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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.03.1918
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180315016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918031501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918031501
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-03
- Tag 1918-03-15
-
Monat
1918-03
-
Jahr
1918
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Morgen-Ausgabe Ve,«gspret«: L M X„t«II»LiU<d M Loo »I« »dd»i«k »»«allich Di. l.7S^ »eech »»1«»» «»»en>Z«n Alllol«» M« -«»* ««brach« mmttlch M. IM, >«drlich LLU barch »m V»st «»«rdalb vrallchlaxd, <r«!«»l-4l,»H«b« W»al ich M. ,t«rl«IISdkIIch M L7or D?ara«»-B,»««li« Ml. Kd»»»-M««I«d« Ml. LV0. Senai-ßS-M»«,-»« M. 0L0 »»»«Utch <a»«>chll«b»ch V»!ld«ft«l>««bldr). Hauvttckrtflletter: Dr. Erich Everth, Leipzig. Handels-IeUmrg -ttrUoblatt des Rates und des poltteUuntes -er Stadt Letpzis 112. sahrgang «nzelgenprei,: LLLTk'L 7^ M-EZ*" » ««-»«»«»i» «»rt. r«u »i« « p», » A» V«.. «»«,!««» »I« a»I»««^«a« »I r<. ,,«»4r<« v V1^ M»Ich«f«»«i,j««,«i> «u Vt«»—"chlli'«i> I» VreU« «kd»»l M«a«««,i «<Ia»Ia,sla,, «. 7^ —« L«» ,»» „aich^ pasl,,»«»«. «>»««>> »«««i I« PI. - v«»« »»» Fr«la«, I» p, F««1,,«ch a»lchl«a I«E. 14-»» »»» I4«»4. - l>,k,ch«ch»«,w /MU vchrttlKtl», ««» »»IcheN«»«!, led,,,»«,«», ltr U Verlag Dr Aeinyeck 8 Lo. Lewiia Nr 13S Fre tag. den LS. März 1S18 Neuer Luftschiffangriff auf Ostengland Ein Zeppelin bombardiert Hartlepool vid. Berll«, 14. März. (Amtlich.) Im Anschluß au eine Patrouillen fahrt iu der Nordsee belegte eines unserer Mariae- brflschisfe, Kommandant Kapilänleutnant Dietrich, in der Nacht vom 1?. zum 14. März den Hase» und di« Industrieanlagen von Hartlepool erfolgreich mit Bomben. Das Luftschiff er litt trotz zeitweise starker Gegenwirkung keinerlei Beschädigungen. Der Chef des ALoüralstabeS der Marine. * * * Loudon, 14. März. (Amtlich. — Neuler.) Lin oder zwei feind- siche Luftschiff« griffen di« DordostUüfle kurz nach 9>j Uhr abends an. Etwa 20 Bomben wurden nah« der Küste abgeworfen. Meldungen über Todesfälle oder Sachschädea liegen bisher aicht vor. Neatcr melde! amllich: Rur ein Lustlcklsf ha»' die Küste pafpert and vier Bomben ans Hartleoool abgeworfen. Das Luslschisf flog in groher Höh« und blieb nur einig« Miauten über dem Laad. Di« übrigen Bomb«:, scheinen in die See gefallen zu sein. 0 Wohnhäuser wur den zerstört und ungefähr 30 beschädigt. Nach weit: r«a De- richlen wurde, ein Mann, ein« Frau and dretKiader gtötet; drei Män ner, «tue Fran und fünf Kinder verwundet. (AuS diesem Bericht geht hervor, datz der aagerichiei« Schaden sehr beträchtlich sein must. Schrist- teilullg.) Oesterr.-ungar. Heeresbericht Wieu, 14- März. AmMch wird gemeldet: Osten: Die Rumäne» haben nun auch den letzten, schmalen von ihnen noch beseht gehaltenen Streifen österreichischen und ungarischen Gebietes geräumt. Der Westen der Monarchie ist nach 3LL Jahren schwerster Kriegslast wieder völlig frei. Odessa ist seU gestern nachmittag iu der Hand der Verbündete». Während vom Westen her deutsche Bataillone vorgingeu. drang über den Frachlenbahnhof die von Generalmajor Alfred von Seid ler geführte Dorhut einer