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Miriglieh Sächstschev Ltaatsanzeigev. Verordnungsblatt der Miniyerien nnd der Ober- nnd Mittelbehörden. Nr. 192. -v» Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hoftat Doenges in Dresden. < Mittwoch, 19. August 1908. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße.20,^sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. — Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher Nr. 1295. Ankündigungen: Die Zeile kl. Schrift der 6mal gespalt. Ankündigungsseite 25 P f., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum auf 3mal gesp. Textseite im amtl. Teile 60 Pf., un er dem Redaktionsstrich (Eingefandt) 75 Pf. Preisermäßigg. auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den in den Ruhestand versetzten nachgenannten Beamten der Staatseisenbahnverwaltung und zwar dem Güter kassierer Prosche in Rochlitz i. Sa. das Verdienstkreuz, dem Bureauassistentett Flehmig in Zwickau, dem Loko motivführer Laukner in Werdau sowie den Ober- schasfnern Becher in Aue i. Erzgeb., Engelhardt in Zwickau, Herzog in Nossen, Köthe in Penig, Leube in Dresden und Ds chemisch in Penig das Albrechts kreuz, ferner den Portiers Friedrich in Glauchau und Hübschmann in Reichenbach i. V., den Schaffnern Habenicht in Elsterwerda und Richter in Löbau, den Packern Neubert in Chemnitz und Thümmler in Hof sowie den Weichenwärtern II. Kl. Müller in Netzschkau und Weckbrod in Öderan das Ehrenkreuz zu verleihen. Am 20. Juli d. I. haben der stuck, meck. Armin Walter Haugk in Leipzig und der Graveur Wilhelm Alfred Arthur Schubert in Leipzig-Plagwitz einen achtjährigen Knaben aus der Gefahr des Ertrinkens gerettet. Die Königliche Kreishauptmannschaft nimmt gern Veranlassung, diese mit Entschlossenheit bewirkte Tat öffentlich lobend anzuerkennen. 11^2259 Königliche Kreishauptmannschaft Leipzig. 5572 Ernennungen, Versetzungen rr. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des KnltuS «. Ssfenil. Unterrichts. Zu besetzen: eine Lehrerstelle zu Wilthen. Kollator: Die oberste Schulbehörde. Einkommen: Mindestgehalt und Amtswohnung. Bewerbungen mit den erforderlichen Bei lagen bis 5. Sept, an den König!. Bezirksschulinspektor zu Bautzen. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Vom Königliche« Hose. Dresden, 19. August. Se. Majestät der König be gab Sich heute früh mit Ihren König!. Hoheiten dem Kronprinzen und dem Prinzen Friedrich Christian nach Zeithain und wohnte auf dem dortigen Truppen übungsplätze der Besichtigung- der 2. Kavalleriebrigade Nr. 24 bei. Die Rückkehr nach Moritzburg erfolgte gegen Mittag. Zur heutigen Königlichen Mittagstafel ist der Forstmeister Schmidt mit Einladung beehrt worden. Nachmittags nahm Se. Majestät der König mit Ihren König!. Hoheiten dem Kronprinzen und dem Prinzen Friedrich Christian am Preisschießen des Offiziers korps des 1. (Leib-) Grenadierregiments Nr. 100 teil. Mitteilungen ans der öffentlichen Verwaltung. * Die vorläufig festgestellten Verkehrseinnahmen der Sächsischen Staatseisenbahnen im Monate Juli 1908 betragen 13909200 M. oder 94500 M. weniger als im gleichen Monate des vergangenen Jahres, wovon 5578700 M. (20000 M. mehr) aus den Personen verkehr und 8330500 M. (114500 M. weniger) auf den Güterverkehr entfallen. — Die Gesamteinnahmen der Sächsischen Staatseisenbahnen vom 1. Januar bis 31. Juli d. I. betragen nach vorläufiger Feststellung 83997 