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Dresdner Journal : 18.06.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187906181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790618
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790618
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-06
- Tag 1879-06-18
-
Monat
1879-06
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 18.06.1879
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138 Mittwoch, do» 18. Juni. 187» i» r»»«- IStttzciir . . 18 K»r^ )tMrUck: 4 LO ks. LtLL»Io»^un>w«ru 10 ?f. 4m»«rd»Id do»d»vt»cU«ll keiek« tritt?o«t- uod 3tmi»p»lru»ot>las üioiu. Io»«rateuprel»er k^lr d«o k»uill viasr zsspLltvoso kvtitrsil» 80 ?s. votsr ,,^iub«uu>ät" di« 2vi1» bO kk. Nrselietii»»» I^Iiol» mit Xa»n»i»ms dar Sonu- und keisrtLze ^dsod» für den sols«"4«o Dres-nerAmmal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. I»-ena1ei»»on»limv »u»vlrt«r Lsiprix: Lrand«t«tt«r, 6oo»mimiol>Lr de» Orvaduer ^ourvitt«; Sawdarss - L»rU» Vl»u L»,«I - Sr«^» rr»»kku t ». N : Laa»cn«t«»n L ^0Ai«r, LsrUo Vi«»-S»mdorx kr»zr-l^ipii^-kr»allkur1 ». U. tlüued»»: /k»td SarU-1S. /«vai, denciunL, Lrew«»: L Sextette Lr»«l»a: öüreeu; vk»wLit»: />. ^o,At: kraLllktirt ». U: L' ^arAer'dcke u. d. 0. //er rman»- »odv 8uet>k»adiuo^; SörM»: ü Mitten, S»ru»ov«ri 0. Lckünie», k»rt» S«rll»-rr»Lilki»rt ». N. Stotl^Tit! Lau-e L k,d. / LEdar^ t />. ^/exd-L», ^d. Steiner. Nernnsxederr Löuiel. Lrpeditiou de» vreedrrsr douriuU», vresdea, Lviogeretrsaso Ko 20. Ämtlicher Theil. Auf allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ab leben- Sr. Äiferlichen Hoheit, Wiatfcheslaw Con- stantinowitsch, Großfürsten von Rußland, am König lichen Hofe die Trauer auf eine Woche, vom 15. bi» mit 21. Juni u. o. angelegt. Dre-den, 12. Juni. Se. Majestät der König hat dem Oberkastenvorsteher Friedrich Wilhelm US deck in Reichenbach das Ritterkreuz II. Classe vom Albrecht-- orden allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Königliche Majestät hat dem Finanzbuchhalter Wilhelm Adolf Zickler das Prädicat „ Lommission»- rath" allergnädigst zu verleihen geruht. Bekanntmachung. Der Postrath Steinhardt au- Halle a. S. ist zum Postrathe bei der Kaiserlichen Ober-Postdirection in Dre-den ernannt worden. Nachdem Se. Majestät der König von Sachsen aus Grund Art. 50 der Verfassung de» deutschen Reiche- zu dieser Ernennung die landesherrliche Be stätigung ertheilt hat, wird Solches hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 12. Juni 1879. Finanz-Ministerium. . von Könneritz. Müller. Nichtamtlicher Theil, u k b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. Tage-geschichte. (Dresden. Berlin. Weimar. Bern. Rom. London. St. Petersburg. New Kork.) Zur Orieutsrage. Deutscher Reickslag. (Sitzung vom 16. Juni.) Dretduer Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Lhemnitz. Zwickau.) vermischte». Beilage. Börsenuachrichten. Leleyraphische Nachrichten. Berlin, Dieuttag, 17. Juni, Nachmittag». (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Reichstag genehmigte in seiner heutigen Sitzung die Recht»anwalt»ge- bührenordnung ans Antrag de» Abg. vr. Wind- Horst in dritter Lesung vn dloe und nahm in drit ter Lesung und ohne Debatte den Gesetzentwurf über die Controle de» Reich»hau»halt» re. an. Pari», Dien»tag, 17. Juni. (Tel. d. DreSdn. Jourm) Nachrichten au» Algier zufolge ist die von Batra aufgebrochene Colonne gestern auf 60V Insurgenten gestoßen und hat dieselben durch die Artillerie au» ihren Stellungen verdrängt. Die Truppen werden letztere sofort besetzen und al»dann den Marsch nach Medina fortsetzen. Lersaille», Montag, 16. Jnai, Abend». (W T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirten- kammer stand auf der Tagesordnung die Berathung de» Kerry'scheu Gesetzentwürfe» über den höheren Unterricht. Paul de Tassagnac beschuldigt den Minister Ferry, daß er zu systematischen Verleumdungen seine Zuflucht nehme und Aktenstücke fälsche. Der Präsi dent Gambetta fordert Cassagnac auf, sich in seiner Redeweise zu mäßigen. Tassagnac bleibt dabei, daß Fälschungen vorgekommen seien. Die Linke protestirt und verlangt die Verhängung der Lensur über Cassag- Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Der Eindruck von Szegedin. (Schilderung eine- Augenzeugen.) Szeged in, 14. Juni. Ist man auch allgemein über da- schreckliche Unglück, welche- Szegedin ge troffen hat, unterrichtet und hat von vielen Seiten ein Bild dieser Katastrophe entwerfen sehen, so läßt sich bei persönlichem Anblick der zerstörten Stadt doch mit voller Berechtigung sagen, daß die reichste Phan tasie nicht im Stande ist, sich Da- vor die Seele zu führen, wat man hier sieht. Schon die Fahrt mit der österreichischen StaatSbahn von Szatymaz bi- hierher bietet genug de- Schaurigen, um in so manchem nicht ganz Festen ein leise» Grauen zu verursachen. War doch der Bahndamm in kurzer Folge nach Eintritt der Katastrophe vom 12. März auf ca. 10 üm Länge überschwemmt, von den Fluthen durchbrochen und hin weggespült worden, so daß in der meilenwriten Wasser fläche nicht- al- einige Telegraphensäulen und Bahn wächterhäuser da- einstige Vorhandensein einer Eisen bahn andeuteten. Die durchbrochene Strecke mußte vor Allem wieder hergestellt werden, e- konnte die- bither aber nur in provisorischer Weise geschehen. Diese. Strecke nun besteht derzeit theil- au» einer sehr primitiven, eingleisigen Brückenconstruction, theil» au» einem durch Schlagung von Piloten und Aufstellung von Spundwänden geschützten Bahndamm. Die pro visorische Trace weicht in etwa» von der alten Trace ab. Zu beiden Setten derselben dehnt sich eine un- nac. Gambetta schlägt der Kammer die Censur in Verbinduna mit zeitweiliger Ausschließung Cassagnac'S auS der Kammer vor. (Beifallrufen der Linken — lebhafte Erregung — großer Lärm.) Gambetta be deckt sich, Lassagnac bleibt auf der Tribüne. Die Sitzung wird aber thatsächlich aufgehoben. Gambetta verläßt den Sitzungssaal. Nach Wiederaufnahme der Sitzung um ^5 Uhr verhängte die Kammer nach einigen Erklärungen seilen Cassagnac'S die Censur über denselben mit einer 3tägigen Ausschließung au» der Kammer. Der Präsident Gambetta forderte hierauf Cas- sagnac auf, die Tribüne zu verlassen. Cassag nac brachte jedoch neue Schmähungen vor und sagte u. A., die ganze Regierung sei ehrlos. Der Präsident er klärte infolge dessen, daß alle derartige Aeußerungen Cassagnac'S in Zukunft als Vergehen gegen das gemeine Recht betrachtet werden würden und daß demgemäß dem Procurator der Republik Anzeige von denselben gemacht werden würde. Die Berathung de» Aerry'schen Gesetzentwürfe» wird morgen fortgesetzt werden. Loudon, Montag, 16. Juni, Abend». (W. T. B.) In der heutigen Sitzung de» Unterhauses theilte der UnterstaatSsecretär de» Aeußern, Bourke, auf eine Anfrage Otway'» mit, der englische Ge neralkonsul in Alexandrien, Bivian, sei nicht ab- berufen worden, sondern komme lediglich nach Eng- land, um einige Privatangelegenheiten zu regeln; er (Bourke) hoffe, daß Bivian nur kurze Zeit von Aegypten abwesend sein werde. Weiter erklärte Bourke, die Regierung sei nach reiflichen Erwä gungen zu der Ansicht gekommen, daß eS im staat lichen Interesse für jetzt unstatthaft sei, den in der ägyptischen Angelegenheit geführten diplomatischen Schriftwechsel vorzulegen. Kopenhagen, Montag, 16. Juni, Nachmit- tag». (W. T. B) Der ConseilSpräsident hatte im Ramen de» Gesammtmiuisterium» anläßlich deS Manifeste» der Linken, betreffend da» provisorische Budget für 1877, einen Proceß anhängig gemacht. Derselbe gelangte heute in erster Instanz zur Ver handlung; 9 Führer der Linken wurden zu i» 3 Mo naten Gefängniß verurtheilt. St. Petersburg, DienStag, 17. Juni. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Ein Telegramm, welche» dem „GoloS" auS Odessa zugeht, meldet, daß in der Rentei zu Cherson 1^ Millionen Rubel ent wendet worden find, und zwar vermittelst einer 1S Kaden langen Untergrabung deS BodenS. AuS Warschau wird berichtet, daß ein Wol- keubruch auf der Warschau-Wiener Eisenbahn zwischen den Stationen MySzkow und Zawercy 7 Brücken zerstört hat. Auf einer ganzen Werst der Bahnstrecke mußte der Berkehr eingestellt werden. New-York, Montag, 16. Juni. (W. T. B.) AuS Mexico vom 11. d. M. wird gemeldet, daß der Armeecommandant Negrete eine Aufstandöer- klärung gegen den Präsidenten Porfirio Diaz ge richtet und mit 3AN) seiner Anhänger Mexico ver lassen hat. Der Präsident Diaz hatte sich zur Berfolguug Negrete» aufgemacht; die Regierung wurde provisorisch von dem Präsidenten deS ober sten Gerichtshofes Ballarta geführt. Tagesgeschichte. Dresden, 17. Juni. Se. Majestät der König ist vergangene Nacht 12 Uhr 10 Min., Ihre Majestät die Königin bereits gestern Abend kurz nach 6 Uhr au» Leipzig wieder hier tingetroffen. 0 Leipzig, 16. Juni. Zu der am heutigen Nachmittag stattgefundenen Rückfahrt Ihrer Majestät der Königin, Allerhöchstwelche in Begleitung Sr. Majestät des Königs die Kunstgewerbeausstellung zu besuchen geruhte, hatten sich auf dem Bahn Hofe Se. Majestät der König und die beim Empfang Ihrer Majestät anwesenden, bereits genannten Herren einge funden. Zu dem Nachmittag im PalaiS stattgefundenen Diner hatten Einladungen erhalten: Herr General- lieutenant v. Montbe, Herr Kreishauptmann Graf ru Münster, die Herren Oberst v. d. Decken und Oberst lieutenant v. Tschirschnitz, geh. Hofrath Prof. I)r. Leuckart und vr. Obst, als Vorstandsmitglieder des Vereins für Völkerkunde, Prof. Nieper, Direktor der Kunstakademie, Herr v. Schönberg-Bornitz, Vorsitzender der Commission für den internationalen Maschinen markt, Hofrath vr. Petschke, Prof Riedel und Uni versitätsmusikdirector vr. Langer. — Ueber den heu tigen Besuch Sr. Majestät in der B. G. Teubner'- schen Officin ist noch nachzutragen, daß Se. Majestät von den Chefs der Firma am Eingänge des Comtoirs — das Vorderhaus in der Poststraße war sinnig de- corirt — empfangen und sodann in das Bibliothek zimmer (woselbst die im gegenwärtigen Jahre im Teubner'schen Verlage erschienenen Neuigkeiten ausge legt waren) und in die übrigen Geschäftsräume und ArbeitSsäle geleitet wurde. Se. Majestät wurde von dem Arbeiterpersonal mit einem dreimaligen Hoch em pfangen. Se. Majestät nahm mit hohem Interesse von den Einrichtungen der Officin Einsicht und wurde beim Verlassen derselben abermals mit einem drei maligen Hoch geleitet. Von hier aus nahm Se. Majestät die Räume der Georgenhalle in Augenschein, in welcher bekanntlich das künftige Reichsgericht inte rimistisch untergebracht wird. Wir haben weiter von gestern noch nachzutragen, daß Se. Majestät, Aller- höchstwelcher früh zunächst nach der katholischen Kirche fuhr, auch bei dem gestrigen Besuche des CarolatheaterS enthusiastisch begrüßt und der Landes herr und Allerhöchdessen erhabene Gemahlin in einem vom Schauspieler Meixner (vom Hamburger Stadt theater) gesprochenen Prolog gefeiert würben. Se. Majestät hatte in der Balconprosceniumsloge Platz genommen und wohnte der Vorstellung der Oper „Zar und Zimmermann" bis zum Schluffe bei. Heute Nachmittag besuchte Se. Majestät das Schützen- hauS mit dem Aquarium und am Abend das neue Stadttheater, in welchem „Madame Favart" (mit Marie Geistinger in der Titelrolle) gegeben und auch hier Se. Majestät beim Eintritt von dem Hause mit einem dreifachen Hoch begrüßt wurde. Mit dem Schnellzuge 9 Uhr 50 Mm erfolgte die Rückkehr Sr. Majestät nach Dresden. Bei der Abreise Sr. Majestät hatten sich zur ehrfurchtsvollen Verabschiedung auf dem Bahn hofe eingefunden: Generallieutenant v. Montbö und einige höhere Offiziere, die Herren Kreishauptmann Graf zu Münster, Oberbürgermeister vr. Georgi, Polizeidirector vr. Rüder und Ueetor wagnik. Prof. Vr. Stobbe. Unter den Hochrufen der auf dem Perron des Staatsbahnhofes versammelten Menge verließ Se. Majestät unsere Stadt. * Berlin, 16. Juni. Nach der „N. Pr. Z." ge denkt Se. Majestät der Kaiser gegen Ende dieser Woche sich von hier zum Curgebrauch nach Ems zu begeben — Die vereinigten Ausschüsse des Bundes raths sür Handel und Verkehr und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen traten heute zu einer Sitzung zusammen — Die „N.A. Z." erfährt, daß nunmehr nachttäglich auch die italienische Regierung sich dem Proteste gegen die Finanzdecrete deS Khedive in Alexandrien angeschlossen hat. — Die Mittheilung über die Verleihung der auf Befehl des Kaisers von Ruß land durch den russischen Centralcomite vom rothen Kreuz gestifteten Medaille an 18 Mitglieder des deutschen Centralcomites ist zu vervollständigen. ES ist nämlich nach der „Post" oie Anzahl der 18 Me daillen auf den Vorschlag des Präsidiums des Centtal- comites den während des russisch-türkischen KriegeS auf den Kriegsschauplatz mit Transporten entsendeten Delegirten, den bei Herstellung von SanitätSzügen be- theiligten Eisenbahnbeamten und solchen Damen deS vaterländischen Frauenvereins zu Theil geworden, welche bei den Depotarbeiten des Centralcomites eine hervor ragende Thätigkeit entwickelt haben. — Wie die „Magdeb. Ztg." berichtet, gedenkt der Oberkirchenrath die erste ordentliche Generalsynode auf die ersten Tage deS Oktober einzuberufen. Wie die „N. Pr. Z." hört, ist der Tag der Eröffnung der Generalsynode noch nicht genau bestimmt, doch soll die Generalsynodc, wenn möglich, Ende September, jedenfalls aber anfangs Oktober eröffnet werden. — Die „Post" berichtet: Den Erwartungen entsprechend, sind die im ReichS- eisenbahnamte am 9. d. M. eröffneten Conferen- zen wegen Einführung einheitlicher Signalzeichen auf den deutschen Eisenbahnen bei Anwendung der Centralstellapparate nach zweitägigen Verhandlungen zum Abschluß gebracht worden. Obgleich die Be- rathunaen nur einen informatorischen Charakter tru gen, so haben sie doch zu vorläufigen Festsetzun gen geführt, da die Aufstellung einheitlicher Signal zeichen allseitig als wünschenwerth anerkannt wurde. Das Resultat der Berathungen wird nach voll ständiger Redaction dem BundSratbe zu weiterer Beschlußfassung zugehen. — Von der taiserl. Marine wird gemeldet: Die GlattdeckScorvette „Louise", 8 Geschütze, Commandant Corvettencapitän Schering, ist am 30. April er. in Hongkong eingetroffen. — Das Kanonenboot „Wolf", 4 Geschütze, Commandant