österreichischen Division in die Stadt ein. Italienischer Kriegsschauplatz: Die NaÜepischen Feldstellungen auf der Südplatte des PakvbiostockeS wurden gestern in beträchtlicher Ausdehnung in die Luft gesprengt. Die Wirkung unserer Minen war verheerend. Upser« Ahteitungpu besetzten das Trümmerfeld. Der Chef des GeueralstäÜeS. D Berlin, 14. März. (Drahtbericht unsererDer- lluer Schriflleitung.) Die Besetzung Odessas durch unsere Truppen ist von Valatz aus ersolgt. Im Hasen lagen IS ras- fische Kriegsschiffe. Wir traten gleich in Verhandlungen mit vier bolschewistischen Kommissionen ein. Das Verrücken unserer Truvoen wird indessen durch diese Verhandlungen nicht auf gehalle». Am Nachmittag nach dem Erscheinen der deutschen Truppen trafen auch österreichische Truppen von Shmerinka kom mend am Bahnhof Odessa ein und drangen in die Stadt eia. Oestlich Kiew befinden sich deutsche Ableitungen im Vor marsch gegen den Sula-Abschnltt, einen Nebenfluß des Dnsepr. i Südwestlich von Bachma-sch wurde der Bahnhof Dotsch (?) von uns im Sturm genommen. Durch einen feindlichen Angriff südlich von Dotsch wurde der aus Infanterie bestehende, zahlenmäßig über legene und gulgeführte Feind, dessen Kern wieder tschechische Deser- teure bildeten, nach Bachmalsch hineingeworfea. Der Abendber cht aW. Berlin, 14. März, abends. (Amllich.) Don deu Kriegsschauplätzen nichts Neues * * * vtd. Berlin, 14. März. An der Weflfrvnk brachen an mehreren Steven starke englische und französische Erknndavgs- oorstütz« unter schweren blutigen Verlusten lcits im Feuer, teils iu kräftig durchgesührlea Grgcnslöheo zusammen. Der französisch« Heeres bericht, der von einem msizlaageac» deulscheu Handstreich bei Loivre spricht, ist falsch. ES worde vielmehr eine feindliche Patrouille verlust reich abgcwiesen, di« sich vor unseren Drahthindernissen zu schassen wacht«. Sei» letzter Zeil häufen sich di« Falschmeldungen sran- höfischer Bericht«. So versuchten sie erst am 13. Mär, die einwand frei fesfgcstellte Benutzung der Kathedrale von Neims zu Signalzweckcn adzulcugntn. Die feindliche Berichterstattung verllert immer mehr an Glaubwürdigkeit. Rekchstagswahl in Niederbarnim Stichwahl zwischen den Sozialdemokraten Berlin, 14. März. (Drahtbericht.) Die heutige Reichstags- wahl tu Riede rdarntm wird Stichwahl zwischen dem So zialdemokrat«» Wissel, der bisher 28394 Stimmen erhielt und .dem Unabhängigen Sozialdemokraten Breitscheld mit -.§5808 Stimmen ergeben. Der natioyalliberale Kan didat, Etadksyndtkus Märehky, erhielt 5906 Stimmen, der f r e i s i n n l g e Eiscnbahnbeamte Hoffmann 5200 und der konservative Amtsvorsteher Kühn 2710 Stimmen. Aus kleineren Orten steht die Stimmenzahl noch aus; doch dürste daS Lrgebnts dadurch nicht geändert werden. Der Schiffsraub der Entente Kein Ultimatum a« Holland. Haag, 14. März. (Drahtbericht unseres Sondern berichterflatterS.) Ma« bestätigt an amtlicher Stelle, datz der britische Gesandt« gegenüber der niederländische« Negierung die Er wartung aussprach, bald «tu« Antwort auf di« Forderung EagtaadS und Amerikas, di« holländische« Schiss« poch im Sperrgebiet fahre, zu lasten; doch wird bl« iiederreichuag «ia«S Ultimatums in Abrede gestellt. Ja diplomatischen Kreisen