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llMlmrgtr Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tag« ««d AÄsdlott siir dc« Stadtrath ft Wllldekdir». Filialen: in Lltstadtwaldenbmg bei Herrn «anfm-nn Otto Förster, in Lang«chm:S- dorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herm Kaufmann Rob. Härtig, Mandclgafse; in «ochsburg bei Herm Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herm Emst Rösche; in Ziegelheim bei Herm Ldum» Kirst«. nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster- V Aaldtnbmger Anzeiger Inserate pro Zeile 10 Pf., Linges. 20 Pf. VF UMedition: Waldenburg, Obergasse 291L. Zugleich wett verbreitet tn dm Städten Penig, Lunzenau, Lichteustem-Calluberg und tn den Ortschaften der nachstehenden StandeSamtsbeztrke: Altstadt-Waldenburg, BräunSdorf, Gailenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, OelSnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 238. Mittwoch, dr« 12. Oktober 1892. WitteruugSbericht, ausgenommen am 11. October, nachm. 4 Uhr. Vmksmeterstlmd 759 wm. reducirt aus dm Meeresspiegel. Thermometerstaud -s- 11,^ 0. (Morgens 8 Uhr -s- 10'.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 53'/». Thaupuukt -s- 2,» Grad. Windrichtung: West. Daher KitteruugSauSsichteu für dm 12. October: Halbhetteres bis fast heiteres Wetter. "Waldenburg, 11 October 1892. Unter der Ueberschrift „Des Kleinbauern Geldnoth" veröffentlicht der Abg. Knebel in der „Köln. Ztg." di- nachstehenden werthvollen Ausführungen: Die Anlegung müßigen Geldes vollzieht auch auf dem Lande sich längst ohne jede Schwierigkeit. Wer nicht mit dem Ankauf von sicheren Papieren oder mit dem Retchsschuldbuch Bescheid weiß, der findet in den Sparkaffen eine durchaus sichere, stets bereite, für Jeden bequeme Gelegenheit zur Erzielung von Zinsen. Hier durch ist aber für den Kleinbauern und nicht minder für dm kleinen Handwerker, den Krämer und für den Arbeiter auf dem Lande die Erlangung von Geld in Gestalt von Darlehen oder Vorschüssen bedeutend er schwert worden, weil der tn die Sparkaffe oder sonst wo eingezahlte Betrag nicht mehr zum Verleihen an kleine Leute geboten wird. Während es leichter ist, überflüssiges Geld anzulegen, als fehlendes Geld zu erhalten, ist auf dem Lande ganz gute Vorkehr getroffen für die Geldanleger, aber nur ganz unzureichende für die Geldbedürfttgen. Daraus hat fich das Mißver- hältniß entwickelt, daß der kleine Mann für die Be friedigung seines Geldbedvrfniffes vielfach auf gewerbs mäßige Geldverlether angewiesen ist, welche fich außer den Zinsen noch einen Geschäftsgewinn berechnen müssen, da sie eben das Verleihen als Gewerbe betreiben. Für Niemand ist das Geld so kostspielig, wie für den kleinen Mann, und Niemand wird von seinen Gläu bigern so abhängig, als er. Wäre durch passende Einrichtungen für die Nachfrage nach Geld ebenso gut gesorgt worden, wie für das Angebot, dann würde der ländliche Credit keines Zu schusses aus den Städten bedürfen, vielmehr würden die Ersparnisse des platten Landes vollkommen aus reichen, um das gesunde Creditverhältniß zu befriedigen; denn die Credttbeanspruchung in einem Landestheile darf die Geldanlagen desselben Landestheiles nicht über steigen, wenn man nicht unhaltbare Zustände herbei« führen will. Heutzutage findet aber ein regelrechter Austausch zwischen Geldanlage und Geldbedürfntß auf dem Lande nicht statt. Der kleine Mann kann nur kleine Summen gebrauchen, und seine Verhältnisse gestatten ihm nur langsame Abtragung. Auch seine Zahlfähtgkett unter liegt Zweifeln, welche, was hier nicht näher ausgeführt werden soll, sehr häufig unbegründet sind. Jedenfalls paßt es dem Kapttalanleger nicht, sein Geld tn viele kleine Posten zu zerstreuen, auch sich die Bestimmung darüber aus der Hand zu geben, tn welchem Augen- blick ein beliebiger Theil des Kapitals abgetragen wer den soll, und endlich noch ständig genaue Aufsicht über die Fortdauer der Zahlfähtgkett sämmtltcher Geldnehmer und ihrer Bürgen führen zu sollen. Man würde deshalb dem kleinen Mann Steine statt Brod reichen, wenn man ihn auf das private Geldgebot verweisen wollte. Der natürliche Ausgleich der vorhandenen Bedürfnisse wäre dagegen gesunden, wenn man als Vermtttelungs- stelle eine Kaffe einrtchtete, die vermöge der Ansamm lung des Angebotes und der Nachfrage tn der Lage wäre, den Einlegern Sicherheit, die üblichen Zinsen und die Gewähr jederzeitiger Verfügung über das Kapital zu bieten und den genügende Sicherheit bteten- Geldnehmern Vorschüsse oder Darlehen gegen mäßige Zinsen und unter Rückzahlungsbedtngungen zu gewäh ren, welche auf die Leistungssähtgkett der Geldnehmer zuzuschnciden fino. Die Lösung liegt also in der Aus gestaltung einer geeigneten Vermittelungsstelle. Eine Vermittlung zwischen Geldangebot und Geld nachfrage, mag sie durch eine Genossenschaft oder durch eine öffentliche Einrichtung bewirkt werden, ist undenk bar ohne Gewinn, wenn sie keinen Ueberschuß ergiebt, so müßte sie bald den unvermeidlichen Schwankungen des Geschäftsbetriebes erliegen. Andererseits wird eine solche Kaffe der Aufgabe der Befriedigung des kleinen Credits nicht voll gerecht werden können, wenn das Streben nach Gewinn den Ausschlag für ihre Verwaltung gtebt. Denn die Interessen der Credtt- nehmer stehen hinsichtlich der Kleinheit der Beträge und der langen Dauer der Abzahlungsfristen, der Ge stattung jederzeitiger Abzahlung, der Berücksichtigung von unvorhergesehenen Unglücksfällen u. s. w. vielfach nicht im Einklang mit dem Streben nach Vergrößerung des Gewinnes. Die Leitung der Vermittlungsstelle hat also die schwierige Aufgabe, die Interessen der Geldbedürfttgen in Uebereinsttmmung zu bringen mit der unerläßlichen Rücksicht auf einen günstigen Geschäfts abschluß. Hieraus folgt zunächst, daß das Geschäft für den privaten Gewerbebetrieb von Geldverlethern durchaus ungeeignet ist. Für gemeinsame Kaffen aber werden mit Rücksicht auf die hohen Anforderungen, welche der Geschäftsleitung gestellt find, die Bezirke nicht zu klein sein dürfen. Die am meisten befriedigende Lösung würde in cowmunalen Spar- und Lethkassen zu finden sein, für deren Einlagen und Geldaufnahmen der Communalbezirk im Hinblick auf die öffentliche Natur der Aufgaben dieser Kassen die Haftbarkeit übernimmt, deren laufen- ; der Geschäftsbetrieb aber von der jeweiligen Verwal- ! tung des CommunalbezirkS aber unabhängig sein muß, - damit nicht Gewinnsucht sich in den Vordergrund ' drängt. Die Verwaltung der Kaffe soll und muß zur Sicherung des Fortbestandes derselben auf mäßige Ueberschüsse hinarbetten, ihr Ziel darf aber nicht der Gewinn sein, sondern sie soll immer vor Augen haben, daß ihre erste und wichtigste Aufgabe darin besteht, kleinen Leuten Geld zu Bedingungen vorzustrecken, welche möglichst genau der Leistungsfähigkeit derselben ' angepaßt sind. Am vollkommensten wird diejenige Darlehnskasse ihren Beruf erfüllen, welche tn jedem einzelnen Falle die Leistungsfähigkeit des Darlehns- suchers prüft und hiernach die Dauer der Rückzahlungs- frtsten und die Höhe der Rückzahlungsbeträge bemißt. Immer von Neuem wird hervorgehoben werden müssen, daß faule Zustände und Ausbeutung überall da sich einnisten, wo Darlehnskasse» für kleine Leute fehlen, und daß der landwirthschastltche Fortschritt, die Beschaffung besserer Wohnungen und so vieles Nütz liche ein unübersteigltches Htnderntß findet tn dem Mangel an geordneter Credttgewährung. Ist dtes erst zum allgemeinen Bewußtsein gekommen, dann werden die Kreise und Gemeinden