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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189107260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910726
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910726
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-07
- Tag 1891-07-26
-
Monat
1891-07
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.07.1891
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr Kedarlion und LrprLition IvhanneLgasse 8. LprrchÜundrn drr Urüaltion Vormittags 1l>—12 Uhr. Nachmittage 5 — v Uhr. gtrbte Hk!t<l^>>k em^ikntier M»uugt,»l« m»4i ftch dle Nedncnon a»cht verdiadlich. Annahme her für dir nächstfolgende Rümmer hestimmtr» Jnscratr an Wochentagen tzis S Uhr Nnchmittag», a« Sonn- und Festtagen früh bis' ck) Uhr. 3n dru Filialen für 2ns.-^imal>me: Ltt« Klemm» Lortim. tAlfred Hahn), Universitätssiraße I, L-nt» Lösche. Kathariurnstr. IS, park, und Königsplatz 7, nur bis ' ,3 Uhr. AbonnernentSpreiS vierteljährlich 1"» Mk. 207. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, tzandels- und GtMstsmkchr. Sonntag den 26. Juli 1891. in Alk-Leipzig, incl. Bringerivh» 5 E, durch Lik Pvsl bezogen «! Mk. Einzelne Nr». 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen ftn Taqebtatt-Format nesalzO ohnr PvstbesörLeruiig 00 Mk, unt Pvslbesürderuilg 70 Mk. Iillrralr 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichnis». Tabellarischer u.Ziffernsatz nach höherm Tarif. Neclamen unter dem Redactionsstrich die Sgespalt Zeile 50Ps„ vor den Famit ien Nachricht«« die «igespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stets an sie lhpvrditioa za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumeraitti» oder durch Pag« Nachnahme. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekaillltmachunz. Nach der Bestimmung in §. 44 unter x der Revidirten Städte- Ordnung sind diejenigen Bürger, welche länger als zwei Jahre ihre Staat-- und Gemeindeabgaben ganz oder theilweise im Rückstände gelassen haben, von der Ttininidrrcchtigiiiig bct Vk» Stadt- verordneten-Watzlrn ausgrschlossr». Unter Hinweis auf diese gesetzliche Bestimmung, sowie aus Anlab der in nächster Zeit vorzunehmcnden Ausstellung der Ttadt- verordNkteii-Walilltste für die diesjährige Ergänzungswahl des Stadtverordneten-Eollegii fordern wir alle Diejenigen, welche von der obenerwähnten Bestimmung betroffen werde», hierdurch aus, ihre rückständigen Staats- und Gemeindeadgaben rechtzeitig zu bezahlen. Leipzig, am 22. Juli 1801. Ter Rath der Stadt Leipzig. Ui 57. Iw. Tründlin. Glaub. Lekaililtmachullg. Ein von Adam Müller (oder Möller), Bürger zu Leipzig, 1524 gestiftetes Stipendium von 40 07 ^ jährlich ist an hieffge Slu- dirende und zwar zunächst an Verwandte des Stifters, in deren Ermangelung an Merseburger Stadtkinder und wenn deren leine die hiesige Universität besuchen, beliebig aus zwei Jahre von uub mit Johannis dss. IS. ab zu vergeben. Wir fordern diejenigen Herren Studirendcn, welche sich in einei^ der angegebenen Eigenschaften um dieses Stipendium bewerben wollen, hierdurch aus, ihre Gesuche mit den erforderliche» Bescheini gungen bi- zum 30. September djs. Js. schriftlich bei uns einzureichen. Später eingehende Bewerbungen kouuenBerücksichtigung uichtffndeu. Leipzig, den 9. Juli 1801. Ter Rath der Stadt Leipzig. Ör. Georgs Pücker. Lekaulltmachung. Wegen Umänderung der Wasserleitungsanlagen in der Ttern- wartenstratze wird dieselbe in ihrer Ausdehnung von der Rürnberger bis