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Dienstag. Dpitzbzia. Die Zeitung . erscheint mit Ausnahme des Montags täglich und wird Nachmittags 4 Uhr auS- gtgebem Preis für da- Vierteljähr bA Thlr.; jede einzelne Nummer 2 Ngr. 2. September 18SS Nr. 205 DnlWt Mgmnm Ztitililg «Wahrheit und Recht, Freiheit und Sesetzl» Zu beziehen durch alle Postämter des In- und Auslandes, sowie durch die Expedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Jnsertionsgebübr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Dents chland. Prewßen. Berlin, 30. Aug, .Das Correspondenz-Bureau schreibt: , „In Erwägung Dessen, waS wir kürzlich über die Bemühungen Oester reichs meldeten, die kleinern deutschen Staaten für die Bundesreform- plan e zu gewinnen, die man von Wien aus längere Zeit, obschon ver- ,g«blich, auch den größern Höfen liebsam zu machen versucht hat, können wir >mi1theile«, daß von Seiten einzelner Staaten diese Agitation mit einer Entschiedenheit zurückgewiesen ist, welche von der unabhängigen Stelluyg dieser Staaten ein ehrenvolles Zepgniß gibt. Man hatte namentlich auf gewisse Fortschrittssympathien gezählt und aus diesem Gesichtspunkte unter Anderm Stimmen für einen Antrag zu werben gesucht, den Oesterreich für die ersten BundeStagSsißungen nach den Ferien in Bereitschaft hat. — Mit dem Inkrafttreten des durch das Gesetz vom 17. Mai d.J. eingeführ- ten neuen Landesgewichts hat Preußen eine Gewichtseinheit für etwa zwei Drittheile des Zollvereins hergestellt. Um diese auch noch auf das übrige Drittheil auSzudchnen, hat Preußen nach Publikation des neuen Ge setzes dasselbe den übrigen.Staaten des Zollvereins empfohlen und Verhand lungen Über allgemeine Einführung desselben eingeleitel. Eine Anzahl von Regierungen hat sich schon früher zur Einführung des Zoslgewichts im all gemeinen Verkehr für den Fall bereiterklärt, dgß in Preußen oder den ih- nen benachbarten Staaten daS Zollgewicht allgemein eingeführt werden sollte, und nur eine Regierung hat dies von dem vorgängigen Einverständniß al ler deutschen Staaten abhängig gemacht. Nachdem nunmehr Preußen mit dieser Maßregel vorgcgangen ist, laßt.sich demnach hoffen, daß auch dieje nigen Regierungen des Zollvereins, bei denen dies bisher noch nicht der Fall war, der ertheilten Zusage gemäß, nicht säumen werden, daS Zollge wicht in ihren Landen für den allgemeinen Verkehr einzuführen, und steht hierbei zu'erwarten, daß dieselben Gründe, welche die Unterabtheilungen des neuen Gewichts in der oben angegebenen Weise in Preußen haben ordnen lassen, zu einer gleichen Eintheilung des Gewichts auch in diesen Staaten bestimmen werden. Für alle übrigen Zollvereinsstaaten aber, welche bisher eine ähnliche Bereitwilligkeit nicht erklärt haben, wird dann das Bedürfnis, dem GewichtSsystem des übrigen Zollvereins sich anzuschließen, immer fühl- barer werden. Gegenwärtig ist der Zollcentner, der auch in seinen beiden Unterabtheilungen: Zollpfund und Zollloth, mit den gleichen Unterabtheilun gen deS neuen preußischen Centners völlig übereinstimmt, als allgemeines Landesgewicht bereits eingeführt in den Großhcrzogthümern Baden, Hessen und Luxemblwg, dem Herzogthum Nassau und dem bairischen Rheinkreis«. — Von den Consistonen sind in letzter Zeit wieder einzelne besonders in An- sehen stehende Geistliche über bestimmte Punkte des EherrchtS, nament lich auch über den von Stahl im Herrcnhause gestellten Antrag wegen zeit weiser Trennung, zu Gutachten veranlaßt worden, sodaß es scheint, als ob die Gesetzgebung sich bereits wieder ernstlich mit der Ehegesctzrevifion be- schäftige. Nach Allem, was man vernimmt, erfreut sich die Stahl'sche Auffassung von der Zweckmäßigkeit und dem evangelischen Charakter der von ihm empfohlenen Institution selbst unter den seiner kirchlichen Richtung sonst zugethanen Geistlichen'keiner größern Zustimmung, als ihm von Sei ten der Kammern zutheil geworden ist." — Der König und die Königin haben sich zu den Manöver« nach den Provinzen Pommern und Preußen begeben. — .Die der Patriotischen Zeitupg entnommene Schilderung der Krö- nungsgeschenke, welche dec Prinz Friedrich Wilhelm von Seiten unsers KöchgSpaarS nach Moskau mitgenommen, wird von berliner Blättern als durchweg erdichtet erklärt. — Aus Glasgow, wo die zehnte Confcrcnz des Evangelischen Bun des-ihren Schluß erneicht hat, wird der Voß'schen Zeitung unterm 24 Aug. noch-Folgende- aus dem Bericht des vr. Stcane über dessen Mission nach Berlin mitgecheilt: „Kast über-ganz Deutschland ist eine Partei ausgebrei tet, welche diese ganze Angelegenheit mit starker und tiefer Abneigung an- sieht. Ich-habe umsoweniger Grund zurückhaltend zu sprechen, als diese Partei ihre --Ansichten der Welt ohne Umstände vvrlegt. vr. Stahl, ein Mann von politischen, und kirchlichem Einflüsse, weiß nichts von Union über EoNfesfionsschranSm-hinaus; er -.weiß nichts von -Toleranz, gefihweige reli giöser -Freiheit, >eS fei denn -von Toleranz. protestantischer Staatskirchen ge- - gen-römische-Katholiken-und umgekehrt. -Wer außerhalb dieser StaatSkir- chmHeht, kann in seinen -TolnaozbegÄff -Nicht ckingesthloffen -werden. Mit ihm ist svr. Hengstenberg Ein Herz -und Wne Seele, und Dasselbe läßt sich voneiorm großen Ähelle mm -Geistlichen -im nördlichen Deutschland sagen. 'Bon -allen >diesen Leuten werden iwir kbinen freundlichen Willkommen 'zu «rwareen hacken; ähr-Einfluß 2vird sicher gegen uns auflzeckoten werden. In dessen ist der -Deputation versichert worden, daß die Confevenz ohne Irgend- ein Hindermß oder polizeiliche Controle gehalten-werden darf. Was unsere Audienz bei dem König von Preußen anlangt, so wurde sie uns ungeachtet der vielen und dringenden Staatsgeschäfte gewährt. Der König empfing -uns mit aller Güte und christlicher Höflichkeit und ging frei und freundlich auf den Gegenstand unserer Mission ein. Bei dieser Gelegenheit sagte er, und ich glaube seine eigenen Worte ziemlich genau zu wiederholen: «Von ganzem Herzen beklage ich die Spaltung und Zwietracht in der Kirche Christi. Wie traurig ist das, wie sehr wird dadurch zerrissen, was Eins sein sollte' Ich glaube im Evangelischen Bunde eine Zukunft für die Kirche zu sehen, welche das nöthige Band der Einheit abgeben wird.»" — Der evangelische Oberkirchcnrath hat den sämmtlichen Consistorien einen besonder« Abdruck der von der dcutsch-evangelischen Conferenz zu Eisenach aufgestellten Sätze über die Heilighaltung der Sonn- und Festtage mit dem Anheimgeben übersendet, „davon geeigneten weitern Gebrauch zu ma- chen, um auf eine immer allgemeiner werdende Erkenntniß von der Wich- tigkeit des Gegenstandes und auf eine dem entsprechende Hebung in den Gemeinden hinzuwirken". (Dr. I.) **Aus Preußen, 31. Aug. Die katholisirende Richtung unserer kirch lichen Behörden in Ehesachen Hal sich bereits in einem Grade geltend gemacht, daß der-Evangelische Kirchenrach selbst sich veranlaßt sah, ein Con sistorium darüber zu rectificiren. Dieses hatte nämlich einen, geschiedenen Arbeiter die Wiederverehelichung versagt, und diese Entscheidung in einem Bericht an den Oberkirchenrath damit motivirt, „daß durch den den Schmal- kaldischen Artikeln »«gehängten Tractat: «Vs potsstatv episooporum» das Kanonische Recht zu Gunsten des unschuldigen Theils außer Wirksam keit gesetzt, für den schuldigen Theil dagegen beibehalten sei Hierauf ward jedoch das Consistorium auf erhobene Reklamation vom Oberkirchenrath unter Anderm folgendermaßen beschicken: „Diese Auffassung, nach welcher das Eheband für den einen Theil gelöst wird und für den andern kraft der fortdauernden Geltung der auf die Lehre von der Unauflöslichkeit des Ehebandes gestützten kanonischen Bestimmungen fortbcsteht, erweist sich so gleich als hinfällig, wenn man den Fall seht, daß der unschuldige Theil sich wieder verheirathet. Sie entspricht aber auch ferner in keiner Weise Dem, was als die Rechtsanschauung der evangelischen Kirche angesehen werden muß." Zugleich gibt der Oberkirchenrath sein Misfallen darüber zu erkennen, „daß das königliche Consistorium die schwierige Frage, wie sich der von ihm vertretene Standpunkt mit dem besonder» preußischen Recht ausgleiche, selbst nicht mit Einem Wort zu erwähnen für nöthig befun den Hal". — In einer Erzählung Wachenhusrn's in der Voß'fchcn Zeitung wird ein noch frappanteres Beispiel als das neulich von uns mitgetheilte von einem kleinen Staat erzählt, der sich auf der marokkanischen Küste Sakisfac- tion zu verschaffen wußte. Ein einzelnes Schiff aus Livorno hatte am Ende des 18. Jahrhunderts für die Wegnahme zweier Schiffe und den Verkauf der Besatzung sammt der Ladung in Tanger keine SatiSfaclion er- langen können. DerCapitän überfiel einen weiterhin an der Küste lagern den arabischen Tribus, machte 17 Gefangene und ertrotzte dann, nach Tan- gcr zurückkehrend, die Auslieferung der gekaperten Schiffe, der Mannschaft und den Ersatz der Ladung. Hiyzuzufügen wäre, daß, die Genauigkeit der Einzelheiten vorausgesetzt, dies Alles in einer Zeit vorging, wo auf die Un- terstüßung von Seiten der Seemächte nicht leicht zu rechnen war. Als wirksamstes Mittel gegen diese Riffpiraten führt das Journal des De'bats das Verfahren an, welches der Befehlshaber des französischen Kriegsschiffs Newton im August 1854 anwendete. Er befuhr die Küsten und begann alle dort angetroffenen Barken und sonstigen Fahrzeuge zu zerstören, wor auf nach zwei Tagen die Scheichs der erschreckten Anwohner zu ihm an Bord kamen und Besserung versprachen. ^Breslau, 29. Aug. Ein höchst interessanter Bescheid in einer Dis- ciplinarangelegenheit ist dieser Tage erfolgt, vr. Behn sch, bekannt durch mehre Lehrbücher bet englischen Sprache und Literatur, war hier Lehrer an der einen der beiden Realschulen, der sogenannten „am Zwinger", und ist noch Lector der englischen Sprache und Literatur an der hiesigen Univer sität. Wegen Betheiliguyg an den Aufständen in, Jahre 1848 und als Vorstand der hiesigen christkatholischen Gemeinde wurde vr. Behnsch in Un tersuchung gezogen, welcht zwar kein Strafresultat ezgab, jedoch ward er, wie sein College,-Dr. Stein, auf dem DiSriplinarwege von seinem Amte alsLehrer der,Realschule am Zwinger-entfernt. Dieser Entscheid ist durch Be schluß des königlichen StaatSministerium, in zweiter und letzter Instanz, jetzt erfolgt. Von einem-wrüttM Verfahren gegen vr,,Behnsch ist Abstand ge nommen, und diesem von der höchsten Staatsbehörde »«gezeigt, daß er seine Leetorstelle an der hiesigen Universität behalten dürfe. Minde«, 30. Aug. Zur Verhandlung der wegen angeblicher Belei- dignng deS PolizeidirertorS Stieber in Berlin in einer berliner Corrrspon-