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Dresdner Journal : 24.11.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189711241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18971124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18971124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-11
- Tag 1897-11-24
-
Monat
1897-11
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 24.11.1897
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pirim- >35,SO s 70er , 50er imfter- l Leier»- Emil timann Zcrms Leip- tn her F. Hrn 1 vr. n l)r. :emier- t Frl. S:ad:- rf iu Hendel me>l it Frl. Eugen isabelh Alfred Lianen ollberg emniy; t Frl 1 Ben- aroline Zrivara xander ingsrat rm der Hrn. Lochler b geb. a. D. I) m anden- jimmer Benha i. B.; ler in Ludwig Hrn. Tochter ämme! ööttger lNN in Wdwrg Thomä ter Fr. Kandis (82 I.) Zenne- Henkel, Frau el geb e Süß Lani en i V v«t»«Pret»: Für Dresden vierteljährlich: 4 Mark L0 Pf., bei den kaiser- kch dentfchen Bostanstallen vierteljährlich » Mark; außer halb de» Deutfchen Reiches Post- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Soun- und Feiertage abend». Fern'pr -Anschluß: Nr. 1L-L Dresdner Journal. ««kii«dt,«»«»,e»»tzre«: F»r den Naum einer gespal tenen Zeile kleiner Schn ft »0 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile »0 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag Herausgeber: Königlich« Expedition de» Dresdner Journals Dresden, Znnngerstr 20 F ernspr.-Anschluß: Nr. 1897 ^§273. Mittwoch, den 24. November abends. Ämtlicher Teil. Eruenuungra, versetzaugeu re. im öffentlichen Dienste. Im dieschäftsbereiche »es AiinifteriumS SerKlnanzen. Tcr zeitherige Straßen- und Waiser-Bauinspeltor und präd. Baurarh Lempe in Plauen hat nach erfolgtem Eintritt unter die 6 dienstältesten Straßen- und Wasser Bauinspekwren den Funliicnstitel „Baurath ' zu führen Im »eschiftSbereiche des kNinifterru«» »rS Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: hie Neben- 'chulstelle in Thiendorf. Kollator: das Lönigl. Ministerium des Kultus und öffsntlichen Unterrichtes Einkommen außer freier Wohnung und Gartengcnuß: lvvo M Gehalt vom Schul dienste. 7 M vom Kirchendicnstc. 72 M. für Fortbildungsschul- unteritcht und eventuell an die Frau des LehrerS 72 M für Erteilung des Unterrichtes in den weiblichen Handarbeiten. Gesuche nebst allen erforderlichen Beilagen sind bis zum S. Dezember bei dem König!. Bezirksschulinspeftor Ik Gelbe in Großenhain eivzureichen llichtamtlichcr Seil. (Hegen den Absolutismus. In der „Norddeutschen Allg. Zig." sind heute die folgenden beachtlichen Ausführungen zu lesen: Ter harmlosere Teil unserer demokratischen Presse giebt stch in reiner Verlegenheit um ein zugkräftiges Programm den Anschein, als glaube er nicht, daß unser Ruf .Zur Samm lung" erneu starken und nachhaltigen Widerhall im deutschen Volke finden könne. Man hält in diesen Kreisen wie hypnoti siert den Blick nur ans „Osielbieii" gerichtet und verharrt bei der zum Ue'ccrdruß ost verkündigten Lehre, alles Wey und Ach des öffentlichen Lebens sei aus einem Punkte zu kurieren, das ganze Staatswodl aus eine „vollkommene Niederlage der kon servativen Partei" zu gründen. Man trägt die Hoffnung zur Schau, „keinerlei amtliche Wahlparole" könne die Niedeilage dieser Partei verhindern; man schildert liebevoll alle möglichen Symptome ihrer angeblich unaushaltsam und rasch sich voll ziehenden „Selbstzersetzung". Statt ihr aber ein ruhiges Ende zu gönnen, wiederholt