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Weißeritz-Zeitung : 06.10.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192210062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19221006
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19221006
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-10
- Tag 1922-10-06
-
Monat
1922-10
-
Jahr
1922
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 06.10.1922
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-auptmamücha» -O im mEch« WM EWU 88. Jahrgang H Freilag den 6 Oktober 1922 Nr. 234 Dieses Blatt enlhSN -le amMchen BekannlmachmiW« der Amlshauptmannschafl, des Amtsgericht» und -es Sladlrats zu Dlppol-iswal-e Weitzeritz-Zeitung Laaeszeiwig und Anzeiger slir DWoMswawe, Schmiedederg S.A Uelleste ZelluuA -eG BezirdO » Vierteljährlich ^MK-ohneZ». — Einzelne Nummer« _ Femsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. Ä. MUneiudeverbands-Girokonto Nr, 3. — Postsche^ Konto: Dresden 12548. Verantwortlich« Redakteur: Paul Sebue. - Druck und Verlag- «ml Sehne in Dtovoldlswalde. Wilsdruff. Die Differenzen in der hiesigen Holzindustrie, die Ende voriger Woche zur Kündigung sämtlicher Arbeitnehmer ge führt hatten, haben sich insofern verschärft, als in hiesiger Stadt die Arbeiter am Dienstag vormittag nach vorausgegangener Ver- mlung in sämtlichen Betrieben die Arbeit niedergelegt haben. OertlicheS und Sächsisches Dippoldiswalde. Trotz der enormen Niederschläge der ver- aangenen Tage ist der Masserstand unserer Weißeritz immerhin ^in verhältnismäßig niedriger. Leider ist der etwas ^erhalb der Postbrücke vor vielen Zähren angeb rächte Wass e rpegel so ver - wachsen und verschmutzt, daß die Was erhöhe tatsächlich nicht be obachtet werden kann. — Auch das Ablesen der Gefahrenmerken A B C, D, deren niedrigste übrigens noch nicht erreicht ist, ist seit etwa 2 Zähren eingestellt worden, da die jährliche Entschädi- auna von 6 M. als zu hoch bemessen erkannt wurde! U — Zn einer Sitzung des Vereins des selbständigen gewerb lichen Mittelstandes am Mittwoch abend im Bahnhotel wurde als Hauptpunkt ein 6-Uhr-Ladenschlub behandelt. Ist auch ein dahingehender Beschluß noch nicht gefaßt worden, so ist damit doch wohl zu rechnen, denn selbst noch Widerstrebende werden bei den zu erwartenden außerordentlich hohen Strompreisen für Licht froh sein, wenn sie eine Stunde früher schließen können. Rück sicht auf die Kundschaft soll stets genommen werden, aber diese darf nichts ungerechtes verlangen, und das würde der Fall sein, wenn sie den Lädeninhaber zwingen wollte, wegen weniger Kaufer hohe linkosten zu tragen. Auch das Publikum wird sich an einen 6-Ahr- Ladenschluß gewöhnen. , Dippoldiswalde. Am 1. Oktober waren 25 Zahre vergangen, seitdem die Stadtverordneten die .König - Albert - Stiftung' ge- nehmigk^^^ ^^e die Hundesteuer auf 600 M. fest (bisher — Zn den Gemeindebezirken Köhschenbroda, Niederlößnih- Naundorf und Zihschewig gelten als gesetzliche Miete 4509L Zu schlag zur Grundmiete. — Gutsbesitzer Bernhard Hantsche in Prietih hat dem Fleischermeister Gierisch in Elstra mehrere Rinder zur Ab schlachtung übergeben mit der Bedingung, daß das Fleisch nicht mehr als 100 M. pro Pfund kosten darf. H. will das, falls es in seinen Kräften steht, von Zeit zu