Suche löschen...
Dresdner Journal : 22.05.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189605229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960522
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960522
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-05
- Tag 1896-05-22
-
Monat
1896-05
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 22.05.1896
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
fened UH, , Verrimate U. Silber, sang« trägt, roduktea- vl «, per juli 162,00 i. »..besser. per Mai ,00 M. »., ahig. Hafer »a, »4,7b M , besser. per Mai ,10 M. »., - M »., per Mai c »8,so M srst ten. prn. AmtS- Hr-,. Ober- B; Hrn. ;ast; Hrn. en-N vr. zur. ißmann in wff. prakt. Frl. Frida l. Rudols Johanna Or pkil. beth Edel- irge; Hr. Wunderlich ch Freund immer in mit Frl. . vr. zur. ld Schuster krautheim, V.: Frau weiß geb. lau; Frl. in Dres- cied Ehlich upold in Brandt in Reißig, )r. Georg r. Gustav Johann in Leip- staufmann 8» 46 -L kV« SS 88 SS >06 87 sr LS 48 L6 19 >7 >5 ,7 7 t t i Für Dresden vierteljährlich 2 Marl bv Ps., bei den Kaiser lich deuncheu Peslanst.iU, vierteljährlich 8 Mark; außer halb de« Deutschen Reiche« dost- und Stempelzuschlag. E.nzelne Rummern: 10 Ps. Erscheinen: Täglich mit Au-nahme der Sonn- und Feiertage abends. Fernspr Anschluß: Nr 12V.». Ankündisun,«gebühre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner «chnst SO Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entspiechcnder Aufschlag Herausgeber: Königliche Expedition dc« Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr 20. Fernspr Anschluß: Nr l2V5. ^117. Freitag, den 22. Mai, abends. 188«. Diejenigen Bezieher unseres Blattes, welche dasselbe von hier ans nach einem andern Aufenthaltsort nachgcsendet zu haben wünschen, bitten wir, mit der bezüglichen Bestellung gleiche zeitig die an die Post zu entrichtende Über- wcisungsgebühr einsenden zu wollen. Die selbe beträgt im ersten Monat eines Viertel jahres M Psg., im zweiten Monat 4N Pfg. und im dritten Monat 20 Pf. Auf ausdrücklichen Wunsch besorgen wir die Nachsendung unter Kreuzband. Die Ge bühren hierfür richten sich nach dem Gewicht der einzelnen Sendungen. Lömgl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 22 Mai. Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich August, Herzog zu Sachsen, hat Sich gestern Abend 9 Uhr Min. nach Wien de geben. Srnenuungeu, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement Ser Finanzen. Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern. Die zeitherigen Hauptamts assistenten Oberkcntroleur Edler v. d. Planitz. Oberkontroleur Rostosky, Oberkontroleur Glaser, Oderkontroleur Unruh, Oberkontroleur Schwabe, Gerbert, OberkontroleurThieross, Lötzsch, Oberkontroleur Türpe, Sturm, Oberkontroleur von Egidy, Barth el, Sperhacke, Meltzer, von Klüchtzner, Pertisch, Bohms, Kroker, Zische, Gutwasser, Singer, Schützcnmeister, Händler, Gascha, Tränkner, Ober- konlrolcur Kürmßcn, Bech, Rößler, Rost, Fischer, Knothe, Güldner, Lankisch, Ufer, Hüttner, Göthel, Teubner, Hering, Kaiser, Müller, Texier, Haymann, Friedrich Oswald Richter, Schröter, Knobloch, Mey, Holz, Zocher, Lubensky, Wirker, Wunderlich, Winkler, Arnold, Gärtner, Ferrario, Baumann, Amtmann, Gottlob Hermann Richter, Geber, Hanske, Kegel, Poh land, Franke, Rentzsch, Kretschmer, Händel, Voigt, Morgner, Jacobi, Fährmann, Ruff, Freyer, Aetz- mann, Wittich, Pefcheck, Gehmlich, von