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Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lnvzennn, Lichtenstein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Lange l euba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußde^ Knnsprecher Nr. s. Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. >>U 146. Freitag, Se« 27. Juni 1902. Witterungsbericht, ausgenommen am 26. Juni, nachm. 4 Uhr. öarometerstan- 769 ww. reducirt auf den Nieeresspicgcl. TherulometerstanL -s- 20 6. Morgens 8 Uhr -s- 15 6.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 2 9"/o. Thaupunkt -f- 3 0. Windrichtung: Südost. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 0,0 MIL. Daher Witterungsansfichten für den 27. Juni: Heiter. "Waldenburg, 26. Juni 1902. I Tas tragische Geschick König Eduards hat in der »ganzen Welt aufrichtige Theilnahme gesunden. Englische «Könige haben bei dem perlamentarischen Regicrungs- liystcm des britischen Jnselreichs wenig Gelegenheit, »politisch hervorzutreten und politischen Einfluß auszuüben, lzudem ist Eduard VII. erst verhältnißmäßig kurze Zeit »König. Gleichwohl hat er sich die allgemeinen Sym- Ipathien durch sein eifriges Bemühen, den Frieden in »Südafrika unter Bedingungen wieder herzustellen, die !sür die Buren annehmbare waren, erworben. Aller »Orten erblickte man mit Recht in dem Könige den »eigentlichen Friedcnsvermittler, und man dankte es ihm zvon Herzen, daß er seinen ganzen Einfluß und seine sganze Energie diesem Friedcnswerk zur Verfügung stellte. Ulnd nun dieses tragische Geschick! König Eduard von England hat die unmittelbaren «Folge" der an ihm vollzogenen schweren Operation züvcrstanden, er hat in der Nacht darauf sogar »einige Stunden stärkenden Schlafes genossen und am ^Mittwoch Vormittag etwas Nahrung zu sich genommen. ^Auffallend -st es allerdings, daß ein amtlicher Bericht zder Aerzte am Mittwoch früh nicht herausgegeben wurde, Zlrotzdem ganz England mit fieberhafter Spannung auf Offizielle Nachrichten wartete. Hätten nach Ablauf der ^Nacht gute Nachrichten verbreitet werden können, so ?wäre zweifellos ein von den Aerzten unterzeichnetes ^Bulletin veröffentlicht worden. Die Unterlassung dieser -Publikation muß leider in ungünstigem Sinn» gedeutet 'werden, um so mehr, als der um Mitternacht heraus- ^gegebene Krankenbericht keinesfalls vertrauenserweckend häutete. Darum wurde der Zustand des hohen Patienten als so gut bezeichnet, wie er nach einer so schweren Operation nur erwartet werden konnte; es würden in- Idessen Tage vergehen, ehe man sagen könnte, daß sich (der König außer Gefahr befinde. Tie bedeutendsten Merzte Englands, unter ihnen der berühmte Chirurg Sir Frederick Trewes, der die Operation vollzogen hat, verweilen unverwandt an dem Krankenbett des Königs. > Ueber die Operation selbst berichtet die „Preß Asso- Nation": Der zur Ausführung gebrachte Einschnitt ist ^4 Zoll lang, er verläuft in der Leistengegend aufwärts ff" schräger Richtung nach außen. Nachdem der Theil, ^der die Verstopfung verursacht hatte, herausgeschnitten worden war, wurde ein System von Röhren angewendet, um die Eingeweide der Lanzette zugänglich zu machen. Tie Operation wurde ohne Complicationen vollzogen. Trifft dieser Bericht zu, so beweist er doch, daß die Situation eine ganz außerordentlich schwere ist. Treten >bei Blinddarmentzündungen Erscheinungen auf, die einen operativen Eingriff erfordern, so rechnet die Chirurgie mit einer Sterblichkeit von 20 °/,. Die Verhältnisse im vorliegenden Falle liegen recht ungünstig, so daß bei dem hohen Alter des Königs