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Mesaers Tageblatt und Anzeiger Meblatl md Anzeiger). rrlegramm-Adrefse „Lageblatt", »iss«. AmtsVtatt Aerusprechfiell» Rr. 20. der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. 196. Mittwoch, SS. August 1897, Adeuds. S9. Jahrg. r »i« Mesa« Tageblatt erscheint seden Tug Abend« mit «u«n°hme der Sou», und Festtage. Werteljllhrltch« Ve»»^Pret« bei Abholung w d« AxpedMou« in Riesa und «trchln oder durch uns«, LcLger frei in» Hau« I Mark 50 Psg., bei Abholung am Schalter der kaiserl. Postaustaltal 1 Mart 25 Psg., durch de» Briefträger ft«! tu« Hm« 1 «ar« Sk Pf«. Au^gaEmatzuw stk di« Au«»« do» Auigabetage« bi« Vormittag S Uhr ohne Gewähc. Druck und »erlag von Langer L Winterlich in Riesa. — GeschLftrstelle »astanienstraß, SS. — Mr di, Redaetion »mmttwortNch: Hermann Schmidt in Riesa. SR n t n für d«S „Riesaer Lageblatt« erbitten uns bi« spätesten« JA A " « A H Vormittags 8 Uhr des jeweiligen Ausgabetage«. Die »eschLstsstelle. Die auf Gouuaberrd, de« »8. A«g«ft 1887, Vorm. 10 Uhr im Grundstücke Meißnerstraße 3 hier angesetzte Versteigerung hat sich erledigt. Riesa, am 25. August 1897. Der Ger.-Vollz. des «gl. Amtsgerichts das. I. V.: Aridrae. Oertliches m»d Sächsisches. Riesa, 25. August 1887. — Nachdem der König!. Sächs. Militärvereinsbund in seiner 24. Generalversammlung am 11. Juli die bisher nur innerhalb des Bundes bestehende Sachsenstiftung selbst über nommen hat. ist nunmehr der Grund gelegt worden zu einer einheitlichen Regelung des Arbeitsnachweises für gediente Soldaten durch da- ganze Land, insofern sowohl die seit längerer Zeit vorhandenen BermittelungSstellen, wie z. B. die Arbeitsnachweise der Militäroereine zu Leipzig und zu Dresden, die bereits mit großem Erfolge thätig gewesen sind, als auch die neu errichteten von nun an sämmtlich die Be zeichnung führen „Geschäftsstelle der Sachsenstiftung". ES bestehen solche vorläufig in folgenden Städten: Aue, Bautzen, Burgstät, Chemnitz, Crimmitschau, Dippoldiswalde, Döbeln, Dresden mit zehn Nebenstellen, Geringswalde, Grimma, Großenhain mit 3 Nebenstellen, Hartha, Kamenz, Leipzig mit 5 Nebenstellen, Leisnig, Limbach, Lunzenau, Meißen, Mitt weida, Oschatz, Penig, Pirna, Riesa, Rochlitz, Roßwein, Schneeberg, Waldheim, Wurzen, Zittau, im ganzen 47 Ge schäftsstellen. Da die Wohlthat der Einrichtung insbesondere den im Herbst zur Entlassung gelangenden Reservisten zu Gute kommen soll, so ergeht an die Arbeitgeber die Bitte, bei ihnen sreiwerdende Stellen einer der genannten Geschäfts stellen der Sachsenstiftung zur Besetzung durch gediente Sol daten baldigst anz igen zu wollen. Als Adresse genügt: „An die Sachsenstiftung zu " — Es empfiehlt sich, jetzt für die Bestellung von Winter kohlen, Kok-, Briketts u. s. w. zu sorgen. Verschiedene Eisen bahndirektionen haben auch diesmal wieder da- Publikum aufgefordert, die Bestrebungen der Eisenbahnverwaltungen, den in den Herbstmonaten zu erwartenden Verkehr anstands los zu bewältigen, in geeigneter Weise zu unterstützen. Von der Staatseisenbahnverwaltung find zur Befriedigung der erhöhten Anforderungen erhebliche Neubeschaffungen von Loko motiven und Wagen, neue Geleiseverbindungen, sowie ver besserte Einrichtungen und Erweiterungen auf den Stationen vorgenommsn, bessere und schnellere Zuzverbindungen einge