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Schönburger Tageblatt Nr. 119 Sonnabend, den 25. Mai 1929 Gestern Abend Aufstieg des Luftschiffes „Graf Zeppelin Amtlicher Teil «7, an vor- er Art wer- zu ge- Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der Stande-amtsbezirke Altwaldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba- Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 51. Jahrgang. ——— H"! Ntc".. Ttrcm, Olf- los A le Alfr'! olisi^ Sto» ni ließet Im Interesse der Reinhaltung der städtischen Straßen werden «trotz., He«-, Gras- und Kleefuhre«, und zwar auch mit Handwagen, Sonnabend» von mittags 12 Uhr ab und «» Bon«, ««d Festtage« hierdurch verboten. Zuwiderhan- oelnde haben Geldstrafe bis zu 150 RM. oder entsprechende Haft lu gewärtigen. Gleichzeitig wird daran erinnert, daß das Reinigen der «tseattichen Straßen wöchentlich zweimal, Dienstags mw Sonnabends nachmittags, zu erfolgen hat, sowie daß die Verunreinigung der Straßen und Plätze durch Papierreste oestrast wird. Waldenburg, den 17. Mai 1929. Der Stadtrat. Wohnungszählung. . neue Unterlagen für seine Maßnahmen zur Bekämpfung °er Wohnungsnot zu erhalten, hat das Arbeits- und Wohlfahrts- ^mhierium eine Zählung der Wohnungssuchenden angeordnet. M Wohnungssuchenden haben nach dem Stand vom 31. einen ««fnahmebogen a«sz«fiillen n«d bis zum ll.« an das Wohnungsamt (Ratskanzlei) -urUckzu- "ttrru. Von Wohnungssuchenden, die keinen ausgefüllten Auf- ^Mebogen einreichen, wird angenommen werden, daß sich ihr d-^ungsgesuch erledigt hat; sie haben deshalb zu gewärtigen, ° sie in der Wohnungsliste gestrichen werden. b Den uns bekannten Wohnungssuchenden haben wir Aufnahme- hM zur Ausfüllung zugefertigt. Diejenigen Wohnungssuchenden, den > Anfnahmebogen nicht erhalten haben, werden aufgefor- "-ihn im Wohnungsamte abzuholen. M Da es die Aufgabe der Zählung ist, festzustellen, wieviel n °M»ngen zur Deckung des Bedarfs «e« erstellt werden müssen, y, ° °ei der Zählung alle die Fälle ohne Interesse, in denen je- bereits eine einigermaßen befriedigende Familienwohnung hat und die Wohnung nur zu tauschen wünscht; denn dann Fallen all« diese erhofften Vorteile fort, so besteht für die Retchsregierung kein Grund mehr, die Entscheidung zu beschleunigen. Man kann dann getrost die Sach- verständigenberatungen bis zum Herbst vertagen, um van« vielleicht zu einem günstigeren Ergebnis z,- 5- langen. — cma ' >.00 >. >-lS^, cung skonjk rs ^crctt^ e 1«< W: h' mzen esahl/ lods;' ttsa^, icnbE chene^ bergt' md et Pl« siest-- cpilB *Waldeuburg, 24. Mai 1929. An Paris herrscht wiever einmal Krisenluft. Die die n Denkschrift der alliierten Sachverständigen hat bat nicht erleichtert, sondern erschwert; denn es len OH gezeigt, daß die Einigung unter den Alliier- ^ie Kosten Deutschlands erzielt worden ist. am Mittwoch mit großer Bestimmtheit aus- n Gerüchte von dem Rücktritt Dr. ließen deutlich erkennen, daß Deutschland einmal am Scheideweg steht, und an dieser - konnte auch durch das übliche amtliche De- nichts geändert werden. Etwas voreilig war es hj^^ngs, wenn einzelne Blätter, die es in der Fixig-- ^isko» Berichterstattung anderen zuvortun wollten, ^svln. ^n.Hten, daß der Rücktritt bereits am Mittwoch ' Tatsächlich hat Dr. Vögler erst am Don- ^ckN?°rmittag der Reichsregierung offiziell seinen erklärt. Die offensichtlich recht schlecht infor- Berliner „zuständigen Stellen" hatten noch > ft abend die Meldung verbreitet, daß Dr. Vög- 'iichsi?