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Dresdner Nachrichten : 19.10.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187510195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18751019
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18751019
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-10
- Tag 1875-10-19
-
Monat
1875-10
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.10.1875
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ivärlenlirati' I». Rdon, ««enttprej» dlrrtryälir. lich 2MarI50Psgk.,dmch »«, »oft 2 Mark 7» Pin«. Einjkl. Nummern l»Ps»k. 26000 »rpl. gür die Sitickgode ein»«» sondier Manuscripie Mack! sich die diebaclion nicht verbindlich. Inseraten Annahme a»«> wciriS. tliniovllNoin noit Voi>«r in Hanibnrq. Ber lin. Wien, rlribli'l. Basel, vrerla». gxiuyuil a M. — kuil. ist»»« in B.iUu, Lcipzta. Micn. Hmudinu, sirankfnrt a. . Miln- gnnikfurt a. 77 — i e. Voixt in lll/rmm». — lin- »»«.v-ritto, üuiiier L Ca, in Paris. Tageblatt für Politik, Unterhaltung «.Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Aiepsch Neilhardt in Dresden. Inserate werden >--irate iit angenonuna» In, «b K Udr, Sonntaa» k>>» Mittag» ir Ubr. In Neuiiadl: große «lofttr. gösse 5 tu» Bochin. » Uhr. - Der Raum einer etn- ivaliiiien Peiiljeile lasrrt >5 Psa . itingelandt di» «eile La P,ge. Sine «oranlie sitr da» nochsilägige Srichei- irn der Inserate Ivtrd nicht gegeben. 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Denn wenn der Kanzler wirtlich krank, dann um so schlimmer. Seit Fahren hören wir, wie kräftigend Landauseiitlialt und Ruhe Bismarck s Eoustitution regel mäßig beeinflussen. Seit Monaten hält er sich bereits der Reichs Hauptstadt fern; dann und wann durchlief eine Meldung die Zei tungen, wie ixr Herr von Varzin ungemein crstarlt sei. Gewiß, es ist nicht zu viel gesagt: was der 78jährige Kaiser sich zutraut, dürfte auch der OAährige Kanzler wagen. Warum aber übersielen diesen die Nervenleiden ? Eine Verstimmung zwischen Kaiser lind Kanzler darüber, daß auf Fürbitte des Papstes dem gefangenen Erzbischof Ledochowsli durch kaiserliche Huld ein Jahr Kerkerhaft erlassen wurde? Oder, wenn diese Meldung der „Jtal. Nachr." irrig sein tollte, grollt Bismarck den italienischen Staatsmännern? Diese Lesart Uingt gar nicht so übel. Die Italiener waren dieses Früh jahr wenig geneigt, den Nathschlägen Bismarck's wegen der künfti gen Papstwahl zu folgen. Anders als der ernste Deutsche, der logische Denier, faßt bekanntlich der Italiener Religion überhaupt, bas Papstthum im Besonderen auf. Der Italiener ist noch immer der göttersetige Heide, dem der Cultus des Schönen durch die Kirche «in Bedürfnis; der Sinne und Seele ist, dem die Erhaltung einer den ganzen Erdkreis umspannenden, in Italien ihr Centrum be wahrenden Hierarchie ein Gegenstand nationalen Stolzes ist. So sind auch die italienischen Staatsmänner nicht geneigt, den deutschen Kirchenstreit jenseits der Alpen zu verpflanzen. Diese Halbheit ist aber nichts für einen Geist wie Bismarck, der aus dem Bollen schafft. Er hält sich zu gut, bei dem großen Spcktakclstück in Mai land den ersten Statisten zu spielen. Die Fürstenzusammcnkunst entkleidet sich also zu einem Höflichkeitsbesuche, deren Bedeutung wir nicht unterschätzen mögen, aber auch nicht mehr allzu hoch an schlagen. War