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Sächsische Wlkszeiluilg Erscheint täglich nachm, mit Ausnahme der Sonn« u. Festtage. Bezugspreis» Vierteljahr!. 1 Mk. SO Pf. (ohne Bestellgeld). Post-Bestellnummer 0858. Bei autzerdeutschen Postanstalten laut Zeitungs-Preisliste. Einzelnummer 10 Pfennige. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit. kuckil nicke,e>. tteäaklisn uni SercdäNrr»«»«, Dresden, Pillnitzer Straße 48. Inserate werden die «gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 15 Pf. berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. Redaktions-Sprechstunde: 11—1 Uhr. Fernsprecher: Amt I. Nr. 1566. Nr. ISO. Katholiken» Stephan. Mittwoch, den 2. September 1903. Pr»,,,»»,-»-«»,»>»». 2. Jahrgang. Kaiser und Kanzler. Wer die dem Evangelischen Bnnde nahestehende Preise verfolgt, stößt unwillkürlich auf eine interessante Tatsache. Es werden fortgesetzt Geschichten in die Welt gesetzt, welche geeignet sind, den Kaiser gegen den Reichskanzler anszu- spielen. Es gilt hierbei das Bestreben, die Kirchenpolitik des Kanzlers in Widerspruch zu jener des Kaisers zu bringen. Es ist ein alter Verdacht in jenen Kreisen, das; Graf Bülow znm mindesten ein halber Ultramontaner sei. An dent Kaiser haben dieselben Blätter schon längst bedauert, das; er den preußischen Katholiken zu sehr nachgibt, und gar seine Verehrung für den verstorbenen großen Papst war ein gewaltiger Stein des Anstoßes. Wir erinnern nur an die geradezu rüpelhaften Auslassungen einzelner Blätter anläßlich des im Vatikan abgestatteten Besuches. An der Gesinnung des Kaisers können aber diese Herren füglich nichts ändern: das geht über ihre Kraft. Seine Weisheit läßt sich keine Täuschungen vermachen, sondern urteilt gesund und logisch. Umsomehr bedauert es daher diese Presse des Evang. Bundes, daß der Reichskanzler ebenso denkt, den Ent schließungen des Kaisers keine Bedenken entgegensetzt und sich nicht bemüht, ihn von seinen Wegen abznbringen, welche Preußen der Gefahr anssetzen, vollständig in die Gewalt des Zentrums zu gelangen. Anstatt im Sinne des Evang. Bundes zu arbeiten, geht Graf v. Bülow ans die Initiative des Kaisers ein. Es ist daher kein Wunder, wenn die Anstrengungen der Bundesgenossen in der letzten Zeit das Ziel vor Augen haben, das Vertrauen der Krone zu ihrem Kanzler allmählich zu untergraben. Daran wird fleißig gearbeitet, wie die letzten Wochen beweisen. Am 20. August wußte der von Pastoren des Evang. Bundes bediente „Reichsbote" zu melden, daß. es ans Grund einer Vorstellung, die der preußische evangelische Oberkirchenrat in der Jesnitenfrage beim Kaiser erhoben habe, zu einer Auseinandersetzung zwischen diesem und dem Reichskanzler gekommen sei. Hierbei habe sich Se. Majestät darüber beklagt, das; er über die wahre Stimmung des Landes falsch unterrichtet gewesen sei, und habe befohlen, die preußischen Stimmen im Bnndesrate nicht für Auf hebung des 8 2 des Jesuilengesetzes geltend zu machen. Die „Nordd. Attg. Zeitung" kam sofort mit der offiziösen Erklärung, das; diese Mitteilung ans' Erfindung beruhe. Das binderte aber den „Reichsboten" nicht, seine Behaup tung ansrecht zu erhalten. Nunmehr erklärte die „Nordd. Allg. Zeitung" sie direkt als eine „Lüge". Mir diesem Angriff verfolgte man den Zweck, mittelst des Oberkirchenrates die Aufmerksamkeit des Kaisers ans die angeblich vorhandene Gährnng bei der Mehrheit der Protestanten aufmerksam zu machen, um ihn so erst jener Vorstellung zugänglich zu machen, die ihm sagen wollte: „Majestät, Ihr Kanzler handelt nicht in Ihren Intentionen, wenn er für die Aufhebung des § 2 eintritt, weil das protestantische Volk dadurch erregt ist, während Sie den Frieden in Ihren