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/Sondernummer. Nr. IV. XXXIII. Jahrgang. Leipzig, 1. Dezember 1918. Illustrierte Fachzeitschrift für die Wuil-, Baumwall-, Seiden-, Leinen-, Hanf- und Jute-Industrie towle für den Textll-Maschinenbau; Spinnerei, Weberei, Wirkerei, Stickerei, Färberei, Druckerei, Bleichere! und Appretur. 8,hrl,ft, f||. G.acMjf ..tr> ^vrr.ag: i Hcrausgegebeii von Theodor Martins Textilverlag in Leipzig. || *!■ O*g»n 'Jnr Sächsischen Orcan der Vereinigung ©rrjan der Norddeutschen Texlit-Berufsgenossenschafi. Sächsischer Spinnerei-Bss.txer. Text I-Oerufcg« «ossenschatt. Jährlich 16 Hefte (einschließl. 4 Sondernummern). Bezugspreis bei den Post ämtern und Buchhandlungen pro Halbjahr (einschl. 2 Beiblättern): für Deutsch land und Österreich-Ungarn 8.4, für a'le übrigen Länder 12,50 K. Bei di rekter Zusendung unter Streifband erhöht sich der Preis um die Portospesen. Anzeigenpreise: */. Seite 150 .4, 1 4 Seite 75 Jt, 1 s Seite 50 .4, '/, Seite 40 .4. '/« Seite 30 Jl, ", Seite 22,50 .4, Seite 15 -4, 1 ,, Seite 12 4. Bei Jahres aufträgen (16 Einschaltungen) werden 20 "i, Rabatt gewährt. Nachdruck, soweit nicht untersagt, nur mit genauer Quellenangabe gestattet. Adresse für sämtliche Zuschriften und Geldsendungen: Leipziger MPSatSCiU’ift für Teitll-IndUStrl#, Leipzig, BrOlllluestl' 9. Die deutsche Valuta und der deutsche Export. Ein Beitrag zur Frage der Handelsfreiheit. Der niedrige Kurs der deutschen Valuta in den neutralen Gebieten, also namentlich in der Schweiz, Spanien, Holland, in den skandinavischen Ländern etc. ist zunächst auf deren günstige Handels- und Zahlungsbilanzen während des Krieges zurückzuführen. Beide sind Folgen starker Exporte und großer Ge schäftsgewinne, wie sie u. a. in Norwegen der Reederei zugeflossen sind. Deutschland konnte nicht exportieren, hatte im Außenhandel daher keine Gewinne zu verbuchen, wogegen es insbesondere große Mengen von Nahrungs mitteln importierte. Mithin stiegen seine finan ziellen Verpflichtungen dem Auslände gegen über, und ausländische Zahlungsmittel wurden daher bei uns ungleich mehr als andererseits deutsche Valuta im Auslände gefragt. Der Kurs der deutschen Währung mußte daher fallen, der der fremden Valuta steigen. Ungleich weniger nachteilig beeinflußt wu. de während des Krieges die Währung der Ententeländer, deren Export wohl stark zu rückgegangen, nicht aber wie der Deutsch lands nahezu gänzlich unterbunden war. Immerhin hat auch deren Valuta starke Schwankungen und Rückgänge zu verzeichnen. Von nachteiligem Einfluß auf die deutschen Valutakurse war auch die feindliche Agitation der Entente, deren fortgesetzte Drohungen, Deutschland zu vernichten, die deutsche Währung in der ganzen Welt schädigte. Jeder deutsche Sieg (1917/18 im Westen sowie der Friede mit Russland), welcher diese Drohung abschwächte, hat daher die deutschen Kurse gehoben, jeder Sieg der Entente be wirkte das Gegenteil. Mit der systematisch betriebenen feind seligen Agitation der Entente gegen Deutsch land waren Börsenmanöver jeder Art ver quickt, welche die deutsche Valuta diskre ditieren sollten. Die Wirkung dieser Agi tation ist durch falsche Nachrichten, Hetzerei jeder Art in der ganzen Welt, umsomehr gesteigert worden, als Deutschland durch seine Isolierung nicht imstande war, derselben ent gegenzutreten. Die dadurch gegen Deutsch land fortgesetzt erzeugte und ungehinderte Massensuggestion hat äußerst nachteilig auf die deutsche Valuta gewirkt, Auch die durch den Schleichhandel den ausländischen Märkten zugeführten Banknoten haben durch ihr Massenangebot zur Ent wertung der deutschen Währung beigetragen, gleichermaßen die fortgesetzt starke