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Schönburger Tageblatt AktMM sir des Mdtrath ;s Wüldeshmz. 183 1888 Filialen: in Äiifia'slLaldetMrg bei Henn Kaufmann Otto Förster; in Penig bst Herrn Kaufmann Rob. Härtiq, Mandelgaffe; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler E. Tuetze, in Wechselburg bei Herrn Schmied Webei; in Lichtenstein b. Hrn.Buchh. I. Wehrmann. Zugleich rveil verbreitet bk den Städten Penig, Lnnzena«, Lichteuftein-Gallnberg und in dm Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: BNstsdt-WÄldenburg, B'cLunsdorf, Errllenberg, St. Ggidien, Shrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- Lsricha-Niederhatn, LaNMnleuba-Qberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. ^Ästhet»! täglich Sur LuSnahme der Tage nach Tonn» und Festtagen. I«»shuis von Inseraten für die nächster» scheinende Numme. b'" nachmittags 2 Uhr. D»r NLonnrmsntüpreiS betrügt vierteljähr lich 1 Mk. LS Pf. Lsferate pro Zeile 10 Pf., Tinges. 20 Pf. Ktzprditso«: Waldenburg, Obergaffe MI«. «nd WaldeNbmger Mzeiger WitterungSaus fichten für den 16. Juli: Theils heitres, theils wolkiges, zirMich ruhigW Wetter bei etwas wärmerer Temperatur. Barometerstand am 15. Juli, nachnuttags 3 Uhr: 760 mm. Gestiegen. Bekanntmachung. Es soll der Umbau zweier Futtermauern in Oberschindmaas vn der Ober» schindmaas-T ennheritzer Straße, sowie die Ausführung der mit dem Neubau einer Wölbschleußc zwischen Mosel und Schindmaas bei Station 2, 132 der Zwickau« Peniger Straße zusammenhängenden Maurerarbeiten an den Mindestfordernd«: vergeben werden. Diesbezügliche Preisofferten, zu denen Blanketts vorher bei der Bauverwalterri Glauchau entnommen werden können,'sind bis Sonnabend, den M. dieses Monats, ! Vormittags '/r11 Uhr, bei der letzteren einzureichen. Zu dieser Zeit wird die / Eröffnung der eingegcmgenen, mit der Aufschrift „Futtermauerumbau" oder j „Schleutzeuueubau" zu versehenden Offerten in Gegenwart etwa erschienener ' Bewerber stattfinden. Die Auswahl unter den Bewerbern, sowie die Ablehnung sämmtlicher Angebote bleibt Vorbehalten. Zwickau und Mauchau, am 12. Juli 1889. Koni gl. Straffer»? u. Wasserbau-J«fpection. König!. Bauverwalterei. Döhnert. Or. Werner. «Waldenburg, 15. Juli 1889. Frankreich feierte gestern Sonntag wie alljährlich seit Entstehung der jetzigen dritten französischen Re publik als nationalen Festtag den Gedenktag des Sturmes auf die Bastille. Wenn man die Auszeichnungen der hervorragenden Männer und Frauen aus jener Zeit liest, dann muß Man die Vorstellung bekommen, daß an jenem Tage eine That vollbracht worden sei, welche sich den be deutsamsten und folgenreichsten in der Weltgeschichte mindestens ebenbürtig anreiht. Ueberall, wohin die Kunde von diesem Bastillensturme drang, entfesselte sie eine« wahren Sturm freudigster Begeisterung. Iw Petersburg, so erfahren wir durch einwandsfreie Be richte von Zeitgenossen, fielen wildfremde Menschen auf den Straßen einander in die Arme, jubelnd und weinend vor Freude, daß nunmehr endlich in Paris die Bastille, dieses verhaßteste Bollwerk der Tyrannei, dem unwiderstehlichen Anstürme des Volkes erlegen sei. In dem düster auf die Sanct AntonsvorstadL Her niederschauenden Gemäuer verkörperte sich in de« Vor stellungen der meisten damaligen Menschen der Cha rakter einer tyrannischen Willkür, die vor keinen, noch so wenig zu rechtfertigenden Gewaltacten zurückzu schrecken pflegte, am tzhärfsten. Iw den schauerlichen Gewölbe« dieser trotzigen Zwingburg hatten zahllose unschuldige Opfer einer unerhörten Rechtsverachtung ihr ganzes jammervolles Leben dahinbringen müssen. Die geschichtliche Wahrheit zwingt.es auszusprechen, daß der Bastillensturm .nichts Anderes offenbart hat, - als die zügellos gewordene Gereiztheit der Bevölkerung »von Paris, -die ihren Tyrannenhaß au einer Handvoll gebrechlicher Invaliden und an einem Häuflein ver lorener Krieger kühlte, deren Leben HU retten, -die Führer der Bewegung sich vergebens.Lemüht hatten. Auch des armen, unglücklichen Vorstehers der Pariser Kaufmannschaft, Flessules, märe zu gedenken, der aus dem Stadthause in grausamster Weise wiedergemacht rvmcke, weil der völlig grundlose Verdacht sich gegen ihn «hoben hatte, als wäre «r der Volksbewaffnung von Paris hindernd entgegengetreten. Auch für diese Thatssche kann man Louis Blanc, doch gewiß einen selbst vom revolutionären Standpunkte aus eivwands- sreien Zeugen, anführen. Kurz, man kann diesen Bastillen-Sturm betrachten, von welcher Seite auch Lmmer man will — es ist von ihm als revolutionä rer Großthat so gar viel Rühmens nicht zu machen. Er bleibt lediglich stets als ein Ausbruch der Wild heit des Pariser Volkstemperamentes vor dem uner bittlichen Richterspruche der Geschichte bestehen, und nur in einer Hinsicht ist er von einer traurigen Be- merkenswürdigkeit, daß nämlich an ihm zuerst sich die furchtbare Grausamkeit in ihrer ganzen Erschrecklich- keit ungehindert entfalten konnte, welche späterhin ein so blutiges Charakteristikum der Volksbewegung wurde. Bis dahin war die revolutionäre Bewegung im Gan zen und Großen von blutigen Mordthatrn frei ge- , blieben. An diesem 14. Juli spielte« sich die ersten jener entsetzenerregenden Scenen ab, rvelche sich in den s Octobertagen desselben Jahres wiederholten, um in den Srptembermvrden sich bis zu den Greueln der . Bartholomäusnacht zu steigern! Nicht die befreienden s Idem der Revolution fanden am 14. Juli ihren s greifbaren Ausdruck, sondern jene dämonischen Mächte, , die in dem Untergrund: der menschlichen Seele schlum- r mern. und welche zuweilen in furchtbaren, Alles zer- störenden Ausbrüchen sich entladen. s Di: eigentlich« große Epoche der französischen Re- ! volution hebt daher nicht mit dem Juli 1789 ! an, sondern sie müßte besser an das Ereigmß vom f 17. ^Juni 1789 ««knüpfen, an welchem Tage sich die ! Vertreter des dritten Standes auf den Antrag des ! demokratisch gesinnten Abbö Sieyßs als die „Ver- ! sammlung der Nation" constituirten und auf diese > Weise die Absicht Ler Regierung vernichteten, die et- j waigen Gesetze in den gesonderten Versammlungen des Adels, der Geistlichkeit und der Communen berathen zu Lassen. Von . jenem 17. Juni 1786 schreibt sich in Wirklichkeit dec Beginn der französischen weltbe- - wegsttden Umwälzung her. Er ist spurlos in der Zahl der Erinnerusgsfeste vorübergegangen, weche das l ausstellungstrunkene -Paris in diesem Jahre zu feiern - nicht müde wird. An jenem Tage Hub ein neues politisches und sociales Leben für Frankreich und Glicht lange darauf auch für einen großen Theil der europäischen Gesellschaft an. Die Folgen jenertLonstituirung .-der „Versammlung her Nation" machten sich doch erst in jener für .alle Zeiten denkwürdigen Nacht vom 4. zum 5. August 1789 geltend, da sämmtlichen Privilegien des Feudalstaates der Garaus gemacht wurde, in welcher die Noailles, die Tollsndals, die Clermonts einander überboten in der Verzichtleistung auf die Vorrechte, welche ihnen das alte Regime gewährt hatte. In jener Nacht wurden alle dieDecrete zusammengesetzt, welche die Aufhebung der Leibeigenschaft, der Jagdrechte, des Aemterkauses, der Zehnten, der Herrengerichte, der Sporteln