Victor Emanucl zu bewegen, auf die Wahl eines ldulturkampf-PapsteS zu dringen, so fehlte Bismarck in Mailand nicht. Da aber dazu leider wenig Aussicht, so mag Graf Herbert Bismarck zur Seite des Kaisers die Illumination des weißen Mar mordomes bewundern, Gemsen und Steinböcke zu Monza jagen, den Comcrsee durchrudcrn — Fürst Otto Bismarck plagt sich ruhig zu Varzin mit seinen Nerven und — seinem Wagener. Die baiuschcn Minister haben DaS gcthan, wessen man sich zu ihnen versehen durfte: sie stellen ihre Portefeuilles dem Könige zur Verfügung Die Erhaltung des jetzigen Ministeriums, das sich auf keine Partei stützen tan», wäre auf die Dauer unmöglich gewesen. Die Ultramonianen verwerfen die Herren Lutz und Pfrctzschner; die Liberalen aber erklären ganz offen, daß auch ihnen das Eabinet nicht zusagt. Den» cS ist ein Jammer, daß cs so ist, aber wahr öleibts doch: diese Herren verspüren ganz und gar keine Neigung, das bairische Volk vor dem Drucke der römischen Geistlichkeit zu bc- vahren oder auch nur einen Eulturkampf ä la Falk zu arrangircn. Beklagen würde man höchstens den Rücktritt des Justizministers I>r. Fäujtle. Er erklärte in der Debatte: im Reichstage fänden die föderativen Elemente nur bei den Elcriealen Schutz, während alle übrigen Parteien mehr oder weniger aus den Einheitsstaat hinarbei teten. Dies ist gewiß übertrieben^ unter den Eemscrvntivcn und auch unter den Fortschrittlern giebt cS manchen ehrlichen und ehren- werthen Mann im Reichstage, der auf den; Standpunkt Or.Fäuslle's steht: dem Reiche alle Bedingungen zu seiner Größe und Wohlfahrt zu geben, aber dabei die Einzelstaatcn zu erhalten. Wir wollen uns aber dieses Wort Füustle'S, der den Dingen im Reichstage nahe steht und sie scharf beobachtet, merken. In Spanien ist eine recht widerwärtige Geschichte passirt. Wie die Carlistcn s. Z. ihre schlechte Sache durch die grausame Hinrich tung des preußischen Hauptmann Schmidt noch mehr besudelten, so befleckten jetzt die Alfonsisten ihre Fahne durch den noch grausameren Mord eines in Aachen geborncn ehemaligen preußischen Militärs Namens Marzorati Nach dem Berichte der Times ließ ein Oberst, Cabecilla hieß das Scheusal, den verwundet in seine Hände gefalle nen Deutschen widerrechtlich, ohne Proceßverfahren und trotz der eindringlichsten Vorstellungen einiger Spanier erschießen. Nicht ein mal den Gnadenschuß ließ er dem von den Kugeln Hingestreckten geben, sondern blieb kalt bei seinem dreistündigen Todcswimmern. Wir haben leine Sympathie für jene Neisläufer, wie Marzorati, die erst dem Papste und dann dem Pfaffenkönig Carlos dienen; ober deutsches Blut bleibt schließlich deutsches Blut und es wäre wohl angezcigt, daß der deutsche Gesandte in Madrid dem König Alfonso zu Gemüthe führt, daß das deutsche Reich nicht glcichgiltig bleibt, wenn spanische Kriegsknechte in brutalster Weise deutsches Blut vergießen. Locales und Sächsisches. — Mit dem diese Nacht 12 Uhr 27 Min. von hier nach Schlesien abgehendcn Schnellzuge wird Sc. Maj. der König Albert nach Sybillenort bei Breslau abrciscn und, einer Jagd-Einladung des Herzogs von Braunschweig folgend, dort einige Tage verweilen. Die Rückkehr steht den 24. d. M. zu erwarten. — Dem Professor I)r. Ernst Hartig an dem hiesigen Poly technikum ist das Ritterkreuz des Verdienstordens und dem herr schaftlichen Förster Moritz Rech enberg auf dem Rittergute Raitzcn die silberne Medaille vom Albrcchtsorden verliehen worden. Die Militärbauten in der Dresdner Haive werden in Summa aus folgenden besteben: Das neu-Arsenal. 