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Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. Nebe«tlatt«r ZandtagsbeUage, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung de« ». T. Staatsschulden und der K. Alter»- und Landes ftilturrentrnbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Landes-Brandversicherungsanstalt, Berlaufsliste von Holzpflanzen auf den K. S. Staatsforstrevieren. Nr. 91. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung): Hofrat Doenges in Dresden. Sonnabend, 21. April abends 1917. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Geschäftsstelle, Große Zwingerstrabe 16, sowie durch die deutschen Postanstalten S Marl KO Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint nur Werktags. — Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. St 2»d,SchriftleitungNr. 1s674. Ankündigungen: Die Ispaltige Brnndzeile oder deren Raum im AnkündigungSteile SO Pf., die Sspaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 7S Pf, unter Eingesandt 160 Pf Preisermäßigung auf Geschästsanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr. Vk veröffentliche« he«te die Berl«plipe Nr. 403 -er Sächsische« Armee. Die kurz vor Begin« des Druckes eingehenden Meldungen befinde« fich auf Seite 7 dieser Ausgabe. i * Nachdem fich die Hoffnung der Franzosen, die deutsche Front durch einen unerhörten Einsatz von Massen und Maschinen in den ersten Tagen zu durchbrechen und auf diese Weise inil Wanken zu bringen, nicht erfüllt hat, ist die Schlacht bet* MimS nunmehr in ein Stadium getreten, das den Franzosen eine Aussicht auf Erfolg nicht mehr bittet. * Sämtliche Angriffe bei und tvestlich Eraonne scheiterte» unter allerschwersten französischen Verlusten, die jene der blutigen Loretto- und Champagneschlachten von IVI', tveit übertreffen. * Ter russische Ministerpräsident Fürst Lwow hat erklärt, daß der Friede mit voller Bestimmtheit in diesem Fahre crivartet lverden könnte. Amtlicher Teil. Ministerium des Innern. S'. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, öc'n Fabrikarbeiter Robert Louis Ulbricht in Roßwein die Friedrich August-Medaille in Bronze zu verleihen. lFvrtscjnmg des amtlichen Teiles in der 8. Beilage.- Nichtamtlicher Teil. Vom Königliche» Hof«. DreSde«, 21. April. Se. Majestät der König be gab Sich früh 7 Uhr 16 Min. nach Aue, besichtigte dort die Werkzeugmaschinenfabrik von Hiltmann L Lorenz und anschließend in Lauter die Sächsischen Emaillier- und Stanzwerke. Tie Rückkehr nach Dresden erfolgt nach mittags 5 Uhr 20 Min. Morgen wird Allerhöchstderfelbe mittags 12 Uhr der Einweihung des neuen Verwaltungsgebäudes der Dresdner Gewerbekammer beiwohnen. Dresden, 21. April. In Vertretung Sr. Majestät des Königs wohnte heute der stellvertretende Königl. Sächsische Militärbevollmächtigte, Oberst Frhr. v. Omp- teda, der Beisetzung des verstorbenen Generalgouver neurs von Belgien, Generaloberst Frhrn. v. Bissing, Exzellenz, in Berlin bei und legte am Sarge des Tahin geschiedenen einen Kranz nieder. Dre-den, 21. April. Ihre Königl. Hoheit die Prin zessin Mathilde wohnte gestern abend dem Symphonie konzert im Königl. Opernhaufe bei. Kriegs-Wochenschau. kk. Die Hoffnungen Frankreichs haben sich nicht er füllt. Mehr als 30 Divisionen haben die Franzosen auf oen Schlachtfeldern an der Aisne und in der Champagne gegen unsere Stellungen eingesetzt, ohne den Durchbruch erreichen zu können. Die Ereignisse der letzten zwei Wochen reden eine deutliche Sprache von der verzweifelten Lage, in welche die Verbandsmächte geraten sind. Vergeblich suchte