zur Tvalstratze »on Montag, den 27. d. M. ab auf die Dauer der Arbeiten sür den durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, »» LS. Juli 1891. Ter Rath der Stadt Leipzig , Iw. Tröndlin. Thin Auclions-Lekalliltmachullg. IX. 8907. hiniuS. an Mittwoch, den 29. d. M.. Vormittags von 9 Uhr sollen im Stadthanst, Eingang Mühlgasse Nr. 1, verschiedene Wirthschaflsgegenstände, Kleidungsstücke, Taschen, uhren, Ringe, 1 silberne« Beste«!, 2 Badewannen und ver- schiedene andere Gegenstände an den Meistbietenden gegen sosorttgr haare vezahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 23. Juli 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. 14. VV. 38S7 u. s. w. lw. Tröndli«. Hübjchmann. Erledigt Brkauutmachmig dom 1. diese- Monat-, den bat sich «,s«r« Buchbind« Friedrich Larl Thieme betreffend. Leipzig, de» Li, Juki 1891. Ter Ratd der Stadt Leipzig. «r -O L. IV». 2175/91. lrmen-Amt. Hentschel. Hr. Anmeldungen zum Anschluß an die Atadt-Fernspreche'mrichtung. Diejenigen Personen, welche noch in diesem Etatsjahre (bis! 31. März 1892) Anschluß an die Stodt-Fer»spreä>,inrichtung sür I Leipzig und Bororte zu erhalten wünschen, werden ersucht, ihre An meldungen recht bald, spätesten» aber bi» zu« 1. August an die! Kaiserliche Vber-Postdirectton in Leipzig einzusenden. Spätere! Anmeldungen wnnen erst nach »e« 1. April L8S2 berück sichtigt werden. Eine Erneuerung der hier bereit» vvrgemerVru Anmeldungen! bedarf «S nicht. Leipzig, LK. Juni 1891. Der lkatserliche Ober-Postdtreetor. Walter. Bekanntmachung. Die Lieferung der innerhalb der Zeit vom 10. August ». a. bis 30. Juni 1892 denöthigten startoffelu, ca. 8000 Icg, und Mohr rüden, ca. 1500 kg, soll unter de» zur Einsicht und Unterschrift hier anslicgenden Bedingungen in Submission vergeben werden. Verschlossene, mit der Aufschrift: .Kartoffeln pp." verseht Offerten sind bi» zum ErLsfnungstcrmine, den 29. Juli ». e. B mittag« 10 Uhr, portofrei Hierher etuzusenden. Leipzig, deu L3. Juli 1891. Königliche« Garnison-Larareth. ene or- Die ftanzöfische Flstte vor Kronstadt. Die Aufnahme, welche die französische Flotte vor Krön stabt gefunden hat, entspricht den Vorbereitungen »um Empfange, die Russen haben ihre Bundesgenossen begrüßt, LaS ist der Einn aller russischen und französischen Kund gebungen bei diesem Anlaß. Wenn auch der General-Admiral russischen Flotte, Großfürst AlexiS, die Ausführung der Marseillaise durch rin russisches Musik corps rarslcllt, zum Gcgengruß sür die Wiedergabe der russischen VolkSbyinne durch ein sranzösischeS Musilcorps'? Es ist, als ob die Errungcuschaslen der Eivilisalio». welche das lO. Jahrhundert gebracht hat, durch einen nalurwidrigeu Bund zerstört werden sollten, »in Rußland in seinem Streben nach der Weltherrschaft zu bestärken. Der „Temps" hat sich bcinübt, eine annebnibare Lösung des RälhselS zu finden, ist aber in diesem Bemühen nicht glücklich gewesen. Er nimmt einen inulhigen Anlauf, um zu erklären, daß Frankreich und Rußland kecne gebundene Marschroute, keinen geschriebenen Vertrag besitzen und daß Rußland immer nur russische Politik treiben werde. Ter Schluß teS Artikels enthält aber die überraschende Miltheilung, daß die europäische» Verhält nisse beiter Mächte zu einer stillschweigenden Verstän digung gedrängt haben, welche einen wirksamen Fäctor des Friedens bilde. DaS beißt ungefähr: Eigentlich ist ein Bündniß Frankreichs mit Rußland ein llnsin», aber die europäische Lage ist so geartet, daß Frankreich