man immer und immer den Kampfruf gegen das „ostclbische Junkertum". Wir können nun füglich dahingestellt fern lassen, ob nicht vielleicht auch in diesem Falle der bekannte spanische Spruch zu Ehren kommen wird: ..Die Leute, die ihr umbringt, be finden sich sehr gur." Aber neben jenen verhältnismäßig un schuldigen Politikern die es eben nicht über» Herz bringen können, ein einmal eingelerntes Schlagwort, das ihnen noch niwl alle Zugkraft cingebüßt zu haben scheint, fahren zu lassen, machen sich etwas gefährlicher« Radikale bieit, die, um ihre nick: eingestandenen und vorläufig nicht einzugestehenden letzten Ziele zu verfolgen, eine Gegnerschaft fingieren und un- bciml.che Schreckgespenster beschwören, grgen die alles Volk unter die Waffen gerusen werden soll. Mau möchte immer wieder besonders mit der Erinnerung an das Vercinsgciey bange machen und interpretiert in das elbe die seltsamsten Tinge hinein, um den nötigen Schrecken zu verbreiten. Ob und in welcher Weile ans dieses Gesetz wieder zurückzukommen sein wird, braucht uns hier nicht zu be schäftigen, aber es wird doch zu stark aus die Leichtgläubigkeit der Menge gebaut, wenn man die Luft des Absolutismus in einer Vorlage zu wittern vorgiebt, die nichts anderes als die nämlichen Garantftn zu schaffen bezweckte, mit denen sich die Regierungen der „libcralen" Staaten des Reichs zu umgeben wußten In dusteren Worten wird des ferneren gewcrssagt, cs werde zu einem Angriff aus das Budgelrcchl tes Reichstags gerüstet. Es wird dem Verdachte, es sei planmäßig auf einen Konflikt abgesehen, mehr oder weniger verblümter Ausdruck ge liehen. LS ist die Rede von , absolutistischen Hintergedanken der Rcgieiuira und der neuen Herrcn insbesontcre, welche gegenwärtig in der Reichsregicrung maßgebend geworden"; und damit kein Zweifel bleibe, welches das letzte Ziel solcher Verdächtigungen und Verhetzungen ist, scheut sich kie „Frei sinnige Zeuung" nicht, aaszusprechcn, „der Absolutismus ver suche ia auch jonst, sich gegenüber dem Reichstage und dem Volke zur Geltung zu bringen " Aus derartigem und ähnlichem Materiale hofft das radikale Blatt schöpfen zu können, was ihm das dringendste Bedürfnis ist. nämlich, eine einfache, zugkräftige und für alle Welt verständliche Wahlparole: „Kamps gegen den Absolutismus " Lunss und Wissenschaft. Konzert. Gestern, rm zweiten philharmonischen populären Künstlerkonzerte, dem Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Karl Anton von Hohenzollern bei wohnte, hatte unser Publikum erstmals zwei Künftler- erscheinungen vor sich, denen der beste Rus vorangezangen war Miß Marie Brema (London) verdankt den letzteren, soweit er in Deutschland laut ist, ihrer erfolg- reichen Mitwirkung an den diesjährigen Bayreuther Fest spielen; Hr Edouard Risler (Paris) genießt seit langem in den musikalischenKreisen der französischen Hauptstadt das Ansehen eines vortrefflichen Beethooen-Spielers Wie die Dinge liegen, war man geneigt, das Bayreuther Zeugnis für nicht ganz zuverlässig zu nehmen, die gestern darge- borenen Leistungen widersprachen aber dieser Vormeinung Frau Brema gehört nicht in die Reihe der Künstler und Künstlerinnen, deren Ruf man in Bayreuth eilfertig und einseitig festgestellt hat Sie ist vielmehr eine Sängerin, die dieser Beglaubigung gar nicht erst bedurfte und die bei uns auch ohne Empfehlung von dort her der besten Aufnahme sicher gewesen wäre Denn ihr stimmlicher Besitz, ihre gesangliche Bildung und ihr künstlerisches Aus