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Dresdner Nachrichten : 22.10.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187310220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18731022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18731022
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-10
- Tag 1873-10-22
-
Monat
1873-10
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.10.1873
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M?rk-r'.»..s «arlr,ftr«», u. »»,« och O-r., durch dt« V«!> »a »t,r. »t^«ln« »eummeni > Ngr. »ull-,-: «I.ovo 2r-mpl. 8»r dt« Rückgabe eingk» I». oter ManuscNple mach! sich dtc Rkdaclum inchl verbindlich. Anseraten Amwsime aus» IviNtL N-n-sn Ie!o uack '"»lee si, Hamburg, Ber- Un, D-ieu, eeipzig, Äascl, vrrsinu. ffranliurt a lN. — Hack. »!>,»»« >n Berlin, Leipzig, grien, Hanivurg tzranlsuri ,. M.. Mün chen. — vaad« L Co tn »ranlfurt a. M. — kr. voi,t in ilvemni». — »«- vuliiar d L», »> Viril. Nr. SV5 Achtzehnter Jahrgang. 2ine Raraurie für 1,^, «itchftt!,»,,« «chL uen der Inserot« wird nicht «utwdrtige Dininern» «ustrüge von un» unle. temnten Mrme» ». >«. Tagrblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Dm« und Si-mthum der Heraulgrberr Llkpfch Ü! Neichardt tn Are,di«. Berantwortl. R-dacteur.- Svli» Nrtchar-t. Dresden, Mtttwvch, 22. Oetover 1873 Äritrebatteur: vr. Liuil Für das Feuilleton: Lncklbrt» n»rtm«»»a. Politische». Die Berliner in Wien sind auch heute das naheliegende Thema aller uns vorliegender Zeitungen. Daß der frühere König von Hannover seinen Aufenthalt in Hietzing verlassen und einen Abstecher nach Paris gemacht hat, wird ihm Niemand verdenken können. Aus den Fenstern Lchönbrunn's, wo der deutsche Kaiser abgestiegen ist, sieht man nach Hietzing, wo der Fürst ein Asyl gefunden, der durch jenen Land und Leute verloren hat. Es entspricht nur dem Schick- lichkeitSgefühle, daß der Welfe eine leicht mögliche Begegnung mit den» Hohcnzollem vermeidet. Um so interessanter ist das Eintreffen einer anderen fürstlichen Persönlichkeit in Wien. Der Kronprinz Dänemarks stieg incognito und in aller stille in Wien ab und empfing sofort den Besuch des deutschen Kaisers. Gewiß würde der dänische Thronerbe nicht den augenblicklichen Zeitpunct zu einem Besuch in Wien gewählt haben, wenn ihn nicht wichtige politische Zwecke dahinführten. Man greift gewiß nicht weit von der Wahr heit, wenn man annimmt, daß sich jetzt in Wien die Ausführung des 1866er Friedens zwischen Oesterreich und Preußen bezüglich der Rückgabe des nördlichen Theils Nordschleswigs an Dänemark regelt. Bezeichnend für die herzlichen Beziehungen zwischen den Kaisern Deutschlands und Oesterreichs ist es, daß am 18. Oktober Kaiser Franz Joseph, als dem Jahrestage der Leipziger Schlacht, dem deut schen Kaiser das österreichische Husarm-Regiment „Friedrich Wil helm III. König von Preußen Nr. 10" verliehen hat, welches zur Erinnerung an die Befreiungskriege diesen Namen für ewige Zeiten zu führen hat. Ganz ins Unglaubliche vermehren sich die Gerüchte über die Pläne, welche die Königlichen und die Republikaner Frankreichs im Schilde führen. Sicher soll nur sein, daß der Marschall-Präsident Mac Mahon jedes Projekt ablchnt, in welchem seine Person eine Rolle spielt, daß er also zu einer Verlängerung seiner Vollmachten nicht die Hand bieten will. Die Königlichen prahlen siegcsgewiß, daß ihre Mehrheit in der Nationalversammlung 50 Stimmen be tragen werde; als Reserve haben sie, wenn sie wider Erwarten nicht die Mehrheit hätten, die Ernennung des Herzog« von Aumale zum Präsidenten der Republik in petto. Gambetta aber führt jetzt eine drohendere Sprache als je. Er murmelt so etwas zwischen den Zähnen, ha« wie „gewaltsame Vertheidiaung der Republik", „Baden Ser wekßm Fahne in Strömen Blut»" Üingt. ES ist ja sehr leicht möglich, daß Gambetta die ehrlichsten und stürmischsten seiner An hänger einen kleinen Putsch machen läßt, vbn dem er sicher weiß, daß derselbe mit überwältigender Macht von den Königlichen zer malmt wird. Gambetta besitzt ganz das Zeug dazu, eine Anzahl enthusiastischer Gimpel seiner Partei in einer kleinen Insurrektion zu opfern, um die Entstehung des Königthums mit dem Kainszeichen oeS vergossenen Bürgerbluts zu beflecken. Seine werthe Person wird Leoncc Gambetta nicht in die Schanze schlagen, sondern sic gütigst aufbewahren, um, wenn dereinst der Zeitpunct gekommen ist, wo es wieder an ein Stürzen des Königthums geht, über die oahingeschlachteten Bürger pathetisch declamiren zu können. Der Telegraph wird jetzt von dem leider nur zu bekannten Pamphletschreiber v. Treitschke gemißbraucht, um der Welt anzu zeigen, daß er eine Professur an der Universität in Berlin annimmt. Mit der Gewinnung eines Broschürenfabrikanten, von dem die historische Wissenschaft noch kein einziges wirkliches wissenschaftliches Werk besitzt, wird der Rückgang der Universität Berlin gewiß nicht aufgehalten werden. Alle Universitäten, wie Kiel und Heidelberg, an denen Treitschke bisher Vorträge von einer Flachheit hielt, die in einer öffentlichen Volksversammlung allenfalls erträglich ist, haben fin« merklichen Rückgang der Studentenzahl zu beklagen gehabt. Auch Berlin wird diesem Schicksal nicht entgehen. Treitschke ist der Professor „mit dem bösen Blicke". Locales und Sächsisches. — Die Bulletins über das Befinden des Königs vom 21. October lauten: Vormittags lN/z Uhr. Auch diese Nacht haben Se. Maj. der König vollkommen schlaflos zugebracht. Eine Besserung ist in keiner Weise eingetreten, das Bewußtsein ist sehr getrübt, die Kräfte sinken. — Nachmittags 3 Uhr. In dem Befinden Sr. Maj. des Königs ist seit heute früh eine Aenderung nicht eingetreten. — Abends » Nhr: Im Verlaufe des Nachmittags hat sich die Benmfztlosigkeit bei Sr. Maj. dem König vermehrt, vr. Fiedler, vr. Ullrich, vr. Brauer. — In den König!. Hofthea tern fanden, laut Anschlag, gestern Abend wegen der schweren Er krankung Sr. Maj. „keinerlei" Vorstellungen statt. Man ging, wie wir erfahren, von der AnsichtauS, daß es nicht passend erscheine, während der officiell angeordneten kirchlichen Fürbitten, im Theater Zuspielen. Die Abhaltung der Fürbitte in der Frauenkirche konnte am Montag Abend deshalb nicht ermöglicht werden, weil die Kirche noch kein GaS besitzt und eine noch so dürftige Beleuchtung mehrere Stunden Vorbereitung erfordert. Eine baldige Inangriffnahme der GaS- Einrichtung wäre allerdings in dieser Kirche sehr wünsch ens- werth, da an jedem Sylvester-Gottesdienst und bei Aufführung geistlicher Concerte über die miserable Beleuchtung durch Stearin oder Wachslichter geklagt wird. — DaS für Se. Malestät angeordnete Gebet lautet wörtlich: „Vor Dir, o ewiger Herr und Regierer der Welt, der Du nach Deinem unerforlcMckcn Rathschluffe unseren geliebten.König mit schwerer Krankheit hclmgesucht und dadurch uns, seine treuen llntcrthaucn, mit banger Besorgnis; erfüllt hast, beugen wir uns In inbrünstiger Fürbitte für unfern geliebten Fürsten und Herrn. Sille unsere Tage sind aus Dein Buch geschrieben, che derselben »och einer da war; und wir wissen, das; Du für einen Jeden die reckte Abschiedsstunde kennst. Ist cs Deiner Weisheit und Gnade! nicht entgegen, so lass den geliebten König genesen und erhalte! ibn noch lange seinem Volke und dem hohen Königöhause, wie ! geschrieben steht in Deinem Worte: Du giebst einem Könige langes, Leben, daß seine Jahre währe» immer für und für. Ja, erzeiget ihm Güte und Treue, die ihn behüten, so wollen wir Deinem Namen lobsingen. »Aber, was Du auch beschlossen habest in Deinem Rathc, stehe ihm bei in seiner Krankheit mit Deiner Krait und Deinem Tröste, wie Du bisher Dich an ihm verherr licht hast Durch Deine Gnade. Wir sichen zu Dir nicht auf un sere Gerechtigkeit, sondern aus Deine große Barmherzigkeit. Er höre uns, um Jesu Christi, unseres Herrn und Heilandes willen. Simen." — Der Pfarrer Theodor Moritz Frenkel zu Müglenz hat das Ritterkreuz des Albrechtsordens erhalten und der Hofarzt vr. Carl Emil Brauer ist zum Hofrath in der vierten Classe der Hofrang ordnung ernannt worden. — Man war in der Stadt am Montag Abend in d'ör neunten Stunde auf's Schmerzlichste berührt, als plötzlich mit den Glocken aller Kirchen geläutet ward: Bis in den weitesten Umkreis der Re sidenz verbreitete sich mit Blitzesschnelle das Gefühl — nun ist un ser allgeliebter König in Gott entschlafen. Al^r hat sich geirrt,, und mit vollem Recht kritisirt die öffentliche Mfirung diejenige welt liche und geistliche Behörde, welche ganz unvorbereitet dieses un heimliche Läuten in so später Stunde angeordnet hat. Das Land lebt in der traurigstenBesorgniß um denKönig, sollte da nicht Alles vermieden werden, was die Gefühle des Schmerzes, der Klage um einen Todesfall so vorzeitig erweckt- Se.Majcstät befindet, laut den Bulletins im Hofmarschallamt, sich seit mehreren Tagen schon bei einer gefährlichen Krisis. An den vorvergangenen Abenden war der Zustand unverändert und es ist nicht geläutet worden. Was haben sich denn die Urheber der auffallenden und schmerzlichen Maßregel gedacht, als sie plötzlich ohne äußere Veränderung im Befinden des hohen Kranken nun dieselbe anordneten? Dienstag erst, also leider für den ersten peinlichen Eindruck zu spät, macht man die Anord nung von Gebeten, geziemend vorher bekannt. Dieselben werden wohl abermals von feierlichem Geläute begleitet sein, natürlich ohne nochmals ein so bcklagenswerthes Mißverständniß hervorzurusqzr! In mehreren Vereinen, auch in einer größeren Versammlung Ge werbetreibender erhoben sich die resp. Herren Vorsitzenden bei dem dumpfen Schall der Glocken, deren Klage unheilvoll die -lacht durch zitterte, und theilten den Versammelten mit, daß im Augenblicke, da der König verschieden sei, jede geschäftliche Weiterung unpassend er scheine. Künftig mögen die Anordner solcher Maßregeln der öffent lichen Meinung führende und rechtzeitig Rechnung tragen. — Die ». Aniinmer hielt gestern eine Sitzung, über die wir morgen berichten. Für heute nur so viel, daß kgl. Dekrete ein gingen, die einen Gesetzentwurf wegen Gewährung vo» Pcnsions- erhöhungen und VerstiimiiilangSzulagen an vormalige Militär perionen der kgl. sächs. Armee und einen Entwurf betreffs der Geldbeschaffung zur Deckung deö außerordentlichen »Budgets sgr die Jahre 1872—75 verlegten. »Aba. Schreck hat einen »Anlrag wegen Verminderung der Zahl der Staatsbeamte», »Abg. Körner einen Antrag auf »Aushebung der die DiSmembrationen erschwe renden gesetzlichen Bestimmungen eingcbracl't. »Abg. Ehsoldt ist zum Vorstand der 4. Deputation gewählt worden. — Von dem Antheile Sachsens an den französischen Kriegs entschädigungen waren im Juli l.J. 3,7l8,524Thlr. an dieFinanz- hauptcasse geflossen, während weitere 251,000 Thlr. Sachs« zv Gewährung von Beihilfen an Angehörige der Reserve und Landwehr behufs Erleichterung der Wiederaufnahme ihres bürgerlichen Berufs zu zahlen hatte. Der Gesammtbetrag der auf Sachsen fallenden Kriegsentschädigung beläuft sich, wie ein König!. Decket dem Land tage mittheilt, auf 11—12 Millionen Thaler, von denen weitere Abschlagszahlungen in der nächsten Zeit zu erwarten sind. Die Regierung meint nun, und gewiß mit Recht, daß der Staat sich nicht durch solche ganz außergewöhnliche Einnahmen zu »Ausgaben Hinreißen lassen soll, die nicht an und für sich gerechtfertigt erscheinen. Die Millionen sollen vielmehr allen Classm der Staatsbürger, allen Steuerpflichtigen möglichst gleichmäßig zu Gute kommen. Daher sollen sie zu Bestreitung deS außerordentlichen Budgets verwendet werden, dessen Ausgaben sonst durch Anleihen oder Steuererhöh- ungcn bestritten werden müßten. Die Verwendung der Millionen zur Tilgung einer Anleihe empfiehlt die Regierung deshalb nicht, weil die bprocentige Anleihe erst von 1877 an kündbar und cs finanziell vortheilhafter ist, neue Anleihen zu vermeiden, als ältere und wohlfeilere zu tilgen. (Trotzdem will bekanntlich die Regierung eine ^/zproccntige 12-Millionen-Anleihe aufnehmen. Anmcrk. d. Rcdact.) Auch lehnt die Regierung die Tilgung der Kassenbillcts durch jene Millionen ab. Hierbei geht sie ausführlich auf die be kannten ReichStagsverhandlungcn ein, indem sie, trotz ihres entschie denen Mißgeschicks in dieser Frage, doch, wie schon die Thronrede bemerkte, die Hoffnung festhält, daß in dieser wichtigen Frage die Reichsgewalten nicht ganz zu Ungunsten Sachsens entscheiden wer den. Hoffentlich bewahrheitet sich dies! Demnach kann die Regier ung dem Landtage nur vorschlagen, die französischcKriegscntschädig- ung den Beständen der Finanzhauptcasse zuzusügen. Sie beantragt daher zunächst 3 Millionen in 4procentigcn Schuldscheinen der 69er Anleihe den Bezirksverbänden für Zwecke der Selbstverwaltung zu überweisen. Die einzelnen BezirkSvcrbände, einschließlich der Stadt bezirke Dresden, Leipzig und Chemnitz, sollen diesen Fond zu einer Hälfte nach der Größe des Flächeninhalts der Bezirke, zur anderen Hälfte nach der durch die Zählung vom 3. De- cembcr 1871 festgestclltcn Zahl der Civilbevölkcrung erhalten. Dieser Fond bildet ein Stammvermögen, das nur gegen mündclmäßigc Sicherheit anzulcgen und stets unvermindert zu erhalte» ist. Außerdem sollen verwendet werden 167,300 Thlr. zum weiteren »Ausbau der Mbrechtsburg, ferner 150,000 Thlr. zur Verstärkung des Reservefonds der königl. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft. Von den 13 königl. Sammlungen zeigen na mentlich das Kupferstichcabinct und die Gypsabgüsse empfindliche Lücken. Die reiche mittelalterliche Skulptur ist fast gar nicht ver treten und Abgüsse der in neuerer Zeit gefundenen Antiken fehlen fast ganz. Einen bescheidenen Theil der Kriegsentschädigung zu Kunstzwccken zu verwenden, das läßt sich wohl rechtfertigen. Daher sind weitere 100,OM Thlr. zur allmähligen Verwendung für Zwecke der heutigen Kunst bestimmt, um auch die geistigen und ideellen Interessen zu pflegen. Don Erbauung eines Made- miegebäudes will die Regierung absehen, - hingegen der Anregung Frankreichs, wo der Staat ' jährlich bedeutende Summen auf dm Ankauf von Gemälden und plastischen Werken neuerer Künstler wendet, sowie dem Beispiele Ludwig I. von Baiern und Preußens folgen, die in der Münchner „Neuen »Pinakothek" und dem Berliner „National - Museum" großqrtige Sammlungen neuer Bilder angelegt Habs. Sachsen soll wenigstens Einiges in dieser Richtung thun. Die Gemäldegalerie ist aus schließlich für ältere Kunst bestimmt; der bereits gesammelte Stamm neuerer Gemälde soll erweitert werden. Die Skulptur aber würde ebenfalls Unterstützung finden. So hat sich ein Comits für ein Rietschel-Monument gebildet, wofür Johannes Schilling ein herr liches Modell geschaffen hat. Es fehlen aber noch einige Tausend Thaler, um den Guß bezahlen zu können. Endlich verlangt di« Regierung noch 350,OM Thaler als außerordentlichen Beitrag z« den Kosten des nothwendig gewordenen Umbaues und der inneren Herstellung einiger königlichen Schlösser. Sie bemerkt, bisher Hab« die Civilliste die Reparaturkosten getragen, wozu sie nicht verpflich tet gewesen ; jetzt sei cs dringend nothwendig, einige baufällig gewor dene Schlösser* gründlich zu repariren und in anderen wesentliche Bauveränderungen vorzunehmen. Dieser letztere Punkt bedarf denn doch wohl der genauen Prüfung. — Der Kriegsminister v. Fabrice traf am 19. in Leipzig ein. Derselbe nahm Rücksprache mit den Pferdehändlern Rose und Böhm« wegen Lieferung von Pferden für die Armee. — Der Rath hat an die Stelle des zu einem Pfarramt berufe nen Candidatender Theologie, Oberlehrer vr.Hager an der Annen- realschule, den Candidat der Theologie Klinker zu Schweinsdorf bei Drüben designirt. — Im Stadtverordnetencollegium stellte man neulich den An trag, der Rath möge eine Verordnung befürworten, daß die Kutsch wagen, Droschken rc. innerhalb der Stadt von Einbruch der Dunkel heit an Laternen mit brennendem Licht zu führen haben. DerStadt- yath hat den Antrag der k. Polizeidirection gegenüber zu dem sei«« gemacht. — WaS zu den größten Seltenheiten gehört, ist eingstroff«. Der blaue Octobrrhimmel strahlt herab auf den DresdnerJahrmarkt und verleiht dem emsigen Treib« einen viel fröhlicheren Anstrich, als er bei dem gewohnheitsmäßig« Nebel und Regenwetter denkbar ist, mit welchem der Dresdner Jahrmarkt sprichwörtlich bedacht zu sein pflegt. Wie sich die gut« Landleute freuen und wahrlich! man freut sich mit ihnen. Es ist wahr, der Jahrmarkt bringt manche Belästigung mit sich — wie viel Centner Fünfpfenniger erhalten die JahrmarktLmusikant« als Tribut und wie viel falsches Blech liefern sie für das cdleKupfer! Nun haben sie es schon bis zurMandolinata von »Paladilhe und der klavierzerdrosch«« Air Louis XIII. gebracht. Der Jüngfcrnkranz ist außer Cours gekommen und Mendelssohns „schöner »Wald" theilt das Schicksal anderer Wälder — er ist fast ausgerodet. Wer darüber weinen will, bemühe sich zu den Zwiebeln auf der Amalienstraße. Sonntag noch ganze Gebirge dieser wür zigen Frucht — nun sind schon fast ^ verkauft. Aber für ein paar Thränenzwicbeln giebt es schon noch Roth. Auch die Töpferwaarm sind stark gelichtet, die meist« Töpfchen fand« ihr Deckelchen! sagt man. Mir scheint, der pausbäckige Holzwaarcnbursche aus dem Wendischen, der da eben die flinke junge Töpferstochter aus der Pulsnitzer Pflege in die dicken Arme kneift, bewahrheitet obiges Sprichwort auch. Man denke doch ja nicht, daß cs für Waare und Preis «Dresden gleichgiltig ist, ob die braven Landlente zu unserem Markte kommen oder nicht. »Wir wollen einmal davon schweigen, wie oft der verzweifelte Stiefelbcdürftige zum Herrn Schuhmacher in der Stadt Tag für Tag läuft — immer wollen die Stiefel nicht fertig werden. Die Schuhmachern kriegte ein Kleines, der Geselle ist fortgclaufen — kurz, die Stiefel werden nicht fertig. Auf dem Markte liegt die billigste Waare tauscndweis! Oder hat einmal Jemand, wie ich, 7 Wochen beim Tischlermeister in der * * * straße auf einen Stiefelknecht gewartet? da wird er wohl froh sein, hier sie in Menge zu treffen. Nein, nein, die Masse, die Concurrenz haben ihr Gutes. Unsere städtischen Gewerke sind gewiß tüchtig, immer auf dem Neuest« und strebsam; aber, muß die Arbeit sich nicht billiger stellen in den Orten, wo Terrain, Bant«, Wohnung und Löhne noch billig sind, wie in den inner« Landstrich« bei Radeburg, Pulsnitz, Striegau, Wiescnthal oder sonst wo? Dort kostet ein Scheffel Land vielleicht 150 Thlr,, 200 Thlr., und für 20 Ngr. Lohn giebt es bescheidene und mäßige Arbeiter. In der Stadt ist die Quadrat-Elle vielleicht 4, 6, lOTHlr. wcrth, 11-, Thlr. Lohn für den Arbeiter, und sagt Ihr ihm ein Mauswörtch«, so geht er selben Tages seiner Wege und dem »Nächstbesten gebt Ihr für schlechtere Arbeit gar 11'z Thlr. Und auch die Nohproducte stellen sich dort, wo unsere Marktfieranten her sind, billiger, und für 20 bis 25 »Ngr. giebt cs da oder dort noch eine zweispännigeLohnfuhre; — aber i» der Residenz? — »Was würden die Millionen Zwiebeln, die auf diesem Markte lagen, kosten, wenn sie in der Dresdner theuern Flur gebaut worden wären? Nein, laßt uns ja den Jahr markt, seine Auswahl, seine Billigkeit, seine Concurrenz. Gäbe eS diese Approvisionirung unserer schönen fleißig« Hausfrau« nicht — so wären die Stadtprcisc vollends nicht mehr zu bezahlen. Also »Ade Ihr ländlichen Fieranten — fröhliche Weihnacht und gesundes »Wiedersehen! — Bei der hiesigen Einquartierung soll der Betrag von 3M Mark --- 100 Thlr. Miethzins als Minimal- und Einheitssatz für die Verthcilung von »Natural Einquartierung aufrecht erhalt« wer den. Der Rath hat dem neuerdings beigestimmt unv die königl. KrciSdircction um obcrbehördliche Bestätigung gebeten. — Die Raubthiere im Zoologischen Garten werden von heute an um 4 Uhr gefüttert. Geboren wurde ein Schweinshirsch.
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