1.065.000 Thlr., zwei Infanterie-Kasernen, 1,250,OM Thlr., die mit dem Bauproject in Zusammenhang stehenden Straßcnzügc, Brücken, Schleusen, Wasser-, Gas- und Telcgraphenanlagcn 800,600 Thlr., Artillerie-, Train- und Kavalerie-Kasernen 1,000,000 Thlr., Laza rett) 800,000 Thlr., Cadettenhaus 800,000 Thlr., Pionnier-Ka serne 200,000 Thlr., Militär-Neitanstalt 100,000 Thlr., Militär- Strafanstalt 80,OM Thlr., Garnisons-Anstalten verschiedener Art 800,000 Thlr., für den Grunderwerb an den Landes-Domainen fond 4M,000 Thlr. Die Gesammtsumme dieser Bauten beträgt demnach 5,795,000 Thlr. und die Ausführung aller dieser bei Dres den zu rcalisircnden Bauprojekte dürfte den Zeitraum von 8—40 Jahren erfordern. Hierbei leiht dem Militärfiscus die Sladt die Geldmittel, welche jener aus dem Erlös der in der Stadt befindlichen Militärgrundstücke nach und nach zu erzielen und zurück zu erstatten gedenkt. 2,420,000 Thlr. sind dem Militärfiscus für die Bau periode 1874/75 zur Verfügung gestellt. — Nach der „Vossischen Zeitung" ist die viclverbreitete An nahme, der königl. sächs. Bundcsbevollmächtigtc Held werde die Ab lehnung der Novelle zum Strafgesetzbuch beantragen, irrig. Die L. Z. behauptet, alle Ursache zu haben, daß, soweit sich die Sache jetzt über sehen lasse, Geh. Nath Held den Entwurf im Wesentlichen befür worten werde und zwar die auf die Presse bezüglichen Vorschriften miteinbegriffen. > — Landtags-Budget*). (Forts.). Wir kommen jetzt zu den Steuern. Die Negierung schlägt vor, die Grundsteuer von 9 auf 5-/ü Pf. für die Einheit herabzumindern; dadurch mindert sich natürlich auch der Gesammt-Ertrag aus der Grundsteuer, und zwar um 2,084,000 M. Die Steuer-Einheiten steigen nämlich aus Grund der Erfahrungen der letzten 7 Jahre jährlich um 172,500Ein heiten, so daß von 61,742,000 Einheiten die Grundsteuer erhoben werden kann. Das giebt Brutto 3,334,OM M. Einnahme. Bes den Ausgaben hierbei stoßen wir auf eine Vermehrung der Inspektoren um 2, da die 25Steuer-Bezirke sich mit den AmtShauptmannschaftcn decken sollen. Die Gesammtausgaben für Erhebung der Grund steuer betragen 298,000 M. Auch die Gewerbe- und Perso nalsteuer soll nur zu ihres Sollbetragcs erhoben werden. Nach dem Durchschnitte der letzten 4 Jahre wirst diese Steuer jähr lich 758,OM Ai. mehr ab. Zwar rechnet der Finanzminiftcr nicht in den nächsten 2 Jahren auf ein gleiches Steigen dieser Steuer, trotzdem findet er eS unbedcnllich, das Ergebnis; derselben nebst Zu wachs, beides nur zu ßw eingestellt, in Höhe von 4,512,OM Ai. an- zunehmey. Die Ausgaben bei diesen Steuern betragen 462,400Ai., die Einnehmergcbühren betragen 4Proc. Die Schlachtsteuer giebt einen um 869,OM M. erhöhten Mehrbetrag: 8,309,000 Ai. Der Zollschutz und die Zollerhebungen an den Grenzen bringen 567.MO Ai. Einnahme; die Ucbergnngsabgabc vom Branntwein 479,MO Ai., die vom Bier 368,000 M., so daß die indireetcn (VerzchrungS-) Steuern Brutto 4,920,000 M. cin- bringen, wovon freilich für Besoldungen u. s. w. 2,819,8 lO Ai. ab gehen. Im Ganzen bringen die Zölle und Verzehrungssteuern 845,000 Ai. 4-, nämlich 2,101,920 Ai. Die