man eine Antwort dafür zu finden, warum der französische Angriff nicht gleichzeitig mit dem englischen eingesetzt habe. Strategisch ließ sich das vorzeitige Ängreifen der Eng länder nicht erklären und man muß nach einer anderen Lösung dieses Rätsels suchen, die man auch erhält, wenn man die zunehmende Wirksamkeit unseres Unterseeboot krieges mit in Rechnung zieht. Tie führenden Männer der Perbandsmächte werden sich nach dem erfolgreichen Einsetzen des Unterseebootkrieges nicht lange der Einsicht haben verschließen können, daß die Mittelmächte im Unter seebootkriege ein sicheres Mittel zur baldigen Beendigung des Krieges gefunden haben. Das rasche Anwachsen der monatlichen PersenkungSziffern wird sie zu einem über eilten Handeln gedrängt haben. Die Zurücknahme der deutschen Front zwang sie zudem noch, ihren seit langem vorbereiteten Plau fallen zu lassen. Zeit durfte nicht ver lorenwerden, weildieverheerendeTätiakeit der Unterseeboote einen späteren Zeitpunkt des Angriffs als noch ungeeig neter erscheinen ließ. Man mußte deshalb so schnell als möglich den Deutschen, die, in fester Zuversicht auf den zlüÄichen Ausgang des Unterseebootkrieges, gesonnen zu ein schienen, die Dinge an sich herankommen zu lassen, >ie Entscheidungsschlacht aufzwingen. Ter englisch-französischen Heeresleitung blieb infolge der Umgruppierung unserer Streitkräfte nur eine Flügel offensive an den beiden Drehpunkten der deutschen Front zurücknahme übrig. Sir Tonglas Haig hatte sich bereits am 23. März einem Zeitungsvertreter gegenüber gebrüstet, daß die nächste Offensive unbedingt zum Durchbruch der deutschen Stellungen führen und den Krieg entscheiden würde. Dieser voreilige Ausspruch scheint ebenso ein Ausfluß der in ihm wachsenden Unruhe über die Unter seeboottätigkeit gewesen zu sein, als die Ubereiltheit des am zweiten Osterfeiertag bei Arras einsetzenden englischen Angriffes. Der Verlauf der Schlachten bei Arras und an der Aisne haben gezeigt, daß die Engländer und Franzosen den Durchbruch der deutschen Linien und als gemeinsames Operationsziel die Gegend von Maubeuge—Charleroi er strebten. Die ungünstige wirtschaftliche und politische Lage hat unsere Gegner gezwungen, ihre im Verlauf der Winter monate angehäuften Vorräte an Munition und neuaufge füllten Mannschaftsbeständen rücksichtslos auf eine Karte zu setzen. Ter englische Oberstkommandierende wird wahr scheinlich nur deshalb zu seinem voreiligen Handeln ge drängt worden sein, weil er durch einen rasch sichtbaren Erfolg die politische Werbearbeit englischer Agenten in Rußland unterstützen wollte. Sein beabsichtigter Turch- bruchsversuch ist durch die Wachsamkeit und Tapferkeit der sich auf den Höhen von Vim ) ilm- utgegeulrerfouden baye rischen Divisionen vereitelt worden. Tie 80 gkm Boden, welche die englischen Truppen in Besitz nehmen konnten, bilden keinen entsprechenden Gegenwert für den hohen Einsatz von Menschen und besonders artilleristischen und pioniertechnischen Vorräten. Abgesehen von einigen lob- rednerischen Zcitungsstimmen der Pcrbandspreffe findet das Ergebnis der Schlacht bei Arras wenig Anerkennung. In Wirklichkeit war man in England sehr verstimmt, daß der Durchbruch auf der 20 km breiten Front, die man in fünf Reihen mit schweren Geschützen bespickt hatte, nicht gerungen ist. Ter Höhepunkt der Schlacht bei Arras war schon einige Tage vorüber, ehe die Franzosen ihrerseits zum Jnfantcrieangriff übergingen. Zehn Tage lang, seit dem 6. April bis zum 16. April, beschoßen die Franzosen unsere Stellungen an der Aisne und suchten so durch un