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Weitzeritz-Jeitung Tageszeitung un» Anzeiger siir DippowiswaiSe, Schmiedeberg u. U. Netteste Zett««g des Bezirks Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amlshauplmannschafl, des Stadlrates und des Finanzamts Dippoldiswalde ; Anzeigeapreil: Die 46 Millimeter breite - Millimeterzeile 6 Rpfg.; im Tertteil die 93 - Millimeter breit« MIlltmeterzetle 18 Rpfg. ? :: Anzeigen chluh: 10 Uhr vormittags. :: j :: 3nr Feit ist Preisliste Nr. 5 güttig. :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 - :: Postscheckkonto Dresden 125 48 u Bezugspreis: Für einen Monat 2.— mit Zutragen: einzelne Nummer 10 Rpfg- :: Dcmeinde-Berbands-Glrokonto Nr. 3 tt Montag, am 19. September 1938 Nr. 219 104. Jahrgang Mussolini in Trieft Die Lösung heW Volksabstimmungen! „Der Mtz Nickens U bereits gewWt!" Ein Tag vo.i jirahlcudstcni Glaitze, ein Tag voll von nbcrscl'!.-..t.Krcueii. Jubcl des Poltes empfing Mn^olini vei seinen, 'origen T t a a t s b e s « ck in Triest, -chon ui den j.i'-cueic Plorgenstiinden schob sich eine unge- benre Mcuic>umc!ige durch die reich geschinuckle ^tadt. Alles orauut dem „Platz der Einigkeit" zu, dein großen Pe.j.umuluiuM'lab, wo zwischen zwei uimtzttgcn Pylonen die hohe siiednertribüne in Form einer Lchms- tonlinui.dovrueke anfgebanl ist. Tluuden vor Oer Ankunft Mussolinis ist eer iveite aus einer Teile nach dein Meere zu offene Platz von einer unübersehbaren Menschenmenge erfüllt. Die 50 Manu starke AborOnui^ der Triester deut schen illulioualsoziulisten, an der Lpihe der deutsche Konsul und der Orisgruppenletter der RTDAP., tvcrden uni einen, Sturm der Begeisterung begrüßt. ^'-löhlich ivird die Masse von lebhafter Bewegung ergriffen. Wei! draußen aus dein Meer ist ein Kriegsschiff erschienen, das sich rasch dem Lande nähert. Es ist der T^rpedobootszerstörer „Eamicia Aera" mit dem Duce an Boro. Die Sirenen heulen, Salutschüsse der Landbatterien errönen. Aach einer schneidigen Kurve ein kurzes Lan- dungs'.nunöver und der Zerstörer wirft Anker. Der Jubel der Meuschenmasseu steigert sich, ein gewaltiges Brausen von Duce-, Duce-Rusen aus mehr als löOOOO Kehlen er füllt die Luft. Unter dein Donner der Geschütze des „Canucia Aera" betritt Mussolini den Boden der Stadl Triest. Wenige Minuten später verkünden Jnbelruse, daß Mussolini aus dem Wege zum „Platz der Einigkeit" ist. Seine Leibgarde nimmt ans der Rednertribüne Auf stellung, und dann erscheint Mussolini, gefolgt von seinen Ministern. Ann kennt der Jubel der Menge keine Grenzen mehr. Lange dauert es, bis Mussolini das Wort zn seiner großen Ansprache ergreifen kann. Aach einem großen Rückblick auf die Geschichte Triests kam der Duce aus die tschechische Frage zn sprechen. Hierzu führte er ans: „Es gibt im Leben der Völker Augenblicke, in denen die Männer, die sie leiten, vor ihrer Verantwortung nicht zur ü ckschrccken dürfen, sondern sie in vollem Umfange übernehmen müssen. Das, was ich ench jetzt sage, ist nicht nur von der Politik der Achse Rom- Berlin noch nur von den Freundschaftsgefühlen diktiert, die uns mit den Ungarn, niit den Polen nnd anderen Rationalitäten in dem Staat, den man den Mosaik- st a