Stempelsteuer ergibt bei 1,629,OM Ai. Brutto, eine Netto-Einnahme von 1,582,000 Ai. oder 286,000 Ai. Z-. Die Stcmpelmarken allein steigen um .800,000 auf 1,500,000 Ai., der Spielkartcnstcmpcl um 15,000 Ai. auf 120,MO Ai. Tie Einko m m enstkuc r ist nicht nur bestimmt, Ersatz für die Ermäßigung der Grund-, Personal- unv Gewerbesteuer zu bieten, sondern auch eine ganz erkleckliche Mehr belastung unter der Form einer neuen, rationelleren Bestcuerungsart einzuführen. Hier wird sieb zu zeigen haben, wie die Stände ihr Budgetrccht ausfassen. Es erscheint zunächst nicht nothwendig, daß die Stände das neunfache dcS einfachen Steuersatzes Simpla) be willigen, sondern anderweit Ersatz schaffen. Zunächst stellt die Ne gierung von 9 Simplen nebst Zuwachs 9,450,000 M in s Budget ein. Davon sollen jedoch abgehen als Wegfall, Erlasse und Re stitutionen 1,500,000 M., die Erhcbungskosten werden zu 4 Proc. der wirklich eingehenden Stcuerbeträge berechnet, zu 318,000 M. veranschlagt, die Anlagekosten (der Kataslrationsaufwand) auf nicht weniger als 900,000 M. Diesen gewaltigen Apparat erläutert die Regierung dahin, daß der Aufwand für die 1877 auszulührende Einschätzung und Kataster Ausstellung sich auf 800,000 M., der Aufwand für die Bcrathung der Ncclamationen durch die Ein- schätzungs-Eommission auf 200,000 Ae'., die Koste« der Necla- mations-Commission auf 300,000 M. und der Aufwand für die Revision, die zsich 1876 für die 1875 ausgestellten Kataster nöthig macht, auf 500,000 M. belaufen; das macht in 2 Jahren 1,800,000 M. Aufwand, so daß die Erhebungskosten der Einkom mensteuer 2,780,000 Ai. betragen, d. h. nahezu den 4. Theil des ganzen Steuerergebnisses ausmachen, das daher nur zu 6,700,000M. in's Budget gestellt werden kann. Mit diesem Prachtstück schließt das Einnahme-Budget. (Forts, folgt.) — Landtag. Rasch erledigte gestern die 2. Kammer fünf leicht übersehbare Gegenstände. Die Regierung beantragt behufs vollständiger Tilgung dcr als Staatsschuld übernommcncn 46r- vroeciitigcn PrioritätSanleihc 1-it. v. dcr vorm. Albertö- bah» Ihr 2'.«:r,700 Mark zu bewilligen. Am 1. Oktober 1876 soll nicht blos die plamnäfilge Tilgungsratc, sondern dcr ganze Anleidcrest dieser Intern ausgezahtt werke». Veranlaßt wird diese Operation durch einen Antrag der Staatoschulden-Verwaltung. da durch die separate AuSloosuug dieser Intern 1) erhebliche Koste» erwachsen und das Rechnungswcrk sehr complicirt ist. Abg. Günther bemängelt die Maßregel insofern, als diese Papiere IM stehen. Jetzt, wo so merkliche Verluste bei den 4procentigcn Anleihen entstellen, würde» wenn man auch bei 4V--'proee»t1gcn Papieren durch Einlösung al pari Verluste er leidet, die Geneigtheit dcS Publikums zum Ankauf von sächsischen Staatsvapicre» nicht gesteigert werden. Er bitte um Verweisung der Lache an die F-inanz-Deputalioii, um einen anderen Ausweg ansfiiidig zu machen. Abg. Oehmichen widerspricht dem. Wer ein über pari stehendes StaatSpapier besitze wisse im Vor- "1 Berichtigung Im SonntagSbiatt muß eS beißen beim Budget: „Eine Haupteinnabme lieiern die Forsten: 10,500,060 Pt. Brutto und 7.400.000 M. Netto rc." aus, daß dasselbe jederzeit gekündigt werden kenne. Finanz minister v. Friesen betont, Latz, wenn der Staat ccm Grund sätze huldige, über pari flehende Papiere nicht zu kündigen, dies unter Umstanden sehr