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Voigllündilchtr Anzeiger. Amtsblatt für die Gerichtsämtcr und Stadtrüthe zu Plaue», Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Neunundsechszigster Jahrgang. Verantwortliche Nedücnon, Druck und Verlag van Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-preiS, auch bei Beziehung durch die Post, 1 thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Mittags 12 Uhr eingehen, werden in die Lags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene EorpuS-Zeile berechnet. Sonnabend. HAM. 27- November 1888. Einfluß der Schlagzeit auf die Dauerhaftigkeit des Holzes. Zn Westphalen hat man Vorsuche angestelit, um von Grad der Tüch tigkeit zu ermitteln, welchen das Holz bei seiner Verwendung zu Gebäuden und Geräthen nach der verschiedenen Schlagzeit des Stammes zeigt. Wir - glauben, daß die Ergebnisse dieser Untersuchungen und Versuche nicht ohne Interesse sür viele unserer Leser sein werden, und theilen dieselben nach der landwirthschaftlichen Ztg. sür Westphalen und Lippe in Folgendem mit. Vier Ficktcnstämme von gleichem Alter, die aus gleichem Boden in gleicher Lange neben einander gewachsen waren und die Kennzeichen gleicher Gesundheit an sich trüget,, wurden rispective Ende December, Ende Ja nuar, Ende Februar und Ende März gefällt. Alle wurden in Balken stücke zu 30 Fuß Länge, 6 Zoll Breite und 5 Zoll Dicke sorgfältig be hauen, und zwar so, daß der Kern in der Mlttc blieb. Nachdem die Balken möglichst ausgelrockuet waren, wurden sie auf Gerüste gelegt und durch Beschwerung mit Gewichten in ihrer Mitte auf ihre Tragfähigkeit prodirt. Bei dem Balken, wozu daS Holz im Januar geschlagen, war die Tragbarkeit 12 Prozent, bei dem lm Februar gehauenen 20 Prozent, bei dem im März gefällten 38 Prozent geringer, als bei dem im December geschlagenen. Aus gleichalterigen und glnch starken Fich- renstangen, die zum Theil Ende December, zum Theil Ende März gehauen worden, wurden Baumpflöcke von 4 Zoll Durchmesser gefertigt und nach gutem Austrockneu 3 Fuß tief an einem Platz in die Erde geschlagen. Die im Safte gehauenen brachen nach 3—4 Jahren bei der geringsten Bewegung ab, die außer dem Safte geschlagenen standen nach 16 Jahren noch fest. Von zwei gleichen Fichten, deren eine Ende December, die an dere Ende Februar geschlagen, wurden Blöcke in feuchte Erde emgegraben; der Block vom Februar-Schlage war nach 8 Jahren verfault, der vom D.ecember-Schlage zeigte nach 16 Zähren noch immer festes Holz. Mit Holz von denselben Stämmen wurden zugleich zwei Pferdestände gedielt. Die Dielung von dem lm December geschlagenen Holze dauerte 6 Zabre, die andere mußte schon im zweiten Zahre erneuert werden. — Zwei Wa genräder wurden mit Felgen von Buchenholz bekränzt. Das eine, zu dem im Februar geschlagenes Holz genommen, würde Lm zweiten Zahre un brauchbar, das andere, zu welchem im December gefälltes verwendet wor den, dauerte bei starkem Gebrauche 6 Zahre lang. Um zu versuchen, welchen Einfluß die Schlagzeil des Holzes aus dessen Dichtigkeit und Po rosität äußere, ließ man von vier Eichen gleicher Beschaffenheit, welche rcsp. Ende December, Januar, Februar, März gefällt waren, in gleicher Höhe vom Boden von jeder eine 4 Zolle dicke Scheibe abschnciden, auf diese einen 6 Zoll hohen und gleich weiten blechernen Kranz aufkltten, so daß die Scheibe den Boden eines offenen Gesäßes bildete, worein 2 Maß reines Wasser gegossen wurden. Der Boden von Holz, dessen