nichts übrig bleibt, als diesen Unsinn trotzdem zu begeben. Wenn Ruß land immer nur russische Politik treiben wirb, dann bedeutet doch das Bündniß, welches Frankreich mit Rußland cingclit, nicht eine gegenseitige Unlcrstiitznng unter annähernd gleichen Bedingungen, scntcrn die Mithilfe Frankreichs zur Erreichung russischer Zwecke. Und so ist eS in der That, wie der greise Barthclömh-Saint-Hilaire vor Kurzem überzeugend auSciw andcrgcsetzl hat. Zum Ueberstuß soll die stillschweigende Verständigung zwischen Frankreich und Rußland auch noch einen wirlsamcii Factor des Friedens bilde». Dazu ist wieder nothwendig, daß die Tendenz des Dreibundes als friedenS feindlich verdächtigt wird, während dieser Bund doch aus gesprochener Maßen den Zweck bat, den «tut»» >>uo in Europa aufrecht zu erhalten, welchen Frankreich und Rußland verändern wollen. Die französischen und russischen Blätter hüten sich Wohl, n sagen, was Rußland und Frankreich denn eigentlich beab< ichligcn. Wollen sie Zusammenhalten, um einen Angriff LcS Dreibundes abzuwcbren, oder wollen sie im geeigneten Augen blick den Frieden brechen, um bestimmte Ervbcrungsptäne auszuführen'? Das Schweigen von beiden Seite» läßt auf die letztere Absicht schließen, welche überdies durch Alles, was seit dem Berliner Frieden vom 13. Juli 1878 geschehen ist, außer allen Zweifel gestellt wird. Vorläufig ist dxr Dreibund auf weitere sechs Jahre verl längert, die Aussicht aus Sprengung dieses Bundes ist also für diese Zeit verschlossen, und deshalb kan» auch dem Besuch der französischen Flotte in Rußland keine große politische Bedeutung zuerkannt werden. In dem Besuche giebt sich ledig lich da« Bedürfnis; kund, die Erneuerung des Dreibundes durch eine Gcgcnkundgebung der außerhalb dcö Bundes stehende» Mächte auszugleichen. England ist seinem Wesen nach neutral, hat aber trotzdem seine Hinneigung zum Dreibund gezeigt und amtlich ausgesprochen, daß ihm die Aufrcchthallung des «tatrm guo im Miltelmeer am Herzen liegt. Der Vertreter dcS Auswärtigen Amtes hat ferner erklärt, daß die Sym pathien Englands auf Seiten Derer seien, welche den Frieden wahren, im Gegensatz zu Denen, welche ihn stören wollen. DaS stillschweigende Einverständnis zwischen Rußland und Frankreich ist demgemäß der Ausfluß der Vereinsamung beider Mächte, sie schließen sich aneinander an, nicht weil sie zu sammen paffen, sondern weil ihnen kein anderer Anschluß zu Gebote steht, wenn sie den bestehenden Zustand in Europa verändern wollen. ES läßt sich nicht leugnen, daß die russisch-französischen Absichten auch innerhalb des Dreibundes ihre Vertreter baden. Die Czecken sind so drcibundfeindlich wie möglich, sie sind ebenso entschiedene Gegner Deutschlands, wie sie Freunde der Franzosen und Russen und außerdem Förderer der pan lawistischen Idee sind. Daß sie damit in Gegensatz zur österreichischen Politik treten, hält sie von ihrem lhörichten Treiben nicht ab. Die österreichische Regierung erntet damit die Früchte der Aussaat der Jahre 1871 und 1879. Die Grasen Hohenwart und Thun, die Fürsten Lohkowitz und Schwarzenberg stimmen in dem Streben mit Nicgcr und seine» Altczcchcn wie mit den Jungczcchcn überein, die Ezechen in Böhmen zur Herrschaft zu führen. Wer diese Forderung erhebt, bcgiebt sich zugleich in das Lager der Feinde Deutsch landS, und deshalb bat die Unterscheidung zwischen Alt- und Jungczcchcn für die Endziele der Ezechen keine Bedeutung ir begegnen auch in Italien einer Partei, welche den Dreibund verwirft und den Anschluß an Frankreich als das eil der Zukunft preist, aber diese Partei hat in den letzten itzungen der italienischen Kammer einen so entschiedenen Mißerfolg gehabt, daß dem französisch-russischen Einver nehmen von dieser Seite auS kaum eine Unterstützung er wachsen wird. Der Dreibund hat endlich Gegner in England. Die Partei, welche von Labouchcrc neulich auf die Schädlichkeit der Sonder bllndniffr im Gegensatz zum europäischen Einvernehmen auf merksam gemacht worden ist, wartet nur auf den Sturz der gegenwärtigen Regierung, um sich offen für Frankreich zu erkläre». Diese Partei ist heute stark in der Minderheit und eS ist sür sic wenig Hoffnung vorhanden, daß sie sich in die Mehrheit verwandeln wird, aber auch selbst in diesem Falle werden im englischen Parlament immer die englischen Interessen maßgebend sein, und Liese weisen auf die Erhaltung des 8lLlu8 <,n» im Mittelincere hin. Die Ehancen für den Zweibund sind also keineswegs günstig, ihm bleibt nur die RalhgcberS dcS Kaisers zu sehen. Aber der Herzog bat cin- geseheii, daß eine dauernde Verständigung zwischen kein Kaiser und Lein Fürsten Bismarck doch nicht zu erzielen sei» würde, und Kat daher einen ihm nabe gelegten Versuch, zu Gunsten des Verbleibens des Fürsten Bismarck >»> Amt zu inlerveilirc», nnterlaffcn. Es ist das die durchaus eorrecle Haftung, welche der Souverain eines VniidcsslaaleS dem Kaiser »»d dessen ersten Rathgcber gegenüber einnchnien mns;. Daran« eine »Verstimmung" zwischen dein Kaiser und dem Herzog berzulciteii, ist vollkommen unangcbrachl. Ebenso binfällig ist der Beweisgrund, daß der Kaiser während der Manöver in Thüringen nicht bei dem Herzog wohnen werde. Wie man a»S dem Fernbleiben des Kaisers von der Residenz teS Herzogs von Eobnrg den Schluß zieht, daß eine Verstimmung zwischen de» beiden Souverainen bcrrschc, ebenso gut könnte man denselben Schluß anö dem Iluistande ziehen, daß der Kaiser nicht den Großbcrzog von Weimar, der docl> ibm ebenso nabe verwandt wie der Herzog von Eobnrg ist, be suche. Daß der Kaiser während der Manöver nicht alle die Residenzen besuchen kann, welche im Terrain des inanövrircnden ArmcecorpS liegen, ist wobt verständlich. Man bat sich deshalb entschlossen, während des Manövers überhaupt leine fürstliche Person zu besuche». * Eine Novelle znm Militairpcnsionsgcsctz, wodurch mehrere Millionen crsvrderlich werde», wird »all» einer Berliner Meldung der Münchener „Allgemeinen Zeitung" dem Reichstage i» der nächsten Session zugehc». Im klebrigen sollen außer dem durch die natürliche Entwickelung bedingicn Wachsen beS Marine und dcö Miftlair-EtalS keinerlei Mehr ausgaben in diesen Etats in Aussicht genommen sein. * In Berliner diplomatischen Kreisen will nia» wissen, daß der langjährige Tonen des diplomatischen EorpS und Vertreter Italiens am Berliner Hofe, Gras de Launan, der nach dem Tode seiner Gemahlin kürzlich eine Urlaubs reife anaetrctcn hat, nur noch znrückkehrc» würde, um dem Kaiser sein AbberusungSschreibc» zu überreichen. Gras de Launav, der hier seit dem Jahre >807 »imiilcrbrochen be glaubigt ist, hat sich »in die deutsch italienischen Beziehungen die allergrößten Verdienste erworben, was wiederholt sowohl von italienischer als auch von deutscher Seite in Form außergewöhnlicher Auszeichnungen anerkannt worden ist. Es wird der italienischen Regierung gewiß nicht leicht salten, ihm einen ebeiibürtigcn Nachfolger zu geben. Nach seinem Fort gange würde Graf Szcchcnyi, der- Botschafter Ocstcr- rcich-UngarnS, Doyen beS Berliner diplomatischen EorpS werden. * Wenn vor Kurzem der Hoffnung Ausdruck gegeben werden konnte, daß die schlimmste Zeit außergewöhnlich hoher Gctreidepreise bald überwunden sein werde, so Kat die anhaftende Ungunst der Witterung bei uns wie in den Nachbarländern dieser Annahme leider den Boden entzogen. Wir dürfen uns nicht verhehle», daß nicht nur die Eriiteanüsichtcn erheblich schlechter geworden sind, sondern daß auch eine beträchtliche Verspätung der Ernte sicher ist. In einzelnen Gegenden ist tbcils durch Hochwasser, theilö durch Hagelschlag den Feldsrüchten schwerer Schaden zugesügt. Aber auch wo dies nicht der Fall, Kal die Winterung schon ebenso gelitten wie die Hackfrüchte Manches kann wohl noch gebessert werden, wenn endlich die Regenpcriode ihren Abschluß erreicht haben sollte. Wenn in dieser Hinsicht noch für Hoffnungen wie Befürchtungen Raum ist, so ist cs andererseits ganz sicher, daß die Roggen ernte sich erheblich verspätet und somit den Zeitraum bis zur Versorgung dcö Marktes mit neuer Frucht bei der Knappheit der Vorräthe empfindlicher Weise verlängert. Naturgemäß haben denn auch die Preise wieder angezogen; verschärft wird die steigende Preisbewegung durch die auch jetzt wieder tbätigc Hauffespeculation, welche mit Erfolg iiamcnllich daraus bc dacht ist» von dem Berliner Markte die ausländischen Zu fuhren fernzuhalten. ES ist erklärlich, daß unter solchen Umständen die schon fast erloschene Agitation zur Aushebung der Gctrcidezvllc wieder anflebt. Bezeichnend ist, daß, wie anfänglich planmäßig mit falschen Nachrichten über die Ab sichten der Regierung gearbeitet wurde, auch jetzt wieder zu nächst, und zwar an der Börse, daö Gerücht austauchtc, daß nunmehr dennoch eine Herabsetzung der Zolle in Aussicht stebe. Natürlich entbehrte das Gerücht jeglicher lhalsäch lichen Unterlage. Denn wenn vor acht Wochen die Frage diöcutabcl erschien, ob mittelst einer theilweiscn Suspension dcS GetreidezollcS für die Zeit bis zur Versorgung des Marktes mit neuer Arodfrucht ein heilsamer Druck auf die Gctreidepreise geübt werden könnte, so wäre jetzt von einer Suspension des Zolles bis etwa zum I. September eine be nierlenSwerthe Wirkung auf die Ärvdprcise sicher nicht mehr zu erwarten. Eine Suspension des Zolles über diesen Zeit punct hinaus aber verbietet sich, auch abgesehen von den von der Regierung bekanntlich sehr stark in deu Vordergrund ge stellten Rücksichten auf die schwebenden Handelsvertrags Verhandlungen, schon auS dem Grunde, weil angesichts der jetzigen ErnteanSsichten die Beseitigung des Schutzzolles vernichtenden Schlage gegen die deutsche Lanbwirth- der russischen Flotte, Großfürst AlexiS, dem französischen , , ,, ... Admiral Gervais nicht persönlich entgcgenfuhr, fo schickte er I Berufung auf seine militairischen Machtmittel zu Lande und >bm doch scmrn Stellvertreter in der Person des Eapitain > zur See als die Hoffnung der Zukunft. Der Besuch der Skridlow, und beit» Festmahl, welches der französische Bol schafter seinen Landsleuten gab, war nicht nur Großfürst AlexiS gegenwärtig, sondern auch die Minister der Marine, des Innern, der Finanzen, LcS Verkehr-, dcr Adjunct deö Ministers de« Auswärtigen, mehrere Admirale und russische Marinc- Osficicre. Es fehlte also nicht-, waS den osficiellcn Ebarakter der Begrüßung hätte abschwächrn können. Der Trinkspruch dcö Botschafter» Laboulay« galt dem Kaiser Alexander, und Großfürst