unterbrochene Feuervorbereitung mit Artillerie und Minenwcrfern unsere Stellungen sturmreif zu machen. Am 16. April setzte morgens von Soupir an der Aisne bis Betheny nördlich von Reims der auf einer Front von 40 mit ungeheurer Wucht von starken Jnfanterie- kräftcn geführte und durch Nachschub von Eriatztruppen genährte, tief gegliederte französische Turchbruchsangriff ein. Er scheiterte. Am folgenden Tage entbrannte auch der Kampf zwischen Prunay und Auberive in der Cham pagne, der gleichfalls nicht die von den Franzosen er strebte Wendung des Schlachtenglücks herbeiführte. Ter in einer Breite von etwa 20 km nach stärkster Feuer wirkung vorgctragene Turchbruchsangriff wurde in un seren Riegelstellungen aufgcfangen. Abgesehen von einigen örtlichen Erfolgen sind die französischen Angriffe gänzlich ergebnislos geblieben. An keiner Stelle haben die feindlichen Truppen, wie unser gestriger Heeresbericht betont, auch nur annähernd ihre taktischen, geschweige denn ihre strategischen Ziele erreicht. Auch gestern haben die erbitterten Kämpfe an der Aisne und Champagne ihren Fortgang genommen. Am Aisne-Marne-Kanal sind fünfmal anlaufende Sturmwellcn neueingesetzter franzö sischer Tivisionen zusammengebrochen und in der Cham pagne ist durch einen kräftigen Gegenstoß unserer Truppen der zweite französische Turchbruchsversuch ver eitelt worden. Wir haben im Vertrauen auf unsere oberste Heeres leitung nie daran gezweifelt, daß jeder feindliche Durch bruchsangrifs in unserer Siegfriedstellung aufgefangen werden würde. Kennzeichnender aber noch für die Un erschütterlichkeit unserer Stellungen sind die aufkeimen den Zweifel in den Herzen unserer Gegner. So wirft „Journal du Peuple" die bange Frage auf: „Was wird geschehen, wenn es wider alle Hoffnungen lind Erwar tungen der Verbündeten trotz der Aufbietung des Höchstmaßes ihrer Kräfte nicht gelingt, den Feind aus Nordfrankreich zurückzudrängcn?" In neutralen Ländern ist man bereits davon überzeugt, daß eine Erschütterung der deutschen Front im Westen unmöglich ist Ter militärische Mitarbeiter der „Züricher Post" schätzt die Verluste der Franzosen und Engländer zweifellos höher, als die der Deutschen, und glaubt, daß im Falle des Mißlingens des Durchbruchsvcrsuches 1 auf Monate hinaus sich keine auf so großer Grundlage angelegte Offensive durchführen lasse. Tas ist auch unsere Ansicht. Tie Angriffe der englisch-französischen Heere werden in demselben Maße an Kraft verlieren, als unser Unter seebootkrieg an Wirksamkeit zunimmt, der schließlich auch unseren erbittertsten Feind, England, in die Knie zwingen wird. (Abgeschlossen am 20. April.) Politische Wochenschau. Am Tage nach dem Abschluß unserer letzten Wochen schau, am 14. April, antworteten die deutsche Reichs leitung und die österreichisch ungarische Regierung auf die Kundgebung der russischen vorläufigen Regierung vom 10. April, in der diese erklärte, day das russische Polk nicht die Steigerung seiner äußeren Macht auf Kosten anderer Staaten anstrebe, daß es vielmehr einen dauer haften Frieden auf Grund des Rechts der Völker, ihr Schicksal selbst zu bestimmen, herbeiführen wolle. Diese Kundgebung stimmt in ihren wesentlichen Punkten mit den mehrfach wiederholten Erklärungen Deutschlands und feiner Verbündeten überein. Es liegt daher nur bei Ruß land, ob es den Frieden haben oder ob es weiter für die Eroberun^sziele Englands kämpfen will. Selbstver ständlich sind wir von unserer Seite nicht für einen Frieden um jeden Preis, sondern nur für einen ehren vollen, die Sicherheit unseres Reiches und seine