Abendroth, Kretzschmar, Fritzsch, Focke, Schulze, Natzsch, Bach mann,Höck, Bomnitz, Oeser, Albert, Bi schaff, K m ötzsch und Dürigen haben die Dienstbezeichnung Zollfckretär, sämmt- lche übrigen Hauptamtsassistenten, sowie alle zeitherigen Unter- steueiamts, Uebergangsücneiamts- und Nebenzollamtsajsistenten die Tienstbezeichnung Zollasfistent, die bisherigen Nebenzoll einnebmer I. Klasse Lrndncr, Oberkontroleur Grcullier, von Klüchtzner, Thalmann, Girbig, Braungardt, Roth, Hiltscher, Kohlhardt, Zschunke, Pönitz, Gentzsch, Müller, Händler und Oberkontroleur Fried rich die Dicnstbezeichnuug Oberzolleinnehmer, die bisherigen Untersteueramts-Vorstände Zollinspektor Wahle, Zollinspektor Schmalz, Oberkontroleur Bochmann, dieser bei gleich zeitiger Verleihung des Titels und Ranges als Steuerinspektor, und Oberkontroleur Voigt, der Uebergangssteuereiunehmer Oberkontroleur Kleinwächter, sowie die Uutersteuereinnehmer Metzner, Schill, Heerklotz, Meyrich, Oberkontroleur Avö-Sallemant Rudert, Oberkontroleur Schräder und Oberkontroleur Günther die Dienstbezeichnung Obersteucr- einnehmer, die bisherigen Nebenzolleinnehmer I. Kl. Irmler und Hammer die Dienstbezcichnung Zolleinnehmcr, die bis herigen UntersteucreinnehmerRöbert, Kn orr, Bretschneider, Demmler, Mißbach, Werner, Rinck, Böhme, Roch litzer, Edelmann, Winckler, Mnsch, Strobel, Sättler, Urban, Pietsch, Erler, Hunger, Brückner und Dittrich die Diennbezeichnung Stluercinn. Inner, die sämmtlichen bis herigen Nebenzolleinnehmer II. Kl die Dienstbezeichnung Nebenzollcinnehmer, die zeitherigen Zollreceptor-n Richter, Siras und Hempel, der zeitherige Uebergangssteuerrcceptor Großmann und die zeitherigen Stcucrreceptoren Karisch, Wunderlich, Schlott, Hillert, Möbius und Möller haben insolge Erhebung der von ihnen verwalteten Amtsstellen in Nebenzollämter II, bez. Unterstenerämter die Dienstbezeich nung Ncbenzolleinnehmcr, bez. Untersteuereinnebmcr zu führen. Ten Vorständen selbstständiger Zollabfertigungsstellen Weichold, Ereutz. Spitzner, Thierig. Klemm, Steinert, üuuss und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 2l. d. Mts.: „Rigoletto" Romantische Oper in vier Akten. Nach dem Italienischen des F. M Piave Musik von Giuseppe Verdi. In der gestrigen Aufführung hat ein Gast, Hr. Schmedes aus Wiesbaden, die Titelrolle gesungen Der selbe besitzt eine hübsche wohlklingende Bantonstimme von iemlich Heller Farbe, von mäßigem Umfang und mittlerer Tonkraft, scheint gesangstechmsch einige gute Studien ge macht zu haben und empfiehlt sich auch durch vorteilhafte äußere Erscheinung. Daß er für seine erste Porstellung bei unserem Publikum gerade die Rigolettopartie gewählt hat, dürfte mit Rücksicht auf seine Mittel und auch auf den Wirkungskreis, der ihn als Nachfolger von Hrn Schrauff hier erwartet, nicht ganz glücklich gewesen sein. Seine Leistung zeigte zwar in der Hauptsache eine ver ständige Auffassung deö dramatischen Charakters, erfüllte aber weder in scharfer Gesangsdeklamation noch in Mimik und Haltung (bei zu jugendlich glatter Maske) höhere Anforderungen In den Duetten mit Gilda führte der Gast manche Kantilenstellen sehr hübsch au«, während er im Schlußgesana, an der Leiche der Tochter, eine innere Belebung de« Ausdrucks auffällig stark vermissen ließ Wir neigen zu der Ansicht, daß Hr. Schmedes in minder affektreichen Rollen als die gestrige sein Können bester entfalten und für mittlere Aufgaben immerhin ein ver wendbare« Mitglied des