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Wochenblatt für für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Nr. 58. 1880 Kras - Versteigerung soll R. v. Schröter. Erscheint wöchentlich 2 Mat (Dienstag und Freitag.) Abonncmenttzprei» vierteljährlich I Mark. Eine einzelne Nummer kostet w Ps. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bi» Mittag 12 Uhr. Verwalter zu wenden. Es ist noch zu bemerken, daß aus dem Grillenburger Revier die Grasnutzung von der Hofe- und WaraS-arfer Wiese mit zur Versteigerung kommt. König!. Forstrcutamt Tharandt und König!. Revicrvcrwaltungcn Spcchtshausen, Naundorf und Grillcuburg, den 5. Juli 1880. Nächste Mittwoch, den 21. Juli d. Js., Vormittags 10 Uhr, sollen im hiesigen Königlichen Amtsgerichte verschiedene Gegenstände, als: 1 Sopha, 1 Kommode, 1 Tisch, 1 Kleidersekretoir, 1 Nähtisch, 1 Waschtisch, 1 Spiegel, Kleidungsstücke u. s. w. gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Wilsdruff, am 13. Juli 18)0. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts daselbst. MattheS. Gottschald. »ost. In Juterimsverwaltung: Bogel. Die diesjährige GraSnutzung auf den Wiesen der Reviere Spcchtshausen, Naundorf und Grillenbura Mittwoch, den 21. Juli 1880, von Bormittags v Uhr an, im OasdNoks 211 OriHsuburA in verschiedenen Parzellen, gegen sofortige Bezahlung und unter den üblichen Bedingungen meistbietend versteigert werden. Diejenigen, welche die betreffenden Parzellen vorher in Augenschein nehmen wollen, haben sich an die mitunterzeichneten Revier. welche deutsche Jäger bei dem Sturm nuf die Spicherer Höhen gezeigt hatten, übertraf Alles, was von den Zuaven berichtet wurde. Und nun hatten wir den herausfordernden Uebermuth gesehen, mit welchem die Feinde zum Kriege gedrängt hatten, wir hatten sie darauf pochen hören, wie sie in wenigen Wochen in Berlin sein würden; wir halten dann ihre gänzliche Verwirrung nach den ersten Tagen des Unglücks gesehen, hatten die Achseln gezuckt über das Geschrei, wonach Spionage und Verrath allein ihr Verderben verschulden sollten; wir hatten die Seenen wilder Wuth mit angesehen, mit denen sie die deutsche Bevölkerung urplötzlich verjagten; hatten uns durch manchen wahren oder erdichteten Zug von Grausamkeit, welcher erzählt wurde, erbittern lassen. Und mit alledem verglichen wir die gesammelte, re ligiöse Stimmung, in welcher die deutschen Krieger zur Schlacht gingen; wir sahen soviel Züge reiner Vaterlandsliebe und echt brüderlicher Ge sinnung, daß wir mit gutem Grunde uns überzeugt hielten, wir seien aus einem besseren Stoff gewoben, als die Franzosen, wir seien ihnen nicht nur militärisch, sondern auch sittlich überlegen: wir sind das erste Volk der Welt. Seit jener Zeit haben wir billiger über die Franzosen und be« scheidever über uns selbst denken lernen. Es wird vielleicht nie wie der vorkommen und ist nie zuvor vorgekommen, daß die Franzosen sich in einem so ungünstigen Lichte gezeigt haben, wie 1870, während wir nie vorher in einem so glänzenden Lichte erschienen sind und auch vielleicht später und nie wiederum so günstig präscntircn werden. Bei den Franzosen hat das Unglück des letzten Krieges einen sittlichen Ernst gezeitigt, den die Welt ihnen niemals mehr zugetraut hätte, und bei uns sind sittliche Schäden zum Vorschein gekommen, von denen wir gedacht hätten, daß unser nationaler Charakter uns vor denselben behüten müsse. Wir maßen uns nicht mehr an, zu behaupten, daß wir gefeit wären gegen irgend eine der sittlichen Verirrungen, mit denen wir die Franzosen behaftet gesehen, und daß wir eine Periode des nationalen Unglücks besser überstanden hätten als sie. Die Nie derlage von 1870 ist für Frankreich ein Glück geworden. Ein Patri. otischer und einsichtiger Franzose denkt wohl nicht ohne Schaudern an die Möglichkeit, daß damals Kaiser Napoleon den Sieg über Deutsch land davon getragen hätte. Das Kaiserthum wäre damit für lange Zeit, vielleicht