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Mcheu- md llachrichtsblatt zugleich 8esOstS'8»ztiser str HohsSors, MSlitz, Vensttrs, Wdorf, St. Witt, Hcinrichsort, MnieiM m- Mstt. Amtsblatt für de« Stadttat za Lichtenstein. — — — 40 Jahrgang. — — Nr. 276. Freitag, den 28. November 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonu- und Festtag») abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 2b Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expeditton in Lichtenstein, Markt 17S, alle Kaiser!. Postaustalten, Postboten, fowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene SorpuSzeile oder bereu Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Beklmntmachtmg. Am 1. Dezember dss. I». soll im gesamten Deutschen Reiche wiederum eine allgemeine Volkszählung vorgenommen werden. Dieselbe ist insbesondere maßgebend für die Verteilung der gemeinschaftlichen Lasten im Deutschen Reiche, für die Vertretung der Bevölkerung im Land- und Reichstage, für die Beurteilung der Wehrkraft des Landes usw. Bei der Wichtigkeit dieser Zählung wird auf eine gewissenhafte Unterstützung des Zählgeschäfts feiten aller Beteiligten umsomehr gerechnet, als es sich um die Erfüllung einer wichtigen öffentlichen Pflicht gegen Gemeinde, Staat und Nation handelt. Die bevorstehende Zählung wird unter Zuziehung selbstständiger Ortseinwohner stattfindcn und es ist zu diesem Zwecke die hiesige Stadt in die nachstehend bezeichneten 37 Zählbezirke eingeteilt, für welche die nebenbezeichneten Herren als Zähler ernannt worden sind. 1. Bezirk: Haus Nr. 1 bis 16 Cat. Abt. 4 Schnittwarenhändler Theodor Arnold. 2. Bezirk: Haus Nr. 17 bis 28 Cat. Abt. 4 Bäckermeister Robert Hofmann. 3. Bezirk: Haus Nr. 29 bis 43 6, Cat. Abt. 4 Privatmann Günther. 4. Bezirk: Haus Nr. 44 bis 50 6, Cat. Abt. 4 Bürgerschullehrer Börner. 5. Bezirk: Haus Nr. 51 bis 65 4, Cat. Abt. 4 Bürgerschullehrer Ulbricht, 6. Bezirk: Haus Nr. 67, 676, 686, 69, 70 Cat. Abt. .4, 29.4, 6, D, 50/4, 0, 0, 6, 6, U, I, L 34, 43 Cat. Abt. 6 Hilfslehrer Sch-llig. 7. Bezirk: Haus Nr. 700 bis mit 77 Cat. Abt. 4 Kaufmann Fischer. 8. Bezirk: Haus Nr. 776 bis 7711 Cat. Abt. 4 Schuhmachermftr. Müller fr. 9. Bezirk: Haus Nr. 78 bis 88H Cat. Abt. 4 Bürgerschullehrer Schramm. 10. Bezirk: Haus Nr. 906 bis 106 Cat. Abt. 4. Bürgerschullehrer Bergmann. 11. Bezirk: Haus Nr. 107 bis 123 Cat. Abt. 4 Bürgerschullehrer Colditz. 12. Bezirk: Haus Nr. 124 bis 140 Cat. Abt. 4 Schuldirektor Pönicke. 13. Bezirk: Haus Nr. 141 bis 155 Cat. Abt. 4. Kantor Peck. 14. Bezirk: Haus Nr. 156 bis 171 Cat. Abt. 4 Schankwirt Lorenz. 15. Bez rk: Haus Nr. 172 bis 186 Cat. Abt. 4 Sattlermeister Otto. 16. Bezirk: Haus Nr. 187 bis 201 Cat. Abt. 4 Kaufmann Küchler. 17. Bezirk: Haus Ni. 202 bis 214 Cat. Abt. 4 Bäckermeister Seidel. 18. Bezirk: Haus Nr. 215 bis 229 Cat. Abt. 4 Handlungsgehilfe Härtel jr. 19. Bezirk: Haus Nr. 230 bis 2386 Cat. Abt. 4. Bürgerschul Oberlehrer Liebert. 20. Bezirk: Haus Nr. 239 bis 252 Cat. Abt. 4 Garnhändler Stegmann. 21. Bezirk: Haus Nr. 255 bis 268 Cat. Abt. 4 Schlvssermeister Vogel, . 22. Bezirk: Haus Nr. 269 bis 284 Cat. Abt. 4 Bäckermeister Tischendorf. 23. Bezirk: Haus Nr. 285 bis 301 Cat. Abt. 4 Kaufmann Reinheckel. 24. Bezirk: Haus Nr. 302 bis 314 Cat. Abt. 4 Schankwirt Zschoche. 25. Bezirk: Haus Nr. 315 bis 328 Cat. Abt. 4 Musikus Faulwett«. 26. Bezirk: Haus Nr. 329 bis 3426 Cat. Abt. 4 Bürgerschullehrer Zacher. 27. Bezirk: Haus Nr. 3420 bis 3456 Cat. Abt. 4 Trichinenschauer Fritzsche. 28. Bezirk: Haus Nr. 345 6 bis 3458 Cat. Abt. 4 Schankwirt Hadlich. 29. Bezirk: Haus Nr. 346 bis 3496 Cat. Abt. 4 'Klempner Wilh. Krohn fr. 30. Bezirk: Haus Nr. 350 bis 370 Cat. Abt. 4 Schankwirt Niehus. 