Stamm im December gehauen war, ließ kein Wasser durch; ^auf der untern Fläche deS Bodens von dem Januarholz bildeten sich schon nach 48 Stunden einzelne Tropfen; daS Februarholz hielt die Wassermasse nicht über 48 Stunden; daS Märzholz ließ daS Wasser in 2*/, Stunden durch. — Zu gleichem Zwecke wurde von zwei gleich beschaffenen, neben einander ge wachsenen Eichen, deren eine Ende December, die andere Ende Zanuar gefällt worden, ein gleiches Stück zu Faßdauben aufgehauen. Die daraus sorgfältig und gleich stark gefertigten zweiohmigen Fässer wurden nach vorgängiger Ausbrühung und Reinigung mit jungem Weine gefüllt. Zm Verlaufe von Jahr und Tag schwanden im Faß, wozu das Holz im De cember gehauen 1*/s Maß, in dem andern aber 8 Maß. — Zeitungen. Sachsen. Dresden, 24. Novbr. Das Anschwellen deS ElbstromS hat glücklicher Weise keine weiteren Nachtheile, als die schon angezeigten, gehabt. Auch ist das Wasser bereits wieder gefallen, was bei der zuneh menden Kälte, die gestern früh vor Sonnenaufgang 11 im Mittelpunkte der Stadt, 13 auf der alten Elbbrücke, 14 im königlichen botanischen Gar ten, 15 am Belvedere auf der Brühlschcn Terrasse und 17 Grad Reaumur in Theilen der Antonstadt betrug, nicht anders zu erwarten war. Schnee und Kälte treiben bereits daS Hochwild in die Nähe der Ortschaften und ward vor ein paar Tagen auf einem Krautfelde oberhalb Königstein ein Rudel von 25 Stück betroffen. Laut amtlicher Bekanntmachung dürfen (nicht müssen) neue öster reichische Münz-Zweiguldenstücke zu 1 Thlr. 10 Ngr., Einguldenstücke zu 20 Ngr. und Viertelguldenstücke zu 5 Ngr. im gewöhnlichen Verkehr in Sachsen in Zahlung zugclassen werden. Es ist also blos guter Wille, ob man sie nehmen will oder nicht. In Leipzig ergriff ein betrunkener Schuhmachergeselle, der sich wäh rend der Nacht in die Küche begab, um seinen heftigen Durst zu stillen, statt des Wasserkruges ein mit Lauge gefülltes Gefäß und that so kräftige Züge daraus, daß er mit geschwollenem Halse ins Hospital gebracht wer den mußte. Reuß. Fürstenth. Gera, 17. Nov. Am 10. d. M. stürzte in der Stadt Lobensteiu ein Haus ein, verletzte mehrere Menschen und tödtete zwei Personen, von denen die eine, eine unbemittelte Frau, Mutter von fünf . Kindern ist. Preußen. Berlin, 24. Nov. Die gestrigen Wahlen, soweit sie telegraphisch bekannt sind, lassen nichts zu wünschen übrig, denn die Kreuz- parlei hat nur in sehr wenig Städten ibre Eandidaten durchgebracht. Berlin hielt an der Maxime fest, keine Minister zu wählen. — Der heutige Slaatsanzeiger publicirt die von uns bereits gemeldete Emeritirung von Kleist-Retzows und die Ernennung von Pommer-Esche'S zum Obcr- präsidenten der Rheinprovinz. Berlin, 24. Nov., Mittags. Von den 352 Wahlen zum Hause der Abgeordneten sind augenblicklich 126 bekannt. Davon sind 94 liberal und im Sinne deS neuen Ministeriums, 19 altconservativ ausgefallen, während 13 keine bestimmte Tendenz verralhen. Unter den Gewählten ist StaatSministcr v. AuerSwald in vier, Graf Schwerin in drei, Ober bürgermeister Grabow ebenfalls in drei Wahlkreisen gewählt worden. In der „Vossischen Zeitung" bietet sich Jemand den Herrschaften als „Knecht Ruprecht" für die alte Sitte der Erscheinung deS Nüsse werfenden Weihnachtsmannes und KehrweibchenS im Kinderkrcise an. Auf waS die Industrie nicht Alles speculirt! Ein gewiß selten verkommender Erbfall ereignete sich letzthin in einem Kirchdorfe bei Mehlaüken, wo im vorigen Monate ein Fräulein S. im