HoftheaterS abgeben wird, wenn er auch infolge mangelnder Tiefe und Kernigkeit seine« Organs Hrn Schrauff nicht in jeder Rolle wird ersetzen können Für da« unpäßliche Frl. Teleky erschien die Kammer sängerin Frau Baumann (Leipzig) al« Gilda. Sie Szinitzky und Uhlmann ist die Dienstbezeichnung Steuer inspektor, sowie den Oberstcuelkontroituren Heivan, Gau land und Fre,Herrn von Seebach der Titel und Rang als Steuerinspektor beigelegt worden. Bei der Postverwaltung sind ernannt worden: Friedrich Böttcher, zerther Postdirector in Leisnig, als Postdirector bei dem Postamie U in Dresden; Ernst Rudo pH Ühlig, zeikher gegen Tagegeld beschäftigter Postassistent, als Postverwalter in Oberwiesenthal; Emil Oekar Simon, zeither Postanwärter, als Postv.rwalier in Niedercunnersdorf; Karl LouiS Eysoldt, Friedrich Robert Neumann, Paul Ewald Schilder und Paul Ferdinand Vetier, zeither Poslanwärter, a:s Postassisten- len im Bezirke der Kaijerl. Ober Postdireltion zu Dresden; Alwin Hille, Schneidermeister, als Postagent in Gaußig; Al red Robert Max Krause, Steindruck r, als Postagent in Cpitzcunncrsdors: Carl Eduard Rehn, Materialwarenhändler, als Postagenl in Heidenau. Nichtamtlicher Teil. Zur Lagt aus t^uba. Es ist jetzt schon über ein Jahr verflossen, seit die Cubaner zu gunsten der Unabhängigkeit der Insel die Waffen des Aufruhrs ergriffen haben. In dieser Zeit hat Spanien große Anstrengungen gemacht, um die Empörung niederzuschlagen; es hat Truppen auf Truppen mobil cemacht und auf den Kampfplatz ge worfen, es hat einen Wechsel im Oberkommando em- treten lassen und das Prinzip der Milde, welches Martinez Eampos vertrat, mit dem der rücksichtslosen Strenge, das General Wepler repräsentiert, vertauscht, und doch ist es bis heute noch zu keinem günstigen Resultat, zu keinem wirklichen Erfolge gelangt. Zwar sind gerade in den letzten Monaten aus Madrid viele eubanische Siegesdepeschen verbreitet worden,^ aber die Lage der Spanier hat sich thatsächlich nicht gebessert, die Aufständischen werden durch die kleinen Schlappen nicht entmutigt, sondern lassen jeder Niederlage so gleich einen neuen Angriff ivlgen. Die Insurgenten sind allmählich zu ihrem Vorteil rn die Offensive «bergegange«, während die Spanier die Kriegführung der bloßen Verteidigung bevorzugten und sie leider auch jetzt noch fortsetzen. Dabei besteht das spanische Heer zur Zeir aus lUSOOO Mann reguläter Truppen und 40 (XX) Freiwilligen, in der großen Mehrzahl auf der Insel ansässigen Spaniern. Auf Seiten der Aufständischen stehen gegenwärtig nur 40000 Mann im Felde, die teilweise in der Munition besch'änkt sind Bei diesem Kräfteverhältnis läßt sich die Defensive Spaniens schwer begreifen ; sie hat bis her keine Früchte gezeigt und sie wird sich mit der vor rückenden Jahreszeit noch schlechter bewahren. Nach dem die schöne trockene Winterjahreszeit, die beste für einen energischen Feldzug, unbenutzt verstriche« ist, naht jetzt der ungesunde cnbani'che Sommer mit feinem regelmäßigen furchtbaren Gaste, dem gelben Fieber. Die Regengüsse pflegen noch im Mai einzu setzen und dann werden militärische Operationen durch die Verwüstung der Wege aufs äußerste erschwert, ja vielfach unmöglich gemacht. Dieser Sommer wird die Spanier zu vollständiger Unthätigkeit zwingen, aus der sie aber die Scharmützel der von den schlimmen Wirkungen des Klimas lauge nicht so ab hängigen Cnbancr häufig genug aufjagen werden. Nach dem, was über den augenblicklichen Siand der beiden Kncgsparteien bekannt ist, befindet sich Antonio Maceo mit N<>00 Mann in der Provinz Pinar del Rio. Sein Ziel ist, aus diesem Teil der Insel nach Motanzas und Santa Clara zurückzugehen und sich mit Maximo Gomez zu vereinigen. General Wepler hat gegen Maceo die Linie Maria! Batabano führte die Partie mit schöner Beherrschung des verzierten wie des getragenen Gesänge« höchst vortrefflich aus und bewährte sich im Spiel als geübte, sichere Darstellerin, die nur in der äußeren Erscheinung, mit den Elsa- Haaren, nicht das Bild der schönen Mantueserin deckte Zu besonderem Lobe gereicht ihr die große Ge- wandheit, mit der sie sich im fremden Ensemble und noch dazu mit dem darin ebenfalls neuen Sänger des Rigo letto bewegte Beide Gäste, insonderheit die Leipziger Künstlerin, wurden vom Publikum durch lebhaften Beifall ausgezeichnet. P. Ncsidenztheater. Am 2l Mai: „Mariana", Drama in vier Akten von Jose Echegaray. Teutsch von Lili Lauser. (Zum ersten Male). Das Residenztheater hat, wie es scheint, entschiedenes Mißgeschick mit der Reihe der "Novitäten, die uns das Gastspiel des Hrn Emil Drach vermitteln soll Weder die Anziehungskraft des Gastes, noch der litterarische Ruf des Verfasser« des „Galrotto" hatten es vermocht, daü Haus auch nur zur Hälfte zu füllen und da« bei einer Erstausführung und gegenüber einem vielgepriesenen dramati schen Werke, daü noch dazu den in Deutschland noch immer in« Geivicht fallenden Vorzug hat, nicht etwa von einem Deutschen, sondern von einem Spanier herzurühren Zwar die Tage liegen weit hinter un«, in denen eine Gruppe unserer Romantiker nicht höher schwur al« bei Ealderon und Lope de Vega und selbst spanische Romantik au« zweiter Hand in den Dichtungen der Zedlitz und Halm wirksam wurde Tie jüngste spanische Litteratur steht so gut wie jede andere unter dem Gestirn de« Realismus, sie verdankt einer bedeutenden Schriftstellerin deutschen Blutes, wie Fernan Caballero (Cäcilie Böhl von Faber) den Schritt in da» Leben der Gegenwart und den Erwei«, daß auch die« Leben starke und wertvolle poetische Motive und Gestalten bietet Leider haben nur besetzt; er hofft, daß die Aufständischen in Pinar, durch ausgehenden Mundvorrat gezwungen, behufs gewalt samen Durchbruches durch die spanischen Linien ein entscheidendes Treffen liefern werden. Der Oberbefehls haber Gomez steht westlich der Hauptstadt der Provinz Santa Clara, wo er sich mit Calixto Garcia vereinigt, mit dem gemeinsam er dann durch die Provinz Matanzas auf Havanna losrücken wird, um Antonio Maceo Luft zu schaffen und ihn im "Notfälle bei seinem Durch bruch zu unterstützen. Letzte, allerdings noch unver bürgte Nachrichten besagen sogar, daß Gomez mit der Vorhut bereits den Hanabana überschritten, also schon die lang gestreckte, nur mit 12tXX) Mann besetzte spanische Linie berührt habe. Jedenfalls kommt hier ein Hauptmoment des Krieges zur Entscheidung, denn wenn es Gomez gelänge, die spanische Stellung zu zerreißen, würde die Hauptstadt Havanna abermals aufs schwerste bedroht werden. Zu diesem kritischen Stand der Dinge auf dem Kriegsschauplatz gesellen sich für Spanien als zweite Sorge seine Differenzen mit Nordamerika. Man weiß, wie die Vereinigten Staaten mit den Cubanern sympathisieren, teils in Verfolg der berüchtigten Monroe-Doktrin, teils aus gemeinsamer republi kanischer Gesinnung, teils auch aus „ein klein bisl Falschheit", insofern sie selbst nämlich gar zu gern Herren