herrscht der Eindruck, datz die Entente forderongeu aicht aogeaomme« werde«. D Berti«, 14. März. (Drahtbericht aaserer Ber liner Schris Heilung.) Boa gut uulerrichlete, SeU« wird aas zudcuSchifsahrtSoerhaadluagen zwischea der La- tcal« aud deu aeatralea Staaten aütgeleUt: Unsere Gegner haben einen grotzea Teil der aealralen Tonnage >n ihre« Häfen festge- haheu uad mit Beschlag betrat. Dadurch ist «S ihu«u gelange«, einen Teil ihrer Verlust« auSzugleichca. Di« Protest« der Neutrale« bt ebca erfolglos, da ihr« Mittet nicht auireichlen, am dl« Latent« mm Rachgeben zu zwingen. Unser eiugenommeaer Standpunkt «at.r- scheidet streug zwischen dem SchlsfahrtSraum la de« Häse« der Entente und tu de« aealralen Häsen. An der Ablreiuag der neutrale« Tonnage muffe» wir einen Akt der Unterstützung unserer Feind« er blicken. Auch können wir aicht die Anschauung teile«, <uS Handl« «S sich bei dem SchissSraom um «ine Ware, über die die Neulratea frei verfüge« können. Vielmehr ist di« aeutrale Tonnage iu gl.tchem Matze eia wichtiges Objekt deS Seekrieges wie etwa der Fuhrpark leinrr Arme« im Landkriege. 3m Jäter.st« Deutschlands liegt eS, die Bermiaderuag der aeutralen Tonnage in deu aealralea Häfen «Ul alle» auS zu Gebote fleheuden Mittel« za verhind.^u. Der «ar- wegisch« Schiffsraum hat seil Beglu« d«S Krieges i« Dleafi« Englands gestanden. Dir dänische Tonnage, dl« allerdings aicht nmsaagrelch ist, beträgt iu deu dänischen Häsen immer noch 40 000 Br.-N.-To. Ja Holla ad handelt es sich um 330 000 Br.-R.-To, in Schwede« um 300000 B.-N-To. Di« Berhaadlungen zwischen Schweden und der Ent.al« sind noch sicht beendet. Di« Uedertaffuag d«S neutralen Schiffsraums an di« Entente spielt für die Behaadtaug deS U-BoolkriegeS kelae Rolle. Haag, 14. März. (ElgenerDrahtbericht.) In der «l^er- läadischen Zweiten Kammer macht« der LandwirtschaflSmlnister Post Huma die überraschend« Mitteilung, datz dl« Llnlieferana von Roggen durch dl« Bauern 30 Million« Kltogram« oder 23 Prozent mehr ergebe« hab«, als die Schätzungen betrugen. Di« Brotoersorming sei also aicht, wie man befürchtete, nur bis zum Imrl, soudern bis Juli, möglicherweise sogar bi« zur aeaea Erat«, gesichert. Nach diese« MU- leilmrge« PofthumaS ersehelnt die Stelling d«S Ministers ge sichert. Malmö, 13. März. (Drahlderscht.) «SydsvenSka Dagbladel' schreibt- .Bei einer Versammlung, dle in Gote «bürg zw.schen mehreren bekannten Reedern und Vertretern der Regierung stakkfand, bat, wie .Göteborgs Morgenpost' erfährt, die Negierung nm Abgabe von wel- leren 406000 Tonnen schwedischer Tonnage an die Entente. Die Ver treter der Reederelen stehen einem solchen Vorschlag natürlich bedenk lich g gcnüber. ES scheint tndeffen, als ob dle Negierung ihr« Hände schon im voraus gebunden und die Hande iSslolte Schwedens verschenkt hat, ohne ihre Besitz« zu fragen. Es wurde nämlich angedeoket, daß, wenn di« Reeder sich nicht entgegen kommend stellen, die Regierung von dem EntetgnnngSgeseh Gebrauch machen »md di« Tonnage zwangsweise reqntrterea wElld^' MederWiu» der Berhmdtmlieil mit RmSiiie» <-) B « rllu, 14. März. (Drahtbericht ausererBerliuer Schriflleitaaa.) Di« Besprechungen mit Rumänien nehme« einen günstige» Dertaas. Wle aas milgetetll