a I R r. 2 heißen könnte, verbinden. Was ich ench sage, ist direkt von einem Verant wortungsgefühl, das ich mehr als italienisch, das ich europäisch nennen möchte. Wenn die von der Ge schichte gestellten Probleme einen Grad stürmischer Kom plikationen erreicht haben, dann Orängi sich die einfachste, logischste und radikalste Lösung aus, die Lösung, die wir Faschisten die totalitäre heißen Die Lösung HeW WMsMimmungen Gegenüber dem Problem, das in diesen Tagen die Welt in Atem hält, hat die Lösung nnr einen Ramen: Volksabstimmungen! tLtärkstcr Beifall, anhal tende ,;Durc, Duce"- und „Tieg Heil" Rufe.) Volksabstim mungen für alle Rationalitäten, die sie ver langen, für die Rationalitäten, die in jciicn Staat hinein- gezwungen wurden, der die große Tschcchv-Slowakci sein wollte und sich heute in seiner ganzen organischen Halt losigkeit offenbart. Aber es ist noch etwas anderes zn sagen: nämlich, daß in einem bestimmten Augenblick die Ereignisse den rasenden Lauf einer Lawine annchmen, weshalb man schnell handeln muß, wenn man Unordnungen und Komplikationen vermeiden null. Jede Verzögerung Mdet Daß man schnell handeln muß, muß vom englischen Premierminister verstanden worden sein, der sich von Lon don nach München begab, da jede Verzögerung der Lösung nicht nützt, sondern den fatalen Zusammenstoß be stimmt hcrbciführt. Diese Lösung beginnt bereits trotz der Kampagne Moskaus, in den Herzen der europäischen Völker Raum zu gewinnen. Wir wünschen ebenso in diese» letzten Stunden, doß eine friedliche Lösung erreicht werde. Wir wttnschcu, daß, wenn sic nicht möglich ist, der eventuelle Konflikt begrenzt und lokalisiert werde. Wenn das aber nicht cintrctcn sollte und für »oder wider Prag ein Aufmarsch universellen Charakters kommen sollte, daun muß man wissen, daß der Platz Italiens bereits gewählt ist. i Was die i n n e r e Politik anbelangt, so ist dios ' Rassenfrage das Problem der brennenden Aktualilät.j i Das Nassenproblem steht mit der Eroberung des Im--! perinms in Zusammenhang. Die Geschichte lehrt nnS„ daß Imperien mit den Waffen erobert, aber mit beim Prestige erhalten werden. Für dieses Prestige ist eins t i a ! e s scharfes N a s s e n b e wnßt s e i u ersorders lich, das nicht nur Unterschiede, sondern auch die Uebcr-t lerunhett (Superiorttät) mit aller Deutlichkeit bejaht. Tas Judcnproblcm ist also nichts anderes als el„ Teil dieser Erscheinungen. Unsere Stellung ist durchs diese uubcstrcitbarcu Tatsache« bestimmt worden. Trotz unserer Politik der letzte» Ui Jahre ist das Judentum der n » v c r f ö h n l i ch c Gegner dcS Faschist« u s. In Italien Hal unsere Politik bei den Juden zu dein geführt, was man heute als einen Wettlauf zur gewalt samen Inbesitznahme nennen kann oder vielmehr be zeichnen könnte. Immerhin werden die Inden, die italie nische Staatsangehörige sind, sosern sie unbestreitbare militärische oder bürgerliche Verdienste gegenüber Italien und dem Regime haben, Verständnis und Gerechtigkeit s finden. Für die anderen wird eine Trennungspolitik durch- gesührt werden. Schließlich wird die Welt sich vielleicht mehr über unseren Edelmut als über unsere Strenge wundern, es sei denn, daß die Juden jenseits und dies seits der Grenzen, und vor allem ihre plötzlich und un erwartet auflaucheuden Freunde, die sie von allzu vielen Kanzeln herunter verteidigen, uns zwingen, unsere Wege radikal zu ändern." Am Schluß seiner Rede kündigte Mussolini den A n s- b au des Handelsplatzes Triest, des zweiten Ita liens, sowie die Errichtung einer Universität an. Immer wieder wird der Duce von den Beifallsrufen unterbrochen. Als er von der Forderung nach Volks abstimmungen spricht, dröhnt ein neuer Beifallssturm auf. Der Satz Mussolinis, daß Italien selbstverständlich auf seilen jener stehe, die gegen Prag Stellung nehmen, ivird von einem brausenden Jubel der Zustimmung begleitet. Die Deutschen rufen Mussolini in diesem Augenblick be geisterte Duce-Heil-, Duce-Heil-Nnsc zu. Mussolini merkt es, er blickt zn der deutschen Gruppe herüber und grüßt sie besonders Nachdem der Duce seine Rede beendet hat, dauert es minutenlang, bis die Jubclrnfe sich legen. Alis der Mat «ad dem SaMIand Dippoldiswalde. Rach manchem verregneten und trüben Sonntag war endlich der gestrige wieder einmal ein rechter Sonnentag, an dem das Thermometer, das morgens ziemlich lief stand, recht hoch hinaufklelterte. Wer am zeitigen Nach mittag Hinausgang, der konnte glauben, noch recht nahe am Hochsommer zu sein. Und hinaus gingen bei solchem Pracht wetter recht viele, sei es zu einem Spaziergang um die Tal sperre, zu einem Gang in die Heide, in die umliegenden Orte, oder auch, um die Flieger-HZ bei ihrem Modell'sliegen zu beobachten. Diese Gefolgschaft zeltete vom Sonnabend auf Sonntag auf der Aue, durchzog am Sonntagmorgcn un sere Stadt, hielt ein Geländespiel ab, Hörle einen Bortrag und schloß die Beranstaltungcn eben mit dem Modellflicgen ab. Die Kegler sührlen das Opferkegeln durch und die Schützen, die ja dieses siahr aus das Schützenfest verzichten mußten, versammelten sich zu einem PreiSschicßen. Der herrliche Lag war aber auch sür die Bauern ein großes Ge schenk. Sie konnten endlich wieder einmal an das Bergen der noch draußen stehenden Ernie denken. Und sanden da bei mancherlei Hilfe. Der OrtSgruppcnleilcr und eine grös sere Zahl Politischer Leiter stclilcn sich auf Borwcrk Sl. Nikolai zur Verfügung und halsen dort cisrig mit, das noch außenstehende Getreide zu bergen. Außerordentlich groß war die Zahl derer, die nach dem Gebirge fuhren, nicht allein mit privaten Wagen, sondern auch mit den Bussen der KVG. Letztere hakte diesmal hier eine Leistung zu voll bringen, die der an schönen Pfingsttagen glich. Die Zahl derer, die an die Grenze fuhr, war ungeheuer groß. Wir müssen offen aussprechen, daß eine rege Anteilnahme an dem Geschick der zur Flucht getriebenen sudetendcutschen Volksgenossen erfreulich und begrüßenswert ist, aber dieser Zug nach der Grenze und das Herumstehen dort war doch mehr eine Befriedigen der Neugier, das man unterlassen sollte, da solche eines mitfühlenden Menschen nicht würdig ist. Und noch ein anderes. Vom Grenzstcinhof in Gcorgen- fcld bis hin zum Sächsischen Reiter in Zinnwald parkte ein Magen am andern. DaS erschwert den Verkehr doch über alle Maßen, der an diesem Tage auch sür wirklich benöligle Fahrzeuge groß war. NSKK und eine große Zahl anderer Wagcnbesitzcr hatten sich zur Verfügung gestellt, die Flücht linge abzubcsördern. Sie fuhren schon am Sonnabend abend und waren dann den ganzen Sonntag unterwegs. Da die Arbeiten in der Altenberger Straße an diesem Sonn tage noch nicht beendet waren, war die Durchfahrt der lan gen Wagcnkettcn durch unsere Stadt etwas schwierig, doch ist durch die nölige Vorsicht aller Fahrer jeglicher Unfall vermieden worden. Erst in der 0. Abendstunde ebbte der starke Verkehr ab. Dippoldiswalde. Auch an der lschecho-slowakischen Grenze unseres Bezirkes sind in diesen Tagen viele Sudekcndeutsche, Männer wie auch Frauen und Kinder, aus rcichsdculschcs Gebiet übcrgctreten. Sic sind zu cincm großen Teile er schöpft von den Entbehrungen und Aufregungen der letzten Tage und Wochen und werden darum sofort einem der drei im Bezirke eingerichteten Durchgangslager überwiesen, wo sie von der RSV aufs liebevollste verpslcgt werden, bis sie dann nach einem entfernter gelegenen Flüchtlingslager ge bracht werden. Die sanitäre Betreuung in diesen drei La gern, die Behandlung Fußkranker, Ermatteter und Er schöpfter, ist der Krcisstellc des Deutschen Roten Kreuzes übertragen worden. Der DRK-KreiSsührcr war am Frei tag an allen drei Orlen, überbrachte Material und über zeugte sich, daß alles aufs beste geordnet war. Es boten sich ihm und seinen Begleitern dabei viele Bilder größter seeli scher Not, und aus den Erzählungen der Flüchtlinge hörten sie, wie schlimm es den Sudetendcutschen in ihrer Heimat ergeht. Am Freitagabend waren schon 300 Sudetendeutsche bei Zinnwald über die Grenze gekommen. Am Sonntag abend waren es weit über 1000. Ganze Familien, oft mit kleinen Kindern, selbst solchen in Skcckbcllcn, retten sich ins Reich. Zum größten Teile stammen sic aus dem Teplitzcc Gebiete. Die G a u s ch u l e Kipsdorf hat ION Betten freigemacht. Dorthin werden die Flüchtlinge zunächst ge bracht. Durch sic sind seit Sonnabendmlttag über INON Flüchtlinge gegangen. Am Sonntag unternahm KreiSleltcr Freund eine Fahrt nach dem Grenzgebiet unseres Bezirks. Erschütternde Bilder boten sich ihm überall dar. Rur mit dem Notwendigsten ausgcstattct, waren sic hcrübergckom- mcn. Frauen trugen ihre Säuglinge auf dem Arme. Manche waren auch schon mehrmals zurückgekehrt, um noch Fa milienangehörige zu holen. Mitunter hatten sie auch vor Patrouillen sich verbergen und durch die Wälder abseits der Straße flüchten müssen. Seit Sonntagnachmitlag ist dcr Autobusvcrkchr nach Teplitz eingestellt, da, wie cs heißt, die Straßen von Militär besetzt sind. WMMhNsWdttMMttMWtt Ausgabeort Dresden für Dienstag: Meist bewölkt. Vereinzelt gewittrige Schauer. Mäst g warm. Etwas auffrischende Winde aus Südwest, später aus West. Wetterlage: DaS Hoch, das uns am Sonntag noch schö nes Wetter brachte, ist beute nach Osten aligezogcn. Die Störung über der Nordsee verursacht beule schon über Deutschland zuneh- mende Bewölkung, bat aber an Energie beträchtlich eingeküßl. Vereinzelt kann eS in den NachmittagSslunden über Mittel deutschland zu Gewittern kommen. Die Witterung der nächsten Tage wird unter dem Einfluß einer neuen von Westen bcran- zichenden Störung einen unbeständigen Charakter annchmen.