der kostbaren Insel würden oder doch auf derselben das Hauptwort führen möchten Man weiß, daß der eubanische Aufstand vom amerikanischen Festlande aus durch reichlichen Zugang von Wassen, Munition, Geld und durch starken Zuzug von Frei schärlern seit langem unterstützt wird, und alle Welt kennt die amerikanischen Parlamcntsbeschlüsse bezüglich der Anerkennung der Insurgenten als kriegführende Macht, durch welche der Sache der letzteren jedenfalls eine große moralische Hilse zu teil geworden ist. Auch der „Competidor"-Fall gehört in dieses Kapitel, das eben jetzt durch eine neue Differenz bereichert wird. General Wepler hat nämlich auf Betreiben havarnesischer Tabakrabrikanten die Ausfuhr von Roh- tabalen verboten, welche Maßregel direkt die amerika nische Konkurrenz trifft und die Gefahr nahelegt, daß die Vereinigten Staaten Repressalien ergreifen. Die amtlichen Beziehungen der beiden Staaten sind nun aber ohnedem schon gespannt genug, die Volksleidenschast ist aui beiden Seiten außerordentlich erregt und verlangt nach Einfluß auf die Entschlüsse der Regierungen, sodaß man diesen neuen Zwischenfall sehr bedauern muß. Spanien ist in der Hauptsache zweifellos im Recht, Nordamerika, dem nicht die geringste Einmischung in die Tinge auf Cuba zusteht, durchaus im Unrecht. Aber Spanien hat nicht die Macht, sein Recht zu ver treten und bis aufs äußerste zu verfolgen; kann es das doch nicht einmal gegenüber den Cubanern. Man wird sich erinnern, daß Spanien für die nächste Zeit Reformen auf Cuba in Aussicht gestellt hat.Ubcrdiesen Punkt undüberdie Wege, die Spanien heute noch offen stehen, äußert sich ein wohlunterrichteter Ge währsmann der „Times" solgendermaßen: „Was die vielerörterten Reformen anbclangt, so handelt es sich, wie mir der spanische Gesandte in Washington mit teilte, zunächst jedenfalls nicht um ein Maß der Selbstverwaltung, wie es in Canada und andern unse rer konstitutionell regierten Kolonien besteht. Der Gesandte ist der Meinung, daß Cuba für derartige Selbst verwaltung noch nicht reif sei. Daran mag etwas Wahres sein, es ist aber unbedingt gewiß, daß unter keinen andern Bedingungen die Aufständischen die Waffen nieder legen werden. Vielleicht ist cs jetzt für einen der artigen Ausgleich auch schon zu spät. Der General sekretär für Cuba erklärte mir neuerdings offen, er sehe keine Möglichkeit, zur Selbstverwaltung überzu gehen, so lange der Aufstand in seiner heutigen Schärfe andauere, und außerdem hieße es die Aufständischen thatsächlich als kriegführende Partei anerkennen, wenn ivenigc spanische Erzähler und Tramarilcr diesen Schritt in voller Selbständigkeit zu thun, nur wenige die spani sche Wirklichkeit des Tages ohne fremde Anregung zu erfassen vermocht Das gesellschaftliche Leben namentlich der höheren Stände mag schon an und für sich starke fran zösische Elemente in sich ausgenommen und die Vorbildlich keit der französischen Litteratur ein übriges gcthan haben I. Echegaray wird zu den hervorragendsten spanischen Schriftstellern von heute gerechnet, gleich wohl trägt seine „Mariana" das unverkennbare Ge präge französischer theatralischer Technik und bewußter Effcktkunst ohne natürliche Wurzeln Das Hereinspielen altspanischer Racheleidenschaft und überreizter, ja renommisti- schcr nicht sowohl Ehrcmpfmdung, als Ehrinscenierung macht die Handlung höchstens unwahtscheinlichcr, einzelne Genre bilder und Züge aus dem spanischen Gescllschaftsleben gehen in dem