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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Mb luiüalicti Abtraa- gebühr. Einzelnummern IsP!,.Äu-°P°I,anstatt?» Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P°std°ttnunduns«eAna. t,Sa«r und GejchSflsstellen ' -' — " ' nehmen zu ,eder Zett Be ¬ stellungen entgegen. Im Salle höherer V-w-tt, Krieg oderIvnstig-r Betriebsstörungen destcht kein Anspruch ans Liescrung »er Zeitung oder Kürzung des Dezug-pr-ises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Porto bcittegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: diebgespalteneRaumzelle20Doldpfennig, die-»gespalten-geile der amtlichenBekanntmachungen«Dold. Pfennig, die s gespaltene Aeklamezeile im textlichen Teile 100 Goldpfennig. Rcchweisungsgebühr 20 Doldpsennig. Dor. geschriebene Erscheinungs- . tage und Platzvorlckritten werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. b berücksichtigt? Anzeigen. --nnahme bis vorm.lv Uhr — U Für die Richtigkeit der durch FernrusübermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. IederRabatianspruch erlischt, wenn derBetrag durch Klagecingezogenwerdenmußode-derAuftragg-berinKonkursgerät. Anzeigennchmenall-Vermittiungsstellenentgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Lekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. Nr. 197. 85 Jahrgang. Tklegr.-Ädr.: .Amtsblatt« ZBiLsdrUffsUxeKÄSK Postscheck: Dresden LStV DiLNStag, d?N 24. AllgUst 1928 Marx über Außenpolitik. Eins der wichtigsten Ereignisse der augenblicklichen Katholikenversammlung in Breslau war ohne Zweifel Lie Rede des Reichskanzlers Dr. Marx über die Außen politik. Er hat sie zwar nicht in einer der großen öffent lichen Versammlungen gehalten, da man diesen einen möglichst unpolitischen Charakter erhalten wollte und des halb von der Erörterung aller Fragen der großen Politik Abstand nahm. Der Kanzler sprach auf der den eigent lichen Festlichkeiten voraufgehenden Generalversammlung des Augustinusvereins. Das ändert aber nichts an der Bedeutung der Rede, die eine erliste Mahnung an unsere früheren Kriegsgegner bedeutet und zeigt, daß Deutsch lands Geduld trotz allen bisher gezeigten Entgegenkom mens doch nicht unerschöpflich sein dürfte. Natürlich mußte der Kanzler bei der Formulierung des Textes eine gewisse Zurückhaltung an den Tag legen, die ja überhaupt ein Charakterzug seines Wesens ist. Immerhin wurde er so klar, daß er nicht mißverstanden werden konnte. Wie nicht anders zu erwarten war, ging Marx von den Locarnoabmachungen aus. Er mußte da gleich etwas Wasser in den Becher derjenigen schütten, die zu große Hoffnungen an diese Tat geknüpft und geglaubt hatten, daß namentlich die Herabminderung der Be sa H u n g s st ä r k e sich jetzt in einem außerordentlich schnellen Ternpo vollziehen werde. Wir wollen hoffen, daß Dr. Marx recht behält, wenn er für die nächste Zeit wenigstens eine immerhin nicht unbeträchtliche Her absetzung der feindlichen Truppenzahl ankündigen zu können glaubte. Man darf nicht vergessen, daß in Frank reich jetzt wieder Poincars am Ruder ist. Wenngleich die katastrophale Entwicklung des Franken ihn dazu zwin gen dürfte, wenigstens nicht öffentlich Briands Pläne zu durchkreuzen, so genügt doch schon seine Anwesenheit an der wichtigstssn leitenden Stelle, daß sein Geist überall in Frankreich sich wieder regt. Das haben wir ja jetzt erst erfahren, wo von Paris aus die hoffnungsvoll einge leiteten Schritte wegen Rückgabe von Eupen-Mal- medy unwirksam gemacht wurden. Allerdings kann Frankreich auch anders, zumal, wenn es" gilt, in irgend einem andern Lande außer in Deutschland Eindruck zu machen. Das dürfte der Grund gewesen sein, weshalb das französische Kriegsministerium so schnell den Wünschen einer niederländischen Gesellschaft entsprach, die an der französischen Besatzung auf dem alten Stammschloß der Oranier, Oranienstein bei Diez, Anstoß nahm. Das deutsche Volk verlangt eben letzten Endes nicht nur 'Herab minderung der fremden Truppenzahl, sondern ihre rest lose Zurückziehung. Geschieht das nicht, so muß die Meinung auskommen, daß der Weg nach Locarno ein vergebliches Opfer gewesen ist. Daran sollen unsere Unterhändler in Genf wieder denken. Es ist erfreulich, zu sehen, daß Deutschland in Genf diesmal nicht wieder der Zuschauer eines solchen Spieles sein will, wie man es dieses Frühjahr mit ihm trieb. Es will erst Klarheit haben, was man vorhat, ehe cs sich nach Genf begibt. Vielleicht gibt auch die Zwischen zeit noch Gelegenheit, andere Punkte aufzuklären. Da ist in erster Linie die Kolonialfrage, die dem deutschen Volke besonders am Herzen liegt. Mit dem Versprechen allein, daß Deutschland als Völkerbundmitglied wie alle anderen unter Umständen einmal ein Kolonialmaudat be kommen könnte, darf es allein nicht getan sein. Hier muß man uns bestimmte Zusicherungen geben. Die Kolonien hatte man uns im Friedensvertrage bekanntlich fortge nommen unter dem Vorwande, als wäre Deutschland nicht imstande gewesen, eine wirksame Kolonisierung zu betreiben. Charakteristisch dafür sind ja die Unwahrheiten über die angebliche Mißhandlung der Eingeborenen. Hier hat glücklicherweise ein britisches Mandatsgebiet bahn brechend gewirkt, indem Südwestafrika einfach das eng lische Blaubnch mit diesen Märchen, die den Kolonialraub Vorbereiteten, als das bezeichnete, was es war, als Kriegs propaganda; seine Vernichtung wurde befohlen. Hier haben Kenner entschieden, die sich an Ort und Stelle über zeugt hatten, wie einwandfrei die deutsche Verwaltung gearbeitet hat. Vielleicht schlägt einmal Belgien in seinen eigenen Archiven nach, da wird es finden, daß England gegen dieses Land, um den Kongo einmal einzuheimsen, ein ähnliches Verfahren einschlug, das die belgijche Re gierung zur Herausgabe jener blauen Hefte zwang, dre sie über die ganze Welt verbreitete und worin sie gegen dce britischen Anschuldigungen über angebliche belgische Bar barei im Kongostaäte Stellung nahm. Belgien ist nun Englands Verbündeter und man erinnert sich wohl in London nicht mehr gern an diese Dinge. Aber immerhin ist cs gut, die Welt noch einmal darauf hinzuweiscn, damit sie weiß, was es mit solchen Anschuldigungen auf sich hat. Südwcstafrika hatDeutschlands kolonisatorische Fähig keit anerkannt. Deshalb kann es verlangen, daß es nicht mit leeren Versprechungen in Genf abgespcist wird, son dern daß ihm bindende Zusagen gemacht werden. Ein Gesetzentwurf über die Einschätzung der Liegenschaften. Berlin. Im Preußischen Landtag ist der Entwurf eines Gesetzes über die Nachprüfung und Berichtigung der auf Grund des Gesetzes betreffend die anderweitige Regelung der Grundsteuer vom 21. Mai 1861 erfolgten Einschätzung der Liegenschaften eingegangen. kürgerliehr Sammlung in Saeblrn. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Dresden, 24. August. Der Sächsische Wehrverband, der i vor kurzem mit einem Appell betr. bürgerlichen Zusammenschlusses für die kommenden sächsischen Landtagswahlen an die Öffent lichkeit getreten ist und andererseits die Deutsche Volkspartei ge ben heute bekannt, daß die zwischen ihnen gepflogenen Verhand lungen für den Sammlungsgcdanken einen günstigen Verlauf nahm-rn. . * P-imre Wer« hie Ber- MiSW Nit Velgie». Berlin, 23. August. In der energischen Zurückweisung der Alarmmeldungen der ausländischen Presse über Eupen-Mal- medy findet die Reichsregierung die Unterstützung der gesamten Presse. In sämtlich Kommentaren wird darauf hingewiesen, daß die Besprechungen zwischen Belgien und Deutschland bereits so weit gefördert gewesen seien, daß bis vor wenigen Tagen noch von einer sachlichen Einigung hätte gesprochen werden können, die nur noch der förmlichen Bestätigung durch die Kabinette beider Staa ten bedurft hätte. Das demokratische „B. T." macht heute Poin- carö für den Versuch, die deutsche Außenpolitik zu diskreditieren, verantwortlich. Es schreibt u. a.: Wir wollen nochmals betonen, daß mehrere belgische Minister, wie die Herren Franqui und Vandervelde, mit der Stellungnahme des Herrn Iaspar zu den Verhandlungen über Eupen-Malmedy sicherlich einverstanden ge west» sei» dürften, daß die letzten Vorschläge über die Rückgabe von leimscher Seite formuliert wurden, und zwar gerade, als das Dokument und der Rückzug des Herrn Iaspar erfolgten, der Besuch einer mit den Verhandlungen befaßten belgischen Per sönlichkeit in Berlin angekündigt worden war. Es unterliegt nicht dem mindesten Zweifel, daß Herr Poincaro die belgische Regie rung zum Verzicht auf das für die belgischen Finanzen sehr vor teilhafte Projekt bewogen und durch seine persönliche Interven tion eine Einigung zwischen Deutschland und Belgien verhindert hat. Briand und Chamberlain hatten eine abwartende Haltung eingenommen. Der britische Außenminister anscheinend eine etwas kühl abwartende, die nicht allzuviel vom „Locarno-Geist" spüren ließ. PvincarL, der immer mehr Briand in den Hintergrund zu schieben versucht, mischte sich mit außerordentlicher Betriebsam keit in dem Augenblick ein, wo der deutsch-belgische Verständi gungsplan, der sür das Verhältnis zwischen den beiden Ländern von größter Bedeutung werden und dem Entstehen einer wahren Friedensstimmung dienlich sein konnte, der Verwirklichung nahe schien. Er hat da durch bewiesen, daß er nach wie vor jeder euro päischen Idee verschlossen und der Gegner wirklichen Friedens ist. Die belgische Negierung wünscht den belgischen Anschluß an das Eisenkartell Brüssel, 2-1. August. Die belgische Regierung hat ver- lm-ten lassen, sie besürworte unbedingt den Anschluß der belgischen EiCnindustrie an das Internationale Eisenkartell. Sie werde sich daher bemühen, dis belgischen Industriellen zur Annahme der Be stimmungen des Kartellvertrages zu bringen. Der griechische Staatsstreich Die Umwälzung ging vollständig unblutig vor sich. Nachts drangen die Truppen der Garnison und die Repu blikanische Garde in Athen ein und besetzten die Post und das Telegraphenamt, das Kriegsminisierium sowie die übrigen Ämter. Kriegsminister General Tserulis begab sich noch während der Nacht nach der Kaserne der Republi kanischen Garde, die als pangalostren galt, um dem Auf stand militärisch entgegenzutreten. Er wurde jedoch un mittelbar bei dem Betreten der Kaserne verhaftet. Das Regime Pangalos ist radikal zusammengebrochen, denn außer der Garnison in Athen haben sich alle Garnisonen, me von Saloniki, Patras und den anderen großen Städten, ebenso wie die Flotte, gegen Pangalos ausge sprochen. Die von Pangalos verhafteten politischen Führer und Offiziere, darunter Papanastastu, Caffandaris und Metaxas, sind sofort auf freien Fuß gesetzt worden. Besuch bei Forstrat D r. Escherich. Sonntag tras Reichspräsident v. Hindenburg mit dem fahrplanmäßigen Zuge iu München ein. In seiner Beglei- wng befand sich nur seiu Sohu, Major v. Hindenburg, and sein Diener. Auf dem Hauptbahnhof in München hatten sich Oberregierungsrat Muntz, Oberamtmann stubenbauer von der Reichseifenbahngcsellschaft und Ober- cegierungsrat Bernreuter von der Polizsidirektion Mün- Hen eingefunden. Der Sonderwagen des Reichspräst- senten wurde dann dem nach Mühldorf abgehenden Zug ns zur Station Tbann-Matzbacü anaebängt. Von dort Pangalos' Gefangennahme. Der bisherige Machthaber Pangalos wohnte seit meh reren Wochen aus der Insel Spetsae und hatte das Kriegs schiff „Pergamos" zu seiner Verfügung. Außerdem ver fügte er über ein Flugzeug. Nachdem er erfahren hatte, daß Admiral Konduriotis feine Verhaftung angeordnet habe, versuchte er im Flugzeug zu entkommen, wurde aber daran durch den Gouverneur der Insel gehindert, der be reits seinen Verhaftungsbefehl erhalten hatte. Pangalos wurde auf das Kriegsschiff gebracht, das Kurs nach Athen nahm. Unterwegs gelang es Pangalos, den Kommandanten des Schiffes sür seine Sache zu ge winnen und ihn zur Kursänderung zu veranlassen. Meh rere Wasserflugzeuge, die das Schiff begleitet hatten, nahmen sofort die Verfolgung auf, ebenso zwei Torpedo bootzerstörer. Dem Zerstörer „Leon" gelang es, Las Kriegsschiff „Pcrgamos" zu überholen und Pangalos zu verhaften. Der Zerstörer „Leon" ist mit Pangalos an Bord in Keratsini eingetroffen. General Kondilis erklärte, cr werde Pangalos vor ein Kriegsgericht stellen. Eine weitere Meldung besagt, daß es vor der Ver haftung des Generals Pangalos zwischen der „Perga- mos", auf der sich Pangalos befand, und den Zerstörern „Leon" und „Kiklis" zu einem kurzen Gefecht gekommen ist. Pangalos. Proklamation an -as Volk. Militärflugzeuge warfen über Athen eine Proklama tion der neuen Machthaber ab, in der die Abschaffung der Tyrannei des Generals Pangalos und die Einsetzung eines neuen Regimes, das die gesetzliche Ordnung und die verfassungsmäßige Freiheit wiederherstellen soll, angekün digt werden. Binnen acht Monaten sollen Parla mentswahlen vorgenommen werden. Die Bewegung scheint überall geglückt zu sein, ohne auf Widerstand zu stoßen. Die Garnisonen von Saloniki, Patras und den anderen großen Städten haben sich zustimmend ausge sprochen, ebenso auch die Flotte. Kondilis wird alsbald das Ministerium bilden. Er selbst wird den Posten des Ministerpräsidenten übernehmen. Präsident Konduriotis hat sich nach Athen begeben. Umstellung der japanischen Aus- wanderungspoMik Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 24. August. Einem Telegramm aus Tokio zu folge hat am Montag ein Mitglied des japanischen Auswärtigen Amtes erklärt, Japan habe seine gesamte Auswanderungspolitik geändert, nachdem es die Nutzlosigkeit seiner früheren Anstrengun gen eingeschen habe, seine Bevölkerung dahin zu senden, wo sie nicht erwünscht werde. Japan beabsichtige in Zukunft, Hokkaido, Formosa und seine anderen Besitzungen zu kolonisieren und keine Auswanderer mehr nach Australien, Kanada und nach anderen Ländern zu senden. Der Entwurf des neuen Auswanderungspro- grammes werde dem Parlament in der kommenden Session vor gelegt werden. suyr Hmvenvurg tm Auto weiter nach Isen. Hier besuchte - ;r den bekannten Forstrat Dr. Escherich, dessen Amtssitz md'Wirkungskreis Isen und der Jsengau ist. Der Besuch rüg privaten Charakter. Der Reichspräsident nahm bei einem Gastgeber ein Frühstück ein. Ein kurzer Spazier tang durch den Ort folgte. Nachmittags fuhr der Neichs- näsident zum Münchener Hauptbahnhof zurück, wo auch ein offizieller Empfang stattfand. Doch hatte sich der ^eichsgesandte in München, Dr. Haniel, eingefunden. Jann erfolgte die Weiterfahrt Hindenburgs nach seinem sieiseziel Dietramszell, wo er drei Wochen Urlaub gr verbringen gedenkt.