Ver mehrung von Papiergeld wie von Erzatzmitteln desselben. Ebenso hat die gesteigerte Belastung der deutschen Volkswirtschaft durch Anleihen die Wertverminderung der deutschen Valuta zur Folge gehabt. Andererseits hat das Vertrauen in die wirtschaftlich nachhaltige Kraft Deutschlands die Spekulation des Auslandes in deutscher Valuta begünstigt und dadurch deren Kurse gehoben. Je länger der Krieg dauerte, die Friedens aussichten sich verzögerten, umsomehr litt die Valuta aller kriegführenden Länder. Mit wiederholt erneuter und zunehmender Hoff nung auf Frieden erholte sie sich überall. DieDevisenkursemußten unter all diesen Einflüssen naturgemäß ebenfalls mehr oder weniger entsprechend leiden. Die Ende Oktober bestehende Hoffnung auf baldigen Frieden hat die deutschen Valuta kurse — wie alle anderen — gesteigert. Die weitere Gestaltung der deutschen Kurse wird von den deutscherseits erzielten Friedensbedingungen abhängen. Von großem Einfluß auf die Kursbildung war und ist die sog. Valutaklausel! Dieselbe bestimmt daß 1. für deutsche Exporte die Rechnung in der Valuta des Bestimmungslandes aus zustellen und in dieser zu begleichen sei, 2. der Gegenwert (Tratten etc.) ist der Devisenzentrale zur Verfügung zu stellen. Letztere Bestimmung ist eine Ergänzung aller auf die Zentralisierung des deutschen Wirtschaftslebens hinausgehenden kriegswirt schaftlichen Maßregeln, durch welche die ge samte Volkswirtschaft — auch im Interesse des Valutastandes — kontrolliert werden sollte. Der Wert dieser Valutaklausel ist viel fach angezweifelt worden. Es wurde dagegen geltend gemacht, daß, wenn die nach dem Auslande gesandten Waren und Fakturen in deutscher Währung gezahlt würden, deutsche Valuta mehr gefragt und dadurch ihr Wert gesteigert werde. Solange die betr. ausländische Währung hoch stand oder stieg, konnte der deutsche Export, also auch die deutsche Zahlungsbilanz, daraus Vorteil ziehen. Es wurden diesfalls bei der Zahlung höhere Gegenwerte erzielt, insbesondere wenn die Devisenzentrale bei Begebung der Devisen die steigende Tendenz der ausländischen Kurse rechtzeitig ausnutzte, was sie ungleich eher als der Einzelne zu tun in der Lage war. Direkt nachteilig mußte indessen diese Klausel beim Fallen der ausländischen Valuta, also gleichzeitigem Steigen der inländischen Währung, wirken, da diesfalls eine Wertver minderung der ausländischen Zahlungsschuld eintrat. Es konnte und kann sich diesfalls um ungeheuere Beträge handeln. Je normaler die Handelsbeziehungen mit dem Auslande wieder werden, um so schneller erscheint die Aufhebung der Valutaklausel geboten. Muß doch überhaupt die Frage ent stehen, ob an ihrer statt der Vorteil, den sie anstrebte, nicht reichlich durch den Nutzen aufgehoben worden wäre, welcher durch die erhöhte Nachfrage des Auslandes nach deutscher Valuta hätte entstehen müssen, wenn dieselbe zur Deckung deutscher Rechnung und Forderung stärker gefragt worden wäre. Für die großen deutschen Exportziffern in normalen Zeiten ist die Aufhebung der Valutaklausel von großer Wichtigkeit, Dies gilt insbesondere für das überseeischeGeschäft, bei dem es sieh um riesige Rohstoffri messen handelt. Hier muß die Regelung der Valuta frage den Interessenten überlassen bleiben, die allein und am besten beurteilen können, in welcher Jahreszeit und zu welchen Terminen die Valutabewegung in den einzelnen Bezugs gebieten, Verschiffungshäfen, Rohstoffzweigen usf. am besten ausgenutzt werden kann. Dies falls kommen Fragen und Verhältnisse (auch politischer Natur) in Betracht, welche von Deutschland aus absolut nicht beurteilt und noch weniger a priori entschieden und regle mentiert werden können. Was würden sieh