äußerlichen Machwerk des Stücke« unter Die Heldin gehört dem Typus der ebenso unverstandenen al« unverständlichen Frau an, die ihre Anbeter mit Launen plagt, nicht weiß, ob sie liebt oder haßt und das entsetz liche Schicksal ihrer Mutter, die von einem Entführer ent ehrt, verraten und verlaffen worden ist, mit sich herum trägt. Just wie ihr greiser Freund, Don Joaquin, sie überzeugt hat, daß sie sich dem redlichsten und warm- liebendstcn ihrer Bewerber, für den auch ihr Herz spricht, dem vortrefflichen Daniel Montoya vertrauen dürfe, kommt es ganz wie in einem schlechten SensationSroman zu tage, daß Montoyas Vater der nichtswürdige Verderber von Marianas Mutter gewesen ist. In wahnsinniger Auf wallung verlobt sich nun Mariana mit dem (Rncral Don Pablo und will sich mit diesem Schritt gegen sich selbst schützen, da sie fühlt, daß sie Daniel Montoya trotz allem noch liebt. Am Abend der Trauung Marianas mit Ton Pablo bricht der aus» äußerste gebrachte, verabschiedete Liebhaber in die Villa der Neuvermählten herein, null sich rächen, erfährt in wildbewegter Scene, was zwischen ihm und der Ge ¬ ma« a«f solcher Grundlage mit ihnen unterhandeln wolle, was Spanien schlechterdings nicht thun könne. Man mag diesen Standpunkt verstehen und zu würdigen wissen, aber anderseits erheischen verzweifelte Lagen heroische Heilmittel, und Spaniens Lage in Cuba ist bedenklich genug, um jedes Opfer und jedes Heilmittel zu rechtfertigen. Drei Möglichkeiten sind heute gegeben. Die erste wäre, man wirtschaftete in bisheriger Weise weiter, thatsächlich in Ler Defensive mit gelegentlichen Vorstößen, unter noch viel größerem Aufwande von Geld und Menschen als bisher, dem vollständigen Ruin der Insel entgegen, bis etwa die Vereinigten Staaten oder eine andere Macht es für angemessen erachtet, einzngreifen. Die zweite wäre die, daß die Aufständischen durch Fortsetzung ihrer heutigen Taktik bis zur vollständigen Erschöpfung des spanischen Schatzes ihre Unabhängig keit errängen. Beschleunigt würde diese Möglichkeit einigermaßen durch die Thatsache, daß die ganz- cubanische Schuld, heute einige >00000 L., eine schließlich der Kriegskosten, infolge der Zahlungs Unfähigkeit der kubanischen Verwaltung Spanien zu fällt. Die eubanische Unabhängigkeit wäre in dessen gleichbedeutend mit Bürgerkrieg zwischen den Weißen und Schwarzen und Anarchie in folge des Umstandes, daß Tausende von Menschen zuviel Geschmack an dem wilden Knegsleben gefunden haben, um so bald wieder sich in friedliche Beschäftig ungen zu finden. Würde Cuba unabhängige Re publik, so wäre der letzte Schutz für Leben und Eigen tum geschwunden und das reict e Land würde eine Hölle auf Erden, neben der Haiti ein Paradies zu nennen wäre. Die dritte Möglichkeit cndlich wäre die oben angedeutete Verheißung einer Art von Selbstver waltung, wie Canada und andere englische Kolonien sie genießen. Dieser Antrag wäre indessen nur möglich, wenn die amerikanische Regierung den Führern der Aufständischen gegenüber die Bürgschaft übernähme, daß Spanien sein Versprechen wirkt ch halten würde. Für Spanien oder jede andere Nation würde dieser An trag naturgemäß unendlich bitter sein, allein es wäre doch ein möglicher Weg, die Kolonie und ihren Handel zu behalten, zu einem sofortigen Friedens schlüsse zn gelangen und Cuba auch wieder einiger maßen aufzuhelfen." Tie politischen Verhältnisse im Innern bilden geqenwärtig, da auf dem Gebiete der aus wärtigen Politik