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Dresdner Journal : 21.05.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186905212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690521
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690521
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-05
- Tag 1869-05-21
-
Monat
1869-05
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 21.05.1869
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.V 114 Amtag, den SI. Mai. 1868. I»»»nrmnil»vrEr: I» »«rdä. >024« i IRdrliok: 6'xdtr. — Kxr ^Mkrlied- 1 .. IS „ Üon»tlick:— „ lS „ M»r«l»«Kiui>m<!ri»: 1 „ I»?r»a»»»» tiiNjUkrUol» 2 Ullr. 8t«woeIx«bUUr, »o»«rS»Ib u«» diordd. Londe» Löst uoä 8tewp«l»o»cUI»j: kioro. Snseralenpretse: kür den k»om «>o«r ^e»p»lteo«o Leit«: 1 H^r. Vut«r „LInxesLodt" di« Teil«: L Kxr. Erscheinen: Hlxliek, mit ^o»o«kiv« der 8ooa «od k«i»rt»U», ^d«od» kür den kolx«od«o 1»U. Dres-nerMmml. Verantwortlicher Redactem: I. G. Hartmann. »nseratraamiahme au,wärt«: L«1x«lU: k». Liinoirirro«, L»mM»»»1ooIlr de» vr«»do«r douro«!»; eüevd»».: H. Lool-i», kvorx koor; N«wdorx->»rU»^ Vi«o-I.«ix,j^->»»»!-kroolckort o. N.: L Vuoi.«», VsrUn. 0«o>-lv»'8c>>v Luokk., Lureou, kivooi-i»»« Ido»»«; Dremeo: L. 8cui.urr»; >r«^«oi k,. 8r«xoir«'» Xnoonceuüureitu, liiir koevxo; kroollkort »H i 4»ico^i>'»e>>e Ituelik.; Uälo! ilv. Lioi-»»«, k»ri». U«v»», L-rriv», Lvui-iii« Lio., (8, kl»e« d« 1»Lour»«j; kr»^: 1» L»«l.iui«'» Uueüü.r Vi«o: Lu. chernungrder: IkLoixl. Lrp«dition de» vreidoer clooro»!», Dr«»d«o, 41»ri«»i»r»»»« Ko 7. Richlamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Lerlin, 20. Mai, Nachmittags. (Tel.d.Dresdn. Journ) Die allgemeinste Sensation erregt eine soeben im Reichstage verthrilte Denkschrift des preußischen KinanrministerS an den Bundeskanz ler, in welcher die Notwendigkeit der Steurr- bewilligung durch den Reichstag vom Standpunkte der preußischen Kinauzverwaltung nachgewiesen wird. Das preußische Deficit für 1868 wird in dieser Denkschrift auf 9,863,434 Thlr. berechnet; auch im Jahre 1869 sei ein Deficit zu erwarten, und das 1870er Deficit betrage unter Berücksichtigung uner läßlicher Mehrausgaben 10,600.000 Thlr. Absolut nothwendig sei daher die Vermehrung der ciaenrn und der Bundeseinnahmen durch Bundessteuern. Außer den bereits bekannten Steuern, der Branntwein, Bier-, Stempel-, Gas-, Petroleum- und Zuckerstcuer, schlägt der preußische Finanzminister noch Stempelsteu ern auf die Quittungen und die Eisenbahnkartcn vor. Freiherr v. d. Heydt berechnet den Ertrag sämmtlicher Steuern auf 11,268,000 Thlr., wovon der preußische An theil 9,541,780 Thlr. betrage. Damit würde zwar daS preußische Deficit nicht vollständig gedeckt, aber doch eine geordnete Fortführung dcS Staatshaushalts ohne regelmäßige Deficits ermöglicht. Der Reichstag, heißt es in der Denkschrift, würde gewiß seine Mitwirkung nicht versagen, Preußen es zu erleichtern, damit dasselbe die Verpflichtungen gegen sich und gegen den Norddeutschen Bund erfüllen könne. Berlin, Donnerstag, 2V. Mai, Nachmittags. (W. T. B) Die heutige TitzungdeS Reichstags er öffnete Präsident Simson mit Worten des Gedächt nisses für den vorgestern verstorbenen Abg.v.Bincke- Olbendors. Man ging hierauf zur Tagesordnung über. Tas Gesetz, betr. die Eautionen der Bundesbcam- ten, und der Antrag des Abg. Grumbrccht auf Erwei terung der Bundescompetenz bezüglich des