richtet und Sonderzüge mit erhöhter Fahrgeschwindigkeit nach den Hauptverbrauchsstellen eingelegt. Die Kohlenverbraucher und VerkehrSintereffenten würden aber erhebliche Unterstützung leisten können, wenn der Herbst- und Winterbedarf an Kohlen, Koks und Briketts in stärkerem Maße schon jetzt bezogen und dabei auch auf volle Ausnutzung des Ladegewicht- der Wagen mit erhöhter Tragkraft Bedacht genommen würde. Namentlich ist rS dringend erwünscht, daß der Bezug der Hausbrandkohlen nicht auf die Herbstmonate verschoben wird. Unter allen Umständen ist es jedoch erforderlich, daß sämmt- liche Empfänger von Kohlen, einschließlich der Gasanstalten und industriellen Werke, soweit es bet der Art ihre- Betriebes irgend thunlich ist, vorsorglich so viel Borrath ansammeln, daß ihnen durch etwaige vorübergehende Störungen im Eisen bahnbetriebe keine Verlegenheiten erwachsen. — Nachdem da- preuß. Staatsministerium bereits im Mai d. I. für sämmtliche Staatsdienstzweige über die Ver einfachung des Geschäftsgänge» und die Verminderung de« Schreibwerks gemeinsame Grundsätze beschlossen hat, welche im Wesentlichen mit dem über denselben Gegenstand ergangenen Runderlasse der Minister der Finanzen und de« Innern vom 21. Mai 1896 übereinstimmen, find jetzt auch von dem Reichskanzler die gedachten Grundsätze für den Geschäftsver kehr der Retchsbehörden eingesührt worden. — In letzter Zeit haben sich die Verluste an Brief tauben vermehrt, so daß anzunehmen ist, daß einzelne zuge flogene Tauben nicht abgeliefert, sonder« behalten oder gar nach außerhalb verkauft werden. E» mag deshalb darauf hingewiesen werden, daß nach tz 1 de« Reichsgesetzes vom 8. Mai 1894, betreffend den Schutz der Brieftauben und den Brieftaubenverkehr im Kriege, die Militärtauben, da heißt solche Brieftauben, die der Militär« (Marine)-Verwal- v«ag gehören oder derselbe« gemäß den von ihr erlassenen Vorschriften zur Verfügung gestellt und nach der Innenseite der beiden Flügel mit dem Reichsadler und mit Nummern ! gestempelt find, nicht der freien Zueignung unterliegen, noch e getödtet werden dürfen. »Seerhausen, 25. August. Bei dem am vorigen « Sonntage hier vom Gesangverein Bloßwitz zum Besten der ö Wasserkalamitosen veranstalteten Concerte wurde ein Reinge- S winn von ca. 35 Mark erzielt, welcher Betrag an die Kgl. » Amtshauptmannschaft Oschatz abgeliefert wurde. Strehla. Zu besetzen ist die mit Vorbehalt der Ge- 8 nehmigung des hohen Ministerium» zu begründende 7. ständige k Lehrerstelle Hierselbst. Kollator: die oberste Schulbehörde, ß Einkommen: 1000 Mk. Gehalt und 150 Mk. WohnungSgeld s für Berheirathete, für Unverheirathete entsprechend weniger, k Gesuche find mit sämmtlichen Zeugnissen bis zum 6. Sep- tz tember an den Königlichen Bezirksschulinspektor Reil in Oschatz-? einzureichen. k Mügeln ber Oschatz, 24. August. In weiten Kreisen ? Sachsens hatte es Befremden erregt, daß für die erledigte, k mit 8000 Mk. dotirte Pfarrstelle zu Schweta, deren Kollator H der Großherzog von Weimar ist, dem Kirchenvorstande drei !! weimarische Geistliche zur Wahl präsenttrt worden find, wäh- rend die sächsischen Bewerber unberücksichtigt blieben. Wie k nun bestimmt verlautet, hat der Kirchenvorftand zu Schweta f die drei weimarischen Geistlichen abgelehnt, in der ganz l richtigen Annahme, daß sächsische Pfarrstellen