^ Paris zurückgekehrt sei, während er sich tat- °uf der Reise nach Berlin befand, wo er noch Mten Abend eintraf. Bemühungen, Dr. Vögler von diesem Schritt h"ben also nichts gefruchtet. Die Rück- ! i^'hken gehen schon bis auf die Zeit zurück, als " Baris über das deutsche Höchstanvebot von i>^ Bögler hat gestern Bormittag sein Amt als Sach- ^Mndiger bet den Pariser Verhandlungen niedergelegt. . Hannover wurde gestern eine große Kolonial- d«g mit einem Bcgrützungsabend eröffnet. »das Landratsamt in Itzehoe wurde Nachts ein .-Mulitanschlag verübt, durch den erheblicher Matcrial- angerichtet wurde. k Beim Absturz eines französischen Wafferflngzeuges 4 Insassen ertrunken. öv Kaukasus trat eiu schweres Erdbeben auf. Hu Indien verschärft sich die Aufstandsbewcaung. Meldungen der chinesischen National-Regicruug k,AEen fich die Kwangsi-Trnp-en etwa 70 Kilometer Kanton zurückziehen. vermögeMeuer-Mbenmsen. Anträge sind bis zu« 30. Juni eiuzureichen. Der Reichsfina Minister hat in Ausführung der Entschließung des Steuerausschusses des Reichstages vom 22. März zur Milderung der Härten, die sich in ' einzelnen Fällen bei der Einheitsbewertung 1928 aus der Heraussetzung der Werte gegenüber 1925 ergeben haben, folgendes angeordnet: 1. Für die Landwirtschaft, di« Forstwirtschaft und den Weinbau soll in den Fällen, in denen ein Rückgang des Einkommens oder ein« Zunahme der Verschuldung in bestimmtem Umfange eingetreten ist, ein Teil des Mehrs an Vermögenssteuer gegenüber 1925 erlassen werden. 2. Bei dem zwangsbewirtschafteten Grundbesitz sind, soiveit sich jetzt höhere Vermögenssteuerbeträge gegenüber 1925 ergeben, für folgende drei Gruppen Ermäßigungen vorgesehen: a) wenn das Grundstück in den Jahren 1927 oder 1928 zu einem hinter dem EinheitSivert 1928 um einen bestimmten Betrag zurückbleibenden Preise veräußert wor den ist; b) bei denjenigen Eigentümern zwangsbewirtschasic- ter Grundstücke, die ausschließlich auf die Erträge des Grundstückes angewiesen sind und den Mehrbetrag der Vermögenssteuer ohne ernstliche Gefährdung ihres Lebens unterhalts schlechthin nicht entrichten können; c) für solch« Eigentümer kleinerer, ausschließlich von ihnen bewohnten zwangsbewirtschafteten Billen, die im Hinblick auf ihr geringes Vermögen und Einkommen die Villa sonst nicht halten könnten. In allen Fällen wird, gleichviel ob bereits Rechts kraft vorliegt oder nicht, die Ermäßigung der Ver mögenssteuer nur auf Antrag gewährt, der bis zum 30. Juni beim Finanzamt einzureichen ist. Die an sich Erscheint werktäal. Nach«. Bezugspreis mono» tzch im voraus 150 R.-Pfg. freibl., auSschl. Trägerl. Einzelne Nr. WReichspf., Sonntags-Nr.39 R.-Pf. Anzeigenpreis«: bgesp. Petitzeil« 0,15 R.-Mar^ ». «oberhalb deS Bezirke« 0,29 R.-Mark, 3gesp. Reklamezette 9,45 R.-Mark, Hinweise auf Anzei- g«n nnd Eingesandte 9,19 R.-Mark, Nachweise md Offertengebühr 9,29 R.-Mark, Rabatt nach Tarif. Schwieriger Satz (Tabellen) mit Aufschlag. «««rändel IS7S. Fernsprecher Nr. ». Postschließfach Nr. st. Vomcheikkonto «ml Leipzig Nr. 44S6. Bankkonto: Bereinlbanl »lolditz, Filiale Waldenburg. Etadtgirolonto Waldenburgs» «bette gelten nur bei pünktlicher Zahlung, bet zwangsweise, Betreibung der Rechnungsbeträge wird jeder Nachlaß hinfällig. Das Pfingstfest hat wieder eine Fülle von Tagun gen und Kongressen aller Art gebracht. Von deutschen Tagungen war die bedeutendste der Kieler Auslands- deutfchentag, der diesmal, entsprechend dem Ta gungsort, ganz im Zeichen der Nordschleswiger Frage stand. In oer internationalen Politik haben die Pfingsttage die Konferenz der Kleinen En tente gebracht, deren Ergebnis in folgende Punkte zusammengefaßt werden kann: 1. Abschluß eines neuen Vertrages über die Schiedsgerichtsbarkeit und die fried liche Lösung der Streitfragen. 