Seewesens wurden in dritter Beraihung angenommen. Ebenso wurde der Antrag des Abg. v. Puttkamer, be treffend die Vorlegung eines Jndigcnatsgesetzes, auf die Zusage eines solchen durch den Präsidenten des Bundeskanzleramtes, Delbrück, für die nächste Session, angenommen. Der Antrag der Abgg. Harkort und Becker bezüglich der Haftpflicht der Eisenbahnen wurde gleichfalls angenommen. Die nächste Sitzung des Reichs tags findet morgen statt, und stehen auf der Tages ordnung die Steuervorlagen. Hamburg, Mittwoch, 1S. Mai, Abends. (W. T B ) Ein Kabrltelegramm vom Hause Williams Ruperti u. Co, aus New Orleans vom 18. d. meldet: Die LevreS (Uferdämmc) find an verschie denen Stellen durchbrochen, die Ueberschwemmun- gen richten großen Schaden an. Wien, Donnerstag, 20. Mai. (Corr.-Bür.) Die heutige amtliche „Wiener Zeitung" veröffent licht daS vom Kaiser sanctionirte BolkSschulgesetz. Florenz, Mittwoch, 1S. Mai. (Tel. d. Pr.) Die Nationalbank wurde autorifirt, noch 20 Mil lionen Banknoten zu 5 und 1 Lire zu emittiren und an die Stelle größerer AppointS treten zu lassen. Florenz, Mittwoch, 19. Mai, Mittags. (W. T. B.) Der Prinz Napoleon hat auf der Rückreise nach Paris Turin pasfirt und ist daselbst mit dem Könige, seinem Schwiegervater, zusammrngetroffen. Mehrere Zeitungen wollen wissen, daß seiten deS neuen Ministeriums direkte Schritte bevor- stehen, um die Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen mit dem heil. Stuhle anzubahnrn. Dresden, 20. Mai. Den gestern mitgetheilten Urtheilen der Wiener Blätter über die österreichische Thronrede vom 15. Mai lassen wir nachstehend einige weitere ZeitungS- stimmen über dieselbe folgen. — Eines der angesehensten unter den ungarischen Blättern, der „Pestber Lloyd*, richtet bei Besprechung der kaiserlichen Thronrede fol gende bcachtcnswcrthe Mahnung an die tschechischen Gegner der Verfassung: »Wenn die Tschechen die heutige Lage der Monarchie dies- wie jenseits der Leitha über blicken, so müssen sie bei einer Halbwegs ruhigen Auf fassung zu der Ueberzcugung gelangen, daß sie in einem Kampfe gegen die derzeit bestehende Verfassung nicht etwa blos einen Kampf gegen die subjective Meinung, gegen fixe Ideen einzelner Staatsmänner aufnchmcn, sondern daß sie sich an einem Gute vergreifen, welches die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung als ihr eigen bettachtet und in hohem Werthe hält; sie müssen es begreifen, daß sie in diesem Kampfe völlig isolirt dastehen, und daß der Sieg, wenn sie ihn auf solchem Wege anstteben, eine Unmöglichkeit ist, denn sie können, wenn ihnen vielleicht ganz unerwartete äußere Ereignisse zu Hilfe kommen, und wenn sie unpatriottsch genug wären, dieselben rücksichtslos ausbcutcn zu wollen, vielleicht alles Das wieder Niederreißen, was wir im Vereine mit unsern Freunden jenseits der Leitha durch zweijährige mühsame Arbeit aufgerichtet haben, aber den Bau, den sie ausführen wollen, werden sie auf diese Weise nimmermehr zu Stande bringen. Genug der Experimente sind bereits an diesem schwergeprüf ten Reiche vorübergegangen; oft genug ist heute vom Grunde aus wieder niedergerissen worden, was man gestern gebaut hatte; es muß endlich einmal an einer Basis scstgrhalten werden, wenn wir nicht dahin kom men wollen, daß der fortwährend gelockerte und er schütterte Boden schließlich gar keinen Bau mehr verträgt, nicht nur keinen schlechten, sondern auch keinen