bedenklich werden konnte. Zum Schluß lehnt die Kammer Verweisung der Sache an die Finanz-Deputa tion ab und nimmt den Gese;entwürfen;. — Bezüglich des Dekrets, Verkauf des KainmergutöFürslenhoi „UlG roßschirma beantragt Abg. Käferltein und die Kammer pflichtet ihm bei: Abgabe an die Finaiu-Deputation, damit diese erwäge, ob nicht ein Theil der hiereu sich vorzüglich eignenden Felder des Kam- mcrguto an die naheliegende Forstverwaltung zuLoßnitz behufs einer Uebcrieitung der Felder in eine gute und pflegliche Forstvcrwaltung überwiesen werden könne. Außerdem bemerkt Käfcrslein, daß durch den Verkauf desKammergutco niedrere dort pachtweise an gesessene arme Leute sehr in Bedrängnis; gerathcn würden. — Ohne erhebliche Debatte niinmt die Kammer das königl. Dekret über die Taravcrgütung von nach Sachsen eingelübrtem Schweinefett in der Fassung des Abg. Kl rb ach an.— Folgt daS königl. Dekret, welches die königl. sächsischen Kassen- BlllctS vom l. Juli 1876 an ungiltig erklärt «vom I. Januar bis dahin werden sie nur bei der Finanzbauptkasse hier und der Lottcrie-Dariehnökasse in Leipzig Ungelöst>. DaS Gesetz wird schließlich in einer vom Abg. Lehmann etwas abgeänderten Fassung angenommen. Leichtes Spiel hatte dcr Minister von Friesen einer Bemerkung Or. GenselS gegenüber, der cs zu wünschen schien, daß, wenn auch jetzt tie KassenbiUctö präclu- dirtwürden doch in dcmselbcnAugenblicke seiten derRegierung erklärt werde: unter gewissen Umständen würden die ungiltig gewordenen Biltets auch noch nach dcr Versallzcit Ungelöst. Das Unpraktische einer solchen Anschauung weilt der Minister schlagend nach. — De» letzten Punkt bildete der Antrag dcr Regierung, bis zur desinlliven Verabsetnedung des Budgets die Steuern provi sorisch zu bewilligen. »Aus Anfrage I)r. Bieder mann'S erklärt der Minister, daß wenn daö Reich sich entlchlbssL seine Budgctperiode von Juli zu Juli zu verlegen, er jUncrsUt» cincn Gesetzentwurf fertig ausgearbeitet habe, um dies auch Im sächsischen Budget Unzmuhren. Do. Geniel wünscht eine Er klärung darüber, daß, wenn jetzt >die bisherigen Steuern provi sorisch bewilligt würden, damit nicht etwa indirekt gesagt sel, daß künftig von der Erhebung der Einkommensteuer abgesehen werden solle. Der Minister v. Friesen giebt diese Erklärung ab. ES werte doch jedenfalls möglich sein, daS Budget definitiv bis zum Mai küniltgen Jahres zu erledigen, wo der I. Gewcrbestcucrtcrmin sei. Der >. Termin der Grund steuer falle zwar vorder, aber dieser betrüge nur Pf. und es könnte kann die durch Einführung der Einkommensteuer bewirkte Ermäßigung der Grundsteuer bei späteren Terminen, die Er mäßigung der Gewerbesteuer aber schon im Maitcrmine zur Gelt ung kommen. Abg. Walter: Die Einkommensteuer komme immer noch früh genug! lVieliachcö: Leiber! Jawohl!) Warum sich heute mit ihr blos gelegentlich beschäftigen, da ohnehin daS ganze Gesetz, seine Einrichtung und daS Verfahren bei der Ab- lchätzung gewiß noch die Ikbhaiteste» Erörterungen Hervorrufen würde? lAuS dem Beifall, den diese Worte fanden, konnte man einen Wiederball derMißstimmung heraushöreu, welche daS Ver fahren bei der Einschätzung im ganzen Lande erzeugt bat.) Die Kammer bewilligt, auf die Empfehlung der Abgg. Oehmichen und Ludwig, die provisorische Forterhebung dcr Steuern bis zur definitiven Verabschiedung