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Enttäuschung äber Urlaubs Memorandum Ra»»Mik im pa«kurol>liii»kii Gmund Vraktdorlvdt aassr«, Aorraopoockantan Paris, 10. Mai. Der 17. Mai, der Sonnabend, wird hier al» ein distorisch denkwürdiger Tag ersten Ranges bezeichnet. „An demselben Tage, an dem das Briandsche Memorandum über die europäische Föderation ver öffentlicht wurde, hat Deutschland", so schreibt der „Temps", „das Zertifikat über seine große Tributschuld überreicht, hat die Reparationskommission erklärt, daß der Boungplan in Kraft trete und hat der Ministerpräsident Tardieu den Äeschl zur Räumung der dritten Zone am Rhein erteilt. Das bedeutet das Ende einer großen politischen Periode, und eine andere Periode beginnt damit." Im allgemeinen sind aber die Kommentare der Pariser Prelle zu dem Briandsche» Memorandum vorsichtig und zurück haltend.. Ein Regierungsblatt trifft den Nagel auf den Kops, indem es -»gibt, daß die von Briand verlangte Voraus setzung sllr alle politischen, wirtschaftlichen und sozialen Fort schritte die Stabilisierung des gegenwärtigen Frtcdcns- zustandes sei. „Echo de Paris" ist der Ansicht, daß das Memorandum Über Allgemeinheiten nicht hinauskommcn und dah alle die Einwände, die gegen den von Wilson geschaffenen Völkerbundspakt besteche», ebenso gegen den neuen Briand- pakt erhoben werben müssen. Das europäische Komitee, das Briand vorschlage, sei nar et« verkleinerte» Nachbild de» BvlkerbnndSrateS and werbe nicht mehr und nicht weniger wirksam sein als dieser. Der „TempS" erklärt es für die Hauptfrage, aus die alles ankomme, ob der europäische Geist schon einen solchen Grab von Reise erreicht habe, daß das Briandprojekt sich durchsetzen könne. Die „Act ton Franca ise" macht daraus aufmerksam, daß es Rhcinlandzone z« räumen. Die Vertreter Frankreichs und Deutschlands haben außerdem ihr Einverständnis über die verschiedenen, die Räumnng betreffenden Einzelsragen, die ge mäß dem von der Rheinlandkommisfio« und den französischen Militärbehörde« ausgestellten Programm dnrchgestihrt werden, gegeben. In Ausführung dieses Programms werden alle frau- zösischeu Truppe« di« dritte Besatzuugszone am 3«. Juni ver lassen habe«, und das Ende der Besetzung wird au diesem Tage offiziell notifiziert werde«. Beginn -er Räumung am 2«. Mai Wiesbaden, 1ü. Mat. Rach einer heute von de« Oberkommando der sranzöfischeu Rheinarmee in Mainz dem Präsidenten der Rcichsvcrmögensverwaltung für die be setzten Gebiete gemachten Mitteilung hat das französische »ricgsministcrium besohlen, am 20. Mai mit de« Räumungsarbeiteu, deren Einzelheiten noch bekanutgegeben werde», zu beginne«. Z« de« znr Zeit in Paris ftattsindendeu Verhandln»««, über die praktisch« Dnrchführnn« der RLnmungsarbeiten. besonders wegen der Rückgabe des be schlagnahmten Eigentums, ist gestern der Präsident der Reichsvermögensverwaltung beordert worden. d« Valier» Pkoto-Uotoo bet Versuch»» mtt setuem ueneu HXaketenwageu tödlich verunglückt« einen Ort in der Welt gebe, wo man mit besonderer Ironie daS Briandsche Prosekt aufnehmen werde. Dieser Ort sei die Ttadt Ber n. Seit Fahren streite sich Frankreich mtt der Schweiz wegen der groben Freizone. Hier, nahe bei Genf, dem Sitze des Völkerbundes, habe diese Jahrhunderte alte Freizone noch ein altes Gebiet dargestellt, in welchem eine internationale wirtschaftliche Durchdringung und Gemeinschaft möglich ge wesen sei. Die Grundidee der europäischen Föderation, wie sie Briand vorschlage, bestehe nun aber im wesentlichen ge rade darin, dem Bestehen des gegenseitigen Zollabschlusscs der europäischen Länder ein Ende zu machen, und au dem einzigen Orte, wo eine solche chinesische Zoll mauer bisher nicht bestanden habe, da wolle der Franzose also wieder eine errichten, nämlich zwischen Frankreich und der Schweiz. Nach Londoner Meldungen des „Echo de Paris" wirft man dort Briand vor, daß er sich mit seinem neuen Vorschlag in ätherische Regionen verstctge, während doch Frankreich noch nichts getan habe, um die Schwierigkeiten mtt Italien zu beseitigen, um sich mit Deutschland zu ver ständigen ober um den deutsch-polnischen Gegensatz abzuschwächen. Besonders abkühlenü aber auf Sie Anhänger Brianüs wirkte hier die Rede Mussolinis in Florenz, die er im gleichen Augenblick hielt, in dem der französische Botschafter Brianbs Projekt in Nom überreichte. Selbst der „Temps" merkt, baß diese Rede von einem gänzlich anderen Geist als dem des Friedens und der Annäherung inspiriert ist, und befürchtet, daß die Bildung eines wahrhaft europäischen Geistes, wie ihn sich Frankreich zur Befestigung seiner Vorherrschaft in Europa wünscht, durch die Worte des Duce nicht gerade gefördert werde. „Seit mehreren Monaten", so schreibt die „Humantts", „bedrohen sich der italienische und der französische Imperialismus gegenseitig. Sie streiten sich um die Kleine Entente, um die Balkanländer, und ver suchen, sich alle beide für den nächsten Krieg so viel wie mög lich Vasallen in diesen Gegenden zu schaffen. Der Imperialismus am Quai d'Orsay, wo Briand regiert, häust einen Militärvertrag ans den anderen. Nekor-tiMan- -es Kerabsetzunv von 5 auf 4,5 Prozent Die Reichsbank hat mit Wirkung ab 20. Mai den Wechseldiskont von 5 auf 4)- Prozent, den Lombard- Zinsfuß von 6 auf 5^ Prozent herabgesetzt. Die letzte Ermäßigung erfolgte am 25. Mär; von 5)4 auf 5 bzw. 6^ auf 6 Prozent. » Dem Zwang gehorchend, nicht dem eigenen Triebe, hat heute die Reichsbank ihre Zinssätze um je )4 Prozent herab gesetzt. Erst drei Wochen nach den Diskontermäßigungen in England, Frankreich. USA. und in verschiedenen anderen Ländern hat sich die Leitung unserer Notenzentrale zu ihrer heutigen Maßnahme entschließen können, und nichts kenn zeichnet wohl treffender die schweren Bedenken der Reichsbank gegen eine Senkung ihrer Diskontrate unter 5 Prozent, als ihr diesmaliges langes Zaudern. Reichsbank-iskonts Ausschlaggebend für ihren Entschluß war auch diesmal nicht die Gestaltung der Geld- und Kapitalverhältnisse in Deutschland, sondern einzig und allein die Entwicklung der Lage am tnternattonalenGeldmarkte. Man wird sich erinnern, daß Dr. Schacht bei der letzten Diskont- ermäßigung, für die er noch verantwortlich zeichnete, eine stark pessimistisch gehaltene Erklärung abgab, die mehr oder weniger auch heute noch Geltung haben dürfte. Man nahm infolge dessen an, daß ein Herabgehen unter 5 Prozent unter keinen Umständen erfolgen würde. Wie man aber sieht, sind auch diesmal die Verhältnisse aus dem internationalen Geldmärkte stärker gewesen als der Wille der Retchsbankleitung. » Die Sächsische Dank zu DreS-en hat gleichfalls ihren Wechseldiskont von S ans 1)4 Prozent «nb den