733 M. oder 971571 M. weniger als im gleichen Zeiträume des Vorjahrs. Hierzu trugen der Personen verkehr 29350310 M. (478917 M. mehr) und der Güter verkehr 54647423 M. (1450488 M. weniger) bei. Zeituugsschau. Es ist bekannt, daß das sozialdemokratische Zentralorgan und mit ihm andere sozialistische Partei blätter in der Bewilligung des badischen Budgets durch die sozialdemokratischen Mitglieder des badischen Landtags einen schweren Disziplinbruch erkennen wollen, der die schärfsten Maßnahmen gegen die Beteiligten erfordere. Ganz anders als der „Vor ¬ wärts" und die ihm beipflichtenden Blätter sieht der Herausgeber der „Sozialistischen Monatshefte" die Vorgänge an. Er schreibt: „Der Patteivvrstand, >er „Vorwärts" und die „Leipziger Volkszeitung" lehandeln diese ganze Angelegenheit mit ungewöhn- icher und durch die Sache nicht begründeter Heftig keit. Alarmartikel mit sensationellen Überschriften sind nicht geeignet, eine politische Angelegenheit zu I klären und erst recht nicht, eine parteigenössische Angelegenheit rarteigenössisch zu erledigen. Ob die badische Landtags- raktion recht daran getan hat, auf die erste Anfrage des Parteivorstands mit dem Hinweis auf ein Schweigegebot zu reagieren, mag dahingestellt sein. Es ist nicht recht einzusehen, we'ch einen Sinn ein solches Schweigegebot gegenüber der eigenen Partei haben soll; aber gegen das Organisationsstatut verstößt es nicht, ein Tisziplinbruch liegt also nicht vor. Der Parteivorstand hätte vielleicht etwas mehr Ruhe und Überlegenheit zeigen und daran denken können, daß man möglicherweise politischen Situationen Rechnung tragen müsse, die man von Berlin aus mitunter nicht völlig übersehen kann. Auch die Frage, ob in der Sache selber, in der Budgetbewilligung, ein Disziplinbruch vorliegt, wird zu verneinen sein. Tie Ansicht scheint begründet, daß dieMotive dieserAbstimmungen unter die in Lübeck vorgesehenen Ausnahmen fallen. Toch mag diese rein parteirechtliche Frage so oder so entschieden werden, die Politik wird dadurch nicht berührt, und die poli tischen Gesichtspunkte allein müssen für eine politische Partei den Ausschlag geben. Als eine Partei, die auf dem in Deutschland einzig möglichen, dem verfassungsmäßigen und gesetzlichen Weg die Umgestaltung der Gesellschaft im sozialistischen Sinn anbahnen will, die also an einer Reihe von Institutionen unseres Staatswesens interessiert ist, deren Ausbau sie selber mit allen Kräften betreibt, kann die Sozialdemokratie vernünftigerweise nicht die Mittel verweigern, die für eben diese Institutionen not wendig sind. D»es einmal vorausgesetzt, liegt eigentlich kein Anlaß vor, sich bei der Gesamtabstimmung über den Etat anders zu verhalten als bei einer Gesamtabstimmung über ein anderes Gesetz. Tie Partei pflegt da stets kühl nachzurechnen, ob die Vorteile des Gesetzes die Nachteile überwiegen oder umgekehrt, und dann entsprechend Ja oder Nein zu sagen. Dasselbe auf den Etat angewandt, würde eine verschiedene Abstimmung in den einzelnen Bundesstaaten ergeben und den süddeutschen Genossen durchaus die Möglichkeit lassen, nach pflichtgemäßer Er wägung, wenn auch mit Reserve, in einer Reihe von Fällen dafür zu stimmen. Freilich schreibt man in unserer Partei nach alter Gewöhnung gerade der Budgetabstim mung eine ganz besondere demonstrative Bedeutung zu: sie soll unsere prinzipielle Stellung der Regierung und womöglich der ganzen Staats- und Gesellschaftsordnung gegenüber zum Ausdruck bringen. Ganz abgesehen da von, daß das Mittel der Budgetverweigerung in kon stitutionell regierten Staaten diese Bedeutung nicht haben kann, fragt es sich auch, ob diese sym bolische Verweigerung wirklich die ihr zugeschriebene Wirkung hat. Bei der ganzen Art, wie die Gesamtabstimmungen faktisch in den Parlamenten vor genommen werden, ist das recht zweifelhaft. Alles, was stereotyp ist, ermüdet und wird schließlich nicht beachtet, weil man ihm eine konkrete Bedeutung im Einzelfall nicht beimißt. Für eine schimärische Demonstration dürste man aber nicht ein Stück politischen Einflusses opfern, das man als Sachwalterin der Arbeiterklasse gar nicht berechtigt ist, preiszugeben. Man bringt sich auch um die Früchte seiner eigenen Arbeit, gibt den Gegnern einen Anlaß, die Sozialdemokratie von der parlamentarischen Gleichberechtigung auszuschließen und mindert so die eigene Kraft. Die Frage der Budgetbewilligung ist auch in anderen Ländern behandelt worden, mit dem Unter schied, daß dort meist die Verweigerung als Ausnahme fall, die Bewilligung als Regelfall angesehen wurde. In Frankreich ist erst in letzter Zeit von der geeinigten Partei — die ja nach dem Verlust ihrer aktiven Politik der Intransigenz Tür und Tor geöffnet hat und sich daher kaum noch vor dem Syndikalismus reiten kann — die Budgetverweigerung als Norm aufgestellt worden. Aber eine Anzahl Abgeordneter hat auch das letzte Mal dieser Parole keineswegs Folge geleistet, und die Frage wird den französischen Parteitag noch beschäftigen, und nun mehr also, wie es scheint, auch den deutschen. Es ist zu wünschen, daß bei ihrer weiteren Vorerörterung in der Presse ein leidenschaftsloser Ton angeschlagen wird, daß man argumentativ, nicht deklamatorisch vorgeht; die Budgetbewilligung ist ebensowenig eine staatsmännische Großtat wie die Budgetverweigerung eine revolutionäre Heldentat ist. Sie ist nur eine Sache des selbstsicheren politischen Taktes. Eben deshalb sollte man bei der Diskussion dieser Frage von jeder Überspannung absehen und nüchtern und ohne Selbstbetrug eine Lösung zu finden suchen, die den Genossen in den Staaten mit ent ¬ wickelterem parlamentarischen Leben eine der Bedeutung der Partei entsprechende Tätigkeit erleichtert." Uber den neuen Kurs und die Lage in Make donien wird der „Magdeburgischen Zeitung" aus Saloniki geschrieben: „Unter den jüngsten Kundgebungen des offiziellen Organs des jungtürkischen Komitees für Einheit und Fortschritt verdient ein Aufsatz hervorgehoben zu werden, in dem betont wird, daß die Beweggründe, welche die Reformaktion der Großmächte herbeigeführt haben, sehr einleuchtend seien. Im Hinblicke auf die Art, in der Makedonien früher regiert wurde, habe das Mürzsteger Programm seine volle Berechtigung gehabt. In den maßgebenden bulgarischen Kreisen wird in der Beurteilung der Neugestaltung in der Türkei an dauernd große Zurückhaltung beobachtet. Dies bekundet sich insbesondere in folgenden Bemerkungen des Organs der Regierungspartei „Preporetz": „In Makedonien und im Wilajet Adrianopel sind Ereignisse eingetreten, welche die Lage unserer dortigen Stammesbrüder wesentlich ge bessert haben; sie ist aber bisher weder geklärt, noch be festigt. So lange der Charakter der künftigen Verwal tung aber nicht endgültig festgestellt ist, gebietet der Anstand und die Klugheit, daß wenigstens das offizielle Bulgarien jede Billigung