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d-ch en ö/» « ^sürPulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Matt Amts und des Stadtrathes des Königs Umlsgerichts Wursnrtz. Mebenuudviorzigster Jahrgang 6. März 18SS Mittwoch Montag, den 18. März 18SS: Biehmarkt in Bischofswerda Vogtherr, dessen Ausführungen äußerst matt und stockend Waren, das Haus stand öfter unter dem peinlichen Eindruck der Redner würde stecken bleiben. In der Hauptsache be wegte er sich in Gemeinplätzen, wie man sie alle Tage in den Judenblättern lesen kann und gab zu, daß die Juden Anlaß zum Tadel geben, entschuldigte sie aber damit, daß die deutschen Brüder sie nicht besser erzogen haben. Sein ganzes Austreten war so schwach, daß seine eigenen Frak tionsgenossen nur ein ganz schwaches Bravo rislirten. Ein gut Theil der Schuld an dem sozialdemokratischen Fiasko fällt übrigens auf das Konto des Freiherr« von Langen, der in der Nähe Vogtherrs saß und diesen des öfteren durch treffende Zwischenrufe aus dem Text brachte. Sehr im Gegtnsatz zu diesen oberflächlichen Ausführungen stand die Rede des Abgeordneten Sachße, dessen ausgepräg tester sächsischer Dialekt allerdings mehrmals Heiterkeitsaus brüche des ganzen Hauses hervorrief. In der Sache war dieser jugendlich aussehende, kleine, bewegliche Herr, für den das Rednerpult entschieden zu hoch angelegt war, aber um so stä-ker. Unerschrocken ging er mit Juden und Sozialdemokraten ins Gericht, und wenn diese lärmten, ließ er sie ruhig eine Weile toben, um ihnen dann um so kräftiger die Wahrheit zn sagen. Er wies den engen Zusammenhang zwischen dem internationalen Judenthum und der deutschen Sozialdemokratie nach und bat unter lebhaftem Beifall der Rechten und dem unter diesen Um ständen ehrenvollen Lärm der Linken um Annahme des Antrages. Letzter Redner war der Spezialkollege des Herrn Rickert auf dem Gebiete des Judenschutzes, Professor Paasche, (Marburg) der sich Namens seiner Fraktion gegen den Antrag erklärte, da dieser ein Ausnahmegesetz darstelle. Der vorgerückten Stunde wegen wurde hierauf ein Berta- gungsanirag angenommen, die Fortsetzung der Debatte erfolgt am nächsten Mittwoch. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Wie wir aus sicherer Quelle erfahren, wird der seit kurzer Zeit bestehende kaufmännische Verein am 18. März a. «. einen Vortragsabend veranstalten. Herr Professor Or. Fritz Schultze aus Dresden-Plauen, ein vorzüglicher Redner, wird über das Thema: „Krieg und Frieden in ihrer Beziehung zur Kulturentwickelung der Menschheit" sprechen und ist anzunehmen, daß dieser Abend sich zu einem recht interessanten und lehrreichen gestalten wird. — Die ersten Boten des herannahenden Frühlings, die Staare, sind wieder in unserer Gegend eingetroffen. — Nächsten Sonntag, den 10. d. M., wiederholt der Turnverein zu Friedersdorf im Gasthof zur goldnen Aehre die bereits am 17. Februar stattgefundenen und mit großem Beifall aufgenommenen theatralischen Dar bietungen. Nebst mehreren neuen Aufführungen werden auch Damenreigen den Besuchern vor die Augen geführt werden. Der Reinertrag ist zum Besten des Geräthefonds bestimmt. Auf die vielen Mühen hin, diesen Abend zu einem höchst amüsanten zu gestalten, ist ein recht voller Saal dem tapferen Verein nur zu wünschen. — Ein von den Herren v. Oehlschlägel, Oekonomie- rath Hähnel u. A. unterzeichnetes Schreiben ersucht uns um Aufnahme folgenden, von einer großen Anzahl nam hafter Landwirthe mit Namensunterschrift versehenen Arti kels: „An die sächsischen Landwirthe. Da die berufsqe- nossenschaftliche Versicherung nur Sicherstellung gegen die Folgen von Betriebsunfällen gewährt, bleibt der Betriebs unternehmer auf Grund der Haftpflichtgesetzgebung immer noch in verschiedenen Fällen, dritten Personen, seinen Ar- beitern, ja selbst der Berufsgenossenschaft gegenüber Persön lich ersatzpflichtig. Sind auch diese Fälle im Allgemeinen recht wenig zahlreich, so können sie sich doch für den Einzelnen zu einer Existenzfrage gestalten. Hiergegen sich zu schützen, wird m landwirthschaftlichen Kreisen schon lange Zeit angestrebt. Es haben sich nun zwar private Versicherungsanstalten erboten, diesen gewünschten Schutz Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. S Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- Puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. D uck und Verlag von E. L. Förste r's Erben in Pulsnitz. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: 1. Jllustrirtes Sonntagsblatt (Wöchentlich); 2. Handwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Preis: Vierteljahr!. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Die Judendebatte im Reichstage. Wie mächtig die Judenfrage das deutsche Volk bewegt, zeigte die Mittwochs-Sitzung des Reichstages, auf deren Tagesordnung an dritter Stelle die von konservativer und antisemitischer Seite gestellten Anträge, betreffend das Verbot der Einwanderung ausländischer Juden standen. Die Tribünen waren bereits lange vor Beginn der Sitzung überfüllt und auch das Haus war im Gegensatz zu den letzten Wochen ungewöhnlich gut besucht. Zur Begrün dung des Antrages erbielt Abg. Jacobskötter (kons) das Wort. Mit eiserner Ruhe aber mit wuchtigem Material wies Redner nach, wie viel Mühe dem Staate schon die wohnenden Juden machen und wie sie auf allen Gebieten des nationalen und wirthschaftlichen Lebens für Deutschland ungünstige Thätigkeit entfalten. Unter diesen Umständen sei es dringend geboten, wenigstens den Zuzug von ausländischen Juden abzuschneiden. Redner schloß seine fortgesetzt mit lebhaftem Beifall begleitete Rede mit der Bitte um Annahme des Antrags. Nächster Redner war der Abg. Bindewald, der zur Begründung des von der deutsch-sozialen Reformpartei gestellten weitergehenden Antrages das Wort nahm. Er schilderte vor allem die verheerende Thätigkeit in Stadt und Land. An der Hand zahlreicher Beispiele wies er nach, daß die Thätigkeit des Judenthums lediglich eine ausbeutcn e ist und daß der Staat zu seiner Selbsterhaltung und in Erfüllung seiner Pflicht der Fürsorge für seine Unterthanen hier einen Damm entgegensetzen müsse. Des weiteren zeigte Redner, wie das Judenthum die deutsche Sitte untergrabe und die heiligsten Güter der Nation in den Schmutz ziehe und kam zu dem Schluß, daß der Lösung der sozialen Frage die Lösung der Judenfrage voraufgehen müsse. Den An fang zur Lösung der Judenfrage bilde dieser Antrag, um dessen Annahme er bitte. Auch dieser Redner wurde fortge setzt von dem Beifall der Rechten begleitet, in den sich auch ab und zu unartikulirte Laute der stigm-Uisirten Linken mischten. Ihm folgte der sozialdemokratische Abgeordnete Ueber das Vermögen des Leinewebers und Hausbesitzers Gustav Ferdinand Richter in Hauswalde wird heute am 1. März 1895, Nachmittags 3>/z Uhr das Konkurs verfahren eröffnet. Der Ortsrichter Seidel in Großröhrsdorf wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen find bis zum 18. April 1895 bei dem Gerichte anzumelven. Es wird zur Beschlußfassung über die Mahl eures anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in 8 120 Konkursordnung bezeichneten Gegenstände — auf den 1. April 1895, Vormittags 10 Uhr — Und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 16. Mini 1895, Vormittags 10 Uhr — vor dem unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache im Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze Ser Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehnien, dem Konkursverwalter bis zum 1. April 1895 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Pulsnitz, deni. März 1895. I. A.: Starch, Ass. — - Veröffentlicht: Sekretär Söhnel, Gerichtsschreiber. Betau« t m a ch u n g. Die Stelle einer stellvertretenden Heimbürgin für den Bezi.k Stadt Allksnitz, Meißnisch - Uulsuitz unv Böhmisch-WollUNg ist zu besetzen. Bewerberinnen wollen ihre Gesuche bis zum 12. März 1895 hier einreichen. Pulsnitz, am 5. März 1895. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Bei der Königlichcn Amtshauptmannschaft ist die „15. Mittheilung an die sächsischen I'ferdezüchter auf das Jahr 1894" eingegangen und werden Exemplare hiervon auf Wunsch unentgeltlich abgegeben. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 27. Februar 1895. von Erbmannsdorff. Bekannt mach« « g. An Schulöibliotheken, sowie an Mitglieder des Allgemeinen Sächsischen Lehrervereins und des Sächsischen Hurnlehrervereins werden die vom Königl. Sächsischen Generalstabe zur Bearbeitung kommenden Sektionen der „Karte des deutschen Reiches" zu dem ermäßigten Preise von 30 abgegeben. Bestellungen unter Angabe der Bezeichnung "er gewünschten Sektion und Einsendung des Geldbetrages dis 2Uw 25. j. übermittelt. Kamenz, am 2. März 1895. Der Königliche Bezirksschulinspektor. Fink.