LombardzinSfuß von 6 ans 6)4 Prozent herabgesetzt. sbiiU»«ro» »tod» ln» vüraon- null Aanüolsloil.) Wildwest im Zentrum Dresdens Raubaberfa« aus zwei Straßenbahnschaffner in »er Lheaterstraß» - 8«ei Banditen rauben 8««« Mark und fliehen im Aut» Er ist durch die Mtlitärverträge verbunden mit Jugoslawien, mit Rumänien, mit Polen, mit -er Tschechoslowakei. Ucbcr eine polnische, über eine jugoslawische und über eine öster reichische Anleihe wirb in dieser Stunde in Paris verhandelt. Große militärische Lieferungen verlassen jeden Tag die französischen Fabriken und ihre Filialen tm Auslände, die mit französischem Gelbe arbeiten. Aber die Diplomaten Frankreichs sind geschickt genug, um sich gleichzeitig mit dem Mantel der Friedensliebe znzndecken. Mussolini daaestc« zeigt offen die Faust «nd die Wolfszähne." v. Aoefch -et Lar-teu Bestätigung der RäumungSbesehle Paris, IS. Mai. Ministerpräsident Tardien empfing um 13 Uhr den deutschen Botschafter v. Harsch, Außen- Rbeinlandkommission. Tirard, und General Äauillau. Rheinlandkommission, Girard, und General Gutllau- mat, den Oberbefehlshaber des Besatzungsheeres. Der französisch« Ministerpräsident bestätigte dem deutschen Botschafter, daß» nachdem der Bonngplan am Sonnabend in Kraft getreten ist. die französische Regierung gemäß ihre« Er klärungen vor de« Parla«e«1 de« Befehl erteilt hat di« »ritt« Zwei Ttraßenbahnschaffner, die hente morgen kurz nach 8 Uhr eine Geldtasche mit etwa 8VVVRM. im Stadthaus an der Theaterstrabe abznliesern hatten, wnrden in der Theaterstrabe plötzlich von zwei Un bekannten angegriffen, wobei einer der Räuber mehrere Schüsse aus einer Pistole abgab. Sin Schaffner »nrde am Ar« «nd an der Schulter getrosse«, der andere durch Schläge, wahrscheinlich mit einem Gummiknüppel, verletzt. Beide mnßten nach dem Kranken» ha«S gebracht werden. Ehe andere Personen z« Hilse komme« konnte«, waren di« beide« Ränder mit der Geldtasche tn einem aus »er Lheaterstraße warten»en Prrsonenkrastwaven. »avon-esahren Der Wage« ist bnnkelgra« oder beigefarben lackiert «nd trägt die SrkennungSnnmmer IN oder UN 31682. Der Wage« wurde von einer dritte» Person geführt, die de. schriebe« wird: Etwa 4« Jahre alt, graner Gummimantel »der Covercoat, von den beide« Ränder« ist einer klein ,»b schmächtig, trn« Regeumautel »nd halt« «« dar Rasenwnrzel ein Pslafter. Die geraubte Geldtasche ist a«8 schwarzem Leber, hat Messtngbügel und Schild mit der Aufschrift „Straßenbahn, Hof Bühlau". Hinweise zur Ermittelung der Täter «erde« nach dem Kriminalamt, Zimmer 132, erbeten. Die Straßenbahndirektio« hat für die Ermittelung der Täter KW RM. Belohnung anSgefetzt. Auch eine Beamtin der Dresdner Handels, bank wnrd« dnrch eine» Prellschuß an der Brust ver, w « ndet, der «tue« Bluterguß znr Folg« hatte. Sie mußte sich in ärztliche Behandln«« begebe«. a u dem vanbttenstretch erfahren wir noch folgendes: eben Tag in den zeitigen Bormittagöstunden werden die Tageseinnahmen der Straßenbahn von den verschiedenen Bahnhöfen in der Hauptkasse des DirekttonSgebäudes an der Theaterstraße abgeltefert. DaS war auch heute morgen wieder der Fall. Infolge des größeren Sonntagsverkehrs sind die am Montag ad,«liefernde« Summen höher als an anderen Tage«. Darauf haben die Räuber ihren offenbar wohl vorbereiteten Plan aufgebaut. Die beiden Straßenbahnbeamteu. ein älterer