drucksvermögen gewährleisten ihr überall den Erfolg Ihre Mezzosopranstimme hat nicht den Glanz, den man bei den Bayreuther Walküren erwartet, und ist in der unteren Lage sogar verschleiert, aber der nach oben hin an Kraft und Rundung gewinnende Ton klingt sehr an genehm und erweist sich verschiedener Färbungen »nächtig Die Sängerin behandelt dieses Material mit Sicherheit und Geschmack, besonders in der Kantilene, und zeigt in der Gestaltung mannigfacher Aufgaben künstlerische Intelligenz unv Empfindung Die ziemlich phrasenhafte Arie aus Gounods Oper „Die Königin von Ist es wirklich im Ernste notwendig, einem sclchen Treiben entgegenzulreten, Las, fieilich aus die Erfahrung bauend, daß von den abgeschmacktesten Verleumdungen etwas hängen zu bleiben pflegt, mit offenkundig halt- und grundlosen VerkSchttgungen sich an Regierung, einzelne Minister und Lie höchsten Persönlichkeiten heranivagt, und die öffentliche Meinung erschiccken und irre zu führen sucht. Wo und wann ist denn, fo muß sich auch der Einfältigste fragen, auch nur das geringste Anzeichen oder eine irgend wie beglaubigte Kundgebung dafür zu Tage ge treten, daß die Regierung darauf verzichten wolle, ihre Vorlagen auf verfassungsmäßigem Wege im Reichstage durchzusetzen, baß sie auch nur von ferne daran gedacht habe, über die Rechte des Volkes und der Volksvertreter hinwegzugehen, daß irgend ein Minister, irgend eine im Staate maß gebende Persönlichkeit den Absolutismus an die Stelle unseres BersassungSlebenS setzen möchte: Damit aber ein für allemal jede Spur solcher radikalen Ver dächtigungen getilgt und damit jedem ehrlich Denkenden auch der leiseste Zweifel benommen werde, sei mit allem Nachdruck betont, daß alle der Regierung unterschobenen absolutistischen Hintergedanken lediglich Truggebilde des Radikalismus und alle maßgebenden Faktoren im preußischen Staate und im Reiche nach wie vor einig darin sind, die Rechte der Volksvertretung und die Verfassung hochzuhalten. Graf Goluchowski hat seinen jüngsten Ausführungen im auswärtigen Ausschüsse der ungarischen Delegation gestern in der Sitzung des Budgetausschuffes der Neichsratsvelegation, der sich mit der Beratung des Etats des Ministeriums des Auswärtigen befaßte, noch einige bemerkenswerte Erläuterungen hinzugefügt, in denen er nochmals in warmen Worten der hervorragenden Bedeutung des Dreibunds gedenkt und darlegt, daß die Unterhaltung freundschaftlicher Beziehungen zu anderen Mächten seinen Wert nur erhöhen könne Ueber den Verlauf der Sitzung wird berichtet: Ter erste Redner vr. Ltransly zollte dem Expose des Grasen Goluchowcki große Anerkennung und hob hervor, seine Parrei sei von dem freundschaftlichen Verdä.imsse zu Rußland sehr befriedigt; dasselbe habe bei den Wirren im Orient die erste Kraftprobe bestanden. Er und seine Partei würden für den Etat des Ministeriums des Auswärtigen stimmen. Ter Telegrerle Groß hall Beschlüße der Tclegat on über de Auf hebung Ler gemeinsamen Lasten vor der versaffungemäßigen Festsetzung der Ovoten für unzulässig. Redner wende: sich so dann zu Len Vorgängen.in Kreta und giebt seinem Be dauern Ausdruck, daß die Metzeleien auf der Ins l unter Le» Augen der österreichisch - ungarischen Truppen fon- daucrn konnten. Redner fragt, wozu denn die öfter:eichisch- ungarischen Kriegsschiffe und Truppen dort verblieben, wenn sie den Greuellhaien nicht wehrten. Zur Besprechung Le- Trerdundes übergehend, betont der Redner, daß derselbe für die Deutschen und Jialiener