Landen wünschen. Das aber ist Ihnen bisher verschwiegen worden — durch die Schuld des Kanzlers." Aber der Kaiser scheint die erregte Mehrheit des pro testantischen Volkes zu kennen: es ist der vom Evang. Bnnde irregeführte und anfgestachelte kleine Teil; der weit aus größte Teil aber kümmert sich überhaupt nicht darum, ob die Jesuiten nach Deutschland kommen oder nicht. Der abgeschlagene Angriff gegen den Reichskanzler entmutigte aber die Herren nicht. Sofort wurden neue Jntrignen gesponnen und in die Welt gesetzt. So behauptet jetzt die „Tägl. Rundschau", der Kaiser habe gesagt, das; er die protestantische Presse noch recht gut werde brauchen können. Damit soll das arg in Mißkredit gekommene An sehen gewisser Blätter des Evang. Bundes wieder verwischt werden. Jene Auslassung könnte keine andere Bedeutung haben, als die, der Kaiser beabsichtige, die Dienste des „Neichsboten", der „Tägl. Rundschau", des „Evang. kirchl. Anzeigers" nsw. demnächst zu Kampseszwecken in Anspruch zu nehmen. Und mm kommt die Spitze: die „Tägl. Rund schau" frägt höhnisch, ob denn die Worte des Kaisers „nicht auch für seine Negierung Geltung habe". Wie der Pudel das Wasser, so schüttelte die Bundespresse das Wort „Lüge" ab und stellt sich mit der scheinheiligsten Miene von der Welt dem Monarchen zur Verfügung. Also auch hier gilt es bloß, einen Gegensatz zwischen der Bülowschen Kirchen politik und dem kaiserlichen Willen zu konstruieren. Kaum ließ man dieses Bonmot zirkulieren, so meldet schon wieder die Deutsch-evangelische Korrespondenz von einem Stückchen, welches, wenn es wahr wäre, den Reichs- , t'anzler gänzlich in den Geruch eines Ultramontanen bringen ! würde. Dem bisherigen Leiter deS preußischen historischen ! Institutes in Nom, Professor De. Schulte, sei durch den > päpstlichen Archivbeamten, Jesnitenputer Ebrte. ein .Konvolut zur Veröffentlichung vorgelegt worden, welches die nimt liehen Akten znm Ablaßstreite vom Janre 1.",l7 enthielt. In Schulte sei nun ein Widerstreit zwischen dem Gelehrten und dem „Ulramontanen" emstanden, da die Akten kam- ^ promittierend für die Katholiken zu sein scheinen. Er habe ! also bei dem Reichskanzler angefragt, und dieser habe ihm ^ den Bescheid zngehen lassen: „Ignorieren!" Die „D. E. K." i macht dazu die Bemerkung, daß dies eine nahezu „nnglaub- ^ liehe Mitteilung" sei, veröffentlicht die Sache aber denn- . noch. Der Reichskanzler wird hier gänzlich im Dienste des ^ Katholizismus hingeslellt, der sogar mit Hintansetzung per ^ historischen Wahrheit den „Ultramontanismns" begünstige. ^ Eine Richtigstellung wird Graf Bülow jedenfalls bald ver- i anlassen. . ! Auch der Kölner .Katholikentag wurde gegen den , Kanzler ansgespielt. So schreiben die „Leipz. Nh N." im ! Montagblatt: Das Zentrum wolle den Frieden nur so lange halten, als die Negierung ihm „zu nullen sei, andernfalls gehe es gegen die Regierung". In: nächsten preußischen Landtage werde der „Kampf um die Schule" ausgesuchten. Wenn aber trotzdem die hochoffiziöse Presse mit der Tagung der Katholikenversammlimg zufrieden sei, so beweise dies, daß Gras Bülow mit den Forderungen des Zentrums einverstanden sei: man müsse daher das Zentrum zu dieser feinen Taktik beglückwünschen. Solche Auslassungen sind doch deutlich darauf zngeschnitten, die Regierungs-Politik zu verdächtigen. Das Blatt führt dann die bestehende Polengefahr ins Feld, die als sehr ernst anznsehen sei. Und trotzdem gehe Graf Bülow mit dem Zentrum. Oder glaubt er, meint das Blatt, das Zentrum werde für Konzessionen auf dem Schutzgebiete die Polen fallen lassen? Vielleicht frägt man im Abgeordnetenhanse den Grafen Bülow, wie er eine energische Polenpolitik mit klerikaler Politik vereinen will. Znm Schluß wollen wir noch ans eine im „Evang. Kirchl. Anz." veröffentlichte Zuschrift Hinweisen, die diesem Blatte von Pastor cn». Bernhard Gründler in Groß Lichter felde „in Sachen des Evang. Bundes wider die Kreuz zeitung" zugegangen ist. Das Blatt schützt sich gern mit der bekannten Floskel, daß es nicht allen Anssührnngen znstinnnen könne, das Ganze sei aber bezeichnend für die Stimmung in weiteren Kreisen des evangelischen Volkes. Wenn also ein Pastor seine Gedanken zu Papier bringt, so gelten sie als v»x i»o>>u!i. Das hatten wir freilich bisher noch nicht gewußt, sonst hätten wir nicht gezweifelt, daß die Mehrheit gegen die Aushebung des sz 2 sei. In diesem Artikel heißt eS also ganz trocken: „Die oozialdeuiolratischcv Höchst.n in ergänz! worden nicht znm wenigsten durch die Verletzungen, welche das de»nche Volk innerhalb der letzten Wahlperiode in seinem rechtlichen und kon fessionellen Empfinden erlitten zu haben glaubt. Zuletzt kurz vor de» Wahlen noch durch die Romreise mit den tendenziös über lrieben.cn, aber vom Volle für wahr gehaltenen 'Berichten. Dieses Genüg der 'Verletzung suchte einen Ausdruck, und es legte vielen sonn gut kaiserlich und evangelisch gesinnten Deutschen den sozialdemokratischen Wahlzcttel in die Hand. Die fichtien lieh mißachtet und führerlos und drängten dahin, wo ihnen Eides zu winken schien: Beachtung und Führung. Alle'Mchglnnmung würde mit einem Schlage verschwinden durch ein ktar.s und entschiedene-; Wort, das dem Volle zeigt, daß sein Empfinden verstanden und geachtet wird. Fürst und Volk würden sich wiedernnden. r och das Schwergewicht der persönlichen Frage drückt ans eine andere Stelle. Das deutsche Volk ist reis, das reuende Wort zu hcüen, Herrschaft, in t. l l. > l 0 Ziele, Hoffnungen und Stimmungen in den Kreisen des (Gang. Bnnde-s und der neuen evangelische» Ehriüen überhaupt. Das in doch deutlich! Gras Bülow muß entfernt werden, damit „sich Fürst und Volk wiedernndeü". Es ver- Aach geschiedener Lhe. Ein Sittenbild ans dem heutigen Frankreich. Von Comtesse de Beaurepaire. — Deutsch von Helene Kremvs NN Fortsetzung.! — tz1Ini!,dr»ck verboieiin Bertinets Zorn wuchs von Minute zu Minute, aber noch drängte er ihn zurück, obgleich die Wut ihn beinahe erstickte. Als aber ans nochmaliges inständiges Bitten seiner seits die egoistische'Frau nur beißende und beleidigende Antworten gab, da bezwang er sich nicht länger. „Schweig!" rief er mit donnernder Stimme, ich kann ! es nicht länger anhören. Wenn Du wüßtest, wie ich Dich ! verabscheue! Ich habe gegen den Haß angekämpft, bis er ! mich trotz allem überwältigt hat. Mein Herz, meine Seele, mein Verstand, inein ganzes Sein haßt Dich und Dein Anblick macht mich so wild, daß ich selbst darüber erschrecke. Ich bitte Gott, das; er mir bcisteht, sonst gibt es noch ein Unglück! Aber ich bin nicht wert, daß Gott mir helfe!" Regina wurde es mm doch bange. Sie war ans- ! gestanden und streckte die Hand nach der Klingel ans. „Rufe niemanden," sagte Bertinet. „ich gehe. Möge ! mein Schicksal sich erfüllen!" Er fühlte, daß, wenn er länger bliebe, er sich zu irgend , einer bedanernswerten Gewalttat hätte hinreißen lassen. Ein Tag folgte mm dem andern, ohne daß Regina ihren Gatten wiedersah. Sie dachte kaum an ihn und fühlte ihr unbekümmertes Leben fort in Erwartung der Dinge, die da kommen sollten, und die sie nicht beunruhigten. WaS auch immer ans Marzel wurde, sie behielt die halbe , Million, die ihr nach dem Gesetze zustaud. Zwar war dies iu ihren Augen kein großes Ver- ! mögen, aber sie würde schon sehe», wie es sich ver- I doppeln ließe. Bertinet blieb in dieser Zeit ganz eingeschlossen in seinem Zimmer. Er ließ sich das Essen dorthin