die Gefahr jedenfalls eine überaus ernste ist. Andererseits stehen dem Könige bw vorzüglichsten Aerzte unausgesetzt zur Verfügung, fo o darf, es werde ihrer Kunst gelingen, „ des Königs trotz der großen Gefährdung 5» erholten. ^mg überhaupt noch im Stande sein wird, meMH^ SU begehen, muß daher leider als im^ günstig' ''°ch ungewisser ist es natürlich, wenn !vaß er sich de^L. "eit hergestellt sem wird, n^MMW^^^apazen der Krönung unterziehen kann. In London fallen jedenfalls trotz der riesigen Vorbe reitungen zunächst alle Festlichkeiten weg, nur die Speisung der Armen soll stattfinden; dagegen ist es der Wunsch des Königs, daß im Lande die geplanten Festlichkeiten abgehalten werden. Die europäischen Gäste haben London größtentheils wieder verlassen; was die exotischen Fürst lichkeiten und die Vertreter der Colonien thun werden, steht noch dahin. Der Aufschub der seit Wochen und Monaten vor bereiteten Feier riesenhaftesten Stils berührt eine solche Unzahl verschiedenartigster Lebensintereffen privater, politischer, geschäftlicher und finanzieller Natur, daß die Consequenzen sich auch heute noch nicht annähernd voll ermessen lassen. Sicher scheint, daß es sich um einen Aufschub um Monate, vielleicht um ein Jahr handelt. Es darf nicht verschwiegen werden, daß in der unter so eigenthümlichen Umständen erfolgten ernsten Erkran kung des Königs ähnlich wie in dem Hinscheiden von Cecil Rhodes von einem großen Theil des Publikums das Walten eines düsteren Verhängnisses empfunden wird. Kolossale Summen hat Lloyds Versicherungs gesellschaft verloren, bei der Versicherungen auf das Leben des Königs abgeschlossen sind und die die meisten Tribünenbesitzer gegen eine eventuell nicht stattfindende Krönung versichert hat. Die meisten Tribünen waren bis Ende Juni gegen den eventuell nicht stattfindenden Krönungstag für 110 pro 1000 Mk. versichert. Tas Leben des Königs war zu Anfang des Jahres bis Ende Juli für 42 pro Tausend versichert. Nach der Krank heit des Königs in Aldershot stieg die Prämie auf 110; als der König auch an dem Rennen in Askol nicht theilnahm, auf 165 bis 200. Als aber der König am Montag nach London kommen konnte, fielen die Prämien wieder auf 60, während am Dienstag Nachmittag nach erfolgter Operation 525 pro 2100 Mk. pro Woche bezahlt wurden. Um 10 Uhr vormittags erschien am gestrigen Mittwoch ein ärztliches Bulletin, dem zufolge der König bis 1 Uhr nachts recht unruhig gewesen war, dann aber in leichten Schlummer verfiel. Schmerzen hat der König nicht. Ob Fieber vorhanden ist, wie es um den Kräftezustand des Patienten steht, ob die Aufnahme von Nahrung möglich war, alles das verschweigt der amtliche Bericht, der deshalb auch nirgends Beruhigung, vielmehr überall die Besorgniß erweckt hat, daß der Zustand des Königs nur wenig Hoffnung ans Genesung biete, da günstige Symptome unter allen Umständen milgetheilt worden wären. Es hängt, wie weiter verlautet, alles davon ab, ob es gelingt, die Entzündung der um den Blind darm liegenden Gewebe zu beseitigen, die schon weit vorgeschritten sein soll. Tie Operation am Dienstag, welche officiell als schlichthin erfolgreich bezeichnet wird, war dies nur insoweit, als es gelang, die nach Durch brechung der Blinddarmwandung entstandene Geschwür masse zu entfernen, es gelang aber nicht, die Ent zündungsherde in den äußeren Geweben zu beseitigen, welche jetzt eine Bauchfellentzündung befürchten lassen. Es heißt, die Operation sei auch insofern nicht ganz erfolgreich verlaufen, als die Gefahr einer Blutvergiftung fortbestehe. Nach einem Privattelegramm der „Post" erklärt ein Londoner Blatt unter Berufung auf einen der hervor ragendsten Londoner Krankenhaus-Chirurgen, die Aerzte des Königs hätten eine falsche Diagnose gestellt, als sie Blinddarmentzündung annahmen. Als Or. Trewes einen Einschnitt in die rechte Seite des Kranken machte,! fand er im Unterleib eine große Ansammlung fauligen Eiters, die entfernt wurde. Die Operation wird als nicht vollendet betrachtet und es besteht die Frage, ob! vielleicht Eiter in das Bauchfell eingedrungen ist. Noch! beunruhigender lauten weitere Gerüchte, denen zufolge^ die Herzthätigkeit nachläßt und das Fieber ein fehr hohes ist. Schon in der ersten Nacht nach der Operation mußte dem Könige eine Nitroglycerin-Einspritzung unter die Haut gemacht werden, da die Herzthätigkeit sebh schwach geworden war. Der König gewann darauf wieder das Bewußtsein und erkannte einige der an seinem Bette stehenden Personen, verfiel alsbald jedoch wieder in Schlafsucht. Die Temperatursteigerung er weckt die Befürchtung einer Entzündung des Bauchfells, die unabwendbar den Tod herbeiführen müßte. Ohne die Anwendung stimulirendcr Mittel ist die Herzthätig-I keit in den letzten 24 Stunden überhaupt nicht zu er! halten gewesen. Nach einem Kopenhagener Telegramm! des „Berl. L.-A." erhielt die dänische Kronprinzessin! von ihrem in London weilenden Gemahl die Nachricht,! daß der Zustand des Königs Eduard als hoff-! nungslos gelten könne. Von der englischen Regie-! rung ist die Stellvertretung des Königs, wie sie für! den Fall einer längeren Tauer der Krankheit nöthig» werden könnte, bereits erwogen worden. Tie „Nordd. Allg. Ztg." schreibt an der Spitze ihrer» jüngsten Ausgabe im Auftrage der Regierung: Für» Donnerstag war die feierliche Krönung des Königs» Eduard festgesetzt worden, und mit Vertretern aus allen^ Theilen des britischen Reiches waren auch die Abord- nungen fremder Herrscher und Regierungen nach London! geeilt, um an der Feier theilzunehmen. Ein schweres! Schicksal ist in letzter Stunde dazwischen getreten.» König Eduard ist von ernster Krankheit ergriffen worden,! und statt froher Feftesstimmung herrscht bange Sorge! im englischen Volk. Unser Kaiser, der als Ueberbringcr! seiner Glückwünsche seinen erlauchten Bruder nach London! gesandt hatte, wird mit dem ganzen königlichen Hause! durch die Erkrankung des Königs Eduard tief berührt,! und mit ihm vereint sich das deutsche Volk in aufrich-I tiger Theilnahme und dem Wunsche, daß dem kranken! Fürsten eine rasche und schnelle Genesung beschieden sein! möge. Tie „Kreuz-Ztg." schreibt: In einem Privat-! schreiben theilte uns unser Londoner Correspondent schon! am Donnerstag vergangener Woche mit, daß er von! sehr zuverlässiger, dem Hofe nahe stehender Seite er-! fahren habe, die Krankheit des Königs sei eine so ernste, daß das Schlimmste befürchtet werde; es handle sich um! Carcinom (Krebs). Aus dem Fortfall der Krönungsfeier sind eine Menge! von Rechtsfragen zwischen den Tribünenbesitzern und! Platzmiethern, wie zwischen den Restaurants und Gesell-! schäften entstanden, die diesen große Aufträge für die! Verpflegung ihrer Gäste gaben. Im Allgemeinen waltet! nach einer Meldung des „B. T." die Ansicht vor, daß! die Tribünenbesitzer nicht zur Erstattung der Platzmiethe! verpflichtet sind, und die Restaurants, die sich mit großen! Vorräthen versehen haben, lehnen die Aufhebung dem geschlossenen Verträge ab, sind jedoch zu einem gütlichen! llebereinkommen geneigt. Was überhaupt auS dem! kolossalen Proviant werden soll, mit dem sich Lon-I don versehen hat, bleibt schleierhaft. Man hatte sich!