guten." Auch in der preußischen Presse liegen heute einige Besprechungen der österreichischen Thronrede vor. Von den Berliner Blättern ist cs zunächst die „Neue Preußische Zeitung", welche das Schweigen bricht. Dieselbe freut sich „von ganzem Herzen", daß Oester reich aus dem Bewußtsein seiner, der neuen Wehroer fassung entspringenden Machtentwickelung und in Rück sicht „auf die freundschaftlichen Beziehungen zu den an dern Mächten" die Bürgschaft für „die Erhaltung und dauernde Sicherung des Friedens" findet, „dessen das Reich zu seiner innern Wohlfahrt unabweislich bedarf", und fährt dann fort: „Es war kein Grund, für Oester reich die Unabwrtsbarkeit des Frirdensbedürfn'sses zu läugnen, welches ebenso wie Oesterreich, auch Preu ßen, auch Frankreich für sich anerkannt haben, — und zwar nicht blos aus den allgemeinen Gründen, welche für Erhaltung des Friedens sprechen, sondern weg n der großen Aufgaben, welche jeder dieser Staaten spe- ciell zu erfüllen hat und in deren Verfolgung keiner von ihnen durch kriegerische Zwischenfälle sich stören lassen will. Durch das Bekenntnis; des Friedensbcdürf- nijses ehrt jeder Staat sich selbst; cs ehrt sich aber je der Staat noch mehr dadurch, daß er jedem andern seine Friedensaufgabe erleichtert. Und dies wird am sichersten geschehen, wenn man, abgesehen von feind seligen Handlungen, auch den Schein feindseliger Ab sichten vermeidet; wenn man das öffentliche Vertrauen weder durch simulirte eigne Besorgnisse, noch durch Insinuation gefährlicher Pläne des Andern stört oder stören läßt. Jedenfalls hat Kaiser Franz Joseph sowohl in Pesch, wie sitzt in Wien, durch sein Won ein kostbares Unterpfand gegeben, welches, wenn auch die Völker Oester reichs im Augenblicke keine Gelegenheit zu dankbarer Er widerung haben, doch sicherlich auf dem ungarischen Land tage den enlsprcchtndcn Ausdruck des Dankes hervvnufcn wird." — Die „Breslauer Zeitung," die als ein Organ der „Nationollibcralcn" sich schwer entschließt, die Fortschritte, die Orslerrrich gemacht, arzunkenncn, schreibt in ihrem Artikel über die kaiserliche Thron rede: „Im Laufe dcr letzten beiden Jahre sind in bei den Hälften der österreichischen Monarchie eine Menge vortrefflicher Gesetze in da- Leben zetteten, welche Oesterreich und Ungarn in die Reihe der wirklich freien Staaten stellen; auf Vieles, was dort erreicht worden, dürfen wir mit Neid bl'cken. Es ist begreif lich, daß man in Oesterreich selbst mit großer Zufrie denheit auf diesen Zeitraum zurückblickt. Zwar fehlt rS an pessimistischen Stimmen nicht, welche die Dauer des jungen Glücks bezweifeln; allein ein solcher Pes simismus macht sich nach jeder Neuschöpfung, macht sich vor Allem auch in unserm Staatswesen geltend uad hat einer übergroßen Vertrauensseligkeit gegen über seine vollkommene Berechtigung. Immerhin wird Oesterreich noch Zeiten der Stürme, Z- itcn des Rück- schreitenS zu bestehen haben, aber ganz auszutilgen Md die Resultate der letzten Reichstagssesston nicht." Tagtsgeschichte. Dresden, 20. Mai. Heute Vormittag fand vor Sr. Majestät dem Könige auf dem Exercirplaye vor der Alaunstraße eine Revue über einen Theil der Dresdner Garnison und über die zu diesem Zwecke henmgezogenen beiden, in Pirna garnisonirenden Schwa dronen des Gardereiterregiments statt. Die Parade cvmmandirte Generalmajor Graf zur Lippe. Im ersten Treffen (Eommandeur: Generalmajor v. Craushaar) stand die 1. Jnfantericbrigade (6 Bataillone) in Co lonne mit Compagniefront, im zweiten Treffen (Com- mandeur: Oberst v. Krug) das Gardcreitcrregiment (5 Schwadronen) in Linie, und im dritten Treffen (Eommandeur: Oberstlieutenant Funcke) 7 Batterien (» 4 Geschütze) des Fcldartillericrcgimcnts. Die In fanterie war mit Gepäck ausgcrückl und trug zum ersten Male weißleinwandne Beinkleider. Ein zahlreiches Pu blicum bewegte sich schon von 8 Uhr an theils in Equipagen, theils zu Fuß nach dem Rcvueplatze und hielt das Terrain außerhalb des von den Chaineposten frcigc- haltencn Raumes und die angrenzenden Höhen besetzt. Gegen A10 Uhr traf dcr Armeecorpscommandant Sc. königl. Hoheit der Kronprinz auf dem Parakeplatze eia, und um 10 Uhr erschienen Se. Majestät der König mit Gefolge, unter welchem sich u. A. auch Se. Exc. der Kriegsminister v. Fabrice sowie dcr Staktcomman- dant Generallicutenant v. Hausen Exc. befanden. Sr. Mesistät, Allerhichstwrlche am Bautznerpl. tze zu Pferde gestiegen waren und den Weg durch die Königsbrück, r- slraßc genommen hatten, folgte Ihre königl. Hoheit die Frau Kronprinzessin ebenfalls zu Pferde in Be gleitung des HosmarschallS MajorS Scnfft v. Pilsach. An dem Rrvurplatzr angelangt und von Seiner kö niglichen Hoheit dem Kronprinzen empfangen, nah men Seine Majcstät die Meldung des die Parade commandircnden Generalmajors Grafen zur Lippe ent gegen und ritten darauf mit Ihrer königl. Hoheit dcr Frau Kronprinzessin, während die Musik den Parade marsch spielte, d e Fronten dcr drei Treffen ob. So dann dcfilirten die Truppen vor Sr. Majestät, und zwar di« Infanterie in Compagniefronten, die Cavalc- rie in Zügen und die Artillerie in Battcricfronten. Nach beendigtem Defiliren rückrcn die sämmilichen Trup pen in eine concentrirte Stellung, deren Fronten Se. Majcstät der König nochmals abnttcn, worauf Aller- höchstdcnselbcn durch den Commandanten der Parade ein Hoch ausgebracht wurde. Hiermit war die Revue beendigt, und verließen die allerhöchsten Herrschaften unter wiederholten Hochrufen der Zuschauermenge den Paradeplatz. Das schöne militärische Schauspiel war von herrlichem Wetter begünstigt und hat das sehr zahl reiche Publicum dabei allenthalben musterhafte Haltung bewahrt. * Berlin, 19. Mai. Se. Majestät der König ist gestern von eincm leichten Unwohlsein befallen wor den und hat deshalb auch die zum Freitag angcsctzte Fahrt zur Truppenbc sichtigring nach Magdcburg auf- gegibcn. Die Reise Sr. Majcstät durch die Provin zen Hannover, Westfalen und Hessen wird vom nächsten Sonntag (23.) ab statifinden; am 5. Juni wird der König von dieser Reise nach Berlin zu- rückkchren. (So meldet die „Pr.-Corrcsp." —Nach der neuesten „N.-Z." hat indessen Se. Majestät aus An laß des eingetretencn Unwoylscins angcordnet, daß die auf Sonntag Nachmittag bestimmt gewesene Abreise nach den neuen Provinzen um 8 Tage aufge scho ben werden soll, und es sind die darauf bezüglichen Befehle bereits ergangen. Auch der auf heute hier anrrschte Cabinetsconscil konnte nicht stattfinden.) Die „W.s.-Ztg." erfährt aus Heppens, daß, sobald die Reifedispositionen de- Königs festgcst.llt waren, die englische Regierung den Wunsch geäußert habe, bei Gelegenheit des ersten Besuchs, den der König rinem Kriegshafen an der Nordsee mache, Se. Majestät durch englische Kriegsschiffe nachbarlich begrüßen zu lassen. Zur Ausführung dieses Wunsches würden nun rng- lische Kriegsschiffe auf dortiger Rhede rintrcffen. Neber die Zahl und Gattung sei nur bekannt, daß die Pan- zerfregatte „Warrior" nach Heppens kommen wird. — Die „Prov.