31. Bezirk: Haus Nr. 3706 bis 370tz, und 3708 bis 3706 und 37OW Cat. Abt. 4 Handelsmann Rudolph. 32. Bezirk: Haus Nr. 371 bis 3966 Cat. Abt. 4 Kaufmann Lindig. 33. Bezirk: Haus Nr. 3961? bis 397N Cat. Abt. 4 und l Bürgerschullehrer 36, 39 und 45 Cat. Abt. 6 l Schulze. 34. Bezirk: Haus Nr. 398 bis 400, 2016, 402, 409, 417 und 418 Cat. Abt. 4 Kaufmann Weise. 35. Bezirk: Haus Nr. 1 bis 18 Cat. Abt. 6 Stadtgutsbesitzer Hübsch. 36. Bezirk: Haus Nr. 27 bis 27U, 336 bis 330, 37 bis 376, Cat. Abt. 6 Stadtverordneter Keller. 37. Bezirk: Haus Nr. 38 Cat. Abt. 6, 3706 und 370V Cat. Abt. 4, 28 bis 286 und 19 bis 25 Cat. Abt. 6 Bahnmeister Kegel. Alle Bewohner werden aufgefordert, den Weisungen der Herren Zähler als obrigkeitlicher Hilfsbeamten unweigerlich nachzugehen, ihnen jede gewünschte Aus kunft zu erteilen und, dafern ihnen bei Ausfüllung der Listen Zweifel beigehen, deren Rat einzuholen. Die Austeilung der Zählungslisten an die einzelnen Haushaltungen und Anstalten wiro in den letzten Tagen dieses Monats erfolgen. Die Wiederein sammlung beginnt am 1. Dezember dieses Jahres mittags und ist am 2. Dezember zu beenden. Lichtenstein, den 25. November 1890. Der Rat zu Lichtenstein. Fröhlich. Das Resultat der Steuerdebatte im preußischen Abgeordnetenhause läßt sich sehr klar feststellen: Die Reform der Einkommensteuer wird so, wie sie von der Regierung vorgeschlagen ist, aller dings nicht angenommen werden; daß sie aber auf Grund einer in der Kommission festznstellenden Ver einbarung angenommen wird, darüber besteht kein großer Zweifel. Es ist auch möglich, daß die Ar beiten rn dieser Session noch nicht zum Abschluß kommen, weil die Beratung der übrigen Reformge- ietze die Erledigung hinausschieben kann, aber im Sande verlaufen wird diesmal die Stcuerreformge- sctzgebung in keinem Falle. Daß die Verhältnisse des direkten Steuerwesens der Abhilfe dringend be dürftig sind, ist allgemein anerkannt. Das Ein schätzungsverfahren entspricht ebensowenig den An forderungen der Gerechtigkeit, wie die Steuersätze dies thun, ausnahmslos alle Redner haben als ihre Ueberzengung ausgesprochen, daß die großen Einkommen zu leicht, die kleinen zu schwer belastet sind, und daraus ergiebt sich die Notwendigkeit einer Ab änderung von selbst. Herr Eugen Richter hat als Vorbedingung sür eine Steuerreform in Preußen die Aufhebung der Lebensmittelzölle im Reiche gefordert, aber mit diesem Grundsatz hat der freisinnige Führer bei vielen Zeitungen der eigenen Partei keine Zustimmung gefunden. Man kann ent schiedenster Gegner der Lebensmittelzölle sein, aber sollen diese erst aufgehoben werden, damit schreiende Ungerechtigkeiten auf einem anderen Ge biete beseitigt werden können? Bei der preußischen Steuerreform handelt es sich nicht um Belastung der unteren, sondern der oberen Klassen, und ob das Fünfzig-Pfennigbrot ein halbes Kilo mehr oder weniger wiegt, ist für diese nicht so sehr bedeutsam. Außerdem kommt noch in Betracht, daß im Reichstage eine Mehrheit für die Beseitigung der Getreidezölle nicht zu haben ist. Die Aeußerungen, welche in dieser Beziehung Herr von Rauchhaüpt, Herr von Hüne und andere Abgeordnete gethan haben, lassen daran keinen Zweifel. Die Getreidezölle werden also nicht aufgehoben, und soll nun in Preußen Alles bleiben, wie es ist? Davon kann doch nicht die Rede sein. Die Besitzer der großen Ein kommen hätten den Nutzen, die Besitzer der mittleren und kleineren Einkommen den Schaden. Daß die Dinge so liegen, wird selbst in Zeitungen, wie in der Frankfurter, anerkannt, die doch gewiß alle neuen Steuern bis aufs Messer bekämpft. Das Blatt sagt: „Wir müssen gestehen, daß zu wünschen gewesen