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Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmanuschast Weihen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. für Mrgermm, Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gcspaitcne Raumzelle 20 Loidpfennig, die 4 g l spalten eZeiie de: amtlichen Bekanntmachungen 40 Gold- Pfennig, die S gespaltene Rcklamezeile im textlichen Teile 100 Golkpjcnnig. Acchweijungsgelnibr 20 Gelt Pfennig. Doi- geschriebeneikrscheinungs- . „ tage und Ptatzvorlchrisicn werden nach Möglichk-i-. Fernsprecher: Amt Ldrksvruff Nr. b -erücksichtigt. Anzeigen, annahme bis norm. 10Uhr — - " Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen mir keine Garantie. Jeder Rabatianspruch .ritscht, wenn der Betrag durch Klagecingezogenwcrden ntUb oderdcr Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. 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Als der Linksblock vor zwei Jahren in Frankreich siegreich aus den Kammerwahlen hervorging, glaubte man eine große Geistes- und Zeitenwende gekommen. Poincare mußte gehen und Herriot stieg auf den Thron und es be gann jene mit allen Zungen gepriesene Friedens- und Be ruhigungspolitik, die über Genf und Locarno schließlich auch Deutschland wieder in den gleichberechtigten Reigen der Nationen eingliedern sollte. Jetzt ist Herriot schmäh licher als irgend sonst einer der führenden Männer der Französischen Republik in den Abgrund gesaust. Nicht ohne eigene Schuld, denn selbst die deutschen Sozialisten bescheinigen ihm heute, daß sein Vorstoß gegen Briand eine hanebüchene Torheit gewesen sei. Nun schreit die Straße wieder nach Poincars als dem einzig noch übriggebliebenen Retter des Vaterlandes. Das ist eins Nolte, zu der sich der Vater desVer - sailler Vertrages allerdings nicht zweimal nötigen läßt, auch wenn er sich bei ruhiger Überlegung sagen müßte, daß neue Lorbeeren in der finanziellen Situation, in der Frankreich sich nachgerade befindet, schwerlich zu ernten sein werden. Das schlimmste aber ist, daß das deutsche Volk diesem seinen grausamen Peiniger eigentlich nur Erfolg wünschen kann bei dem Werk, das er jetzt über nehmen soll. Denn je länger der Wahn der Frankinflation der französischen Wirtschaft erhalten bleibt, desto schlimmer für unsere Wirtschaft, die sich der ausländischen Kon kurrenz schon ohnedies nicht mehr erwehren kann. Dis Bereicherung der deutschen Ferienreisenden, die jetzt als nur zu sehr begreifliche Revanche für unsere lsidvollen Er fahrungen in den Jahren 1922/23 im Gange ist, kann uns natürlich keinen Ersatz bieten für die Niederhaltung jedes deutschen Exports, den die französische Industrie sich leisten kann, solange sie mit gleitenden Wertzeichen zu rechnen hat. Die möglichst rasche Stabilisierung des Franken liegt ja auch in unserem gesamtwirtschaftlichen Interesse; wn können nur bedauern, daß erst ein Poincars gerufen wer den muß, ehe es wahrscheinlich wird, daß sie gelingt. Aber das französische Volk hat es nun einmal so gewollt, wenigstens soweit sein Wille in dieser Kammer überhaupt zum Ausdruck kommen kann. Dieser Poincars lag, wie es scheint, schon in den letzten Wochen sozusagen in der Luft. Schon hörte man wieder von Zank und Streit auch da, wo die Leute extra zu dem Zweck einer gewissen internationalen Verbrüde rung zusammengekommen waren. So z. B. im Stock holmer Stadion bei dem Fußballänderkamps Schweden gegen Italien. Feierlicher Vortrag der beiden Nationalhymnen zu Beginn, Überreichung prächtiger Blumensträuße in der Mitte, zum Schluß aber italienischer Boxkampf gegen den schwe- dychen Schiedsrichter, dessen Entscheidung bei den Mannen MuisollMs auf Widerspruch gestoßen war. Die Folge war, daß das schwedisch.« Publikum in Massen über die Barrieren setzte und die italienischen Gäste in so nachdrück licher Weise zur Ordnung rief, daß schließlich Polizei mit blanker Waffe zum Schutz dieser sonderbaren Sportjünger aus dem Süden eingreifen mußte. Für uns Deutsche kein Grund zur überhebung, denn auf einer gleichfalls zu Verbrüderungszwecken bestimmten V e r a n st a l t u n g in Wien soll es kürzlich auch nicht gerade allzu bundes freundlich hergegaugen sein; und als einige Zeit zuvor ge wisse deutsche Damen in Paris einem inter nationalen ^rauenkongreß beiwohnten, ist es zwischen ihnen wegen der schwarzweißroten und der schwarzrot goldenen Flaggenfrage im Angesicht von Delegierten aus fo ziemlich aller Herren Ländern auch zu recht unerquick lichen Streitigkeiten gekommen. Von den deutschen Bade gästen in belgischen N o r d s e e b ä d c r n gar nicht zu reden, denen von aufgeregten ttberpatrioten so übel mitgespielt wurde, daß sie fluchtartig von diesem ungast lichen Boden wieder fortstrebten, um doch lieber in deut schen Erholungsstätten die Ruhe und Erholung zu suchen, die sie brauchten. Nein, das Zeitalter des ewigen Friedens ist noch nicht sür uns angebrochen, auch wenn der polnische Außenminister noch so salbungsvoll nach allen Seiten hin friedliche Händedrücke anbietet. Und kommt nun wirklich noch Herr Poincars an die Spitze der französischen Regie rung, dann wird der Himmel des armen Völkerbundes sich gewiß sehr bald wieder einigermaßen verdüstern. Sie deuWe Mir wegen Germer-Heim. Botschafter v. Hoesch im Quai d'Orsay. Die deutsche Note an die französische Negierung, die sich mit den Zwischenfällen von Germersheim beschäftigt, wird voraussichtlich nicht veröffentlicht werden. Sie gibt eine genaue Darstellung der bedauerlichen Vorfälle und fügt hinzu, wie sehr die Reichsrcgieruug derartige Er eignisse bedauert, die geeignet sind, die Befriedung des besetzten Gebietes hintanzuhalten und zu gefährden. Man ist in Berlin überzeugt, daß die Folge der Untersuchung durch die französischen Behörden die in solchen Fällen international übliche Gennatuuna sein wird. Poincare am Ziel. SG NM KMMi PSWtKS. Regierung der nationalen Einigung Poincare ist es gelungen, ein Kabinett auf breiter Grundlage zu bilden. Er hat die Namensriste des neuen Ministeriums dein Präsidenten der Republik zum Er- nsnnungsvollzug vorgelegt. Die Liste hat, falls nicht noch im letzten Augenblick Veränderungen vorgenommen wer- ven müssen, folgendes Aussehen: Ministerpräsident und Finanzen: Poincarö Vizepräsident, Justiz und Elfaß-Lothriugen: Barthou Außenminister: Briand Inneres: Albert Sarraut Krieg: Painlevö Unterricht: Herriot Marine: Leygucs Handel: Balanowski Ackerbau: Queuilles Kolonien: Perret Eisenbahnen: Tardieux Pensionen: Marin Arbeit: Fallieres (Radikale Linke)'. Beim Verlassen des Elysees erklärte Pokncarä den Journalisten: „Wir wollten ein Kabinettderbrei- ten nationalen Einigung, in dem alle Par teien vertreten sind. Wir haben versucht, unsere Aufgabe mit der größtmöglichen Großzügigkeit nufzufaffen. Ich mutz sagen, datz es mir nicht schwergefaüen ist, weil ich mich bemüht habe, mein Ministerium zu bilden, ohne be sondere Wünsche weder der einen noch der anderen zu be rücksichtigen. Wenn wir uns bei allen anderen Anregun gen anfgehalten Hütten, dis man uns gegeben hat, so hätten sich die Arbeiten zur Bildung der Regierung ewig lange hingezogen. Es war aber nötig, schnell zu arbeiten. Die neue Negierung wird voraussichtlich Dienstag vor sie Kammer treten." Fast hatte es den Anschein, als ob auch Poincars bei Durchführung der Kabinettsbildung schetteru würde. Dis Ministerpräsident PoincarS. Widerstände fanden sich hauptsächlich bei den linksstehen den Parteien, denen er indessen durch Aufnahme mehrerer linksstehender Politiker in sein Kabinett, wie Painleve, Sarraut und Herriot, Konzessionen in der Innenpolitik machte. Auf dem Gebiet der äußeren Politik scheint die Linke durch das Versprechen Poiucarös gebunden wor den zu sein, jetzt die eingeschlagene Außenpolitik beizu behalten und die Locarnoverträge sicherzustellcu. Alles in allem kann man das Kabinett Poincarö als ein Kabinett der Köpfe bezeichnen, da in ihm Persönlichkeiten von ausgesprochen politischer Prä gung und großem Führertalsnt vertreten sind. Rsus NusfchreiiLmgen gegen Fremde- Ausländern wird nicht serviert. Auf den Boulevards ist es wieder zu fremdenfeind- licheu Kundgebungen gekommen. Mehrere Autos, die den Ausländern „Paris bei Nacht" zeigten, wurden von Passanten umringt und mit Schmährufen überschüttet. Im Nu hatten sich mehrere Tausend Manifestanten an gesammelt, die die in den Autos bef-udlichsn Fremden mit wüstem Gejohle und Pfeifen überschütteten. Polizei und eiligst herbeigerufene republikanische Garde zer- streuien mit Mühe die Manifestanten. Der Straßenver kehr war stundenlang unterbunden. In mehreren größeren Restaurants wurde Auslän dern die Bedienung verweigert. Andere steigern ihre Preise sprunghaft. Von einem großen Teil der Zeitungen wird dieser Feldzug gegen die „Parasiten" unterstützt. Mit emcm GeWe -er ErieiWlkW SeMt. Nachlassen der Opposition. Paris, 23. Juli. Im Palais Bourbon wurde die Nach richt von ödr Bildung des Kabinetts Poincare bei allen Par teien mit Ausnahme der äußersten Rechten und der Kommu nisten sowie eines Teiles der Sozialisten mit cincm gewissen Gesicht der Erleichterung ausgenommen. Die Opposition, die von feiten der Redikalsozialisten noch im Laufe des heutigen Vor nuttages dem Kabinett Poincarü gemacht wurde, hat heute eine Abschwächung erfahren. Die Teilnahme Herriots an dem neuen Kabinett wird, wie allgemein angenommen wirb, die Nadikalsozii- listen daran hindern, Poincccre gegenüb. eine ablehnende Haltung einzunelMSN, so das; aus diese Weise das neue Kabinett als Geg ner nur die Sozialisten, die Kommunisten und diejenigen finden wird, die vergeblich erwarteten, ein Mmisterpcrtefeuille zu be kommen. Größere Bedeutung wird allgemein der Haltung Mo- rineaus brigemcssen, dem Führer der republikanischen Zwischcn- gruppe, die eine entscheidende Unterstützung Pcincares darstellt. Morineau Hst auf Teilnahme im Kabinett verzichtet unter aus drücklichem Hinweis darauf, daß er als Führer der nunmehr grötz- len parlamentarischen Gruppe im Parlament die Unterstützung des neuen Kabinetts führen wolle. Wie allgemein angenommen wird, wird das neue Kabinett Poincare sowohl in der Kammer als auch im Senat eine große Majorität finden, jedoch ist die Stellung des Kabinetts von den Finanzplänen abhängig, die Poincare der Kammer am Dienstag vorlegen wird. Im Senat Kak gleichfalls die Bildung des Kabinetts allgemeine Zustimmung ausgelöst. Sämtliche großen republikanischen Gruppen des Se nats haben Poincars ihre Unterstützung zugesagt. Der deutsche Botschafter v. Hoesch bat dem General sekretär des Ministeriums des Äußern, Philippe Berthelot, einen Besuch gemacht uud mit ihm über die bckannien Vorgänge in Germersheim gesprochen, v. Hoesch hat bei Reser Gelegenheit Berthelot die Abschrift einer Note über reicht. die der Reichskommissar für die besetzten Gebiete stellvertretenden Vorsitzenden der Rheinlandkommis- -Gu- Forthomme, übergeben hat. und der Völksrtzmd. Es will den ständigen Ratsitz haben. Der polnische Außenminister Zaleski hielt vor dei Seuatskomnüssion eine Rede, in der er über das Ver hältuis Polens zum Völkerbund sprach. Kein polnischer Verirrter, so erklärte er, könne im Namen der polnischen Regierung jemals geäußert haben datz Polen auf den ständigen Ratsitz im Völker' bund verzichte, denn die Erlangung eines solchen bleib« eine der wichtigsten Aufgaben der polnischen Politik. Dir Zukunft Europas könne nicht optimistisch beurteilt werden, wenn die stichhaltigen Forderungen Polens auf dem Ge biet des Völkerbundes nicht die gebührende Berücksichti gung zanoen. nme solche Tatsache würde die gegen- wärtige Krisis des Völkerbundes nur noch mehr vergrößern. Kompromisse, die die Zukunft der Polnischen Republik schwer belasten könnten, dürften nicht angenommen werden. Der Minister kam sodann auf das Verhältnis zu Deutschland zu sprechen und erklärte sich für die baldige Beendigung des Zollkrieges. Die polnische Dele gation sei von dem Willen beseelt, eine Verständigung her beizuführen, und Wolls alles, was den Verlauf der Per« baudlunaen erschweren könnte, vermeiden. Ministerpräsident Braun über das Ehrenmal. Er wünscht es für Berlin oder das Rheinland. Angesichts des Streites, der um das Ehrenmal für die :m Kriege Gefallenen entbrannt ist, bat der preußische Ministerpräsident Brann an den Reichskanzler ein Schreiben gerichtet, in dem er ans den ursprünglichen Plan, die sogenannte Schinkel-Wache in Ber l r n (ehemalige Hanptwache) zu einem Erinncrnngsmal für die Gefallenen nmzugestaltcn, zurückgreift. Sollte sich die