-Corrcsp." weist in ihrer neuesten Num mer darauf hin, daß der Reichstag sich nun mehr vor Allem mit den Finanzvorlagen deS Bundesraths zu beschäftigen haben wird, und be merkt hierbei: „Die Ankündigungen liberaler Blätter, nach welcher das Streben der Mehrheit vor Allem darauf gerichtet sein würde, die Bedürfnisse der Fi- nanzvcrwaltnng dazu zu benutzen, um höhere Macht befugnisse für den R ichstag zu errinacn, werden sich hoffentlich auch jetzt als irrthümüch ei weisen. Beson nene und praktische Politiker können sich daiüber nicht täuschen, daß die Stellung und das Ansih n des Reichstags ebenso wie die Gcsammtcntwickelung d.s Bundes durch ein aufrichtiges und chilichcs Zusam menwirken der Bundesvertretung mit der Regierung sicherer und erfolgreicher gefördert werden, als durch die Erneuerung politischen Kampfls und Zwiespalts." (Die vorstehenden Sätze sind in dem osjuullen Or gane mit gesperrter Schrift gedruckt.)— Ein w it.rcr Artikel der „Prov. Cvrresp." ist speciell dem Deficit im preußischen Staatshaushalt grwldmet. Es heißt in demselben: „Was die gegenwärtigen Finanz- bedürsnisse bctnffl, so darf dic Regierung die Erledi gung derselben um so unbefangener ins Auge fassen, als sie in jeder Beziehung rin gutes Gewissen tum Lande gegenüber hat, sowohl in Bezug auf die Ur sachen der augenblicklichen Vrrlegendeit, wie auch in Betreff des Wunsches schleuniger Abhttse für dieselben. Ter Ausfall in den Staatseinnahmen, um ressen Deckung es sich handelt, ist nicht durch irgend eine Verschuldung der Financherwaltung entstanden, son dern, wie Jedermann weiß, theilwcrse durch die Ein wirkung ungünstiger Zeitumstände, zu einem großen Theile aber durch rine Reihe von Erleichterungen, welche zum Wohle des Landes nicht blos unter Zu stimmung der Landlsv.rlrctung, sondern vicliach auf den Wunsch derselben herbeigeführt wordcn sind. . . . Der Gesammtansfall infolge dieser Erleichterungen beträgt nahezu 5 Millionen Thaler im preußiichen Staatshaushalte. Die Regierung hat jene Maßnah men in dcr Absicht und in dcr Ueberzcugung bean tragt, daß dadurch die volkswirihfchaftlichcn I. tcressen allseitig gefördert werden. Sie hegte dabei s eilrch die Hoffnung, daß dcr daraus entstehende Ausfall an den Staatseinnahmen theils durch eine allmähliche Steige rung der übrigen Erträge, theils durch ernen Aus gleich auf andern Gebieten ersetzt werden würde. Nach dem diese Hoffnung nicht in Erfüllung gegangen ist, erfordert das Wohl des Landes und das gute Gewissen der Negierung, daß unverweilt Alles geschehe, um die feste Ordnung der Staatsfinanzen, welche von jeher einer der Grundpfeiler des staatlichen Gedeihens und wirthschaftlichen Fortschritts in Preußen gewesen ist, von Neuem zu sichern. Von welcher Bedeutung dies für Prcuß'Ns Zukunft ist, darüber fehlt auch in den liberalen Kreisen die richtige Erkenntnis nicht.... Die Regierung hält es ihrerseits für eine unabwcisliche Pflicht, das Gleichgewicht in unserm Staarshaushalte durchaus wiederherzustelttn: je klarer diese Noth- wendigkeit auch auf anderer Seite erkannt wird, desto ernster müßte auch die Mahnung crgchcn, unverw.ilt Feuilleton. Literatur. K. Gödeke, Grundriß zur Ge schichte der Deutschen Dichtung aus den Quel