Zeit wiederholen. Glashütte. Friedensrichter Wolf, der nach 16jähriger Tätig keit das Amt als Friedensrichter für Glashütte niederaelegt hat, ist durch das Amtsgericht Lauenstein der Dank des Justizmini steriums für seine langjährige treue und erfolgreiche Dienstleistung ausgesprochen worden. Als Nachfolger im Friedensrichteramte ist Privatmann Karl Moritz Schmiedel in Pflicht genommen worden. Gombsen. Einen schnellen Tod sand am Dienstag der Pri- vatus Oswald Zschech. Auf dem Heimwege von der Apotheke tn Lockwitz begriffen, wurde er plötzlich vom Herzschlag betroffen und verstarb auf der Stelle. Dresden. Die Fleißnerschen antireligiösen Erlaße haben jetzt ihre ersten Auswirkungen, und zwar zunächst auf Zuden, gezeitigt. Drei israelitische Schüler des Döbelner Staatsrealgymnasiums sind mit Karzerstrafe belegt worden, weil sie entgegen der Ver ordnung des Kultusministers am l. jüdischen Neujahrstage der Schule ferngeblieben sind. Aus Borna wird ebenfalls gemeldet, daß einige jüdischen Familien nicht die Erlaubnis erhielten, ihre Kinder am jüdischen Neujahrstage schulfrei zu bekommen. Die Kinder sind darauf von den Eltern nicht zur Schule geschickt worden. Die Schule hat den Fall an das Kultusministerium be richtet. Aehnllche Vorkommnisse sind auch in Dresden zu ver zeichnen. Hartha. Der Stadkgemeinderat hat genehmigt, daß vom Staate 300000 M. für die Kartoffelversorgung als Kredit ange fordert werden. sammlung „ „ , Meißen. Mit dem Meißner Wein ist es Heuer im wahren Sinne des Wortes Essig! Seine Reife ist kaum noch zu erhoffen, vielleicht läßt er sich durch Zuckerung sür den Genuß retten, wahr scheinlich wird er aber nur einen teuren Essig geben. Wie viel Hoffnungen werden mit ihm Essig. Pirna. Die Herausgabe städtischen Notgeldes im Betrage von 4 Millionen Mark und zwar in Scheinen zu 500, 100 und 50 M. wurde in der letzten Stadtverordnetensitzung beschlossen. Mit der Herausgabe des Notgeldes kann schon nächste Woche gerechnet werden. Dem Rat wurde die Ermächtigung erteiit, die Herausgabe weiterer 8 Millionen in die Wege zu leiten. Pirna. Der hiesige .Anzeiger' fühlt sich, wahrscheinlich nach vielen anderen Versuchen, Halbwegs Ordnung zu schassen, ver- pflichtet, nunmehr die Flucht in die Oessentlichkeit' zu wagen und schreibt: Die Straßendisziplin läßt in Pirna sehr zu wünschen übrig; mv een Kreien der Einwohnerschaft kann man sich noch immer nicht in die alte Ordnung zurückgewöhnen. Rücksicht auf d,e Straßenpas an en wird n sehr sehr vielen Fällen nicht ge nommen. Ein typisches Beispiel dafür boten z. B. einige Damen Eie standen am Sonntagabend auf der Breiten Straße auf dem Fußweg, und wie man im Vorbeigehen aus ihrer Unterhaltung vernehmen konnte, hielten sie Gericht wahrscheinlich über eine ihrer Geschlechksgenossinnen, der sie .große Rücksichtslosigkeit' vorwarfen. Was dieser so scharf Verurteilten dieser Vorwurf eingebracht hatte, das konnte man im flüchtigen Vorbeigehen nickt in Erfahrung bringen. Aber dieses .Richterkollegium' war sich anscheinend nicht bewußt, daß es sich in diesem Augenblick selb« einer großen Rücksichtslosigkeit schuldig machte. Die Frauen standen, trotz des lebhaften Verkehrs, wie angewurzelt in der Mitte des Fußweges und wichen nicht beiseite, so daß die Vor übergehenden, verärgert über dieses Verhalten, im Bogen um sie berumgehen mußten. Hätten die Frauen an der Seile des Fuß weges Aufstellung genommen oder hätten sie sich auf eine Bank im anstoßenden Friedenspark geletzt, niemand hätte sich um sie gekümmert. Eine ebenso große Äticksichtslosigkeit gegen die Pas- lanten ist aber auch das Befahren der Fußwege mit Kinder- und - < Die Polizeiorgane sind angewiesen, auf Grund der strengstens hiergegen einzuschreiten und die Strafe, M. beträgt, gegen Quittung sofort zu vollziehen. Die- leibe Strafe trifft auch die Fuhrleute und Radfahre», wenn sie nicht die rechte Straßenseite benutzen und in der Dunkelheit ihre Fahrzeuge nicht beleuchtet haben. Es sind in letzter Zeit schon recht häufig derartige Exempel statuiert worden; vielleicht kommt man doch wieder dazu, daß man sich an die gute alte Ordnung ge wöhnt, auch in bezug auf die Ruhe in den Nachtstunden, die be sonders in den Nächten vom Freitag zum Sonnabend sehr zu wünschen übrig läßt.' — (Auch in anderen Orten kommen solche ^^amenz.'^Jn ^Kirche zu Großkmehlen versuchte man nun bereits das dritte Mal einzubrechen. Die Diebe hakten miittels Zentrumsbohrer und Stichsäge bereits zwei Türen durch brochen, mußten aber wohl gestört worden sein, so daß nichts ge raubt wurde. . Stolpen. Der hiesige Turnverein beging am Sonnabend und Sonntag unter Teilnahme zahlreicher auswärtiger Turner und Turnerinnen die Feier seines 75jährigen Bestehens durch einen Festkommers, verschiedene turnerische Darbietungen, Festzug, Fest ball usw. Königshain. Hier wurde gleichzeitig bei 5 Gutsbesitzern ein- gebrochen. Gestohlen sind bei dem einen Landwirt 37 Stück Butter, bei dem anderen 21 Stück und eine halbe Ziege, bei dem dritten 12 Stück und bei den anderen beiden je 5 Stück, zusammen also 80 Stück Butter. Von den Dieben, die durch die Keller fenster einstiegcn, fehlt jede Spur. Leipzig. Die 30 hiesigen Kirchgemeinden haben eine Protest- entschlicßung gegen die Verordnungen des Kultusministeriums ge faßt, Schulgebet und Andacht, religiöse Schulfeiern und Choral gesänge in der Schule zu verbieten. Waldheim. Die 16jährige Tochter eines Hausmeisters wurde, als sie nachmittags von Steina nach Diedenhain ging, von einem Unbekannten überfallen, der sie zu Boden warf und vergewaltigte und ihr mit einem Messer einen tiefen Schnitt am Halse bei brachte. Das schwerverletzte Mädchen schleppte sich noch ein Stück fort und wurde später nach dem Krankenhause überführt. Der Täter konnte bis jetzt noch nicht ergriffen werden. Roßwein. Die städtischen Kollegien wählten den seitherigen Bürgermeister Dr. Wild einstimmig auf Lebenszeit zum Bürger meister der Stadt Roßwein. Dr. Wild war früher in gleicher Eigenschaft in Schöneck i. V. und steht seit 5'/- Jahren an der Spitze der hiesigen Gemeindeverwaltung. — Die Stadtverordneten lehnten die Ratsvorlage bekr. Erhöhung des Preises für Gas, Strom und Wasser mit rückwirkender Kraft für Monat September ab? Die genannten städtischen Werke haben im September gegen 1 Million Mark Mindereinnahmen ergeben. Mylau. Unsere Stadt kann in diesem Jahre das Jubiläum der 500jährigen Zugehörigkeit zum Lande Sachsen begehen. Vorher gehörte sie der böhmischen Krone. Buchholz. Als in den Klassen der Buchholzer Schulen der Lehrer die Mitteilung machte, daß von jetzt an nicht mehr beim Unterrichtsbeginn gebetet werden dürfe, ist in verschiedenen Klaßen einfach der Klassenerste Schüler oder die erste Schülerin vom Platze aufgestanden und hat das Gebet schlicht und einfach, nach kindlichem Sinn selbst verrichtet. Die christlichen Kinder wollen nicht um einiger konfessionsloser Kinder willen, die einmal in Verlegenheit kommen könnten, ein Gebet anhören zu müßen, ihr christliches Gebet unterdrücken und vergewaltigen lassen. Falkenstein. Die Skadtverordneienwahlen finden hier am Sonntag den 19. November statt. Der von der linken Seite der Stadtverordneten gestellte Antrag, die Abstimmung bei der Land tags- und Stadtverordnetenwahl getrennt nach Geschlechtern vor zunehmen, wurde gegen 10 Stimmen abgelehnt. — Mit den in Aussicht genommenen und zum Teil bereits durchgeführten Maß nahmen zur Linderung der Not der Minderbemittelten nahm das Stadtverordnetenkollegium zustimmend Kenntnis. Ferner wurde ein Berechnungsgeld bis zu 500 000 M. zur Beschaffung von Kohlen, Holz, Kartoffeln und Bekleidungsstücke für Minderbe mittelte zur Verfügung gestellt. Rodewisch. In einer kürzlich hier abgehaltenen Elternrats sitzung wurde auf eine Anfrage mitgeteiit, daß unter mehr als 1500 Schülern nur etwa 40 am Religionsunterricht nichl teil- nehmen. Von diesen 40 entfallen die Hälfte auf Katholiken, Baptisten und Methodisten, die gesonderten konfessionellen Reli gionsunterricht erhalten, so daß nur 20 bis 24 Kinder übrig bleiben, die ohne irgendwelchen Religionsunterricht erzogen werden. Plauen i.V. Wegen schweren und einfachen Diebstahls wurde der Bäckerlehrling Wilhelm Paul Bernhard Sch. von hier zu 3 Wochen und 2 Tagen Gefängnis verurteilt. Der 15jährige Bursche stieg am 9. Juli d. I. durch ein offenes Kellerfenster in die verschloßene Wohnung seines Meisters ein und entwendete aus einer Kassette, die er mit dem dazugehörigen Schlüssel öffnete, 1043 M. Sch. handelte dabei im Einvernehmen mit dem gleich altrigen Meisterssohne und wollte das erraffte Geld mit diesem vernaschen; er wurde jedoch erwischt und mußte das gestohlene Geld wieder abgeben. Am 18. Mai hatte er einer Nachbarin seines Meisters eine Uhr entwendet. Auch diese Beuke, die er in seinem Koffer verborgen hielt, mußte er wieder herausgeben. Klingenthal. Die Kehrseite der .Valuta'. Vor einigen Tagen gedachte ein junger Monteur ans Chemnitz, nachdem er leine Arbeit hier beendet, sich ein echtes Pilsner im Urfprungs- lande zu leisten, und begab sich zu diesem Zwecke nach dem dicht an der Grenze liegenden tschecho-slowakischen Markhausen. Neben dem Bier mundeten ihm dort ein frugales Frühstück und zwei , gute Zigarren. Die Zeche betrug 16 Kronen 50 Heller. .Schön, > und in deutschem Gelde?' — .Biktschön — 825 M.!' Leichen blaß wurde der unternehmungslustige Chemnitzer; er war genötigt, für die größere Hälfte der Zeche — 400 M. hatte er bei sich — noch eine Uhr als Pfand zu hinterlegen, und gelobte im stillen, nie wieder Pilsner im Erzeugungslande trinken zu wollen. — Ein im tschechischen Grenzorte Zlatenitz wohnhafter Arzt gewann kürzlich auf ein Los der österreichischen Kommunal-Lotterie 35 000 Kronen. Nach Abrechnung der Gebühren erhielt der glückliche Gewinner —^16 tschecho-slowakische Heller! l Drei Jahre Technische Nothilse (Vom 1. 10. 1919 bis 1. 10. 1922.) Am 30. Septeniber 1922 konnte die Technische Nothilse auf das dritte Jahr ihres Bestehens zurückblicken. In weitaus höherem Maße als im vergangenen Jahre mußte sie in lebenswichtigen Be trieben zum Wohle der Allgemeinheit eingreifen; während im ersten Jahre 562, im zweiten 485 Einfahstellen mit 20 281 bzw. 9726 Nothelfern gezählt würden, muhte im nunmehr abgelaufenen dritten Berichtsjahr die Technische Nothilfe an 888 Stellen mit zusammen 28 007 Nothelfern eingesetzt werden. Insgesamt hat sie innerhalb der drei Jahre ihres Bestehens an 1935 Stellen mit 58 014 Äothelfern tätig sein müssen und dabei die Zahl von 3 066 494 Arbeitsstunden geleistet. Bei der Betriebsgruope der Elektrizitäts-, Gas- und Wasser werke zeigte das Geschäftsjahr 1919/20 eine Tätigkeitsziffer von 98 Einsahstellen mit 3605 Nothelfern und 171 940 Arbeitsstunden. Diese Ziffern fielen im Jahre 1920/21 auf 34 Einsatzstellen mit 1262 Nothelfern und 60 972 Arbeitsstunden. Sie schnellten im Jahre 1921/22, dem Jahre des großen Eisenbahnerstreiks und der vielen Transportarbeiterausstände, auf 347 Einsahstellen mit 16 323 Nothelfern und 780 408 Arbeitsstunden empor, verzehnfachte sich also ungefähr. — Die Landwirtschaft zeigte im Jahre 1919/20 eine Zahl von 48 Einsahstellen mit 488 Nothelfern und 30 741 Arbeits stunden, im Jahre 1920/21 eine solche von 256 Einsatzstellen mit 2648 Nothelfern und 154 245 Arbeitsstunden und im Berichtsjahre 1921/22 eine Anzahl von 344 Einsahstellen mit 2618 Nothelfern und 147 232 Arbeitsstunden. Wenn man bedenkt, daß die Tech nische Nothilfe ja nicht etwa in allen Streiks innerhalb des Transport- und Verkehrsgewerbes sowie der Landwirtschaft ein- greifk, sondern nur in den Fällen und an den Stellen, wo eine unmittelbare Bedrohung der Lebensbedürfnisse der Allgemeinheit in Frage kommen, so wird man verstehen, wie berechtigt die kürz liche Mahnung des Reichskanzlers vom 25. 8. 1922 war, der darauf hinwies, daß angesichts unserer wirtschaftlichen Notlage diese unsere Ernährung gefährdenden Streiks unterbleiben müßten, oa sie eine schwere Schädigung des Gemeinwohls be deuteten. Welche Werte bei solchen Streiks auf dem Spiele standen, mag man ersehen aus folgenden Zahlen über einige Einzelstreiks in der Landwirtschaft. An Vieh mußte zum Beispiel von Nothelfern in diesem Jahre in 10 Einsahfällen, über die ge naue Zahlen vorliegen, gefüttert und gepflegt werden: 260 Pferde und 1145 Kühe 13 Mill. M., 2045 Schafe 20,54 Mill. M. und 317 Schweine 6,34 Mill. M., mithin Werte in Gesamthöhe von 156,88 Mill. M„ die durch den Einsatz der Technischen Nokhilfe der Gesamtheit erhalten wurden. Beim Landaroeiterstreik in Mecklenburg-Skrelih von Ende April bis Anfang Juni wurden durch die Technische Nothilse auf 30 Gütern 8400 Morgen Land bestellt. Bei einem Durchschnittsertrag von 6 Zentner für den Morgen sicherte damit die Technische Nothilse der Volkernährung rund 50 000 Zentner Getreide. In dem Mitte August ausge brochenen Landarbeiterstreik im Kreise Oberbarnim wurden durch die Technische Nokhilfe bei einer. Gesamkumlagemenge von 118 000 Zentnern Getreide 80 000 Zentner geborgen. Ferner muhte die Nokhilfe bei dem Ende August aus der Insel Fehmarn ausge brochenen Landarbeiterstreiks mit 600 Nothelfern zum Einbringen der Ernte einer bestellten Fläche von 35 000 Morgen eingesetzt werden. Aus dem letzten Landarbeiterstreik in den Kreisen Haloer- stadt und Oschersleben sei nur eine Zahl aus einem von der Tech nischen Nothilse aufrecyt erhaltenem landwirtschaftlichen Betrieb genannt: Durch die Mithilse der Technischen Nothilfe in der Saatzuchtwirtschaft Fr. Struve in Schlanstedt wurde der deutschen Volkswirtschaft eine Getreidemenge (Saatgut) von 76 033 Zentr. ini Werke von über 300 Millionen Mark erhalten. Während die Tätigkeit der Technischen Nothilfe in erster Linie den Schuh der Bevölkerung vor den allgemeinen Folgen von Streiks in lebenswichtigen Betrieben gilt und sich nicht in Ziffern ausdrücken läßt, auch in Bezug auf Erhaltung wertvollster Produktionsanlagen, wie Hochöfen und Gruben nur Schätzungen zuläßk, sind die Ziffern der erhaltenen und zugeführken Lebens mittel zu einem gewissen Teile zahlenmäßig feststellbar gewesen. Sie betragen innerhalb der drei Jahre des Bestehens folgende Mengen: An Fleisch wurden von der Technischen Nothilfe 57 200 Zentner in Transportschiffen, Gefrierhallen usw. vor dem Ver derben bewahrt, eine Menge, die ausreicht, um eine Stadt von 367 000 Einwohnern ein Jahr lang mit Fleisch zu versorgen. Der Jahresbedarf einer Stadt von über 500 000 Einwohnern an Fett, nämlich 118 000 Zentner, wurde im gleichen Zeitraum der All gemeinheit erhalten. An Kartoffeln wurden 281 000 Zentner der Volksernährung gerettet, d. h. der Jahresbedarf einer Sladt von 77 000 Einwohnern. Im Hinhlick auf die chronische Zuckerknopp- heit in Deutschland muß die Tatsache gewertet werden, daß 151 000 Zentner Zucker — der Durchschnittsjahresverbrauch von 820 000 Menschen durch die Nothelfer erhalten blieben. Ins gesamt stellt die durch Einsatz der Technischen Nothilfe genuhsähig erhaltene und dem Verbrauch zugeführte Nahrungs- und Futter- miktelmenge einen Gesamkwert von 13 Milliarden Mark nach dem Markstande vom 15. September 1922 dar! Diese Summe stellt nur einen Teil der durch die Technische Nothilse geborgenen Werte dar, soweit sie nach Lage der Verhältnisse sich zahlen mäßig erfaßen ließen, während beispielsweise die von der Tech nischen Nothilfe im Eisenbahnerstreik geretteten und Angeführten Mengen hierbei keine Berücksichtigung finden konnten. lieber die zahlenmäßige Entwicklung der Reichsorganisation der Technischen Nothilfe unterrichtet der Hinweis, daß die Zahl der Orts- und Landgruppen von 1100 im Vorjahre auf 1500 in diesem Jahre gestiegen ist. Die berufliche Zusammensetzung der Mitglieder wird durch folgende augenblickliche Verhältniszahlen auSgcdrückk: 20 v. H. Angehörige technischer Berufsstände, 14 v. H. Handwerker, 23 v. H. Landwirte, 14 v. H. Angehörige freier Berufe, 9 v. H. Arbeiter, 8 v. H. Studenten, 12 v. H. Frauen. Vergleicht man diese Zu sammensetzung mit der des Vorjahres, so kann man eine Er höhung des Prozentsatzes an technischen Berufsangehörigen, Hand werkern und Landwirten, also an Fachkräften für die verschieden artigen Betriebszweige festslellen. Preiserhöhung für Bier. Die Sächsisch - Thüringische Brauerei - Vereinigung beschloß eine Erhöhung der Bierpreise um 700 auf 3000 M. pro Hektoliter,
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