Corvettencapitän Becks, ist am 1. Mai er. von den anamitischen Häfen nach Hongkong zurückgekehrt. — Die GlattdeckScorvette „Freya", 8 Geschütze, Lvmman- dant Corvettencapitän v. Nostitz, ging am 3. Mai er. von Hongkong in See, traf am 11. in Singapur ein und beabsichtigte am 15. deSs. MtS. die Heimreise über Capstadt sortzusetzen. v. Berlin, 16. Juni. Der Reichstag genehmigte in seiner heutigen Sitzung in dritter Berathung den mit den Samoainseln abgeschlossenen FreundschaftSver- trag und in erster und zweiter Lesung den Gesetzent wurf über die Controle des ReichshaushaltSetatS und deS elsaß-lothringischen LandeshauShaltSetatS für die verflossene Etatsperiode. Hierauf wurde die zweite Lesung des Zolltarifentwurfs fortgesetzt und von der Nr. 13, Holz ic. und Holzwaaren die Unterpositionen b (Holzborke und Gerberlohe), ä (grobe, rohe, unge färbte rc. Holzwaaren) und t' (hölzerne Hausgeräthe rc.) nach der Vorlage genehmigt, bei Unterpos. e (Holz in geschnittenen Fournieren) dagegen der im Entwürfe beantragte Zollsatz von 4 M. auf Antrag des Abg. Frhrn. v. Mirbach auf 6 M. erhöht. (Vgl. den Sitz ungsbericht umstehend.) /tp Weimar, 16 Juni. In einem an den Groß herzog gerichteten, zur Veröffentlichung bestimmten Schreiben weist die Kaiserin Augusta zunächst mit gerührtem Herzen darauf hin, was sie dem Andenken ihrer Aeltern und Großältern schulde, wie dieses er habene Beispiel und die Grundlagen, die sie gelegt, ihr in allen Wechselfällen des Lebens hilfreich gewesen und wie treu sie ihrem Vaterhause geblieben. Dann aber müsse sie ausjpreche», wie sie besondere Veran lassung habe, den fortdauernden Beziehungen zu ihrem Heimathlande vollste Dankbarkeit zu widmen, denn bei jeder Gelegenheit spreche sich daselbst eine Theilnahme für sie aus, auf die sie den größten Werth lege und die sie insbesondere bei dieser ernsten Feier, wo ihr zahl lose Beweise rührender Anhänglichkeit zu Theil ge worden, tief gerührt habe. Wenn sie auch wisse, wie wenig Worte ein Gefühl, wie da- ihrige, zu schildern absehbare Wasserfläche auS. Das Wasser reicht hoch an die Bahnlinie hinan und stimmt durch seinen Wellenschlag, unterstützt von dem Quaken der Frösche und dem Rufe der Unken, des Abends ein gar eigen- thümlicheS Lied an. Kommt man in dunkler Nacht, so wie ich, in Szegedin an, so wird der düstere Ein druck, den man bi» jetzt empfangen hat, durch die Fahrt in die Stadt womöglich noch erhöht. Die Zu- sahrtstraße auS der eigentlichen Stadt läuft durch einen Durchlaß deS Bahndammes in die untere Stadt zum Bahnhof der StaatSbahn. Dieser Durchlaß ist durch einen hohen, durch Piloten verstärkten Damm durcy die untere Stadt hin abgeschlossen, und die letz tere ist noch hoch überschwemmt. Die Wagen stehen daher bei dem genannten Durchlaß, zu welchem man nach Kreuzung deS Bahnhofes auf einer hölzernen Stiege von dem etwa 30 Fuß über dem Stadtniveau erhöhten Bahnhofsperron niedersteigt. Nun vollzieht sich die Fahrt in die Stadt durch finstere, holperige, anfänglich bloS von Baraken eingefaßte Straßen. Binnen Kurzem — nach Passirung einiger noch über schwemmten Strecken — gelangt man dann durch Straßen von aufrecht stehenden, ansehnlichen Häusern an Ort und Stelle: in» Hotel „Hungaria". Durchwan dert man von dort au» die obere Stadt, so findet man wohl eine Anzahl Straßen bereit» mehr oder minder trocken, nimmt aber auch in diesen die schreck lichen Venvunungen wahr, weiche daS entfesselte Element in ganz Szegedin erzeugt hat. Vom Haupt- vlatze der Stadt gelangt man in die weiteren Theile der oberen Stadt