der Gemeinden, der Provinzial- und Standesvorrechte, der Steuerbe freiungen bestimmten. Damals war es, daß die Stützen des ckten Staates mrd der alten Gesellschaft endgiltig zertrümmert wurden, um Raum für eine« neuen politischen und socialen Aufbau zu schaffen. Die Feier selbst verlief dank der straffen Vorsichts maßregeln des Ministers Constant ohne Störung, j Die Boulangisten machten sich wohl hier und da durch Rufe bemerkbar, fanden aber bei der Bevölke rung keinen Anklang. Um die Straßburg-Statue auf dem Concordien-Platz kümmerte man sich wenig, überall herrschte harmlose Fröhlichkeit. Das Programm des Tages brachte natürlich auch Festlichkeiten in der Aus stellung, politische Demonstrationen wurden vermieden. Andrang und Ausschmückung der Stadt waren um fassender als in früheren Jahren. Die Boulangisten feierten den Tag in London durch ein Bankett. Man schimpfte fürchterlich auf die „Spitzbuben" in Paris, Boulanger selbst hielt seine bekannte Rede. Alle offi ziellen Personen fehlten. Politische MnnSschE. Deutsches Reich. Unser Kaiser Hat, wie nachträglich bekannt wird, bei seiner Ankunft in Norwegen ein Begrüßungstele- gramm vom König Oskar erhalten. Der Kaiser hat dasselbe in ausführlicher Weise beantwortet. Er sprach sich mit größter Anerkennung über den ihm bereiteten schönen Empfang aus, sowie über die trefflichen Reise- ! maßnahmen. Gleichzeitig verbreitete sich der Kaiser über die großartige Natur des Landes, die ihn völlig hingerissen habe. Ueber die Reise des Kaisers berich tet der „Reichsanzeiger": Der Kaiser empfing am 6. Juli in Odde um 9 Uhr morgens die Post, erledigte ' dieselbe im Laufe des Tages, nahm wiederholt Vorträge ! entgegen, verließ aber die „Hohenzollern" an diesem Tage ! nicht. Um 2 Uhr nachmittags lichtete die Macht die Anker, dampfte aus dem Sör Fjord hinaus und traf j um 6^ Uhr vor Eid Fjord ein. Auf dem Wege j dahin hörte der Kaiser eine Vorlesung des Or. Güß» feldt, welche auf dessen Werk „In der Alpenwelt" Be- i zug hatte. Nach der Abendtafel unterhielt Premier- j lieutenant von Hülsen die Reisegesellschaft durch Karten- und andere Kunststücke. Bei sehr herabge gangenem Barometer hatte das Wetter über Nacht zum Sonntag, 7. Juli, einen unfreundlichen Charakter angenommen. Dicke Wolken umlagerten die Bergspitzen bis tief hinab in die Thäler. Der Kaiser erschien im allerbesten Wohlsein gegen 7^/« Uhr morgens auf Deck und hielt um 10 Uhr die Musterung der Be satzung, sowie unmittelbar daran anschließend im Bei sein des gesammten Gefolges den Gottesdienst selbst ab. Der Monarch verblieb den Tag über an Bord. Gegenwärtig ist die „Hohenzollern" auf der Fahrt von Molde nach Drontheim. Wie es heißt, wird der commandirende Admiral Freiherr von der Goltz in etwa acht Tagen auf der „Grille" dem Kaiser nach Norwegen entgegenfahren. Der Bedeutung, welche die deutsche Allgemeine Aus stellung für Unfallverhütung insbesondere auch für die staatlichen Fabrikaufseher in Anspruch nimmt, entspricht es, daß den sämmtlichen Gewerberäthen des preußischen Staates Seitens der vorgesetzten Behörden die Aufforderung zugegangen ist, die Ausstellung zum Zwecke des Studiums zu besuchen und zwar auf Staatskosten. Auch die sächsische Regierung entsandte auf Staatskosten ihre Fabrikaufsichtsbeamten zu glei chem Zweck nach Berlin. Die österreich-ungarische Regierung widmet de<Ausstellung nicht geringeres In teresse, da auch sie ihren sämmtlichen Gewerbeinspec- toren je einen achttägigen Urlaub unter Bestreitung der Kosten für den Besuch der Ausstellung einge räumt hat. Aus Ostafrika wird über die Einnahme vou