AleriS brachte ein Hoch auf den Präsidenten Carnot auS. Eine besondere Weihe erhielt der Besuch der französischen Flotte durch die Herausgabe zweier heiliger Fahnen, welche im Srimkriege au» einer griechischen Kirche in Eupatoria er beutet worden waren. Es wurde damit gleichsam der letzte Rest der Einnerung an eine längst vergangene Zeit getilgt, in welcher Rußland und Frankreich einander feindlich gegrnüber- standen. Diese Aufmerksamkeit war zugleich eine Erwiderung sür die Lerlcibungdc» St. Audrea»-Orde»S an de» Präsidenten der französischen Republik. «u» «an sich ein«, größeren Gegensatz denke», al» ihn einem vernichtenden Scbtage gegen die schaff gleichkäme. Die Frage der CuSvcnsion der Getreide vcrwandiln'wird,'aber auch selbst in diesem > ZLlle isi dab-r zur Zeit nicht diScutabel, und eS handelt sich - ' bei >encn Borsengeruchten lediglich um ein reincS Phantafle- manövcr im Jntcrefse der Börscuspeculanlen und der Freihandel-Politik. * Die bevorstehende Stichwahl im RcichStazswahlkreise Cassel-Melsungen scheint gleich anfangs mit dem Siege des socialdemokratischcii Eandidalen zu endige». Am Freitag procla- mirte nämlich das antisemitische Organ in Cassel, das „NeichS- geldmonvpol", stricte Wahlenthaltung, indem eS sich in tot- gender Weise auStäßt: „Einem Vertreter der vaterland-losen, mit jüdischer Unterstützung auf deu Ruin unseres Bürger und Bauernstandes hinarbcitcnden Socialdcmokratic kan» unsere Partei niemals zum Siege verhelfen. . . . Aber auch der judenfreundliche liberale Eandidat kann nicht auf anti semitische Stimmen hoffen, da er diese Hilfe von vornherein verscherzt hat durch die vor der Wahl abA-gebene» Er klärungen. Ein Mann, der die nachgerade in das Gebiet der Lächerlichkeit zu verweisenden Pbrasen von der „ReligionS- betze" der Antisemiten in die Wählerschaft schleudert, der sich al« Hort de» angeblich verfolgten, in Wahrheit aber unS Deutsche schmählich mißhandelnden JudenthumS ausspielt und der kein Gefühl hat für die Notb de« Bauern standeS, — rin solcher kann nie und nimmer aus den Schultern unserer Partei in den Reichstag einziehen." Nach einem Hinweise darauf, daß der liberale Eandidat vom »Berliner Tageblatt", da» die Antisemiten in der scha» , . .... - - . . . Besuch französischen Flotte in Kronstadt verändert die politische Lage in Europa nicht, sie bestätigt nur die Thatsachc des russisch- französischen Einverständnisse», an welchem seit langer Zeit ein Zweifel überhaupt nicht möglich war. Wir wissen au» den Verhandlungen de« deutschen Reichstage» bei Gelegenheit der Vermebrung der deutschen Artillerie, daß die russischen und französischen Streitkräfte an Zahl denen de« Dreibund«» überlegen sind, e» scheint aber, daß diese Ueberlrgeuheit de« !Zweibuud für einen FricdraSbruch nicht au-reicht. * Leipzig, 26. Juli. * Die Nachricht, daß eine tiefgehende Verstimmung zwischen dem Kaiser und dem Herzog Ernst .vou I Eobnrg Kerrsche, wird auS unterrichteten Kreisen al» durchaus falsch bezeichnet. Nichtig ist an der ganzen Nach richt nur da« Eine, daß Herzog Ernst von Coburg, wir mit ibm noch sehr viele Deutsche, lebhaft gewünscht hat, den s Fürsten Bi-marck «och langer auf de« Post» dr« erst» losesten Sprache vcrnnglimpse, empfohlen worden sei, schließt der Aniicl: „Wir überlasse» die Verantwortung für den schtießlichcii Wahtaussatl einzig jenen Leute», die nicht er- eniic» wollen, daß die bessischc Bevölkerung es müde ist, sich als x'iitelilncchte »ftßbranchcn zu