nur, wenn man die nach allen Seiten hin gelegten schwimmenden Brücken zu passiren sich entschließt. E» ist nämlich noch immer ein großer Theil deS Hauptplatzes und der angrenzenden Gassen unter Wasser. Die schwimmenden Brücken, deren ich soeben gedachte, bestehen aus frei im Wasser schwim menden Floßbäumen, welche je zu zwei lose mitein ander verbunden und in ihren Zwischenräumen mit Bietern versehen sind. Zu vielen Punkten bringt uns indeß nur das Boot. Wir stehen vor einer Wasser wüste, aus welcher nach allen Seiten hin Hunderte und abermals Hunderte von auf den zusammengestürz ten Häusern liegenden zertrümmerten Hausdächern her vorragen. Bieter, Balken, Fässer, Möbel rc., über haupt schwimmende Gegenstände sind überall auf dem Wasser in großer Menge zu gewahren. Ab und zu steht wohl noch ein Theil eines HaufeS, da und dort auch noch ein ganzer Gebäude aufrecht. Man macht dabei die Bemerkung, daß gerade die Häuser der Wohl habenderen sich in leidlich gutem Zustand befinden, da dieselben aus gebrannten Ziegeln und Steinen aufge- führt sind. Neun Zehntel Szegedin- bestanden aber au» Gebäuden, welche auS an der Luft getrockneten Erd- zirgeln aufgeführt waren. Alle diese liegen in Schutt und Trümmern. Aus den durch das Zusammenstürzen dieser Häuser entstandenen Hügeln herrscht in jenen Straßen, welche nicht allzu tief unter Wasser stehen, rege- Leben. Die Eigenthümer der zerstörten Häu ser suchen eben zu bergen, was noch zu bergen ist. Ist da- sich dem Auge hier darbietende Bild schon herzzerreißend, so ist die- in St. RochuS und in der unteren Stadt noch viel mehr der Fall. Hier hat man nicht-, al- einen großen See vor sich, auf welchem die nach allen Richtungen hin bemerkbaren HauSdächer die einst vorhandenen Straßen anzeigen. Und wo sind die Bewohner all der untergegangenen Tausende von Häusern? Man findet sie theils auf dem Theißdamm Szegedins, theils in Neuszegedin, theil- sind sie zer streut in den Ortschaften der näheren und weiteren Umgebung der Stadt am linken Theißufer. Speciell auf dem Theißdamme mögen Taufende leben. Elende Baraken, ost nicht größer als eine geräumige Hunde hütte, dienen ihnen als Wohnung. Was die Armen an Hausrath zu retten im Stande waren, ist theil» in diesen Baraken untergebracht, theils steht und liegt e» unter freiem Himmel. Es ist dies bei Jedem nur sehr Weniges. Vor den elenden Unterkunftsräumen sind die Weiber thätig. Hier wird gekocht, werden Kleider gereinigt und ausgebessert und geschieht Andere» mehr. Ueberall herrscht Ruhe, nirgends sieht man Lärmende oder Streitende, blos Hunderte von Kindern spielen oder balgen sich im Straßenstaube, ab und zu wird man gegrüßt. Niemand bettelt. Alles ist stock magyarisch, und nur schwer ist es möglich^einrn nur etwas deutsch sprechenden Menschen auszutreiben. In der 2stöckigen Realschule, in der Festung und in an deren öffentlichen Gebäuden sind ebenfalls noch immer Hunderte der Unglücklichen untergebracht. An vielen Orten, längs deS Theißdammes, sind Dampf- und Handpumpen zur Hebung deS Wasfers in Thätigkeit. An dem das innere JnundationSgebiet abschließenden Baftoer Damm sind 118 Pumpen mit 41 Dampfma schinen ununterbrochen im Gange. Sie heben in 24 Stunden eine halbe Million edm Wasser. Gleichwohl werden die Pumpen noch 6 bis 8 Wochen zu thun haben, um das innere JnundatlvnSgebiet von Wasser frei zu machen. Es wird dann überall eine dicke Schlamm- schlcht zurückbleiben, und wird deren Beseitigung, wo es sein muß, dann noch viel Arbeit erfordern. Daß
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