len. Dresden, Ehlermann 1869. III. Bd. II. Heft (CS. 233—480). Es ist zu beklagen, daß von diesem vortrefflichen Buche, einer wahren Ltteraturgeschichte im weitesten Sinne des Wortes, der Schluß so lange auf sich warten läßt, 1863 erschien das erste Heft des dritten Bande- und jetzt, nach Verlauf von fast 6 Jahren, das zweite. So vollständig namentlich die literarisch- bibliographischen Anmerkungen auch sind, so ist es doch kaum zu umgeben, daß, wcnn die Fortsetzung ebenso lauge Zeit zu ihrem Erscheinen braucht, zahlreiche Nach träge sich nöthig machen werden, und dies kann weder im Interesse des Autors, noch der Käufer liegen. Ich weiß sehr wohl, daß dcr Herr Verfasser durch andere zeitraubende kritische Arbeiten abgehalten worden ist (z. B. durch die von ihm besorgte kritische Ausgabe von Schiller's Werken), sein Werk bis ämo zu be endigen, allein eben weil ich weiß, wie nothwcndig sein Grundriß für Lehrer und Lernende ist, bitte ich ihn, die Geduld seiner Freunde und Verehrer nicht gar zu lange mehr auf die Prob« zu stellen. WaS nun den Inhalt dcS mir vorliegenden Hcftcs angcht, so beginnt dasselbe (S. 241 rc ) mit dem ersten Abschnitte deS achten Buche-, oder dcm ersten Capitcl der Geschichte der deutschen Dichtung vom BcfreiungS- an bis zur französischen Revolution von 1830. Der Vcrlaus dk5 Buche- wird noch zwei weitere Ab schnitte htnzufügcu, nämlich die Dichter der Jahre 1830 bi- 1848, und endlich die poetische Ltteraturgeschichte Deutschland- von da an bis 1866. Da» in diesem Hefte noch nicht ganz abgeschlossene erste «apttel schtl- dert nun nach einer geistreich geschriebenen Einleitung über den allmählichen Ucbergang des patriotischen, gegen die Fremdherrschaft gerichteten Elementes dcr deutschen Poesie in die rein politische Richtung, die Einwirkung, welche die schönwisscnschaftlichen Blätter und Almanache auf die Bildung überhaupt hatten, und kommt dann auf diejenigen Erzeugnisse der dcuischm Pocsie zu sprechen, welche ihre Entstehung den Mitgliedern des frühern Tugendbundes und der au- demselben hervorgegan- genen Burschenschaft vcrdanktcn, bei welcher Gelegen heit man viel Neues über einzelne hcrrliche Lieder jener begeisterten Zeitdichtcr erfährt. Dann aber behandelt der Herr Verfasser mit außerordentlicher Klarheit und Geschick einzelne Gruppen von Dichtern, die sich aller dings zum Theil ziemlich schroff cntgegenstanden. Den Reigrn eröffnet Fr. Rückert, gleich vollendet in der Lyrik, der Epik und dem Drama, namentlich was die Form an langt. Dann folgt Uhland, der sich in denselben Zwei gen der Dichtkunst bewegt, aber während jener fast überall lyrisch erscheint, selbst im Lyrischen und Dra matischen das epische Element vorherrschen läßt. An diese schlicht sich Platen, der energischste Vertr ter der Classtcität tn dcr strengsten Form z» einer Zeit, wo man sich mehr und mehr von letzterer abwendete, dann aber folgen seine zwei Hauptgegner, Jmmrrmann, nicht glück lich in dcr Wahl seiner Stoffe und dcr Form, und H. Heine, jener Geist, der stets verneinte, aber doch weniger durch sein Buch der Lieder, als durch seine übrigen, fri vol-revolutionären Schrttten die neuere Literaiur beein flußt hat. Den Beschluß macht Wilhelm Müller, dessen seiner Zeit hochberühmten Griechenlieder jetzt fast ver gessen sind, und endlich folgen die Dichter der Schick sal-- und Schauerstücke, Müllner, Houwald, Grill parzer u. s. w. vr Gr äße. ä Literatur. Wilhelm Bornemann's „Jagd- gedichte", welche Karl Bornemann aus den hinter lassenen Handschriften des verstorbenen Verfassers ge sammelt und herausgegebcn, liegen gegenwärtig in neuer Ausgabe (Berlin, Vcrlag der k. geh. Oberhof buchdruckcrct, N. v. Decker) vor. Was Bornemann, der im Alter von 86 Jahren verstorben ist, von den Freuden und Leiden der Jagd, von dcm Wesen der Thierwclt mit lachendem und ernstem Munde erzählt, hat er, wie wir aus dem Vorworte ersehen, nicht am warmen Ofen und auf bequemem Lehnstuhl erdacht, sondern auf seinen Streifereien durch Feld und Wald selbst erlebt und nicht Sonncnglurh, nicht Sturm und Schneegestöber, nicht Hunger und Durst gcschcut, um jagend zu sehen und sehend zu lernen. Für Jagd- und Naturfreunde wird das mit dcm Bildniß des alten Jä gers gezierte Büchlein, welches die Winter- und Som- merjagd besingt und jagdliche Legenden und andere Dichtungen als Anhang entsält, gewiß eine höchst will kommene Gabe sein, wcnn auch eine strengere Kritik gegen die Form dieser poetischen Erzeugnisse manche Einwendung machen könnte. fl Während des Pfingstfestes hielt dcr brutsche Schriftste llervercin zu Weimar seine vierte Jahres versammlung ab. Die Zahl dcr Anwesenden belicf sich nach dcm „L. Tgbl." auf einige dreißig. Tie Ver handlungen erstreckten sich auf die Berichterstattung über die Thätigkeit des Verein-, welcher ungefähr 300 Mit glieder zählt; und auf di« F age: ob dcr Staat ver- vfi chtet sei, zu Zwecken der Literatur jährlich eine be stimmte Summe anzuweisrn. Die Debatte über letztern Gegenstand führte zu folgendem Anträge, der auch An nahme fand: „Der deutsch« Schriftstellertag erklärt, daß er weder persönliche Unterstützungen der Schrift steller durch die Staatsregiernnq, noch Errichtung von Akademien, sei es aus Staatsmitteln, sei cs von Seiten dcr Schillerstiftung, für wüuschenswcrth und zu er streben hält." fl Aus London schreibt man: „Die Kunstaus stellung der Akademie ist eröffnet worden, zum ersten Male in Burlington-House, der neuen Heimstätte dcr Akademie, welche bei dicser Gelegenheit dcm Publicum zum ersten Male zugänglich ist, nachdem die Ueber- siedelung aus dcr Naiionalgalerie schon vor mehrern Wochen stattgefundcn hatte. Die diesjährige Ausstel lung ist namentlich von Gemäloen recht zahlreich be schickt wordcn; auch fremde Namen sind diesmal in dem Kataloge zahlreicher vertreten, zumal französische, belgische und amerikanische. * Anton Rubinstein concertirt gegenwärtig in Dänemark und Schweden. Literarische Neuigkeiten. F. Guth: Die Lehre vom Einkommen iu dcss.n Gesammizweigen. Prag, Dmpsky. — F. O Schwarze: Der Gcschworne und dcr Ge- richtsschöffc. Dresocn, Dietze. — F. v. Wyß: Karl dcr Große als Gesetzgeber. Vortrag. Zürich, Schutt- heß. — H. Schramm: Ein Pcreat den Lucllcn Leip zig, Den ckc. — Fr. Kopp: G.schichte dcr deutschen Einwanderung in Amerika. I. B,nv. Le'pzig, Q canvt und Händel. — F. Dula: Ucber Bi'dung ccr Mäd chen für das HauS und d e Familie. Vortrag. Zmich, Herzog. — Isabelle Braun: Da- Kreu,. SLaff- Hausen, Hurter. — I «tztahl: Dir natürliche Gottes- erkenntniß auS dcr Lehre der Väter dargestellt. Re- gcnsburg, Pustet. — E. Grünrisen: Ta- Christen thum al- EultuS in scincm geschichtlichen Verlaufe. Stuttgart, Steinkopf. — Melchior Menr: Die Fort dauer nach dem Tote Leipzig, Brock arr».
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