Weiter entwicklung gewährleistenden Frieden zu haben. Bis dahin gehe«! wir sicher noch schweren Kämpfen zu Lande und zur See und noch manchen Opfern und Ent behrungen daheim entgegen. Aber angesichts der herr lichen Haftung unseres tapferen Heeres und der sich von Tag zu Tag mehrenden Erfolge des Unterseebootkrieges sehen wir mit unerschütterlicher Zuversicht dem Kom menden entgegen. Wenn auch noch nicht unmittelbar, erscheint doch das Friedensbild aus nebelhafter Ferne näher herangerückt. Tie russischen Verhältnisse lassen freilich bestimmte Schlußfolgerungen nicht zu. Wohin die Fahrt dort geht, hat fich noch immer nicht ent schieden. Tie von der Petersburger Telegraphen agentur am 16. d. M. gemeldete Entschließung des Ar beiter- und Soldatenkongresses über seine Haltung gegen über der vorläufigen Regierung kann zwar als eine Be kräftigung des von dieser gegebenen Programms an gesehen werden. Ter Kongreß spricht u. a. von der Notwendigkeit einer Einflußnahme auf sie, um sie zu verpflichten, einen gemeinsamen Frieden vorzubereiten ohne Annexionen und Kriegsentschädigung, aber auf der Grundlage einer freien nationalen Entwicklung aller Völker. Tamit sind die Kriegszielc Miljukows in den Hintergrund gedrängt worden. Auch der Justizminister Kerenski hat, wie jetzt bekannt wird, erklärt, daß Miljukows Äußerungen über die Aufgaben der auswär tigen Politik Rußlands keineswegs die Anschauungen der vorläufigen Regierung widerspiegelten, sondern nur seine Privatmeinnng seien. Herr der Lage scheint aber auch er nicht, ebensowenig wie Miljukow und Fürst Lwow, son dern der Vorsitzende des Arbeiter- und Soldatenrates, der Sozialist Tscheidse, zu sein. Wenigstens ist er es bisher gewesen. Neuerdings tritt stark der Einfluß Lenins, des Führers der äußersten Linken der russischen Sozialdemokratie hervor. Tic englische und französische Diplomatie bemüht sich, dieser ihr natürlich nicht angenehmen Entwicklung der Tinge mit allen Mitteln cntgcgenzuarbeiten. Inzwischen wird der Ausbruch neuer Unruhen in Petersburg gemeldet, die schwerer als die Märzunruhen seien. In Südrußland gärt es nach wie vor. Man kann aber nicht beurteilen, ob die jüngste Bewegung, falls sich die Nachricht be stätigt, ein weiterer Vorstoß der äußersten Linken gegen die — wenigstens formellen — jetzigen Inhaber der Macht ist oder ob sie den Beginn einer Gegenrevolu tion bedeuten. Tie Lage ist also noch immer ungeklärt. Es ist wohl möglich, daß uns demnächst überraschende Mitteilungen aus dem ehemaligen Zarenreiche kommen. Während wir mit atemloser Spannung, aber im festen Vertrauen auf eine für uns günstige Lösung den endgültigen Ausgang des Riesenringens im Westen er warten, haben wir drinnen im Laude eme Schlacht mit silbernen Kugeln glänzend gewonnen. Fest und stark wie die äußere, ist auch die innere Front. Tics lehrt das Ergebnis der sechsten Kriegsanleihe. Ungebrochen auch auf wirtschaftlichem Gebiete steht das deutsche Polk nach fast drei Kriegsjahren da. Tie Helden im Kampfe und die Ausharrcr in der Heimat sind eins in der Ab wehr des letzten verzweifelten Ansturms der Feinde. Tie Einheit von uns allen im Siegenwollen und können werden sie nimmer zerbrechen. Tiefe Erkenntnis wird auch ihnen kommen, aber — zu spät für sie. Bis jetzt ist das noch nicht geschehen. Unsere Gcg ner gewinnen inzwischen auch Schlachten, aber mit Worten. Ter englische Ministerpräsident Lloud George hat in dieser Woche eine Rede gehalten, die ihn wieder als den Großsprecher zeigt, als den wir ihn längst kennen. Ter Eintritt Amerikas in den Krieg hat ihn