Österreichs eine Herzenssache sei und daß er durch dre neuerliche Annäherung Österreich Ungarns an Rußland nichts an seiner Wirksamkeit verliere. Indessen sei eine Rückwirkung der inneren Politik Österreichs aus den Drei bund zu besorgen. In dreier Hinsicht richtet Redner an die Regierung die Ansrage, ob seilens der Regierung eine J»ter- v ntion in Berlin erfolgl sei, um das Sprechen osterreichlicher Abgeordrc:er im Alldemschen Verbände zu verhindern. Tes wetteren äußert cr sich über den zwar sehr wünschenswerten, aber wegen der Interessengegensätze ter europäischen Staaten schwer zu verwirklichenden kontinentalen Zusammenschluß zur Abwehr der überseeischen Konkurrenz Ter Delegierte Schricker bemängelt, daß sich das diplomatische Eorps aus dem Adel rc- krutieie; die Konsularoertretungen seien jüdisch angehaucht Er bestreite, daß sich da- europäische Konzert bewährt habe. Ter Delegierte Kaiser protestiert gegen die Austeilung der gemeinsamen Beitragsleistung nach dem bisherigen Scklüffcl; cr legi das größte Gewicht aus den Treibund und das innige Verhältnis zu d.m Deutschen Reiche und sicht in der Annäher ung an Rußland eine ersprießliche Sicherunz des Friedens. Kaffer richtete sodann eine Ansrage an die Regierung weaen der Zurückziehung der österreichischen Truppen von Kreta Tie Sicherbeit der auswärtigen Politik erachtet der Redner als durch die innere Politik Österreichs gefährdet Er bedauert den Um stand, daß Ungarn sich den billigen Ansprüchen bezüglich dcr Ordnung der gemeinsamen Angelegenheiten hartnäckig verschließe und sick in innere österreichische Verhältnisse einzumengen suche Seine Partei ercchle eine zoll- und handclsvolmscbc Einigung mir dem Tculschen Reiche und sodann e«ne weilerc Ausgestalt ung zu einem mittel- oder gesamteuropäischen Wirffchaslsbunde sür wünschenswert, wcbei insbesondere die landwirtschaftlichen Jntereiicn zu berüclsichngen seien Mit den Tarlegungen des Grasen Goluchowskn erklärte Redner sich voll einverstanden Saba", mit dcr sie sich gestern cmfuhrt«, liegt ihr nicht vorteilhaft, stellt sie vielmehr nur fälschlich in das Licht einer reinen Theatersängerin Das aber ist Frau Brema keineswegs, wie ihre spätere Lieder Ausführung darthat Sie entwickelte darin eine so ansprechende Haltung, soviel Maß und Warme des schön gesteigerten Ausdrucks, daß sie erst mit diesen Leistungen die Hörer für sich gewann Eine derartige feinere Tonbchandlung und künstlerisch be messene Gliederung des Vortrags, wie sie die Sängerin in den Griegschen Stücken uns in Brahms „Von ewiger Liebe" bekundete, trifft man bei wenigen Künstlerinnen, die sich auf die Wagnersche Musik stützen Freilich finden sich unter letzteren auch wieder solche, die Frau Brema an Macht der Stimme und des Temperaments überlegen sind Tie Sängerin trug neben der französischm Arie und den deutschen Liedern noch ein wirksames englisches „Absent yet Present" von M V White vor und zeigte in allen drei Idiomen eine musterhafte Aussprache Während Frau Brema die Erwartungen vorsichtiger Leute übertraf, hielt Hr Edouard Risler den allgemeineren Ansprüchen nicht stand, wenigstens nicht im Beethovenspiel, in dem ja die Stärke seiner Kunst liegen sollte. Auch wenn man in Rechnung bringt, daß die Forderungen französischer Musiker an die Beethoven-Interpretation sich mit den unseren nicht decken können, daß also der Ruf eine« vortrefflichen Spielers dieser Art in Frankreich leichter zu erwerben ist wie im Heimatlande der klassischen Schöpf