doch zuerst von ß sächsischen Geistlichen zu besetzen find. -f Dresden, 24. August. Der König von Sachsen k verlieh dem König von Siam und den siamesischen Prinzen v den sächsischen Hausorden der Rauten-Krone. König Albert s erhielt den höchsten siamesischen Orden. Die heute Nach- , M'ttag zu Ehren des König» von Siam veranstaltete Gala- I täfel nahm einen glänzenden Verlauf; König Albert brachte Z einen Trinkspruch auf den König von Siam in englischer « Sprache aus; letzterer dankte für den ihm bereiteten Empfang. ! -f Dresden, 25. August. Der König von Siam reist morgen Nachmittag 2 Uhr über Röderau nach Potsdam ?' zum Besuch Sr. Majestät des deutschen Kaisers. — Prinz ? Georg von Sachsen erhielt von dem Könige von Siam die- selbe höchste Ordensauszeichnung wie König Albert. Die, Prinzen Johann Georg und Albert, sowie die Minister von ? Metzsch, von Seydewitz, Oderstallmeister von Ehrenstein und H Kammerherr von Metzsch erhielten das Großkreuz des Ele- ; phantenorden». § Dippoldiswalde, 24. August. Wie hier von gut s unterrichteter Seite mitqetheilt worden ist, belaufen sich die r durch das letzte Hochwasser verursachten Schäden nach vor- ' läufiger Schätzung im hiesigen amtShauptmannschaftlichen Be zirk auf zusammen ca. 1370000 Mark, und zwar entfallen auf die an öffentlichen Wegen entstandenen Schäden 256 000, auf die von Privaten erlittenen Schäden 1114000 Mark. Königstein, 24. August. Die Brechruhr, neben der Diphtheriti», ein schlimmer Feind der Kinder, ist seit kurzer Zeit hier eingekehrt und sucht namentlich die Kinder im Alter von 1 bis 4 Jahren heim. Mehrere der Kleinen sind dieser Krankheit schon erlegen. Schandau. Trotz eifrigen Nachforschens und Nach fragen- in den Elbortschaften ist es bis heute noch nicht ge lungen, die Leiche de- Stadtrath« Mop Mueller, der bekannt lich bei der Hochfluth de- 30. Juli d. I. im Kirnitzschbache ertrank, aufzufinden. Bautzen. Die Stadtverordneten traten de« Raths- beschluffe, in Bautzen eine höhere Handelslehranstalt zu er richten und ber dortigen Kaufmanns-Innung zu ihrem all- mähligen Ausbau und zu ihrer Führung und Unterhaltung eine angemessene Beihilfe zu bewilligen, bei. Dagegen ver sagte da« Kollegium seine Zustimmung zur Errichtung eine« Realgymnasiums; e« schloß sich aber dem Anträge eine« Stadtverordneten an, daß der Stadtrath die Frage der Er richtung eines Realgymnasium« nach de« sogen. Altonaer System in Angliederung an die bestehende Realschule nicht gänzlich fallen lassen möchte, sondern zunächst bestimmte In ¬ formationen über die Möglichkeit der Ausführung diese« Vor schläge« einholen und eine genaue Veranschlagung aufstellen lassen möchte über die Mehrkosten, die durch die succesfive Umwandlung eine» Theile« der Realschulklassen in Realgym nasialklassen und die Neuerrichtung der obersten drei Klaffen des Realgymnasiums entstehen würden. Chemnitz, 25. August. Ein schwere« Verbrechen, ein Raubmordversuch an einem Geldbriefträger ist gestern Nachmittag hier verübt worden. Da» „Chemnitzer Tgbl." berichtet: „Als Nachmittag */,5 Uhr der Geldbrief, träger Karl Otto Sieber da- Haus Poststraße 77 (Schank- wirthschaft „zum Ast"), in welchem er dienstliche Verrichtungen gehabt hatte, verlassen wollte, wurde er in der Hausflur von einem jungen, gut gekleideten Menschen rücklings überfallen und mit