auch mit größerem Nachdruck darauf dringen, daß ihre Spargelder zur befruchtenden Arbeit innerhalb des eigenen Bezirks Arbeit und Verwendung finden. Politische Nunvscha«. Deutsches Reich. Der Kaiser ist Montag Nacht 12'/r Uhr von Weimar wohlbehalten tn Berlin etngetroffen und um 1'/r Uhr nach Potsdam wettergereist. Im Laufe des Montag vormittags arbeitete der Kaiser mit dem Chef des Civtlcabinets, woran fich alsdann die regelmäßigen Martnevorträgc schloffen. Am Nachmittag empfing der Monarch die österreichischen Distanzreiter, denen zu Ehren im Muschelsaal des Neuen Palais bei Pots dam eine Festtafel stattfand, woran sich großer Zapfen streich anschloß. Am Abend trat der Kaiser seine Reise nach Wien an, wo die Ankunft heute, Dienstag, Mit tag erfolgen wird. Soweit bis jetzt bekannt, gedenkt der Kaiser bis zum Donnerstag Abend in Wien zu verbleiben und hierauf dtrect nach Berlin bezw. Pots dam zurückzukehren. Bet der Königin-Wittwe von Württemberg schreitet, wie aus Stuttgart telegraphisch gemeldet wird, die Kräfteabnahme fort. Der König reiste am Sonn tag zu der Erkrankten nach Friedrichshafen. Die Kö- ' nigtn-Wtttwe, welche bei klarem Bewußtsein und über die ernste Lage unterrichtet ist, nahm vom König rüh« s renden Abschied. Nach dem am Montag ausgegebenen i Bulletin hatte die Kranke eine gute Nacht, die Krank- heit ist sttllstehend. Großfürstin Constantin von Ruß« ' land ist in Friedrichshafen eingeiroffen. Das preußische Staatsmimsterlum hat sich, wie ver- lautet, tn der am Sonnabend abgehaltenen Sitzung sowohl mit der Frage der Einberufung des Land- i tages, als auch mit den Einzelheiten der Steuer- > reformvorlagen und der Militärvorlage beschäf- tigt. Der Landtag wird Milte November etnberufen werden und sofort die Steuerreformvorlagen erhalten, die vorher nicht veröffentlicht werden. Man beabsich tigt, nur eine Ueberficht über die Entlastung des mttt- leren und des niederen Einkommens vor der Landtags- etnberufung der Oeffentltchkeit zu übergeben. Die erste - Berathung der drei Steuerreformvorlagen dürfte acht bis vierzehn Tage in Anspruch nehmen, und alsdann ! werden voraussichtlich die commissarischen Berathungen ' der Steuervorlagen beginnen. Der Reichstag wird s gegen Ende November zusammentreten, damit die Frage bezüglich der Handelsverträge erledigt werden kann, f Der Etat soll sofort dem Reichstag zugehen. Die Militärvorlage wird im Bundesrath bis Ende dieses Jahres verbleiben. Von einer authentischen Veröffent lichung derselben soll so lange abgesehen werden. Zur Arbeiterbewegung schreibt der „Reichsanz.": In Deutschland tritt die Arbeiterbewegung jetzt kaum tn erwähnenswerther Weise tn der Oeffentltchkett her vor. Größere Ausstände find nirgends vorhanden, und auch bedeutendere Lohnbewegungen liegen nicht vor. In den örtlichen Gemeinschaften und Fachvereinen wer den die socialdemokratlschen Bestrebungen wie gewöhn lich fortgesetzt, und von Zeit zu Zett wird die sonstige Ruhe durch eine Versammlung, tn der die „Unab hängigen" fich laut bemerkbar machen, unterbrochen. Als Nachfolger des Vtceadmtrals Deinhard tn dessen Stellung als Chef der Martnestatton der Nord see wtrd der Contreadmiral Valois genannt, der z. Z. Jnspecteur der 1. Marineinspection tn Kiel ist. Admtral Valois gehört der Marine seit 1857 an; er war in den achtziger Jahren längere Zett Comman- dant der zum westafrikanischen bezw. Kreuzergeschwader gehörenden Kreuzersregatte „Gneisenau", dann wurde er Oberwerstdirector tn Danzig und kam nach seiner am 1. April 1889 erfolgten Beförderung zum Con- treadmiral tn gleicher Eigenschaft nach Kiel. Im Jahre 1890 wurde er Chef des Kreuzergeschwaders. Der deutsche Reichsanzeiger publictrt die Bestäti gung der Wahl des Bürgermeisters Zelle zum Ober-