für ewig befestigt worden; der sittliche Untergang Frankreichs wäre besiegelt gewesen. Es liegt nicht in der französnchen Art, derartigen Gedanken die Zunge zu geben; der Anstand gebietet es, an eine Zeit vaterländischen Unglücks in keiner anderen Tonart zu erinnern, als in derjenigen der patriotischen Klage. Aber im Stillen hegt man in Frankreich diesen Gedanken, und er hat den republikani schen Kreisen schon vor 10 Jahren nicht fern gelegen. Das Kaiserreich ist für die sittliche Tüchtigkeit der Franzosen ein schweres Unglück ge wesen, und wenn auch ein solches Unglück kein Volk ganz unverdient trifft, so trifft es doch nicht selten über Gebühr hart. Wie Frankreich sich nur durch einen auswärtigen Krieg von der Tagesgeschichte. Die „Dresdner Zeitung" schreibt: Dieses ganze Vierteljahr, wel ches wir jetzt durchleben, bildet eine Reihe von Erinnerungstagen; ein Jahrzehnt ist verflossen seit den großen Ereignissen, welche das Schick sal Deutschlands wie dasjenige Frankreichs für längere Zeit entschieden haben. Der Monat Juli war der Monat überraschender kriegerischer Wendungen, der Monat August derjenige eines beispiellos blutigen Ringens, der Monat September derjenige der Entscheidung. Zehn Jahre — es gicbt keinen günstigeren Zwischenraum, um auf Ereignisse von solcher Schwere einen Rückblick der Erinnerung, zu werfen. Die wichtigsten Thatsachen stehen noch mit voller Deutlichkeit vor unserm Auge; wir brauchen keine Bücher nachzuscblagen, um uns zu unterrichten, denn es ist ein Stück unseres eigenen Lebels, welches vor uns auftaucht. Die Eindrücke, welche wir damals ew' singen, stehen noch mit unverlöschter Frische vor unserem Gemüth'' Aber unsere Urtheilskrast ist gereift, unsere Erfahrungen sind bereichert. Wir über sehen den Zusammenhang der Dinge doch jetzt in ganz anderer Weise als früher. Wir waren damals von Leidenschaften ergriffen, von ed len rühmlichen Leidenschaften allerdings, aber jede Leidenschaft, auch die edelste, trübt den Einblick in die Verkettung von Ursache und Wirkung. Als die Siegesnachricht von Wörth zu uns drang, war das Schick- sal des Krieges entschieden. Dieser Erfolg, der Reihe der Zeit nach der zweite, war zu groß, als daß er durch irgend einen Wechselfall des Krieges wiederum hätte in Frage gestellt werden können. Das deutsche Heer hatte gegen eine überlegene Anzahl, gegen eine bessere Bewaffnung sich siegreich behauptet; der ruhmgckröntestc Feldherr Frankreichs war nachhaltig geschlagen; das von Arcolay heraufbeschwo rene Gespenst, Preußen könne das unvertheidigte Süddeutschland wider eine feindliche Invasion nicht schützen, war zerronnen; die Waffen brüderschaft der deutschen Stämme war eine Thatsache geworden, auf die man wieder bauen durfte. Damals unter dem Eindruck des jungen Sieges von Wörth fügten wir uns: Wir sind das erste Volk der Welt. Die Franzosen hatten sich bis dahin den Ruhm bewahrt, die besten Soldaten der Welt zu sein. Mit Staunen hatten wir, die wir zu jener Zeit ein unkriegerisches Volk geworden zu sein schienen, von solchen Thaten der Tapferkeit vernommen, wie die Zuaven an der Alma sie gethan; verwirrt waren wir Zuschauer geworden, wie das an Siegen und Ehren reiche Oesterreich mit wenigen wuchtigen Schlägen von dem französischen Heere niedergeworfen worden war. Beim Ausbruch des Krieges hatten wir auf ein langes und unent schiedenes Ringen uns gefaßt gemacht und nun hatten wir das fran zösische Heer in ebenso kurzen und entscheidenden Schlägen niederge worfen, wie Oesterreich von Frankreich niedergeworfen worden war. Der Tag von Wörth hatte den Vergleich mit demjenigen von Magenta oder Solferino nicht zn scheuen, und die persönliche Todesverachtung, Vierzigster Jahrgang. Freitag, den 16. Juli Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag) AbonnementSpreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer r-st-t-w Pf. für Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden