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WöktnMch ersannen drei Nummern. PrüminttrauonS-Preis 22j Tildergr. (j Lb>r.) vierttüährlich, 3 Mr. für daS ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen Ler Preußischen Monarchie. Magazin für die Dian yrönmmrir» am » leier Lueuum- Klatt in Berlin in Ler ErpeLitivn Ler AUg. Pr. Slaais-Aeilung lFriedrichs- Siraße Nr. 72); in Ler Provinz so wie im AuSianLc hei Len Wohllöbl. PoK-Aem«crn. Literatur des Auslandes. 68. Berlin, Mittwoch den 7. Juni 1843. England. Die Sagen der Walliser. Die Wallisischen Sagen und National-Lieder, deren Studium ein be deutendes Licht aus den Ursprung und die frühere Geschichte dieses Ueber- bleibsels des weitverzweigten Kelten-Geschlechts werfen muß, sind bis vor einigen Jahren ganz vernachlässigt worden. Man wußte zwar, daß gewisse Sagen, genannt Mabinogion, oder Jugend-Legenden, in Wallisischer Sprache cristirten, aber obgleich Fragmente derselben von Zeit zu Zeit ins Englische übersetzt und herausgegeben wurden, hatte man sie doch weder ge sammelt noch einer kritischen Analyse unterworfen. Macpherson's unter geschobener Ossian hatte die gelehrte Welt mit Mißtrauen gegen Keltische Alterthümcr erfüllt; ohne die Legenden dieser Völkerschaften zu kennen, be zweifelte man deren Echtheit und sprach ihnen jegliches Verdienst ab. Erst seit der von Lady Charlotte Guest unternommenen Ausgabe der Mabinogion") haben wir nähere Kunde von dem Wesen dieser Traditionen erhalten, deren Interesse durch das Geheimniß vermehrt wird, das sie im Laufe so vieler Jahrhunderte unseren Blicken entzogen hat. Der von der Herausgeberin zu Grunde gelegte Tert ist das „DHK Ooeli o Herxest" oder rothe Buch des Hergest, ein jetzt in der Oxforder Bibliothek aufbewahrtes Manuskript, das, wie mau glaubt, aus dem lSten Jahrhundert herrührt. Dem Wallisischen Original ist eine buchstäbliche Englische Version angehängt, nach der wir einen Auszug aus der ersten und vierten dieser Legenden mittheilen wollen. ihrer Seite stand ein Mann i» der Blüthe des Lebens, der ebenfalls ein Kleid von gelbem Sammet trug und Kynon iu das Schloß führte. Dieser fand in der Burghalle vicrundzwanzig Jungfrauen von unvergleichlicher Schönheit, die ihre Stickerei verließen, um den Fremden zu empfangen, ihm seine Rüstung abzunehmen und für ihn und sein Pferd Sorge zu tragen. Sie kleideten den Ritter in gelben Sammet und bewirthetcn ihn au einer Tafel, die mit Gold, Silber und Büffelhörnern besetzt war. Die Speisen entsprachen den Schüsseln, und cS fehlte auch nicht an Getränken. Die Wirthc schwiegen aus Artigkeit, bis das Mahl vorüber war, und als sie hierauf erfuhren, daß Kynon auf Abenteuer ausgehe, thcilten sie ihm die Kunde von einem in der Nähe befind lichen mit, welches er auch am folgenden Morgen aufsuchte. Er kam bald zu einem Walde, der mit wilde» Thicrcu ungefüllt war, und fand einen schwarzen Mann, der zwei gewöhnliche Sterbliche an Größe übertraf. Er saß auf einem Erdhügcl und schwang eine Keule, welche vier Krieger kaum aufzuhcben vermochten. Als der schwarze Niese befragt wurde: ob er Macht über die wilden Thiere habe? berührte er einen Hirsch mit seiner Keule; der Hirsch wieherte, und alle Thiere, Schlangen, Drachen u. s. w., eilten herbei. Der Niese hieß sie weiden gehen-, sie neigten das Haupt und entfernten sich. Kynon wurde dann unterrichtet, was er zu thun habe, und machte sich wieder auf den Weg. Auf dem Gipfel einer waldigen Anhöhe gewahrte er einen hohen grünen Baum, unter welchem sich eine Quelle und neben dieser eine marmorne Tasel befand, die mit einem silbernen Becher an einer ') l'ke Uiilimnx'ou, fron» o Uerxent «u6 otlier Luoient Welrli U88.; uu Kiigllki, Irüilklulinu «oti »lote«. 1. 2. 3 sud 4. 1838 — 1842. —- Mabinogion ist rcr Plural; bie Form des Singulars ist Mabinogi. Kette von demselben Metall versehen war. Kynon warf, wie man ihn ange wiesen hatte, einen Becher voll Wasser auf die Tafel; ein mächtiger Donncr- schlag ertönte, und cs entstand ein heftiges Gewitter, das den Baum entblätterte. Der Graf von der Quelle erschien und kämpfte mit Kynon, der besiegt wurde und sein Pscrd verlor. Die vicrundzwanzig Damen schenkten ihm einen Zelter, auf welchem er höchst niedergeschlagen nach Hause kehrte. Wie Kynon seine Erzählung beendigt, wacht Arthur aus; Owain aber beschließt, sich heimlich zu entfernen und sein Glück bei diesem Abenteuer zu versuche». Es gelingt; der Gras von der Quelle flieht verwundet nach seinem Schloß, und Owain folgt ihm auf den Fuß, aber das Fallgitter schneidet sein Pferd » I» Münchhausen mitten durch und schcert dabei dem Reiter seine beiden Sporen ab. Owain bleibt also, zwischen zwei Thore eingeschlosscn, in einer mißlichen Lage. Eine, wie immer in gelben Sammet gekleidete Jungkau kommt ihm zu Hülfe und giebt ihm einen Ring, der ihn unsichtbar macht und mittelst dessen er das Schloß betritt. Er hört ein Klaggeschrei und findet, daß man dem Grakn die letzte Oclnng ertheilt, der bald daraus an seinen Wunden stirbt und mit großer Pracht beerdigt wird. Bei der Leichenfeier sieht Owain die verwitwete Gräfin und verliebt sich in sie. Die Jungfrau, die ihn in das Schloß führte, ist Luncd, das Kammerfräulein der Gräfin; sie rasirt ihn, wäscht ihn, bringt ihn zu Bett, und begiebt sich dann zu ihrer Gebieterin, der sie ihren Schützling als einen paffenden Nachfolger des Grafen empfiehlt. Owain wird dieser vorgcstellt und sic erkennt ihn als den Ritter, der ihren Gemahl erschlug, tröstet sich aber mit dem Gedanken, daß sich das Vergangene nicht ändern lasse. Nachdem die Gräfin ihren Entschluß gefaßt hat, fragt sie am folgenden Tage ihre Bischöfe und Erzbischöfe nm Rath, und die Hochzeit geht vor sich. Owain nimmt Besitz von der Grafschaft, verthci« 'oigt die Quelle und verbringt auf diese Weise drei Jahrc. vermißt Arryur den Laval», und da er erräth, wohin er gc» gangen, macht er sich mit seinem Hofstaat auf, ihn zu such-,,. Dasselbe Abenteuer erneuert sich; Owain, als Herr der Quelle, besiegt den Kai zweimal und die übrigen Ritter einmal, mit Ausnahme Arthur's, der sich zum Kampfe anschickt, und Gwalchmai's, der die Erlaubniß erhält, dem Könige voranzu gehen. Gwalchmai und Owain fechten drei Tage lang mit gleichem Erfolg; dann steigen Beide vom Pferde, Gwalchmai's Helm wird durch einen Schwert- Sic begeben sich Alle nach dem Schlosse der Quelle, wo sie drei Monate bei einem Bankett zubringen, das während dreier Jahre vorbereitet wurde. Arthur kehrt alsdaun wieder nach Hause zurück und wird von Owain begleitet, dem seine Dame ungern gestattet, sich auf drei Monate zu entfernen. Einmal abwesend, vergißt Owain bald seine Gatlin. Drei Jahre ver gehen, bis eines Tages eine Dame bei Hofe erscheint, Owain's Ring von seinem Finger abzieht und ihn als treulos und bartlos brandmarkt. Der letzte Borwurf geht ihm am meisten zu Herzen; er flieht ins Gebirge und wird bald so bärtig als zuvor. Nach einigen anderen Abenteuern trifft er eine Schlange, die in einer Felsenspalte wohnt und eine» schwarzen Löwen gefangen hält. Owain haut die Schlange in Stücke und befreit den Löwen, der ihn nachher auf seinen Zügen begleitet. Unterdessen erfährt er, daß seine alte Freundin Luned cingckerkert ist und verbrannt werden soll, weil sie im Quellenschloß sich seiner angenommen hat. Owain eilt ihr natürlich zu Hülfe. Auf dem Wege verweilt er in einer Burg, dessen Eigcnthümer sich in großer Noth befindet, indem ein Riese seine beiden Söhne ergriffen hat und sic zu verschlingen droht, wenn er ihm seine schöne Tochter nicht zur Frau giebt. Owain zieht mit dem Löwen gegen den Niesen aus, der den Kampf ungleich findet; der Löwe wird daher in der Burg eingeschloffen, und das Ge fecht beginnt. Owain ist in Begriff, zu unterliegen, als der Löwe von der Burgzinnc herabspringt und den Riesen erwürgt. Der Paladin ist von den Reizen der Jungfrau bezaubert, schlägt aber aus Edclmuth ihre Hand aus und begiebt sich nach dem Kerker der Luncd, wo er mit Hülfe des Löwen zwei Kämpen besiegt und die Gefangene in Freiheit setzt. Hierauf versöhnt sich Owain wieder mit der Dame von der Quelle und greift dann den im Anfang der Geschichte erwähnten schwarzen Mann vom Erdhügel an, der die vicr undzwanzig Jungfrauen gefangen hält. Er überwältigt ihn mit Hülfe deS Löwen, schont aber seines Lebens unter der Bedingung, daß er das Schloß in eine freie Herberge verwandle, was der Schwarze auch verspricht. Owain begiebt sich endlich mit seiner Gemahlin und den Jungsraucn nach dem Hofe Arthur's, der ihn zn seinem obersten Beamten ernennt. Diese Sage ist das Orginal des Romans, der in England und Deutsch land als „Iwainc" und „Gavin", oder „8ir Vwame", und in Frankreich Die Dame der Quelle. Wir finden hier den König Arthur (Artus) zu Cacrleow am gmnc usr, begleitet von Owain, Sohn des Urien, Kynon, Sohn deS Clydno, und Kai, Sohn des Kyner. Gwenhevywar (Ginevra) und ihre Mägde sitzen bei der Arbeit am Fenster. Arthur, der auf grünen Binsen ruht, mit flammcn- rothem Sammet bedeckt, schläft in Erwartung der Mittagszeit ein, nachdem er seinen Untergebenen empfohlen, sich unterdessen die Langeweile mit Essen, Trinken und Erzähle» zu vertreiben. Kai, der Seneschall und Küchenmeister ist, versorgt seine Gefährten mit' streich abgeschlagen und Owain erkennt ihn. Lebensmitteln, unter der Bedingung, daß er keine Geschichte vorzutragen braucht, worauf Kynon folgendes Abenteuer zum Besten giebt: I» seiner Jugend sey er ausgcgangen, rühmliche Thaten aufzusuchen, da cr keine geringe Meinung von seinem eigenen Heldenmuth hegte. „Ich glaubte", sagt er, „cs gäbe kein Unternehmen in der Welt, das ich nicht ausführcn könnte." Er kam bei einem Schlosse an, vor welchem zwei in gelben Sammet gekleidete Jünglinge ihre Dolche aufgesteckt hatten und mit Pfeilen danach schossen. An