ungen, so hat der Pariser Pianist doch eine erhebliche Enttäuschung hervorgerufen Seine Wiedergabe des ckur Konzert« war trocken, ohne alle Größe und Macht des Ausdrucks und selbst technisch nicht ohne Tadel Gleich die mit stumpfem, im Forte geradezu stechendem Ton gespielten Eingangskadenzen ließen den Hörer stutzen und diese Empfindung wurde im weiteren Verlaufe der Darbietung nur wenig gemildert Tee Vor tragende ging entschieden aus musikalische Wirkungen au« — und die Hintanhaltung virtuosen Selbstzwecks verdient Lob —, Nach dem Delegierten Kaiser sprach Lupul, der die wohl- lhLtige Wirkung des Treibunde» sowie die Verständigung mir Rußland bci den jüngsten Oricntereigniffen hervorhcb und die verlrauensvollen Beziehungen zu Rumänien bekonle Er schloß sich dein angereglen VertiauenSvoium sür den Minister des Aeußerea an Der Delegierte Kramarjch sührte aus, die Tschechen acceptierten Len Dreibund al» Element des euro päischen Gleichgewichis, zumal Lie loyale Aussprache mit Ruß land auch die wegen des Balkans gehegten Besorgnisse oer- scheucht habe Besondeis sympathisch berühre die Partei des Redners, daß die neue Politik offen und ohne Hintcrhall der ganzen Well klargelegl werde. Einer der Gründe des frühcreu Widerstandes der Tschechen gegen den Drerbund sei auch die Besorgnis gewesen, der prapondericrende Einfluß Deutschlands könne auch auf die innere Gestaltung dcr österreichisch ungarischen Politik sich geltend machen. Redner müsse loyal konstaticren, daß gerade in der jüngsten Vergangenheit die deutsche Regierung einen vollständig korrekten loyalen Stand punkt eingenommen und eingchaltcn habe. Redner schloß, dcr mit den Deutschen gesühne Kampf habe nur ein Endziel: endlich zum Frieden zu kommen Tie Tschechen hielten an der Hoffnung fest, dies zu erreichen Eine Slavifierung wollten sie nichl. Hierauf wurde die Vormittagssitzung geschloffen In der Nachmittagssiyung ergr-ff zuerst der Minister des Aeußern Graf Goluchowski das Wort Ter Minister verwahrt sich gegen eine Deutung seiner Ausführungen in einigen Punkten, die weder seinen Absichten noch seiner Auffassung ent spräche Er habe sich ganz kiar dahin ausgesprochen, daß der Dreibund der Grundpfeiler dcr Politik Oesterreich- Ungarns und ein eminentes FriedcnSbollwerk sei, daß aber sein Zweck nur unvollständig erreicht worden wäre, wenn die Regierung nicht auch danach getrachtet hätte, mit den außerhalb des Bündnisses stehenden Mächten vertrauensvolle Beziehungen zu pflegen. Ter Dreibund sei ein Fiiedensbund, seine einzige Aufgabe, den Frieden zu erhalten. Die Garantien für di« Erha tung des Frieden- könnten aber durch die An bahnung freundschaftlicher Beziehungen zu anderen Mächten nur erhöht werden Einer Ler Delegierten habe die freundschaftliche Ausgestaltung Les Verhältnisses Osterreich- Ungarns zu Rußland io Largeftellr, al- ob Österreich-Ungarn sich bisher mit Rußland in offenem Widerspruch b-sunden hätte. Ties sei eine ganz irrige Auffassung „ES konnten Mißr-rständnisse über Lie Behandlung einzelner Fragen be stehen, aber es war stets Las Bestreben der österreichisch- unga-nschen Regierung, solche Mißverständnisse zu beseitigen, und das gleiche Bestreben hat auch auf der anderen Leite bestanden ES muß aber immerhin als ein friedlicher Umstand bezeichnet werden, daß man bcidcrfeits zur Ueberzeugung gc- langt«, daß keine sollen Differenzen bestanden, die nicht aus- geglichen werden könnten." Ebenso irrig wäre die Auffassung, als ob Oesterreich Ungarn