lassen!" Berücksichtigt ma», daß der- antisemitische Eandidat bei der Hanplwabt mehr als looo T timmeii erhielt, daß die Particularisien sich principielt der Abstimmung enibaften werden, sowie daß auch viele Eonscrvaiivc den in wirlhschafflichcn Fragen ganz ans deutsch- lreifliiiiigcm Standpuncle verharrenden liberalen Eandidaten ibre Iftilerstützung versage», so hat die Socialdcmokratie die größten Chance», und dies um so mehr, als die versucht« „Heranziehung der säumigen gemäßigt liberalen Wähler" lfabrniigsgciiiäs; wenig Erfolg verspricht. * I» der „Wests. VollSztg." des Herrn FnSangel wird über die lliitersuchuiigSsachc wegen der Stcinpclfälschungen ans dem Bochumer Werk Folgendes iiiitgctbcill: Dieser Tage ist verschiedenen Zeitungen die Mittdeilung zuge« gangen, daß in der Steinpelassaire schwebende Ermitteluiigs- versanren habe bisher weder gegen Herrn Baare seihst, »och gegen Len „Bochumer Verein" »cnnenswerthes Belastungsmaterial ergeben. Diese Bchauvluiig ist nnrichlig; denn wenn auch dieses ErinitteiungSe verjähren noch lange nichl beendet ist und, bei der Fülle des zu überwältigende» Materials, auch noch so bald nicht abgeschivssen werden kann, sv Hai dvch die Bernelmiuug der zahlreichen Belastungs zeugen hinreichende AiilmUspuneie dafür ergehen, daß die von uns geriiglen Unregelmäßigkeiten thatsächiich in grvßein Um fange ans dein „Bochumer Bcrein" seit Jahren betriebe» worden sind und Herr Baare davon gewußt bat. Tie Anzahl der ver nommenen Zeugen mag Hundert bereits übersteigen und doch lonnlen erst die in Bochum selbst oder dessen näherer Umgebung Wohnenden vor den IlnlersuchiingSrichier geladen werden. Ein großer Thcil der Zeuge» ist über ganz Deutschland verstreut und kan» erst später veranlaßt werden, seine Aussagen zu Protokoll zu gebe». Lo ist die Lage der Tinge. Die Uulersuchung wird unt aller Macht gefördert und wenn dieselbe bisher nicht zusit Abschlüsse gelangte, jo liegt dies nur an dem überaus reichhaltigen Belastungs material. weiches dem Herrn Untersuchungsrichter gegen Baare und iÄtiiossc» zur Verfügung gestellt werden koniite. Es ist bei dieser Miltheilung zu berücksichtigen, daß sie von Herrn FnSangel auögcbt und daß dieser Herr nicht gerade bewiesen hat, daß er Uebertreibungeu nicht liebe. * Der Dircctor beS „Elsässer Journals", Fisckback, ein Alistraßburgcr, war kürzlich im „GauloiS" wegen seiner politischen Haftung aufs Wülheiidstc angegriffen und vcr- nucflinipft worden. Dies bat ihn nun veranlaßt, in seiner Zeitung einige AufkläruiiHcn über die Personalien Derer zu geben, welche in der französischen Presse sich mit der Abfassung von ProscriplionSartikeln gegen alle Tentschland gegenüber ver söhnlich gestimmte» Elsässer und mit dem Schreiben von Hetz- artileln über Elsaß Lothringen überhaupt befassen. Es sind meist aitSgcwandcrle Elsässer anrüchigster Vergangenheit. So stammt der Mitarbeiter des „Gaulvis". welcher sich mit dem altnor- manisch klingciidcn Pseudonym „BoiöGlavy" schmückt, auSRoS- beim und heißt eigentlich Bloch Lcvy. Ein anderer,derBloch beißt und aus Bischhciin stammt, suchte sich durch Schimpfereien im „National" dafür zu rächen, daß er in der Rcdaetion LcS „Elsässer Journals" nicht anloininen, auch kein Geld dort borgen konnte. Er war eine der Baffcruiann'schcn Gestalten StraßbnrgS zu Anfang der sicbcnziger Jahre und Jedem, welcher dort mit der Presse, gleichviel welckier Richtung, zn ihn» halte, von derselben Seile wie dem „Elsässer Journal" bekannt. Der Hauptredacteur des „Alsacien Lorrain" ist vor ein paar Jahren über den Occan verduftet wegen finanzieller Unsaubcrkcitcn; das „Elsässer Journal" will seinen Namen auS Rücksicht aus die in Elsaß geachtete Familie nickt nennen. Ein gewisser Maurer endlich, ehemaliger Redacleur dcS „Expreg" von Mülhausen, wegen Diebstahl« zu sechs Monaten Gefängnis; verurthciit und auS Mul bansen mit Hintcrlasinng vieler Schulden auSgeriffcn, fabricirt jetzt sür die „Petit Presse" die Eorrcspondenzcn ans Mül hausen, Colmar und Straßburg. DaS „Elsässer Journal" verspricht noch mehr Einzelheiten znn> Besten zu geben, so bald c» die Zeit sür gekommen erachtet. * In Bayern stebcn eine Reihe von Nachwahlen zur Abgeordnetenkammer bevor, von denen jedoch nur diejenige i» Traunstein allgemeineres Interesse verdient, weil bei der selben die Gegensätze innerhalb des Ecntrumö zum Ausdruck kommen. Dort hat man vr. Klcilncr ausgestellt, wogegen die Patriolenpressc lebhaft prolcstirlc, weil ihr der Eandidat zu opportunistisch war, und die EcntruiiiSfUhrer versuchte», allerdings vergeblich, diese Candibatnr zu beseitigen. Man wirft Iw. Kleitner nichts Geringeres vor, als über die bäuerischen Bischöfe im Allgemeinen und einen derselben im Besonderen abfällige Bemerkungen gemacht zu haben, welche Behauptung bisher unwidersprochen blieb. Angenommen wird, Iw. Dallcr werde sich auf einer demnächst in Tüntenhausen staltfindcnden Bauernversammlung hierüber äußern, welche Versammlung bisher alle Jahr als eine Gelegenheit zu prinzipiellen Erörterungen benutzt wurde. * Der conservative Neichölagöabgeordnelc Lutz anö Bayern, der auch bayerischer Landtagsabgeordnelcr ist, hat am I». d.M. im mitlelsränk,scheu Bauernverein zu Fcuchlwangen eine Rede gehalten, in welcher er seine Stellung zu dem Plan, ein neue« Mnscunl in München zu bauen, in dem Satze kundgab: „Wären Sie damit einverstanden, daß man zehn Millionen zur Ausbewahrung von altem Gerümpel bewilligt?" * Die Münchener „Allgemeine Zeitung" bespricht in ihrer Mittwoch-Abendausgabe eine Berliner Eorrespondeiiz de« „Pestcr Lloyd", welche Bismarck'« Politik einerseits Oester reich Ungar», andererseits Rußland gegenüber behandelt und darzulegcn sucht, daß Fürst Bismarck niemals sich mit dem Gedanken euieS AbsckweukenS von der Dreibund- Politik getragen habe. E» heißt dann in der erwähnten Eorrespontcnz weiter: „Nur 3', Monate vor dem Tod« Kaiser Wilhelm'- I. war eS dem Fürsten Bismarck gelungen, den Zaren bet dem Besuch in Berlin von unbegründeiem schweren Verdachte zu befreien. Zur Wiederkehr offen uud dauernd freundlicher Gesinnungen bedurfte «S längerer Zeit, zumal bald in Deutschland «iu junger thatkrästiger Herricher, über dessen Charakter das Ausland iu» Ungewissen war, die Zügel der Regierung ergriffen hatte. Kaiser Wilhelm U. ließ sich aiigelegcn sein, den Beziehungen zum russischen Hose mehr Wörme zu verleihen und sie mit eiuein größeren Maße gegenseitige« persönlichen Vertrauens zn erfüllen. Dazu war aber — wozu Kaiser und Kanzler stets völlig übereinsttmmten — keine Senderung der deiilschen Politik nöthig. Der Gegenbesuch de» Zaren in Berlin 1881» schloß mit der Aussicht, daß Kaiser Wilhelm U. tm Sommer 18l»0 wieder Gast in Petersburg sein und den russischen Manövern beiwohnen werde. Fürst BiSmarck war von dieser Aussicht nutzt s» und er soll sog« — «tz mit »f tz«, erfreut, wie e» der Kaffer wünscht», und Recht »d« Uincht — d» tz«
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