wird, ist der rumä nische Unterhändler Argcntojanu über Jassy zurückgekehrl, der Gesandte Misch« bereits in Berlin etagelroffea. Die Haaplverhoad- langen werden anamehr wieder ausgenommen, nachdem di« rumäni schen Unlerhändler in Bukarest wieder «ingetrofsen sind. Wieu, 14. März. (Eigener Drahtbericht.) Falls Ru mänien in de» Besitz von Betzarabiea kommen sollte, so mühte das ent eignete deutsch« Koloaistenlaud deu rechlmäkigen Eigentümeru wieder zarickgegebea werde«. Man denke au dle Bildung einerinner lich geschlossene« kullarell and wirtschaftlich autonomen deutschen Kolonie an derDoaanmüadung. MU der Ukraine mützke eia entsprechendes Abkommen getroffen werden. Die Teuerungszulagen in Sachsen --- Dresden, 14. März. (Draht der. unserer Dresdner Schrlfllellung.) Dl« Finanzdepulaiion der Zweilea Kammer Hal heute nachmittag ihr« Beratung über die einmalige Teuerung«- zutage adgeschloffen. Di« einmaligen Teuerungszulagen find ent- sprechead der Vorlage aas 300 Mark für Derhelralel« und 150 Mark für Unverhelratele festgesetzt. Der früher« Beschlutz, Verheirateten 230 Mark zu bewilligen, ist rückgängig gemachl worden, um auch de« StaatSarbeUer« einen nochmaligen TeoeruagSzuschlag gewähren zu köuuen, und zwar solle« dle Verheirateten, Verwitweten und geschie dene» Arbeiter sowie di« Arbeiterinnen mit eigenem Haushalt, soweit sie bereits am 1. Oktober 1917 im Slaatbienfi tätig waren, tOO Mark erhalten. Autzerdem wird deu Arbeiter« ein« vom 1. AprU 1918 ab laufend« Lohuerhöhung von 40 Pfennig für deu Tag zugcslanden. Diese Ausgabe« für die SlaatSarbeiler erfordern allein einen Aas wand von 3 Mltllone» Mark. Bei den neuen laufenden Zulagen handelt «S pch, wie zur Der- «eldaag von Mttzverstäadaiste» feflgeflelll sein mag, am ein« Erhöhung der besonderen Kriegszulaqcu nach dem Vorgang von Preohea und de« Reich«. 3» der 6. Beamtenklaff« wird sie bei kinderlos Ver heiratete» aas monatlich 50 Mark erhöht. Autzerdem wi.d in dieser Klaffe für jedes Kind ein« besonder« Zu ag« ooa 5 Mark gewährt. Die KlnderznschlLg« Pad in de» übrige» Klaffen eoisp:echend höher. Bei kinderlos Derheiralete» beträgt der Einheitssatz in den Klaffen 4 »ad 5, dle nach einem besonderen Beschlust« gleich behandelt werden, 53^3 Mark, in der 3. Klaff« «,S6 Mark, in der 2. Klaffe 75 Mark. Unverheiratete >md Dlälarier erhallen, sowell ihr Dienfletakommen 7800 Mark nicht übcrflelgt, 70 Prozent der Sätze der kinderlos Verhei ratete» der betreffenden Beamlenklaffe. Ursprünglich war für Dresden, Leipzig, Lhemalh und Plane» «in Anschlag von 20 Prozent in AaSstcht genommen. Ja Anbetracht der im ganze« König reich Sachse« harschenden Teuerung iß angeregt worden, allen Beamten lm ganze» Land« gleichmätzig 10 Prozent za de» «deu genannte» Sähen hivzllzabewilligeu. Dl« Negierung erklärte sich nach lange« Auseinander» seMiugen hierzu beretk 3» der Deputation wurde dieser Zuschlag jedoch abge «hat mll 8 konservativen uud soziatdemokraNsche« Sllmmeu gegen 3 liberal« Stimm a. Vie Schwierigkeiten bei brr Berechnung der Ersparnisse zum Heere Eingezogener infolge von Dteuflbekleidang, freier Beköstigung nsw. warben dadurch behoben, datz bei d:r Berechnung nicht das gesamte Dtensteinkommea, sondern nar X