wäre, Richter hätte dem Finanzminister Miquel weniger Recht zu dem Vorwurfe gegeben, daß er sich in der Kritik von Einzelheiten erschöpfe und keinen höheren Standpunkt gewinnen könne. Alle Kalkulationen, alle politischen Befürchtungen von einem neuen Anziehen der Steuerschraube können doch die Thatsache nicht aus der Welt schaffen, daß das bestehende Steuersystem, namentlich bei der Einkommensteuer, ein durchaus ungerechtes ist, und durch bessere technische Einrichtungen ersetzt werden muß. Und die Finanzen mögen sich ge stalten, wie sie wollen, das Eine ist doch sicher: es ist besser, der künftige Bedarf wird von einer gerecht veranlagten und mit Selbstdeklaration und pro gressivem Tarif versehenen Einkommensteuer erhoben, als von dem elendesten aller bisherigen Steuersysteme." Es sind drei Punkte, welche bei der Einkommen steuerreform vor Allem in Betracht kommen. Zuerst die Selbsteinschätzung, daß ohne diese neue Art der Veranlagung keine genaue Einschätzung zu erzielen ist, ist fast allgemein zugegeben. Die Leute, dicwegen zu niedriger Einschätzung sich heute freiwillig erbieten, mehr Steuern zu zahlen, sind doch wahrlich weiße Raben. Und nicht minder wahr ist die Thatsache, daß min destens die Hälfte aller Steuerzahler heute zu niedrig zur Steuer veranlagt ist, daß hierin die Ursache des hohen Kommunalzuschlags für viele Gemeinden zu suchen ist. Natürlich soll die Selbstdeklaration keine hochnotpeinliche Untersuchung sein; man überlasse den betreffenden Steuerzahler die Selbsteinschätzung unter Bekanntgabe der Strafbestimmungen für die unrichtige Einschätzung. Dann werden weitaus die allermeisten Steuerzahler sich so ziemlich an die Wahrheit halten, hier aus Ehrgefühl, dort aus Furcht vor Strafe. Versicherungen an Eidesstatt sind unnötig. Wer die Strafe nicht scheut, riskiert auch einen Meineid. Wenn durch die Selbsteinschätzung viele Steuerzahler in eine höhere Steuerstufe kommen werden, so empfiehlt sich auch eine Ermäßigung der Steuer sätze in durchgreifender Form, bis zu den sogenannten großen Einkommen, bei welchen ein paar hundert Mark Steuern pro Jahr mehr oder weniger nicht in's Gewicht fallen. Die neuen Verhältnisse bedeuten dann keine Verschlimmerung, sondern eine Besserung, denn bei den Kommunalsteuern wird man Wunder erleben, und eine Ermäßigung derselben um mindestens 25 Prozent kann wohl in den meisten Gemeinden als sicher angenommen werden. Und damit kommen wir auf den dritten Punkt, der eine weitere Entlast ung der Gemeinden sichert, denn alle Mehreinnahmen aus der Einkommensteuer sollen dazu verwendet werden, die Ueberweisung der halben Grund- und Gebäude steuer an die Gemeinden herbeizuführen. Es ist nicht schwer, bei gutem Willen wenigstens nicht, die richtige Fassung für diese drei Punkte zu finden, die ein ver nünftiges und gerechtes Steuersystem sichern, dessen Notwendigkeit Thatsache ist. Seit Jahren sind den preußischen Steuerzahlern Erleichterungen versprochen, bisher aber immer ausgeblieben. Nun sollen sie kommen und nun müssen sie auch kommen, es wird hohe Zeit! TageSgeschichte. *— Lichtenstein. Bei den vielfachen Unklar heiten, welche noch immer über die einzelnen Be stimmungen des Gesetzes für Alter- und Invaliden versicherung herrschen, und Welche auch durch alle rechtsgelehrten Kommentare nicht dauernd gehoben werden, dürste ein kleines Heftchen höchst willkommen sein, in welchem dasselbe in Gedächtnisversen klar und übersichtlich und doch zugleich amüsant zusammen gestellt ist. Dasselbe, von A. v. Wedell verfaßt, wird in einigen Tagen für 50 Pfg. in der Verlagsbuch handlung von Albanus zu Dresden erscheinen und auf seinem Tltelblatte mit den einzelnen in Frage