanges für Zeitungen und Zeitschriften; 3) Ab änderung des Z. 54 des Preßgesetzes, den Verlust der Gewerbsconcession der Buchhändler und Buchdrucker betreffend. Wien. Die Control-Commission der Staats schulden veröffentlicht Ausweise für Ende Juni 1868 über die gesammte consolidirte Staatsschuld und die kisleithanische schwebende Schuld, sowie über die gemein same schwebende Schuld. Die Gesammtsumme der consolidirten Staatsschuld beträgt demnach 2,564,724,916 Gulden mit 102,065,916 Gulden jährlicher Zinsen. Es hat sich also die consolidirte Schuld gegen Ende 1867 um 20,673,808 Gulden vermindert. Die cis-