zugrunde gelegt werk«» soll. Di« Schluhkeralung über di« Vorlage st.ht in der »ächste» Sltznng, am Montag, auf der Tageso dnang der Zweiten Kammer. Trotzdem d'e Drucksache darüber »och nicht vorllegl, will «an das Dekret möglichst schnell im Interest« der Beamte, «ud Urkeller verabschiede». Die neue Armenierfrage Lrzerum ist wieder von türkischen Truppen beseht. Zwei Jahre und einen Monat lang war die Stadt den Händen der Türken entglitten. Vor 25 Atonalen, am 16. Februar 1916, ürahtele der Vizekönig des Kaukasus Großfürst Nikolas Niko lajewitsch an den Zaren: .Gott hat unseren tapferen Truppen der Kaukasusarmee einen so großen Beistand verliehen, daß (Lrzerum nach fünftägigen beispiellosen Sturmangriffen ein genommen wurde. Ich bin unsagbar glücklich. Eurer Kaiserlichen 'T'iajestät diesen Sieg Mitteilen zu können.'... Es hatte freilich überhaupt keine Schlacht um (Lrzerum statkgesunden, die Russen hallen n.chl einmal Artillerie herangebracht und nicht fünf Tage, sondern dreißig lagen sie vor Lrzerum. Die Türken hatten die Stadt schließlich geräumt. Die Russen haben nun seitdem dle armenische Türkei nicht erobert. Eie wurden nach dem nörd lichen Kriegsschauplatz abberufen. Heute heißt es im Artikel 4 des Friedensvertrages von Brest-Litowsk: «Rußland wird alles in seinen Kräften Stehende tun, um die alsbaldige Räumung der oskanotolischen Provinzen und ihre ordnungsmäßige Rückgabe an die Türkei sicherzustcllen.' Die Räumung ist anscheinend be wirkt. Denn im türkischen Heeresbericht wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß Erzerum nicht mehr von russischen Truppen, sondern von armenischen Banden gehalten war- «Die Armenier leisteten ernsten Widerstand.' . . - Es ist kein Grund vorhanden, zu verschweigen, datz die Politik der Türkei Abdul Hamids in der Behandlung des ständig von Rußland und England heimlich unter stützten Armenicrvolkes mancherlei Ungeschicklichkeiten begangen hat. Die junge Türket ist, wie wir glauben, bereit, die Lehren aus den Fehlern zu ziehen, und die Ueberbrückung von vielerlei Gegensätzlichkeiten im Osmaniscl)en Reiche wird dem Staatswesen unserer Verbündeten eine gefestigte Entwicklung bieten. Wenn sich doch wieder Konflikte zwischen Türken und Armeniern ergeben, so haben diese ihren Grund jedenfalls nicht in der verschlüenea Religion. Die deutsche Christenheit, di« seinerzeit mit großer Trauer von den Lhristenmaffakern in Armenien gehört, muß sich darüber klar werden, -aß es niemals L h r i st e n Verfolgungen dort gegeben hat, spndern datz die Unruhen stets politische Ursache hotten. Jeder Kenner der Türkei wird zugeben, daß tu der Türkei die Anhänger der verschiedensten Religionen ein trächtig beieinander wohnen. Erzerum war nie selbständig armenisch, sondern fett beinahe 400 Jahren, seit 1522, fast unverändert lm türkischen Besitz. Rur im Kriege von 1829 wurde dle Stadt für wenige Monate von den Russen erobert. Ebenso 1878 aus kurze Zeit. Und wie Przemysl Im Weltkriege von den Deutschen und Oesterreichern zurück gewonnen wurde, so hatte auch die Türkei nicht die Hoffnung aufgegeben, Erzerum wieder in ihren Besitz zu bekommen. Lrzerum bleibt nach dem Willen des Brest-Litowsker Friedens vertrages türkisch. Etwas