deö neuen Budgets. — Vorgestern ist abermals einer unserer beliebtesten und be kanntesten Mitbürger heimgcgangen.der pensionirtcHofconditor Herr Franz Aloys H ottenr oth. Wegen seines treffenden Witzes und Hu mors war er in allen Gesellschaften stets ein gern gesehener Gast und beliebt und hochgeachtet wegen seiner Herzensgüle und wegen seiner steten Bereitschaft, da zu helfen, wo zu helfen war. In den besten Mannesjahren ein rüstiger Turner, Schwimmer (eine Freude war s, wenn er mit seinen fünf Knaben bei Gasse um die Wette schwamm) und Schlittschuhläufer, hatte Herr Hottenroth vor meh reren Jahren das Unglück, beim Durchgehen zweier Pferde in Pillnitz in einen hinter dem Schlosse befindlichen tiefen Graben gedrängt zu werden und sich dabei schwer zu verletzen. Seit dieser Zeit büßte er zwar an körperlicher Rüstigkeit, nicht aber an geistiger Frische ein. Sein von weißem Haar umwalltes Haupt erinnerte an den schönen Kopf Thorwaldsen's. Sei ihm, dein wackeren, ächt deutschen Manne, die Erde leicht! — Gestern hat der Herr Direktor der Pferdebahn einen Ver such gemacht, mit den kleinen Plauenschen Pferdebahnwagen ein spännig zu fahren. In Berlin, Wiesbaden rc thut man das längst, indcß haben jene Strecken keine Steigungen wie die Plauenschc Strecke und es steht in Frage ob man die Neuerung hier einführ- — Die zweite Taucherproduktion des hier weilenden Herrn Hoch, der — wie schon erwähnt — bei der am 14. Juli 1863 glücklich bewirkten Hebung des am 1. März 1861 in den Bodensee versunkenen Dampfers Ludwig, nächst dem Ingenieur Bauer her vorragenden Antheil hatte, in; Mai 66 selbstständig aus dem Boden see 4 Stcinschiffe mit 8000 Eentnern Fracht, sowie ein Jahr später 8M Fässer Dreherbier, welche mit einem Gütcrzuge in die Tiefe des Bodensces bei Norschach versunken waren, rettete und überhaupt bis jetzt 72 menschliche Leichname, die thcils Verunglückten, theils Selbstmördern angehörten, im Laufe seiner elfjährigen Praxis aus verschiedenen Schweizcrscen zog, ist ohne allen Zweifel in seinem Fache ein ganz geschickter Mann, hatte aber vorgestern in unserer verhältnißmäßig doch kleinen Elbe entschiedenes Pech und vermochte nicht einmal seine Taschenuhr, welche er in die Wellen geschleudert hatte, wieder ans Tageslicht zu fördern Beim emsigen Suchen nach diesem — allerdings nicht besonders wcrthvollen — Chronometer verletzte er sich nicht nur noch die linke Hand, sondern auch seine Taucherhose an unten liegenden Glasstücken und mußte in Anbetracht des letzteren Umstandes die Oberwelt aufsuchen, da ihn das eiskalte und dabei schmutzig-trübe Elbwasscr bis auf die Haut durchnäßte. Um wenigstens etwas mit herauf zu bringen, erfaßte er einen alten Topf, einen Eisenhaken und eine Schneckenmuschel, die er unten ge funden, und diese drei Gegenstände bildeten mit seiner Schnupf tabaksdose, deren brauner Inhalt sich in einen Brei verwandelt hatte, die einzigen Trophäen aus der „purpurnen Finsternis;", wie unser Schiller singt. Wir wünschen Herrn Hoch für nächsten Sonn abend und Sonntag, an welchen Tagen er nochmals Vorstellungen zu geben gedenkt, mehr Glück und vor allen Dingen helleres Wasser. Mit Unterbrechung kaum sekundenlanger Pausen blieb er am Sonn tag über eine batoe Stunde unten. Herr Hoch ist aber viel zu a«-
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