in den Balkanstaaken übcrhaupt auf jeLen Einfluß verzichtet hätte. Einen natürlichen Einfluß werde die Monarchie vermöge ihrer wirtschaftlichen Beziehungen uud ihrer geographischen Lage stets ausübtN, abcr sie wolle sick nicht in die inner.n politischen Verhältnisse mischen; das selbe gelte von Rußland. Tas Bestreben, die Großmächte sür Pattenntercffen zu gewinnen und zum eigenen Vorteil gegen einander auSzuspielen, bestehe vicl eher in den Balkanlandcrn jeld^. al- «ine Geneiglhcik bei d n Großmächt n, daraus em- zna^.; Jo B»antwortung einer Auslage, wann die öster reichischen Schisse und Truppen von Kreta zurück gezogen würden, bemerkt der Minister, Laß dies geichcbcn werde, sobald die Verhältnisse sich genügend beruhigt Haren würden, um dies ohne Besorgnis lhun zu können. Im Augenblicke seien die Mäckte im Begriffe, sür die Ord nung dcr Verhältnisse aus Kreta eine feste Basi- zu gewinnen Die Vethandlungcn hätten erst begonnen, weil es nicht crwünicht gewesen sei, diese Frage mit den Friedens Negotiationen zu rerknüpsen. Tie Botschafter in Konstantinopel hätten das Mandat .rüalten, aus Grund dec von Len Mächten angenommenen Prinzipien ein organisches Lratul sür Kreta auSzuarbetten Bevor aus dieser Basis die Lcrbr'tniffe Ler Insel geregelt seien, könne von einer Zurück zieuung der Schiffe und Truppenkontingente nicht die Rede sein. Tcr Bemerkung eines Delegiertet! gegenüber, daß eine Äackt sie berei s zurückgezogen dabe, wies der Minister darauf hin daß das deutsche Kriegsschiff „Kaiserin Augusta" mit d.n dcuijchcn Truppen allerdings die kretischen Gewässer verlassen habe, weil das Schm auswärts benötigt werde, daß aber die kaiserlich Teuiscke Regierung den anderen Mäcktcn erklärt dabe, sie werde demnächst ein aiikcrcs Schiff schicken Tie An frage des Delegierten Groß, betreffend das Verbot der Ab haltung einer Versammlung des ., Alldcutscken Verbandes in Berlin, an kcr auch österreichische Ab geordnete hätten teilnchmcn wollen, wies dcr Minister mit ker Bemerkung zurück, daß d>c Notwendigkeit, in dieser Richtung bci der Kaiserlich Deutschen Regierung zu intervenieren, nicht Vorgelegen habe. Tie Deutsche Regierung ei in dieser Frage durchaus korrekt uno loyal vorgegangeii; sie habe das Prinzip gewahrt, an dem auch Oesterreich Ungarn fcsthalte, Laß sich nämlich lein Staal in Lie Belhäilnisse eines anderen Staates einmischen dürfe Ter Errichtung fremder Konsulate in Prag könnten keinerlei Hindere tsse in den Weg gelegt weiden, doch müsse die Beding aber er e: faßte nicht den Geist des Werts, der hohe Stil, der ideale Schwung, da« tiefe Gefühl, woraus die ersten Sätze zählen, blieben völlig zu vermissen. Er spielte dabei vieles klar und flüssig, gab die weichen Stellen, wie die Sechzehnteltakle im ü-äur-Satze immerhin mit Anmut wieder; and«r- selts unterlag er hier und im Rondo einigen rhythmischen Unklarheitccn und gestattete sich im ersten Allegro nach dem kadenzartiqen Solo Veränderungen zu Gunsten der linken Hand. Gewiß haben wir selbst derzeit keinen Über fluß an großen, der Beethovenschen Kunst gewachsenen Pianisten, aber an Spielern, die es an Korrektheit der Leistung mit Hrn Risler leicht auinehmen, ist bci uns kein Mangel Versagte somit der Pariser Gast in der angekündigten Richtung, so bereitete eruns meiner anderen die ingenehmsie Ueberraschung Schon das .^-moll-Rondo Mozori« führte er musikalisch sehr ansprechend, nicht nur technisch vorzüglich aus, und dann brachte er seiner Haupl- trümpse in der mit weichem Anschlag äußerst ge schmackvoll vorgetragenen ves - <lur - Etüde und in der mit Bravour gespielten L äur-Polonaift Liszts Diese Leistungen, denen er in der zugegcbenen Rhapsodie eine gleichwertige gesellte, ließen die wahre Begabung Risler« erkennen: sie liegt, wie die so manches Pariser Virtuosen, auf dem Gebiete anmutig tonspielerischer, reich ziselierter und auch effektvoller Musik Tie Gewerbehauskapelle bot einige sorgfältig durch geführte selbständige Vorträge neben ihrer Mitwirkung an dem wie eine Symphonie anspruchsvollen Beethovenschen Konwrte Tie Lieder am Klavier begleitete Hr Pretzsch H P Ans dein Konigl. Kunstgewerbemuseum. Gestern ist nn hiesigen Kunstgewerbemuseum eine bis zum Ende diese« Jahre« dauernde Sonderausstellung eröff- ung gestellt werden, daß die Betreffenden wirtliche Beamte seien und der Naiionalität Le« sie cittsendenden Staates angehörten. ReichSsinanzminister v. kallay bemerkt, daß die Feststellungen, nach welchen die gemeinsamen Ausgaben auf die beide» Reich-Hälften ausgeteill winden, nicht Sache der Dele gationen, sondern der Parlamente der beiden Reichshälften seien Delegierter Dipauli führt aus, sowohl Amerika wie England nähmen eine wirtschaftliche Siellung ein, die die Konzentrierung dcr winschafstichen Kräfte Europas unbedingt notwendig mache. Ten inneren Frieden in Oesterreich hält Redner trotz der gegen- wäitigen Kämpfe sür nicht schwer erreichbar; gewiß hafte auch dcr Minister dcS Aeußern den inneren Frieden sür die Vorbedingung einer glücklichen äußeren Politik Der De legierte DzieduSzycky äußert sich ebensalls in einem der äußeren Politik der Regierung zustimmenden Sinne und hebt namentlick die Stelle de- Expos«-, beireffend den Zusammen schluß Europa- gegen di« überseeische Konkurrenz hervor; da durch werde einem der öffentlichen Meinung schon lange vor- schwcbenten Gedanken zum ersten Male von autoritativer Stelle Au-drnck gegeben Hierauf wird eine vom Berichterstatter Dumba beantragte Resolution einstimmig angenommen, welche besagt: Ter BudgetauSschuß beglückwünscht den Minister de- Äußeren Grafen Goluchow-ki zu feiner erfolgreichen und stets auf die Erhaltung und Be festigung des Friedens abzielenden Leitung der aus wärtigen Angelegenheiten und bringt ihm das vollste Vertrauen entgegen. Der gesamte Voranschlag des Ministe riums dcS Äußeren wird ohn« weitere Debatte unverändert an genommen, ebenso der Voranschlag des gemeinsamen Finanz ministerium-, de- Zollgesälles und des Obersten Rechnungshofes Tie Sitzung wird hierauf geschloffen Nächste Sitzung Sonntag nachmittag (fine ReichStagSersavwahl hat gestern wieder einmal stattgefunden, und zwar in dem schleswig-holsteinischen Wahlkreise Oldenburg- Plön. Nach den bisher vorliegenden Nachrichten sind bisher gezählt worden sür v. Tungeln >kons. n. Bd, d. Landw.) 7130, Weinheber (Svz.) 2441, Damaschke (rationalsozial) 229b, Schmidt freisinnige Volks Partei) 1571 und Höck (freisinnige Verewigung) 1359 Stimmen. TaS Ergebnis ist noch kein endgiltiges. Der Wahlkreis ist ew sihr ausgedehnter, und es ist daher sehr leicht möglich, daß der konservative Kan didat noch genügend viel Stimmen erhält, um sogleich im ersten Wahlgange gewählt zu werten. Aber selbst wenn es zur Stichwahl zwischen dem Konservativen und dem ihm am nächsten stehenden Sozialdemokraten kommen sollte, ist an dem Siege des «rsteren kaum zu zweifeln, da der Vorsprung, den er vor seinem Gegner hat, ein sehr großer ist und zweifellos die Stimmen der Freisinnigen und Nationalsozialen bei der Stichwahl nur zu einem Teile dem Sozialdemo traten zusallen würden. Ob die konseivatwen Stimmen einen wesentlichen Rückgang in der Zahl aufweisen werden, steht zur Zeit noch nicht fest Ein solcher Stimmenverlust ist aber sehr wahrscheinlich, da bei der letzten Wahl ein nationalsozialer Kandidat nicht aufgestellt war und die diesmal Hrn. Damaschke zugefallenen Stimmen im wesentlichen wohl von bisherigen, hoffentlich nur aus kur;e Ze t durch die nationalsozialen Phrasen irregeleiteten Konsercativen herrühren dürsten. Bei dcr letzten Wahl im Jahre l893 wurde der konscrvatire Kandidat, Gras Holstein, bei 79,l Proz Wahlbeteiligung mit 92* l Stimmen gewählt gegen 3*98, welche aus den Kandidaten der freisinnigen Volkrpartei, und 3230 Stimmen, welche auf den sozialdemokratischen Kandidaten fielen. Tie Agitarion für die Wasil von Plön-Oldenburg war eine außerordentlich lebhafte. „Noch niemals schreibt heute die „Freisinnige Zeitung" — haben in einem Wahlkreise soviel Wähler versammlungen staltgefunden, wie diesmal in Oldenburg Plön Tie Zahl derselben dürfte nahezu 2M erreichen. Tie größte Zahl von Ver sammlungen ist von den Na lonalsozialcn abgchalten worden, die hier unter der Führung des Pmrrers Naumann und dcs Hrn. v Gerlach, wie sie sagten, zum ersten Male „eine Agitation in großem Stil" entsaften wollten. Demnächst hat die Freisinnige Vereinigung die größere Zahl von Versammlungen net woroen Es hanvelt sich diesmal um die Vorführung von Vertretern der beiden Vorperioden des Meißner Porzellans, der sogenannten Tschirnhaus- und Böttger- Gefaße mit ihren Nachahmungen Wenn nun diese aus dem Anfänge des vorigen Jahrhunderts stammenden Arbeiten auch eine beträchtliche Anzahl schöner, eigen artiger Formen und trefflich gezeichnete, in Gold-, Silber oder Platinmalerei auSgesührte Ornamente zeigen, wo durch sie dem Hauptstreben des Museums, vorbildlich und anregend auf unsere Kunstmdustrie, auf unser Kunst handwerk und nicht zum wenigsten auf unser kaufende« Publikum einzuwirken, Rechnung tragen, so liegt doch diesmal das Hauptinteresse der Ausstellung auf dem ge schichtlichen und technischen Gebiete Bedenkt man, daß Dre-den-Meißen den, vergeblich be strittenen Ruhm besitzt und wohl behalten wird, das echte, das Hartporzellan in Europa zuerst gefertigt zu haben, bedenkt man weiter, daß alle deutschen Porzellan fabriken direkt oder indirekt von Meißen abhängen, daß Meißen« Formen- und Verzierungsart ein ganzes Jahr hundert lang auf sie vom größten Einfluß geblieben ist, so muß cS befremdlich erscheinen, daß eine authentische Geschichte de« Meißner Porzellan« noch nicht geschrieben ist, und dies um so mehr, al« derartige Untersuchungen über Sevres, Höchst, Wien, Fürstenberg und einige andere zum Teil in großen Jllustrationswerken be reits veröffentlicht sind Wenn nun aber auch in neuerer Zeit vereinzelt z B von Böhmert und von Seidlitz, aus Grund eingehender archivalischer Studien einzelne Gebiete behandelt sind, fo ist man für die Gesamt- betrachtung der Meißner Porzellane doch noch immer auf Engelhardt Grasse und die gebräuchlichen keramischen Hand bücher angewiesen, die indessen der Überlieferung zuviel Spielraum gewähren Abcr gerade diese von Fachleuten und Sammlern lange gefühlte fortwährende Vermischung von Wahrheit und Dichtung verursach: die große Schwierig keit, und in ihr ist wohl der Hauptgrund zu suchen, daß
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