anderes ist es mit den etwas östlicher, südlich des Kaukasus gelegenen Bezirken Lrdahan, Kars und Batum. Diese sollen zwar auch ohne Verzug von den russischen Truppen ge räumt werden, dann aber nach dem Grundsätze des Selbst bestimmungsrechts ihre «Neuordnung im Einvernehmen mit den Nachbarstaaten, namentlich der Türkei, durchführen". Rußland hakte dle Bezirke Batum, Erdahan und KarS 1878 durch den Frieden von San Stefano und den Berliner Vertrag von den Türken erworben. Die Frage, von wem und in welcher Form diese armenische Provinz künftig regiert werden soll, »st zunächst offen; für ihre endgültige Beantwortung wird es ver mutlich nicht gleichgültig sein, ob sich Kaukasien und insbesondere Transkaukasien dauernd von der großrussischen Staatsmasse los löst oder schließlich doch bei ihr verbleibt. Auf alle Fälle aber dürfte das Korsgebiet wieder in eine mehr oder minder enge, poli tische Verbindung mit der Türkei gebracht werden, so daß also in beschränktem Sinne von einer «Desannexlon" gesprochen werden kann- Als 1878 Alexander II. die Hand auf die türkisch-armenischen Festungen und aus den Schwarzmeerhafen Batum legte, war die nahöstliche Politik England- noch durchaus von dem Gegensätze zu Rußland und dem Interesse an der Erhaltung des türkische« Reiches beherrscht. Das Londoner Kabinett setzte den astatischen Ansprüchen des Zaren hartnäckigen Widerstand entgegen und er reichte ihre Beschränkung: Rußland mußte aus die Festung Bajasid und das Tal von Alaschkert, die ihm in San Stefano bereit- zugestanden worden waren, verzichten und sich mit Batum, Erdahan und Kars begnügen. Gleichzeitig garantierte Englän der Türket durch ein Desenstobündnis den ganzen, ihr noch ver bleibenden astatischen Besitzstand gegen Rußland und ließ sich als Entschädigung das Recht zur Besetzung der Insel Zypern ein räumen. Dabei verpflichtete es sich Zypern wieder zu verlaßen, wenn Rußland KarS und dle anderen Eroberungen des Krieges von 1877/78 später herausgeben sollte. . . . Das von den Rusten nunmehr wieder preiSgegcbene Gebiet, das geographisch einen Teil des Rordwestens der armenischen Hochfläche bildet, ist von mäßiger Fruchtbarkeit (nur in den Fluß tälern und Küstenstrichen), demgemäß dünn besiedelt und bislang verkehrsarm. Die Bevölkerung ist etwas einheitlicher als tn den benachbarten Kaukasusdistrikten, aber lmmer noch bunt zusammen gewürfelt. Auf dle christlichen Armenier entfällt nach der letzten russischen Volkszählung etwa ein Viertel der Einwohnerschaft deS Karsgebietes. Während dle verschiedenen mohammedanischen Gruppen — Turko-Tataren und iranische Stämme —, tn der Hauptsache Ackerdauer und Viehzüchter, auf primitiver Entwlck- lungsstufe sind, bilden die Armenier das kulturell vorgeschritte nere, städtisch-industriell-kommerzlelle Element. Die bedeutendste Sladl der Provinz ist der Hafen Batum am Schwarzen Meer«, besten Einwohnerzahl vor dem Kriege mit rund 30 000 angegeben wurde. Batum ist der Haupthosen für den Petroleumdistrtkt von Baku, mit dem eS durch eine Röhren- leitung verbunden ist, autzerdem neben dem nördlicher gelegenen Pott Ausfuhrplatz ftlr di« Manganerze, die l» Tschlaturtdistrilkt
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