und jeden Tadel unterläßt. Wenn die künftige türkische Regierung die Lage in Ma kedonien und Adrianopel bessern wird und wenn unsere Stammesbrüder von den neuen Verhältnissen befriedigt sein werden, dann wird auch für das Fürstentum Bul garien kein Grund vorhanden sein, sich unzufrieden zu zeigen." Ter Athener „Empros" gibt folgende Äußerungen eines hervorragenden Mitglieds des jungtürkischen Komitees in Saloniki wieder: „Die Lage der Griechen in Make donien war tatsächlich noch vor ganz kurzer Zeit äußerst schwierig. Jetzt aber haben wir ihnen unsere Hand ge reicht und sie als unsere Brüder, als die Kinder des gemeinsamen Vaterlands uns gleichgestellt. Und so haben wir sie auch vor den Angriffen der Komitadschi und der Beeinflussung aus Griechenland befreit. Daraus ergibt sich die Haltung der Griechen im neuorganisierten tür kischen Staatswesen von selbst. In Athen muß man auf hören, in der bisherigen Weise Einfluß aus sie auszuüben durch Entsendung von Lehrern, man muß aufhören, die in Athen studierende griechische Jugend aus der Türkei mit den bisherigen Tendenzen und Ideen zu erfüllen. Will Griechenland die Griechen in der verjüngten Türkei, die ihnen so große Freiheiten gewährt hat, aufrichtig unterstützen, so muß es dazu beitragen, daß sie ihr Vater land lieben, mit dem sie durch den Treueid gleich den übrigen Nationalitäten in der Türkei verknüpft sind." Von serbischer Seite wird betont, daß sowohl die Großmächte als auch die Balkanstaaten die weitere Ent Wickelung der Lage in der Türkei abwarten müssen. Gelinge es dem Verfassungsregime, feste Wurzeln zu fassen und dadurch den verschiedenen Völkern im otto- manischen Reiche Gleichberechtigung zu sichern, dann ent falle von selbst die Notwendigkeit jeder weiteren Aktion Europas." Deutsches Reich. Das Kaiserpaar in Wilhetmshöhe. . (W. T. B.) Wilhelmshöhe, 18. August. Heute vormittag unter nahm Se. Majestät der Kaiser einen Spazierritt. Später machten beide Majestäten mit den Umgebungen einen Spaziergang. Mittags fand beim Kaiserpaar aus Anlaß des Geburtstags des Kaisers Franz Joseph eine größere Tafel statt. Bei dieser saßen der Kaiser und die Kaiserin einander gegenüber. Rechts vom Kaiser folgten zunächst der österreichisch-ungarische Botschafter von Szögyeny- Marich, Unterstaatssekretär Stemrich, der österreichisch ungarische Botschaftsrat Frhr. v. Flotow, der Gesandte Frhr. v. Jenisch, der österreichisch-ungarische Botschafts attache Graf Wenckheim; links vom Kaiser der österreichisch ungarische Militärattache Oberstleutnant Klepsch-Kloth v. Roden, Generaladjutant v. Plessen, der österreichisch ungarische Legationsrat Graf Trautmannsdorff, Geh. Kabinettsrat v. Valentini. Rechts von der Kaiserin saßen der Botschafter Frhr. Marschall v. Bieberstein, Gräfin Keller, Oberhofmarschall Graf zu Eulenburg, Oberpräsident Hengstenberg, der österreichisch-ungarische Botschaftssekretär Graf Hoyos; links von der Kaiserin der kommandierende General Arhr. v. Scheffer-Boyadel, Gräfin Bassewitz, Generaladjutant Graf Hülsen - Häseler, Oberstallmeister Frhr. v. Reischach und der österreichisch-ungarische Bot schaftsattache Graf Thurn. Se. Majestät der Kaiser brachte cm Verlaufe des Mahles folgenden Trinkspruch aus: Ew. Exzellenz! Der heutige Tag vollzieht sich unter den Auspizien des 60 jährigen Regierungsjubiläums Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph. Zu den heißen Gebeten und Segens-