bringen und empfing niemanden. Je näher der gefürchtete Augenblick kam, um so größer wurde seine Besorgnis und Qual. Die Kinder, ach. die KinderI Margnerite ging es wohl ein wenig besser, allein das schwache Leben hing sozusagen an einem seidenen Faden, der jeden Moment zerreißen konnte. Marzei zitterte bei dem Gedanken, daß eine erneute Anfregmig sie töten würde. Und wie sollte diese ihr erspart bleiben? Er war doch fürchterlich bestraft morden kür seine schwere Schuld! Wie mußte er mm leiden! Und niemand war da, der ihm in seinem Elende heisland. Körperliche und seelische Schmerzen gnäiten ihn. das Fieber brannte in seinen Adern, im Kopf hämmerte es unaufhörlich: er konnte weder schönen noch effen ... Es kam ilnn der Gedanke, an Rvbinde zu schreiben und ihr sein Leid zu klagen. Genuß, sie würde mit ihm fühlen, ihn vielleicht durch ein Trostwort ermutigen. Er verscheuchte aber diese Idee schnell diesmal jedoch nicht aus falschem Stolz, nein, im Gegenteil! „Ich habe sie zu schwer gekränkt," genand er sich. „Warum >oll ich sie noch weiter beunruhigen?' Der Gedaii/e kam aber immer wieder mid wurde zu einer wirklichen Tortur. Er meinte, nach einem solchen Briefe würde alles Ueliel gehoben sein. Er schrieb also: „Gelände, ich hätte Dich nicht martern sollen mit der Envätnnmg meines Leides. Jedoch mein Unglück ist zu groß, ich kann es nicht länger allein tragen. Der Tag naht, an welchem mein Name, der Name innerer Kinder, öffentlich an den Pranger gestellt wird. Zwar wird keine gerichtliche Bestrafung erfolgen, wie jedermann mir versichert, denn wenn dieses wäre, würde ich es nicht überleben. Aber man wird mich brandmarken als einen, der sein Wort und seine Feder verschachert der mit den ihm anvenrauten Jnlerenen schmählichen Handel getrieben, der lein Vaterland betrogen hak! Eine Hoffnung ans Rettung war mir geblieben. Wenn ich- die erhalteile Unterstützung hätte znrückgeben könne», so würde dies meine Schuld vermindert haben. Die össentlici e Meinung hätte dies dem Reuigen un gerechnet. Dazu bedurfte ich der Hilfe... Fräulein LebaronS! O Bvlande, verfluche mich nicht wegen dieses neuen Unrechtes, daß Miseren .Kindern zngemgt wird. Ais ich sie heiratete, hatte ich ihr eine bedeutende Summe ansaeietzt! Sie weigert sich jetzt, auch nur einen Lei! davon ziirückziigeben! Dies mußte ich Dir sagen. Du iolln auch wissen, daß ich sie Hane! J>.b gebe mir Mühe, nick» an sie zu denken, denn die Erinnerung an ne macht mich elend, macht mich schlecht! Ich wollte ne wäre toi! Ich wünschte sie leiden zu sehen zur Strafe für die Onai. die ne mir vorsätzlich zu fügte! Ich möchte auch gerne »erben! Das wäre die Er lönmg ffir mich und für Dich die Rabe. Es wäre ein Glück ffir unsere Kinder! Dieser Wunsch verläßt mich nicht mehr. In der Tat. hin ich nicht schon halb ge f'torbeu? Was gibt es für mich nach auf der Erde? Ver zeibe mir, Rolande verzeihe mir! Deine Vergehung ge währt mir die einzige Erleichterung iu meiner Nal! Und ich verdiene ne so wenig . . . Was ans mir werden soll, weiß ich nicht: was könnte ich zu meiner Rettung nach ttiu? Wenn uh wagen dür'te. m 'aae-t ich will r.:n. aas Dn mr gut er achten ..." Ani diese Weise nutte Beninel mehrere Seilen. Die abgebrochenen verworrenen Säue -engten genugsam von i d-w traurigcn Geistesverfassung des Schreiber-'-. Gegen i den Schluß bin war die Gedai.teniolge kaum zu ent- ! rätseln. einzutrelen. Jedach wieder. er Brie' versiegelt n Nd > Z'gen and: > rar. lMldeil dc w Ruhe für den Um igen felgende Margen br achte die Erreg I' m* nide ibm antworte»? Bö an» kennte d le nnlresren nnd wie würde sie an:-'.:!! en? mir seinen Grund gewc 'ch'elk bra: darum aber gerade io heftig. «Fortsetzung folgt.)