einem Dolch in den Rücken gestochen. Auf die Hilferufe de« Briefträgers ergriff der gefährliche Mensch die Flucht und nahm seinen Weg über die Auebrücke, durch das Mühlgäßchen nach der Stollbergerstraße, wo er in der Nähe der Rikolaikirche von nacheilenden Personen sowohl, als auch von einem entgegenkommenden Radfahrer feftgenommen und darnach der Polizeihauptwache zugeführt wurde. An der Verfolgung des Menschen, an welcher sich mehrere Gäste au» ber Schankwinhschaft „Ast", sowie ein zur krititischen Zeit daselbst vorübergehender .hiesiger Schlossermeister betheiligte, nahm auch der Gestochene, heftig blutend und mit dem Dolch im Körper, bis zur Auebrücke, woselbst ihn dann die Kräfte verließen, Theil. Hier wurde dem Ueberfallenen von einem Geschäftsmann das Mordinstrument, welches bis zum Heft in den Rücken eingedrungen war, entfernt und der Verwun dete dann zu einem in der Nähe wohnhaften Arzte gebracht. Letzterer stellte Stichwunde im Rücken nach der inneren Seite des rechten Schulterblattes mit Lungenverletzung fest und ordnete die Uebersührung de« Bedauernswerthen »ach dem Krankenhause an. Obgleich die Verletzung eine schwere ist, so hofft man doch, den pflichtgetreuen Beamten am Leben zu erhalten. In dem Thäter, welcher jede Auskunft verweigert, wurde der bisher hier bei der Mutter wohnhafte, aus Stel zendorf gebürtige, 19 Jahre alte stellenlose Kommis Paul Kurt Mauersberger sestgestelll, welcher erst kürzlich nach Verbüßung einer Gefängnißftrafe wegen Betrugs an der hiesigen Gefangenenanstalt „Kaßberg" entlassen worden ist. Die Leibesvisitation desselben bei der Kriminalpolizei ergab, daß der gefährliche Mensch in seiner Hosentasche auch noch ein aufgeklapptes Taschenmesser hatte, innen am Hosenbund war die Dolchscheide angenäht. Der Ber- brecher wurde durch zwei Kriminalbeamte mittels Droschke geschlossen der Königl. Staatsanwaltschaft zugeführt. In dem Befinden des Verwundeten, welcher verheirathet und Vater von drei Kindern ist, ist eine Verschlimmerung bi» jetzt nicht eingetreten." — Weiter berichtet man dem cft irten Blatte: „Das Verbrechen scheint gut vorbereitet gewe sen z« sein, denn gestern Vormittag hatte der BezirkSbrie fträgrr, welcher das Hau» Poststraße 77 mit zu bestellen har, eine Briefsendung an den Mörder unter dessen finzirtem Namen Guido Mittnacht abzugeben, wobei er von diesem die W:i- sung erhielt, auch weiter eingehende Sendungen in seinem Zimmer, Poststraße 77, I., abzulirfera. Am Mittag lieferte der Verbrecher selbst einen an Guido Mittnacht gerichteten Werthbrief bei« Postamt 1 auf, der ihm indessen, wie an genommen werden muß, wegen fehlender Au-weiSpapiere nicht auSgehändigt worden ist. Geldbriefträger Sieber, dem der Name Mittnacht fremd war, erfuhr von dem Be zirksbriefträger, daß bereits eine Briefsendung unter dem selben Namen ausgeliefert worden war. Er begab sich Nach mittag» in der 5. Stunde in Begleitung de- Dienstmädchen» der Gastwirthschaft „zum Ast" in da» Zimmer Mauer-ber- ger« und ließ vorsichtiger Weise die Ztmmerthüre offen, die jedoch von Mauersberger wieder zugemacht wurde. Nach gar nicht langer Zeit stürzte Maurrsbrrger au- dem Zimmer heraus, alsbald darauf der Briefträger Sieber, laut rufend: „Hilfe, Mörder!" Gelungen ist e» de« Mauersberger nicht, sich irgend eine Sendung oder baare- Geld anzurignen."