2. Die Frage der Mit gliedschaft Jugoslawiens im Völkerbundsrat. 3. Die einheitliche Stellungnahme der Staaten der Kleinen Entente in der Reparationsfrage, die keine Nachgiebig keit in der Zahlung der Reparationsquoten zuläßt. 4. In der Minderheitenfrage wird die Kleine Entente zusammen mit Polen und Griechenland auf ihrem bis herigen Standpunkt verharren. 5. Die Feststellung, daß sich das Verhältnis der Staaten der Kleinen Entente zu Sowjetrußland nicht geändert hat und daß keine neue Einstellung Sowjetrußlands gegenüber fest gelegt worden ist. 6. Das wirtschaftlich einheitliche Vorgehen der Kleinen Entente. In Moskau tagt zur Zeit der 5. Sowjetkon- grsß, der zunächst eine politische Aussprache brachte. In der üblichen Entschließung wurde selbstverständlich die Regierungspolitik gebilligt. Rykow als Bericht erstatter konnte damit noch einen Triumph feiern, viel leicht seinen letzten, denn man munkelt seit einiger Zeit davon, daß man auch an seine Kaltstellung denkt. Fast noch wichtiger als die politische Aussprache ist für die Sowjetunion die Aussprache über den fünfjährigen Wirtschaftsplan, die inzwischen begonnen hat. 1650 Millionen hinausging. Nur widerstrebend hat Dr. Vögler seitdem noch mitgemacht, und als nun auch noch die wichtigsten deutschen Vorbehalte von den alliierten Sachverständigen beiseitegeschoben wurden, stand sein Entschluß fest. An seine Stelle ist nun Geheimrat Dr. Kastl getreten. Damit ist aber noch nicht gesagt, daß dieser die Konzession Dr. Schachts an die Gläubiger, daß Deutschland für die interalliier ten Schulden an Amerika vom 37. bis 58. Reparations jahr in einer noch endgültig zu vereinbarenden Weise eintreten solle, trotz aller Bedenken für seine Person angenommen habe und daß auch die Kreise der deut schen Industrie, denen er nahesteht, sich mit diesem Zugeständnis abfänden. Tatsächlich hat der Reichs- verband der Deutschen Industrie bisher zu der Frage einer Belastung Der zweiten Generation, wie sie an geblich in Paris als Konzession angenommen worden sein soll, noch in keiner Weise Stellung genommen. Die führenden Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft teilen den Standpunkt Dr. Böglers, daß über die 37-Jahr-Grenze nicht hinausgegangen werden darf, durchaus. . Es steht auch noch keineswegs fest, daß nunmehr in Paris eine Einigung Zustandekommen wird. Jeden falls hat Dr. Schacht keinen Zweifel darüber gelassen, daß für ihn eine Zustimmung nur in Frage kommen kann, wenn die im Owen-Noung-Pl> gesehenen Erleichterungen noch in diesem Jahr in Kraft treten. Dieser Standpunkt wird offen bar auch von der Reichsregierung geteilt. Wenn die alliierten Sachverständigen auf volle Zahlung der diesjährigen Dawesrate bestehen, so fällt für die Reichsregierung jeder Grund fort, einen schnellen Abschluß der Verhandlungen durch bedenkliche Zuge ständnisse zu erkaufen. Die dringend erwünschte Ent lastung der Reichssinanzen würde dann für dieses Jahr doch noch nichts erreicht werden. Das war aber der Hauptgrund, weshalb man in Berlin aus den Abschluß hindrängte; denn man ist sich natürlich dar über klar, daß das mühselig zustandegekommene Fmanz- kompromiß nur eine sehr unvollkommen« Lösung der Finanzkrise bedeutet. Eine Herabsetzung der Tribnt- zahlungcn hätte daher eine Erleichterung der nock immer gespannten politischen Lage bringen können. Anzeigen bis vorn». S Uhr am Ausgabetag erbeten.- Ausgabe nachmittags '/,3 Ahr in der Geschäfts stelle in Waldenburg Sa., Altenburgerstr. 38. Erfüllungsort Waldenburg. Filialen bei Kern» Otto Forster; in Callenberg bei Lerrn Friedr. Lermann Richter; in Langenchursdorf bei Lerrn Lermann Esche; in Wolkeuburg bei Lerrn Linus Friedemann ; in Penig bei Firma Wilhelm Dahler; in Ziegelheim bei Frl. Schmidt, Postagentur. Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik, Aussperrung, Maschinen» bruch, Storungen im Betrieb der Druckerei oder unserer Lieserer, der Bezieher keinen Anspruch aus Erhalt der Zeitung »de» Ruckzahluna deS Bezugspreises. Für Richtigkeit der durch Fern sprecher aufgegebenen Anzeigen Übernehmen wir keine Gewüh». dz?, '^ne gegenwärtige Wohnung zur Unterbringung eines an- ^^Wohnungssuchenden zur Verfügung. Fälle diese. der Zählung nicht weiterbearbeitet werden, die Ausfüllung r Aufnahmebogen ist also zwecklos. Waldenburg, am 22. Mai 1929. Der Stadtrat. UN- Waltenburzer Anzeiger Diese« Blatt euthält die amtliche« Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Stadtrat« -» Waldenburg. Ferner veröffentliche» zahlreiche andere staatliche, städtisch« m Gemeinde-Behörden ihre Bekanntmachungen im Schönburger Tageblatt. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachsen. de» Sächsisch«, „d do« Deutsche» Zeitungäoerleger.Derelnr (S. B.) — Verlag«»« Waldenburg Sachsen. Aeichsanleihe und Tribuistage. Eine Rede Dr. Wirchs. Auf der in Osnabrück abgehaltenen 8. Reichs tagung der deutschen Windthorstbunde hielt der frü here Reichskanzler Dr. Wirth eine Rede, in der er zu der Anleihe- und der Tributfrage Stellung nahm. Zur Anleihefrag« erklärte er: Eine Ausländsanleihe namhaften Betrages sei politisch zur Zeit nicht möglich. Man könne nicht reparationspolitisch vorwärtskommen, wenn man die internationale Finanzwelt gleichzeitig um eine An leihe für Deutschland angehe. Bo« der Politische« Theorie aus gesehen, insbesondere von dem Gedanken steuerlicher nnd sozialer Gerechtigkeit, sei di« Art dieser Anleihe nicht verständlich zu machen. Die privilegierte Anleihe sei ein Anreiz für die Besitzenden, für jene, die trotz der Not der Zeit noch Bargeld hätten. Der Reichsfinanzminister habe diesen Schritt aus staats politischen Erwägungen heraus getan. Ein Versagen bei dieser Frage hätte am 1. Juli zu den schwersten Folgerungen Beranlassung gegeben. Zur Tributfrage führte Tr. Wirth u. a. aus: Die Konferenz in Paris erscheine äußerlich als ein Sachverständigenausschuß, und gerade wir Deutschen hätten uns die beste Mühe gegeben, unseren Sachverständigen den Charakter der Unabhängigkeit beizulegen. In Wirklichkeit handele es sich in Paris nm einen hochpolitischen Vorgang. Ob wir es aber wollten oder nicht: Politisch« Erwägungen gäben doch dort den Ausschlag. Die Leistungsfähigkeit Deutschlands als Problem sei kaum vertieft worden. Es handele sich nm einen Vermittlungsvorschlag deS amerikanischen Sachverständigen Uoung, der zwischen den alliierten Gruppen und Deutschland stehe, um als Makler eine Brücke zu schlagen. Di« Entscheidung fet schwer nnd «nsere Delegation i« Paris stehe vor einer Aufgabe, die nur in politischem Kontakt mit Deutsch land und seine« verantwortliche« Führern gelöst wer den könne.