eine Periode der Windstille eingetreten ist, fast ausschließlich den Gegenstand der Betrachtungen in der Tagespresse. Wührcnd diese Betrachtungen im allgemeinen selbst verständlich zu den grundverschiedensten Ergebnissenge langen, vereinigen sich heute zufällig zwei Preßorgane, bei denen sonst die Übereinstimmung ihrer Anschau ungen durchaus nicht die Regel ist, insofern zu gemein samem Urteil, als sie dem Verhalten der OrdnungS- partcien in unserem Vaterlande Sachsen ein, selbst verständlich auch unserer eigenen Meinung nach wohl verdientes Lob spenden. In einem ihr aus Sachsen zugehenden Berichte äußert sich die nationalliberale „Kölnische Zeitung" u. a. wie folgt: Tie bei den bürgerlichen Parteien in Sachsen mehr und mehr sich verstärkende Ueberzeugung. daß mit der Aenderung des Wahlgesetzes von t868ein notwendiger Schrill zur rechten Zeit unternommen worden ist, befestigt sich immer mehr. Tie Sozialdemokratie dcs Landes, die vor Ler entscheidenden Abstimmung damii drohte, daß die Wahlresorm ihre Anhängerschaft gewaltig vermehren we-de, giebt jctzt unverhohlen zu, daß sie einen schweren Schlag er litten hat. Tie Zänkereien der Äen offen untereinander über das nunmebr zu besolgende Verhalten bei den Landtags wahlen haben Mißmut und Verdrossenheit in ihre Reihen getragen, noch mehr aber schadet der Partei die bei der Wahlri form von höchster Stelle aus lundgegebene Absicht, den künigsfeindlichen Wüblcreicn mit vollem Ernste liebten gestanden hat, daß sie fortfährl ihn und ihn allein zu lieben, versucht sie zu überreden mit ihm zu fliehen und erinnert sie eben dabei an die unvergessene furchtbare Nacht, in der ihre Mutter mit Daniels Vater entfloh und ihr Kind mit sich Hinwegriß Mariana reißt sich los, ruft nach Don Pablo, der gleich mit dem Revolver in der Tasche erscheint, gesteht ihm, daß sie im Begriff war mit Montoya davon zu gehen, der General schießt, mit der Pünktlichkeit eines wohlkonstruierten Uhrwerks, sein unge treues Weib nieder und läd dann kaltblütig Daniel Montoya zur letzten Entscheidung durch die Waffen ein. Daniels Abschiedswort an die Leiche Marianas läßt un« keinen Zweifel, daß er sich nicht die Mühe geben wird, Don Pablo zu treffen, sondern der Geliebten im Tode folgen will Sehr erschütternd, wenn man die« alles aus Treu und Glauben nimmt, sehr kalt lassend und beinahe kindisch albern, wenn man auch nur die einfache Frage lhut, warum weder Mariana noch ihr greiser Beschützer den Mund aufthuen, um Montoya zu sagen, was Mariana plötzlich von ihm trennt Alles raffiniert, ohne einen Funken echter seelischer Empfindung, ohne Gefühl für die innere Wahrheit der Dinge, alles auf die Schrauben theatralischer Posen, theatralischer Effekte um jeden Preis gestellt Aeußerst raffiniert, gemacht, mit den nötigen ge- he»mni«vollen Andeutungen, Überraschungen und ver blüffenden Aktschlüffen, für den, der sich verblüffen lassen will Aber kein Hauch der Atmosphäre, in der wirklich tragische Gestalten und Konflikte reisen, aus der Furcht und Mitleid aufsteigen Das Ganze ein Märchen für große Kinder, die sich graulen wollen und mögen, derweil sie sicher am Kamin alltäglicher Behaglichkeit sitzen Die Zuschauer de« ersten Abend« schienen nicht einmal in der Stimmung, sich für den Augenblick hinreißen zu lassen, die starke Spannung glich einem Seil, da« einen Stein hebt und allemal in dcm Augenblick reißt, wo der Stein
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite