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MWrih-MiiW Nc Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend 75. Jahrgang. Donnerstag, den 2. Dezember 1909 Nk. 139 'M" ' einzulegen. Die Beschwerde wird .damit begründet, daß: der Stadtrat nach Schließung der diesjährigen Wählerliste die Verpflichtung von 70 Bürgern vorgenommen und dies« zur diesjährigen Stadtverordnetenwahl als Wähler zugelassen habe. Inserate werden mit 14 Pfg-, solche au« unsere» Ämtshauptmannschast Holzversteigerung. Frauenfteiner Staatsforstrevier. Frankescher Gasthof in Frauenstein. S. Dezember 1909, vorm. S Ahr: 65 w. Stämme, l h. Klotz, 14427 w. Klötzer 7/l5 cm, 4968 w. Klötzer 16/43 cm, 276 w. gek. u. 545 w. Derbstangen i. g. L., 1835 w. Reisstangen, 3 rm w. ungesp. Nutzscheite, 28 rin w. Schleisknüppel. Nachm. 2 Ahr: 127 rm w. gesp. u. ungesp Brennscheite, 136 rm h. u. w. Brennknüppel, 3 rm h. u. w. Zacken, 145 rm w. Äste, 3 rm w. Reisig; 479 rm w. Stöcke in Abt. 1, 7, 23, 23 ä. Kahlschlage: Abt. 1, 7, 23, 23 Durch- forstungs- und Einzelhölzer Abt. 4, 6(2, 33, 34, 36, 37, 44, 51. König!. Forstrevierverwaltung und König!. Forstrentamt Frauenstein. Tagesgeschichte. Berlin. Der Reichstag wurde am 30. November durch den Kaiser mit folgender Thronrede eröffnet: Geehrte Herren! Bei dem Eintritt ln Ihre Beratungen entbiete Ich Ihnen zugleich namens der verbündeten Re gierungen Gruß und Willkommen. Nachdem die in Ihrer letzten Tagung vereinbarte Steuergesetzgebung dem Reichs neue Einnahmequellen erschlossen hat, mutz beharrlich dahin gestrebt werden, die finanzielle Stellung des Reicher mit den so gewonnenen Mitteln zu befestigen. Der Ihnen zu gehende Etatsentwurf für 1910 entspricht dieser Aufgabe. Ein Nachtragsetat für das laufenve Jahr fahl die Rück stände aus den Jahren 1906 bis 1909 zusammen, die das Reich nach dem Finanzgesetze vom 15. Juli 1909 zu übernehmen hat. Die Arbeiten des Bundesrates au der in einem Vorentwurfe bereits bekanntgegebenen Reichs versicherungsordnung nähern sich ihrem Abschlusse. Dieser Gesetz wird neben einer Vereinheitlichung des geltenden Rechtes und Aenderungen in der Organisation die Kranken versicherung auf weitere Kreise ausdehnen und der Fürsorge für die arbeitenden Klassen die Hinterbliebenenversicherung Hinzufagen. Ein neuer Gesetzentwurf wird die Vorschriften der nicht vollständig verabschiedeten Gewerbeordnungsnovelle zu- sammenfassen, über welche zwischen den verbündeten Re gierungen und dem Reichstage Einverständnis bestand. Daneben wird ein besonderes Gesetz über Hausarbeit vor gelegt werden. Außerdem wird Ihnen der Entwurf eines Stellenvermtttlungsgesetzes zugehen. Die in der letzten Tagung gleichfalls nicht erledigten Entwürfe einer Straf- Prozeßordnung und einer Novelle zum Gerichtsverfassungs gesetz über die Organisation der Strafgerichte werden Ihnen von neuem unterbreitet werden. Unsere übers.eischen Be sitzungen in Afrika und der Südsee entwickeln sich erfreu lich. Das Anwachsen der eigenen Einnahmen hat das Reich von den Ausgaben für unsere Kolonien nicht uner heblich entlastet. Es wird Ihnen vorgeschlagen werden» die Usambarabahn bis zum Kilimandscharo fortzuführen und das südwestafrikanische Bahnnetz auszurunden. Diese Vahnbauten in Südwestafrika werden es ermöglichen» die Kopfstärke der im Schutzgebiete verwendeten Truppen weiter zu verringern, die Zunahme der werktätigen Be völkerung und die Erhöhung der Vermögenswerte in den Schutzgebieten machen eine Reform des Gerichtswesens erforderlich. Zunächst wird eine dritte Instanz in der Heimat zu errichten sein. Der Entwurf eines Kolonial» gesetzes wird Ihnen vorgelegt werden. Auch werden die Bezüge der Kolo»ialbeamten neu zu regeln sein, nachdem die Besoldungsreform im Reiche abgeschlossen worden ist., Das Gesetz vom 16. Dezember 1907, betressend die Handels beziehungen zum britischen Reiche, tritt mit dem 31. De zember d. I. außer Kraft. Es wird Ihnen ein Gesetz» entwurf zugehen, durch den der Bundesrat ermächtigt werden soll, den bestehenden Zustand um weitere zwei Jahre zu verlängern. Auch ein Handelsvertrag zwischen dem Deutschen Reiche und Portugal wird Ihnen unter breitet werden. Um dem deutschen Volke eine ruhige uni» kraftvolle Entwickelung zu sichern, ist Meine Regierung, andauernd bemüht, sri-bliche und freundliche Beziehungen zu den anderen Mächten zu pflegen und zu festigen. Mit Befriedigung sehe Ich, daß das mit der französischen Re gierung getrosfene Abkommen über Marokko in einem Geiste ausgeführt wird, der den Zwecken, die beiderseitigen Interessen auszugletchen, durchaus entspricht. Im Deutschen Reiche ist ebenso wie in der österreichisch ungarischen Mo narchie dankbar der Zeit gedacht worden, als vor einem s trag schilderte Selbstgesehenes und -erlebtes und war um so fesselnder, als Herr Lüttich auf seinen Reisen die aus getretenen Touristenstraßen meidet und darum etwas Be sonderes zu bieten imstande ist. Es waren genußreiche Stunden, und mancher seiner Zuhörer dürste eine von der üblichen Beurteilung des Zigeunerlebens abweichende Meinung mit nach Hause genommen haben. — Das Vortrags-Institut „Orania" in Dresden wird am 9. Dezember in Schmiedeberg und am 11. Dezember in Dippoldiswalde große Erperimentalvorträge veranstalten. Bärenstein. Das im angrenzenden Bielatals gelegene Anwesen des Fuhrwerksbesitzers Hermann Mende brannte in der Nacht zum Dienstag völlig nieder. Der Besitzer kam vom Besuche seiner in Dresden krank darniederliegenden Frau mit dem 1/212 Uhr hier eintreffenden Nachtzuge zurück, kehrte nochmals ein, und als er gegen 2 Uhr nach Hause ging, fand er Haus und Scheune schon eingeäschert vor. In Bärenstein und selbst in dem etwa 200 m vom Brandorte entfernten Gasthause „zum Bielatal" hat man von dem Feuer nichts bemerkt. Anscheinend liegt Brand stiftung vor. Dresden. In der Zweiten Kammer begann am Dienstag die erste Beratung des Staatshaushalts. Minister v. Rüger legte denselben vor und verlangte große Spar samkeit in allen Aemtern, trotzdem wird sich eine neue Anleihe in Höhe von 60 Millionen Mark nicht umgehen lassen.s Strehla a. d. Elbe. Die hiesige alte Pfarrkirche ist in der letzten Zeit im Innern zum Teil erneut und mit einer Zentralheizung versehen worden. Die umfang reichen Arbeiten wurden von Herrn Baurat Kandler- Dresden geleitet. In dieser Kirche sind zwei schöne Renaissance-Denkmäler vorhanden und zwar die berühmte tönerne Kanzel, bei welcher man jetzt den ursprünglichen Farben wieder auf den Grund geht, und der reichgeschnitzte Altar mit seinen vielen Figuren, der im Jahre 1605 von Franz Dietrich in Freiberg als ein Denkmal der Familie v. Pflugk angefertigt worden ist. Die Herstellung des vom Holzwurm zerfressenen schönen Altars war im Auf trage der König!. Kommission zur Erhaltung der Kunst denkmäler im Königreiche Sachsen der Dresdner Firma Udluft L Hartmann übertragen worden. Bon dieser wurde der Holzwurm beseitigt, die Wurmgänge ausgefüllt und das ganze Holzwerk imprägniert, sodaß das alte Kunstwerk wieder auf Hunderte von Jahren vor weiterem Verfall geschützt ist. Annaberg. Um das Schankhapsverbot gegen bös willige Steuerrestanten wirksam durchführen zu können, haben die Gemeinden der Amtshauptmannschaft Annoberg sich zu einem Verbände zusammengeschlossen und sich da hin geeinigt, daß das von der Gemeindebehörde eines Ortes erlassene Schankhausverbot sich in seiner Wirksam keit auch auf alle anderen Orte des Bezirks erstreckt, deren Mittelpunkt nicht weiter als sechs Kilometer von dem Mittelpunkte des ersteren Ortes liegt. Man will dadurch verhindern, daß das Schankhausverbot durch Besuch von Schankstätten eines Nachbarortes umgangen wird. Zwickau. Lin trüber Gedenktag für Zwickaus Bergbau ist der 1. Dezember 1879. Abends in der elften Stunde entstand im zweiten Brückenbergschacht hier eine Erploston von Schlagwettern, die nicht nur den zweiten und vierten Brückenbergschacht schwer beschädigte, sondern auch den Tod von 89 Bergarbeitern — teils durch Ver brennung, teil» durch Einatmung giftiger Gase — zur Folge hatte. 57 Witwen und 132 Kinder trauerten an den Gräbern. Die öffentliche Gabensammlung ergab 231 438,62 Mark, darunter Geschenke des deutschen Kaisers, der sächsischen Königssamilie usw. Hohenstein-Ernstthal. In einer Versammlung des sozialdemokratischen Wahlverein» wurde beschlossen, gegen die am 24. November stattgefundene Stadtverordneten- wahl bei der Königlichen Kreishauptmannschaft Protest Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am Sonntag nachmittag in der vierten Stunde wurden hier zu gleicher Zeit drei Luft ballons beobachtet, die, da sie von der Sonne beschienen wurden, dem Auge ein prächtiges Bild boten. Die Ballons waren in Chemnitz aufgestiegen, wo die Taufe des neuen Ballons, der den Namen Vieser Stadt erhielt, stattgefundcn hatte. — Nachdem nunmehr beide städtische Kollegien, einem Vorschläge des Schulausschusses entsprechend, die Schaffung einer weiteren ständigen Lehrerstelle an unsrer Stadt schule beschlossen haben, wird es möglich, nach Ostern, im neuen Schuljahre, auch Klasse ll in zwei Parallel abteilungen zu trennen. Damit wird nicht nur der dauernd nicht aufrecht zu erhaltenden Ueberfüllung der Klasse ein Ende gemacht, sondern es wird auch erreicht, daß kein Kind mehr „wegen Platzmangel in Klasse ll" in Klasse lll „sitzen" bleiben muß, was von Eltern solcher Kinder bisher nur zu gern angenommen wurde und was ja auch vorgekommen ist. Damit macht also unsre Stadt schule einen weiteren Fortschritt. — Daß der Gewerbeverein mit dem Engagement der Märchenerzählerin Frau Erchenbrecher keinen Fehler getan, darf wohl behauptet werden; wird diese Behaup tung doch bewiesen durch die große Aufmerksamkeit, mit der die unerwartet zahlreiche Zuhörerschaft (leider konnten nicht alle Platz finden), in der Ueberzahl Kinder, aber auch viele Erwachsene, dem Dargebotenen lauschten. Es war eine Lust, zu sehen, wie die lieblichen Kinderaugen bald ernst, bald lustig („Schwarzengelchen") an den Lippen der Erzählerin hingen und wie sich dann und wann ein herzliches Lachen nicht mehr unterdrücken ließ („Zappelbär"). Aber auch die Erwachsenen kamen auf ihre Rechnung; es sei nur erinnert an „Das unheimliche Ticr" und vor allem „Des Kaisers neue Kleider". Wie viel liegt doch in einem solchen Märchen und — manchmal Ungeahntes, man denke an die „Moral von der Geschicht": Wer ein Swinegel ist usw. Gern hätten viele Anwesende noch länger gelauscht. — Auch diesesmal wieder war dem Turnverein „Jahn" zu seinem Konzert ein ausverkaufter Saal be- schieden und wahrlich nicht unverdient. Das „Schlag auf Schlag" abgewickelte Programm bot neben einem flott ge spielten Zweiakter und dankbar aufgenommenen humoristi schen Soloszenen mit seinen „Marmorgruppen" eine ganz hervorragend wirkende Neuheit, weiter als spezifisch Turnerisches exakte Uebungen am Hochreck, imposante Gruppen und zum Schluß wieder einen so gern gesehenen lieblichen Reigen, getanzt von 16 Winzerpaaren. Oft folgte nicht enden wollender Beifall den guten Vorfüh rungen. Es ist nur schade, daß Mühe und Fleiß, die in nicht geringem Maße zur „Einstudierung" eines solchen Programms nötig sind, nur durch eine einzige Aufführung belohnt werden. — Der am vergangenen Sonntage im Hotel „Stern" abgehaltene Vortragsabend des Evang. Arbeitervereins hatte sich eines guten Besuches zu erfreuen. Derselbe wurde mit einer Rede des Herrn Sup. Hempel eingelestet. Wir brauchen Männer, so forderte er, die bereit sind, alle wege für des Vaterlandes Wohl einzustehen, königstreue, vaterlandsliebende und zugleich ehrliche Männer, welche die Schäden der Zeit offen aufdecken, um an deren Heilung nach Kräften mitzuarbeiten. Diese Arbeit ober soll auf evangelischem Grunde ruhen. Solche Arbeit zu leisten, sei der Zweck des evangelischen und auch des neben ihm be stehenden nationalen Arbeiterverein». Die gleichen Ziele beider sollten ihre Verschmelzung herbeiführen. Diese ein dringliche Rede wurde mit Spannung angehört und war von tiefer Wirkung. Lauter Beifall und Dank lohnten dem geschätzten Herrn Redner. Darauf berichtete Herr Assistent Lüttich über „Konstanza am Schwarzen Meere und feine Zigeunerniederlassung". Der 1 l/estündlge Vor- «scheim wöchentNch vrek- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wkd anden vorhergehen» denAbendrnausgegeben. Preis viert eljährlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich Sonnabend, den 4. Dezember dieses Jahres, mittags12 Ahr sollen in Höckendorf nachstehende Gegenstände, als: I Moboni-s«!, t Vningmssokin«, I rinlebarlsvvsnn«, IO84ü«rIrnsus20ksI»*ns<ksbsn«Ier^ öffentIich gegen Barzahlung versteigert werden. Sammelort der Bieter: Oppelts Gasthof daselbst. Dippoldiswalde, am I. Dezember 1909. <2.628/09. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts. oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 35 bez. ZV Pfg. - Tabellarisch« und komplizierteJnserate mit entsprechendem Aus schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pfg. 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan- Kasten, Postboten, sowie »nsereAusträgernehmen Bestellungen an. Amt-Klatt für di- Königliche Ämtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtfchaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Lagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Earl Irhne in Dippoldiswalde.